Was denkt ihr ist am ehesten die Ursache für Mobbing an Schulen?

Das Ergebnis basiert auf 33 Abstimmungen

Falsche Werte von Erwachsenen vorgelebt 36%
Kinder wollen Aufmerksamkeit (bekommen zu Hause zu wenig, Sorgen) 30%
Psychopathie, Soziopathie, andere Persönlichkeitsstörungen 12%
Konkurrenzdenken ("es könnte ja jemand beliebter werden ich...") 9%
Fehlende Autorität der Lehrer (regellose Situation) 6%
Bagatellisierung durch die Gesellschaft 3%
Falsche Konfliktkultur (intrigieren statt reden) 3%

11 Antworten

Mobbing ist eigentlich eine recht "natürliche" Sache im Bereich gruppendynamischer Prozesse. Ein gemeinsames Feindbild stärkt den Zusammenhalt einer Gruppe und das Zugehörigkeitsgefühl zu dieser Gruppe bei den einzelnen Mitgliedern.

Im Sinne der Opfer ist das natürlich dennoch kein Verhalten, was einfach so hingenommen und akzeptiert werden kann, klar. Deshalb wird natürlich immer versucht, Mobbing zu bekämpfen und zu unterbinden, was auch gut und richtig ist. Aber ich bezweifle doch ein wenig, dass man Mobbing irgendwie dauerhaft und für immer "ausradieren" kann, eben weil es irgendwo in der Natur des Menschen recht fest verankert zu sein scheint... Ist und bleibt also ein mühsamer Kampf, den man immer wieder kämpfen muss, damit möglichst keine Menschen dadurch zu Schaden kommen!


DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 01:00

Ich glaube nicht, dass es natürlich ist. Es gibt Klassen ohne Mobbing und wenn man jemanden nicht mag, muss man sich ja nicht direkt mit ihm abgeben oder ihn freizeitlich treffen.

Und zur Gruppendynamik... Oft gibt es ein, zwei Aufhetzer und die anderen würden gar nicht mobben, wenn die nicht wären. Also bezweifle ich, dass das in der Natur des Menschen liegt.

Ich denke eher, es ist ein gesellschaftlicher Fehler, der im System Schule evident wird, weil Kinder nicht der Strafbarkeit unterliegen und Lehrer nicht als Autoritäten verbindliche Regeln durchsetzen.

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HappyMe1984  12.03.2023, 01:05
@DoctorInge

Beschäftige dich mal mit gruppendynamischen Prozessen, insbesondere den möglichen Rollen in Gruppen sowie den Phasen der Gruppenbildung! Und denk dann mal an verschiedenste Gruppen, die du in deinem Leben schon erlebt hast - das Team bei der Arbeit, die Klasse in der Grund- und der weiterführenden Schule, Eltern der anderen Kinder in den Klassen deiner Kinder, den Verein, alles mögliche, wo mehrere Menschen über einen längeren Zeitraum in einer weitestgehend festen Zusammensetzung immer wieder zusammenkommen. Überall dort kann man diese Prozesse, Rollen und Verhaltensweisen finden, quer durch alle Altersgruppen und Arten von Gruppen. Mal in manchen Punkten ausgeprägter, mal weniger ausgeprägt. Aber vorhanden sind sie immer! Und deshalb kommt Mobbing auch bei weitem nicht nur in Schulen vor, sondern in allen möglichen Gruppen...

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 01:14
@HappyMe1984

Aber es gibt nicht in jeder Klasse und in jedem Verein Mobbing. Ich kenne Beispiele, die ohne funktionieren, weil es hier keinen gibt, der aufhetzt oder keinen, der mitmachen würde.

Ich habe ja an Gruppen gedacht, als ich den ersten Kommentar schrieb und genau da fiel mir auf, dass es Mobbing genau dort gab, wo es Aufhetzer und Mitläufer gab. Ich kenne Gruppen, wo wirklich kein Opfer und kein Täter existieren, auch nicht im Kleinen und auch nicht subtil. Das ist einfach nur eine Gruppe von Menschen, die sich trifft und dann nach Hause geht.

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HappyMe1984  12.03.2023, 01:19
@DoctorInge

Wie gesagt - die Ausprägung von Rollen und Prozessen kann in Gruppen variieren, je nach den konkreten Personen und deren Charakter und Persönlichkeit, die die jeweiligen Rollen einnehmen. Deshalb kommt es manchmal zu extremeren Ausprägungen dieser Prozesse und Verhaltensweisen und manchmal zu eher schwächeren. Mobbing wäre so eine extreme Ausprägung, ja. Aber die Vorstufe dazu - also das Vorhandensein eines "Außenseiters" in der Gruppe, mit der andere Gruppenmitglieder weniger gern irgendetwas zu tun haben als mit anderen - findet man eben doch wieder in wirklich jeder Gruppe.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 01:31
@HappyMe1984
manchmal zu eher schwächeren.

