Wie kann die Armut in Deutschland bekämpft werden?

13 Antworten

Ich denke nicht, dass es da einfache Lösungen gibt, aber ein paar Punkte die mir so einfallen:

  1. Die Wirtschaft muss wieder aufblühen. Hier spielen aber natürlich auch internationale Vorgänge eine Rolle: Sich gegenseitiges klein halten und die internationale Ungleichheit (die dan zur Verlagerung der Produktion in ärmere Länder führt) sind da ein Faktor. D.h. nur lokal lässt sich das kaum angehen
  2. Egal ob es um Kommunalverwaltungen oder die Verwaltung von Krankenkassenbeiträgen geht: In Deutschland sickert da wahnsinning viel Geld durch. D.h. grundlegende Strukturen müssen überarbeitet werden.
  3. Der Wohnungsmarkt muss wieder sozialer werden.

Bei all dem spielt natürlich auch eine Rolle, das wir in der heutige Zeit oft aneinander vorbeileben:
Der reiche Grüne mit Penthouse Wohnung in Berlin kann die Sorgen einer alleinerziehden Mutter in einer Plattenbausiedlung kaum verstehen und umgekehrt. Statt aber nun hinzugehen und den Dialog zu suchen gehen wir hierzulande oft hin und bezeichnen den anderen als "dumm", "wohlstandsverwahlost" usw.
D.h. die Grundlage um überhaupt irgendwas zu lösen ist es, zu erkennen, dass mein eigener Standpunkt alles andere als objektiv ist und dann müssen wir wieder ins Miteinander kommen.
Denn kein Problem können wir lösen, wenn wir es nicht gemeinsam tun.

Armut ist in der EU so definiert, dass jemand weniger als 60% des Durchschnittseinkommens (vereinfacht: es ist das mediane Äquivalenzeinkommen um genau zu sein) verdient. Und das lässt sich schon statistisch nicht verhindern.

Absolute Armut hat niemand in Deutschland. Nur relative in dieser Definition.

Bekämpfen? Höhere Sozialhilfe, höherer Mindestlohn, höhere Steuern für Verdiener über dem Median. Aber wie gesagt: verhindern kann man sie nicht.

Wie kann die Armut in Deutschland bekämpft werden?

Das wird doch schon gemacht:

Indem man die Reichen aus dem Lande vergrault.

Armut ist in der EU so definiert, dass jemand der weniger als 60% des Durchschnittseinkommens verdient, als arm bezeichnet wird.

Dann fällt das durchschnittliche Einkommen, und weniger Menschen gelten als arm.


Miniaturwelt  17.08.2024, 19:52
Das wird doch schon gemacht:

Unsinn

Indem man die Reichen aus dem Lande vergrault.

Klar, Reiche werden bestimmt durch unfaire Steuern zugunsten hoher Einkommen vergrault. Wer will schon Geld verdienen - ihhh.

DerJens292  17.08.2024, 20:58
@Miniaturwelt

Wenn 9 Leute 12000 verdienen, und einer 100.000, sind 9 Menschen arm. 20800 im durchschnitt verdient.

Wenn der mit 100.000 nach Schweiz umzieht, sind die 9 nicht mehr arm. Der Schweizer verdient weiterhin 100.000, versteuert sie aber in der Schweiz.

Miniaturwelt  17.08.2024, 21:06
@DerJens292
Wenn 9 Leute 12000 verdienen, und einer 100.000, sind 9 Menschen arm. 20800 im durchschnitt verdient.

Schön, dass du uns das Wort "relativ" an einem Beispiel erklärt hast.

Das ist zwar völlig am Thema vorbei. Es geht um das gestiegene relative Ungleichgewicht von Einkommen und Vermögen und nicht um krude Zahlenspielchen.

Wenn der mit 100.000 nach Schweiz umzieht, sind die 9 nicht mehr arm. Der Schweizer verdient weiterhin 100.000, versteuert sie aber in der Schweiz.

Deshalb hat die USA die Pflicht Steuern zu zahlen an die Staatsangehörigkeit gekoppelt. Wenn er also als US Staatsbürger in der Schweiz sein Geld verdient, müsste er trotzdem in den USA in Dollar seine Steuern bezahlen.

