Wie kommt das Paradox zustande, dass Parteien nicht von denen gewählt werden, für die sie sich einsetzen?
Ist euch auch schon aufgefallen, dass die meisten Wähler der Grünen/SPD etc. Eher hochgebildete Akademiker oft mit gutem Einkommen und ohne Migrationshintergrund sind, während diese Parteien vorgeben, für Migranten und Sozial schlechter gestellte Menschen da zu sein und Reiche Menschen Eher kritisch sehen höher besteuern wollen usw.
Gleichzeitig neigen genau diese Menschen der unteren Mittelschicht und viele unter diesen auch mit Migrationshintergrund dazu, rechte Parteien wie die CDU oder AfD zu unterstützen, die Eher gegen dieses Klientel agitieren und für Wohlhabende und die sogenannte Mehrheitsgesellschaft sprechen.
Wie kommt dieses Paradox, das es ja nicht nur in Deutschland gibt, in den USA und anderen Ländern ist es sehr ähnlich, zustande ?
9 Antworten
Hier ab Minute 4:27 ein ausführlicher Versuch einer Erklärung.
Es dürfte mit der sogenannten "Identitätspolitik" zu tun haben, die stark polarisiert und ablenkt von den wirklich wichtigen Themen wie Umverteilung, soziale Absicherung und Arbeitnehmerrechte und Löhne - wonach die gesellschaftlichen Gruppen noch bis in die 90er gewählt haben.
Ein Paradebeispiel hierfür wäre eine Partei, die sich vehement für Umweltschutz einsetzt, jedoch möglicherweise nicht die Wählerschaft erreicht, die ihre Hauptaugenmerk auf wirtschaftliche Belange legt.
Das sogenannte 'kleinere Übel'-Prinzip" führt dazu, dass Wähler manchmal eine Partei wählen, die nicht ihren Idealen entspricht, um eine andere, noch weniger wünschenswerte Option zu vermeiden.
LG aus Tel Aviv
Ich will mal dazu sagen, dass der Menschen egoistisch ist.
Wenn ich eine PV-Anlage besitze oder Windräder, dann bin ich natürlich für hohe Subventionen bei erneuerbaren Energien, hohe Einspeisevergütungen etc. Dann wähle ich die Grünen.
Wenn ist Schrottwohnungen habe und diese überteuert an Kommunen vermieten kann, die dort Flüchtlinge unterbringen, dann wähle ich doch auch pro Asyl-Parteien.
Anwälte verdienen auch gut an Klagen gegen Asylablehnungen. Die werden auch nichts an der momentanen Situation ändern wollen.
Beamte werden auch lieber Parteien wählen, die ihre Pensionen nicht antasten wollen. Denen wird die Besoldung auch angepasst, wenn durch Inflation alle Preise steigen.
Bei uns (eine Hochburg der Grünen) soll auch eine Asylunterkunft gebaut werden. Plötzlich sind sogar die Anhänger der Grünen dagegen und es gibt einen Bürgerentscheid. 🙈
Die Superreichen (Amazon und Co.) die haben andere Ziel. Die wollen mit der durchsetzungen linker Ziele (BGE...) nur ihre Taschen weiter füllen.
Das ist die Schatten- oder Kehrseite der Demokratie.
Was die Parteien mit der AfD machen ist vollkommen undemokratisch... 🤷
Dieses Paradoxon gab es auch schon in der Vergangenheit, etwa in der deutschen Kaiserzeit. Die Bauern sowie Teile der Arbeiterschaft, die eigentlich eher von SPD-Politik profitiert hätten, waren lange Zeit erzkonservative Wähler.
Ursache dieses Phänomens dürfte eine Mischung aus mangelnder politischer Aufklärung einerseits und Fixierung auf einzelne politische Themen andererseits sein.
Beispiel aus der Gegenwart: die AfD. Sie erhält auch sehr viel Zustimmung von Menschen, die eher den unteren sozialen Schichten zuzuordnen sind - obwohl die AfD eine extrem marktliberale Partei ist, die sich wenig für schwächergestellte Mitglieder der Gesellschaft interessiert. Aber: sie will die bösen Äusländööör rausschmeißen! Und das ist bei manchen Wählern tatsächlich das einzige relevante Thema, an dem sie ihr Wahlverhalten ausrichten.
In den USA sieht es ähnlich aus. Viele Wähler in den teilweise ärmeren Südstaaten würden von Sozial-, Bildungs-, Infrastruktur- und Konjunkturprogrammen profitieren, wie sie häufig von den Demokraten angegangen werden. Aber: die Republikaner wollen die bösen Äusländööör rausschmeißen / draußenhalten, sie reden viel von Gott, der Bibel und dem Glauben, und sie sind echte Patrioten! Und genau das ist es, was die Wähler im Süden haben wollen.