Nein, es gibt auch keine schwache Ausprägung von diesen Prozessen in den Gruppen, von denen ich berichtet habe.

Es gibt keine Täter und keine Opfer.

Auch nicht schwächer und auch nicht subtil.

Es ist so.

also das Vorhandensein eines "Außenseiters" in der Gruppe, mit der andere Gruppenmitglieder weniger gern irgendetwas zu tun haben als mit anderen - findet man eben doch wieder in wirklich jeder Gruppe.

Ob jemand eher ein Außenseiter ist oder nicht, da gibt es so viele Gründe. Das muss keine Vorstufe zu Mobbing sein und dafür braucht es auch nicht immer einen Täter oder eine Gruppe, die aktiv nichts mit der Person zu tun haben will.

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HappyMe1984  12.03.2023, 01:42
@DoctorInge

Schau dir die Gruppen, in denen du unterwegs bist, mal genauer an unter diesem Aspekt! Also, sachlich und objektiv, nicht wertend. Findest du nicht doch überall einen Anführer, ein paar Mitläufer und jemanden, der eher Außenseiter ist?

Jetzt stell dir mal vor, dass der Anführer in dieser Gruppe ein etwas anderer Mensch wäre. Jemand, der irgendwie ziemlich negativ drauf ist, mit sich selbst nicht ganz im Reinen, vielleicht sogar mit ausgeprägten narzisstischen Tendenzen. Und mit Mitläufern, die ebenfalls eher unsicher sind und diesem Anführer blind folgen. Wie lang würde es hier wohl dauern, bis der Außenseiter von denen so richtig angegriffen und eben gemobbt wird?

DAS meine ich. Solang die Rollen mit "positiven" Menschen besetzt sind, ist alles gut. Aber sobald irgendwo etwas ins Spiel kommt, was man so grob unter dem Begriff "toxisch" zusammenfassen könnte, kann das eben ruckzuck in Mobbing kippen. Und das eben, weil diese Rollen und Prozesse überall vorkommen und nur die konkreten, agierenden Menschen, ihr Charakter, ihre Persönlichkeit und ihre persönliche Lebenssituation darüber entscheiden, ob es alles harmlos und okay bleibt oder eben ins Bösartige kippt.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 02:02
@HappyMe1984
Findest du nicht doch überall einen Anführer, ein paar Mitläufer und jemanden, der eher Außenseiter ist?

Nein, nein und nochmals nein.

In der Gruppe, in der ich mich bewege, gibt es keinen Anführer und keine Mitläufer.

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HappyMe1984  12.03.2023, 02:23
@DoctorInge

Ich glaube, du denkst bei diesen Rollen zu wertend. Ein Anführer ist nicht zwingend ein kleiner Diktator, ein Mitläufer nicht zwingend ein blind folgender Fußsoldat bei diesem Thema.

Denk bei Anführern mal an die Person, die die Gruppe zusammenhält, viele Vorschläge macht, was man gemeinsam unternehmen könnte, tolle Ideen einbringt, gute Gedanken hat, der man sich gerne anschließt, der man zutiefst vertraut, der man gerne zuhört, wenn sie etwas erzählt.

Denk bei Mitläufern mal an diejenigen, die jetzt nicht unbedingt immer vorne dabei sind, wenn es um Ideenfindung und Pläneschmieden geht, die aber freudig und motiviert mitmachen, immer dabei sind, immer unterstützen, immer zur Stelle sind, wenn was anliegt.

Und bei den Außenseitern geht es auch nicht um verhasste Personen oder so. Denk hier lieber mal an die Person, die sich dann doch lieber im Hintergrund hält, bei der man bei Einladungen oder so dann doch mal kurz gedanklich über ein "Mmh, wer fehlt noch... Ach ja, XY!" stolpert, die eher still in der Runde dabei sitzt, die sich hier und da nicht so recht traut, sich einzubringen oder die öfter fehlt, ohne dass das Fehlen zu einer völligen Handlungsunfähigkeit der Gruppe führt.

Na, immer noch keine Rollen in den verschiedenen Gruppen, in denen du dich in deinem Alltag und Leben so bewegst ;)?

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 05:35
@HappyMe1984

"Meine" Gruppe ist bei niemandem handlungsunfähig, wenn jemand fehlt. Also wären wir alle gleichermaßen Außenseiter. Upps, geht ja nicht.

Dann sage ich halt: "Du hast recht." Damit du zufrieden bist, weil du ja offensichtlich recht haben musst.