Solch ein Gesetz sollte für Deutschland eingeführt werden.

DerJens292  17.08.2024, 21:38
@Miniaturwelt

"Solch ein Gesetz sollte für Deutschland eingeführt werden."

Ist aber nicht.

Und weißt du, wer die letzte große Steuerentlastung für Großbetriebe umgesetzt hat?

So etwa 2007, als die Regierung erkannt hatte, daß die Großbetriebe, der Mittelstand und die kleinen Einkommen zu viel Steuern bezahlen, und zur Ankurbelung der Wirtschaft entlastet werden sollten?

Mit den Großbetrieben wurde die Steuerentlastung begonnen. Diese nutzten alle legalen Steuergestaltungsmöglichkeiten und im Endeffekt brachen die Steuereinnahmen in Deutschland zusammen.

Die Entlastung des Mittelstandes und der kleinen Leute wurde wegen der "Wirtschsftskrise" (gesunkene Steuereinnahmen) verschoben, und bis heute nicht umgesetzt.

Danke an die GRÜNEN und die SPD.

Miniaturwelt  17.08.2024, 21:40
@DerJens292
Und weißt du, wer die letzte große Steuerentlastung für Großbetriebe umgesetzt hat?

Steht doch in meinem Profil.

So etwa 2007, als die Regierung erkannt hatte, daß die Großbetriebe, der Mittelstand und die kleinen Einkommen zu viel Steuern bezahlen, und zur Ankurbelung der Wirtschaft entlastet werden sollten?

Genau - und das war eine Lüge und schon damals empirisch widerlegbar

Mit den Großbetrieben wurde die Steuerentlastung begonnen. Diese nutzten alle legalen Steuergestaltungsmöglichkeiten und im Endeffekt brachen die Steuereinnahmen in Deutschland zusammen.

Genau das war der Fehler.

Danke an die GRÜNEN und die SPD.

Wobei die Grünen und die SPD die Neoliberalisierung unter Schröder nur fortgesetzt haben.

DerJens292  17.08.2024, 21:43
@Miniaturwelt

also nicht im Interesse der Arbeiter und sozial Schwachen, also ihren eigenen Wählern, gehandelt haben. Aber für das Großkapital Steuern senken. Jaja. eh: neinnein!

Miniaturwelt  17.08.2024, 22:07
@DerJens292

Weshalb sollte ich Steuern für das Großkapital senken wollen? Ich will das Gegenteil.

DerJens292  17.08.2024, 22:10
@Miniaturwelt

"ich will das Gegenteil... " also Steuern erhöhen, damit sie das Land verlassen, und das Durchschnittseinkommen und damit die Armut sinkt. Es ist zwar weniger Geld verfügbar, aber es gelten weniger Menschen als Arm. Und Du als Schweizer profitierst von der Steuerflucht.

Miniaturwelt  17.08.2024, 22:24
@DerJens292
ich will das Gegenteil... " also Steuern erhöhen, damit sie das Land verlassen, und das Durchschnittseinkommen und damit die Armut sinkt.

Stimmt, dann würde die Armut tatsächlich sinken. Klassischer Freudcher-Versprecher. Sie können das Land gerne verlassen, dann liegen sie der arbeitenden Bevölkerung nicht mehr auf der Tasche. Ihre Unternehmen, Produktionsmittel, Wertpapiere und Betriebsvermögen bleiben hier und werden anschließend besteuert. Ihr Vermögen im Ausland dann auch. Dahingend können wir uns ein Beispiel an den USA nehmen. Die handhaben das so ähnlich. Das die USA in irgendwas mal sozialer sein werden als wir. Danke SPD.....

Und Du als Schweizer profitierst von der Steuerflucht.

Ich bin deutscher Staatsbürger. Ich lebe überwiegend in Deutschland und arbeite auch hier. Die Schweiz ist sozusagen meine "Wunschheimat".

Aber ganz sicher nicht wegen der ungerechten Sozialpolitik.

DerJens292  18.08.2024, 00:07
@Miniaturwelt

"Und Du als Schweizer profitierst von der Steuerflucht."

"Steht doch in meinem Profil."