Aber ob ich das auch denke, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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Bagatellisierung durch die Gesellschaft

Es wird wahrscheinlich immer Leute geben die Ihre Probleme auf andere Projezieren und sie deshalb niedermachen.

Aber das darf man sich als Gesellschaft eben nicht gefallen lassen. Gerade in der Schule gibt es ja eigentlich immer Personen die dabei sind die das unterbinden müssten (Lehrer). Aber statt zu unterbinden das einige Schüler fertig gemacht wurden wurden teilweise sogar die Opfer von Schulveranstalltungen ausgeschlossen.

Aber wenn man dem Mobbingopfer nicht beisteht hat das Opfer eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Sich vernichten zu lassen oder zu zu schlagen.

Kinder wollen Aufmerksamkeit (bekommen zu Hause zu wenig, Sorgen)

Ich finde alle richtig, aber sehe Sorgen zu Hause hier am ehesten. Und obwohl falsche Werte von Erwachsenen hier auch sehe, würde ich gerne falsche Werte im Freundeskreis hinzufügen.

Kinder wollen Aufmerksamkeit (bekommen zu Hause zu wenig, Sorgen)

Fehlende Aufmerksamkeit und auch Konkurrenzdenken sehe ich als die Hauptgründe für Mobbing. Konkurrenzdenken ist es mit Sicherheit bei den Mitläufern, die einem Hauptmobber alles nachmachen, aber der Antrieb kommt ja meistens nur von einem einzelnen. Ich würde zwar Psychopathische Züge nicht grundsätzlich ausschließen, aber das wird eher die Ausnahme sein. Vielmehr sind es private Probleme, welcher Art auch immer, die einen Menschen dazu bringen, einen anderen leiden sehen zu wollen - als Ausgleich sozusagen. Dann kann der Mobber sich auch mal stark fühlen.

Ich denke, die Schulsozialarbeiter sind diejenigen, die sich dann dem Problem annehmen sollten - nicht die Lehrer.


UpperBody  12.03.2023, 01:06

Tatsächlich kommen Mobber meist aus stabilen Familien ohne viele Probleme. Dieses Bild des bemitleidenswerten Mobbers hat Hollywood in unsere Köpfe gesetzt.

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DJFlashD  12.03.2023, 01:45
@UpperBody

Definiere stabil. Nur weil jemand aus "gutem Hause" kommt, heißt das noch lange nicht, dass er dort gut behandelt wird und die Aufmerksamkeit bekommt, die er benötigt..

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 02:04
@DJFlashD

Stimmt, aus "gutem Hause" kam ich auch. Zwischenmenschlich war es allerdings oft nicht so gut.

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 01:02

Schade nur, dass es an so vielen Schulen keine gibt. Wobei ich bezweifle, dass das Problem so gelöst werden könnte. Ich habe das Gefühl, es liegt gesellschaftlich viel tiefer.

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DJFlashD  12.03.2023, 01:08
@DoctorInge

Seit ich aus der Schule raus bin, habe ich aber tatsächlich nicht mehr mitbekommen, wie jemand gemobbt wird. Vielleicht hatte ich da einfach nur Glück, aber mir kommt es so vor, als wäre das außerhalb der Schule im Erwachsenenleben kaum noch ein Problem..

Aber es kann natürlich wirklich sein, dass ich da einfach Glück mit den Leuten um mich herum hatte. Das wäre allerdings bedenklich 🤔

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DoctorInge 
Beitragsersteller
 12.03.2023, 01:18
@DJFlashD

Ich weiß aus Berichten im Internet, dass es Mobbing auch am Arbeitsplatz gibt. Aber ich denke, dass es dort seltener vorkommt als in der Schule. Zumindest weiß ich von keinem einzigen Bekannten, dass bei ihm Mobbing am Arbeitsplatz existiert hätte oder existieren würde.

Es ist wohl wirklich ein hauptsächlich schulisches Problem bzw. ein gesellschaftliches, das sich im Setting Schule zeigt.

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Fehlende Autorität der Lehrer (regellose Situation)

Da gibt es viele Gründe bzw. deren Gründe, was eigentlich gar keine sind. Zum Beispiel als einziger schüchtern, trägt günstige Kleidung, trägt Kleidung die erneuert werden müsste, Schwester an der selben Schule, aber nicht schlau ist, regelmäßig fehlende Materialien, anderes aussehen wie andere Kulturen oder Krankheitsbedingt oder aber, der Natur wegen, schlechtere Noten öfter usw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

DJFlashD  12.03.2023, 01:03

Das sind alles Dinge, für die man gemobbt werden könnte, aber das Mobbing kommt ja von der mobbenden Person - und diese sucht sich dann eben solche Ziele heraus. Das Problem ist dann aber der Mobbende und nicht etwa die Billigschuhe aus dem Supermarkt

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