Armut wird es im Kapitalismus immer geben. Wie man aber leicht entgegenwirken kann wäre durch mehr Arbeitsbeschaffung & eine Reformierung des Rentensystems.


Viktor1  17.08.2024, 18:26
Armut wird es im Kapitalismus immer geben

Im "Sozialismus" waren alle arm - bis auf die Bonzen welche sich Sondervergünstigungen zugeschustert haben.

titzi4  17.08.2024, 18:31
@Viktor1

Es hatte aber keiner Existenzängste, jeder hatte einen Job und gleiches Geld, kein Neid usw.

MenschDNA  17.08.2024, 18:40
@Viktor1

Nur weil ich sage, dass Kapitalismus kacke ist, meine ich nicht automatisch, dass Sozialismus, Kommunismus oder sonst etwas besser ist. Alles ist scheiße. Solange der Mensch ein Tier ist, wird es immer Armut geben. Punkt.

Erst wenn wir eines Tages den evolutionären Zustand erreichen, dass wir KI z.B sind, dann wird es keine Armut mehr geben.

indem man die Kleinen deutlich weniger belastet, die Großen mehr und Sozialleistungen entbürokratisiert und bedarfsgerecht erhöht. Gleichzeitg bessere Integration und Bildung und ausreichende Infrastruktur (z.B. Sozialwohnungen, Kindergärten).

Konkret:

1) Steuern

Kapital, Vermögen und große Erbschaften massiv besteuern, Einkomensteuer linear mit hohen Freibtägen (ca 25.000€/Jahr) und bis 90% auf letzten Euro. Mittelfristig indirekte Steuern (z.B Mehrwertsteuer) weitgehend abschaffen.

2) Infrastruktur

Mindestens eine Millionen zusätzliche bezahlbare bzw. Sozialwohnungen in den Ballungszentren (und staatliche gemeinnützige Wohnungsgesellschaft schaffen), kostenlose Kindergärten und kostenloses Schulessen, Polikliniken in allen Stadtteilen bzw. grösseren Orten 10.000 Einwohner

Gettorisierung bekämpfen, indem mehr soziale Mischung in Wohngebieten erreicht wird und Migranten besser verteilt werden, keine Schulen für "Abgehängte" mit 90% Ausländeranteil

3) Gesundheit

Einheitskasse statt 2-Klassenmedizin, Berücksichtigung aller Einkommensarten, Einbeziehung Beamte und Selbständige, faire Beiträge ohne Beitragsbemessungsgrenze, ergänzende staatliche Pharmaindustrie für preiswerte Medikamente und für Entwicklung neuer Wirkstoffe (die für Private nicht rentabel sind). Ausreichende Krankenhausfinanzierung und deutlich weniger Zuzahlungen bei Medikamenten. Hilfsmittel und Zähne wieder ausreichend Zahlungen übernehmen

4) Soziales

Erweiterung Wohngeld, Bürgergeld und Sozialhilfe bedarfsgerecht erhöhen und entbürokratisieren. Höhere Freibeträge bei "Schonvermögen" und Umdrehung des KdU-Prinzips: Behörden müssen konkret nachweisen, dass es eine preiswertere Wohnung gibt

Kindergrundsicherung massiv ausweiten auf ca 500€ pro Kind und dafür Elterngeld + Kinderfreibetrag bei Steuern streichen.

5) Bildung

Kindergärten ausweiten und kostenlos, verbindliche Sprachtests und Förderung bei Bedarf

Gemeinsame Schule bis 10. Klasse und kleinere Klassen (max. 15 Schüler), soziale Durchmischung gewährleisten, mittelfrsitig Abschaffung von Privatschulen, echte Lernmittelfreiheit

6 Rente)

Mindestrente 1500€ plus jährlich Inflationsausgleich, Demografie- und Riesterfaktor zurücknehmen. Einkommenbasis verbreitern: Beamte reinnehmen, statt Lohnsumme alle Einkommensarten berücksichtigen und Unternehmen AG-Anteil auf Gewinn zahlen lassen statt Lohnsumme


titzi4  17.08.2024, 18:57

Wow. Durchdacht.

Was machst du beruflich?

Miniaturwelt  17.08.2024, 19:49

Der keynsianistische Ökonom gibt deiner Antwort die volle Punktzahl. Top!