Sind die Niedriglöhne in Deutschland mit für die schlechte Lage in Deutschland verantwortlich?

Sky150119  03.04.2024, 21:06

Wieviel ist bei dir Niedrighlohn?

Sky150119  03.04.2024, 21:10

Bei Steuerklasse 1 entspräche dein Niedriglohn ca. 4.200 brutto

DerECHTEBoss285 
Beitragsersteller
 03.04.2024, 21:21

In Schleswig-Holstein bekommt kaum jemand 4200€.

Sky150119  03.04.2024, 21:22

Waren deine 2.700 Euro brutto oder netto?

7 Antworten

Die Leute kaufen sich nichts mehr,

Doch. Tun sie. Man sollte mit solch absoluten Aussagen bzw. Superlativen vorsichtiger sein.

 weil viel mehr Anteile für Lebensmittel,

Nur mal so nebenbei zur Preisexplosion bei den Lebensmitteln. Unsere Bauern haben viele Jahre einen Gewinn von etwa 5 bis 6 Milliarden erwirtschaftet. Nun im letzten Wirtschaftsjahr ist das explodiert auf 14 Milliarden, also fast das dreifache...

Merkst du etwas?

 Ich sage mal der normale Otto hat nicht mehr wirklich was vom Lohn, sollte mal die Waschmaschine oder das Auto kaputt gehen

Kommt drauf an, wie viel er sich den Monat über gönnt. Das Frühstück beim Bäcker, den Kaffee To Go, all das sind halt auch in gewisser Weise Dinge, die man vielleicht überdenken kann. Wenn man das dann tut, hat man vielleicht auch nochmal ein paar Euros mehr übrig.

Sind die Niedriglöhne in Deutschland mit für die schlechte Lage in Deutschland verantwortlich?

Nun zu deiner eigentlichen Frage: Wir Deutschen jammern immer noch und immer wieder auf verdammt hohem Niveau. man muss einfach mal vergleichen, was auch der von dir angesprochene Niedriglöhner vor 20 bis 30 Jahren hatte und was er heute hat oder aus gesellschaftlichem Druck heraus haben muss, dann bemerkt man einen gravierenden Unterschied.

Neuestes Smartphone? Gabs vor 20 Jahren eh nicht. Ebenso 2-3 Handyverträge für die Familie. Auch zwei drei Streaming-Abos bei Netflix und Co. Sowas gab es nicht. Überhaupt hat sich im Bereich Elektro und Entertainment, sowie PC/Laptop/Tablet verdammt viel getan und vieles gab es schlichtweg vor 20 Jahren nicht für die normale Familie. So kann man weitermachen. Heute gilt ein Kind als verarmt, wenn es nicht mit Markenklamotten rumläuft. Ich habe tatsächlich so eine Armutsdefinition gelesen. Vor 20 bis 30 Jahren hätte man dich ausgelacht, wenn du so eine Armutsdefinition erzählst.

Nun. Heutzutage hat man also deutlich mehr oder anders: Man sollte deutlich mehr haben und konsumieren, sonst gilt man als arm. Die Löhne am unteren Ende haben viele Jahre nicht mal annähernd Schritt gehalten. Vor 10 Jahren konnte sich kaum einer im unteren Lohnbereich gute Handys/Smartphones, Laptops/Tablets usw. leisten.

Was gut ist, ist der von der SPD gegen den Widerstand der CDU/CSU erzwungene Mindestlohn, der nun auch schrittweise (da war sich die Ampel einig) erhöht wird. Damit auch im unteren Lohnbereich mit dem wachsenden Wohlstand Schritt gehalten wird. Da ist man noch nicht am Ziel. Deswegen fordert die SPD längst beispielsweise 14 €.

Es ist aus meiner Sicht richtig, dass auch untere Lohngruppen vom wachsenden Wohlstand profitieren. Auch und gerade weil Internetzugang, Smartphone und Tablet u.ä. mittlerweile auch zum Alltag gehört. Weil es zwar auch Zugang zu Unfug wie Russen-Tok bietet, aber auch zur Bildung. Was insbesondere dann Kindern hoffentlich zugute kommt. Daher ist es für mich zwingend, dass zumindest finanziell eine Option da ist, daran teilzuhaben. Ob man das kann mit dem von dir genannten Gehalt. Manche bekommen es hin, sparen dann eventuell wie gesagt am täglichen Coffee-To-Go und machen sich eine klassische Thermoskanne für die Arbeit. Manche haben ihre Prioritäten auf das Frühstück beim Bäcker und den Kaffee To Go und bekommen es womöglich dann nicht hin. Manche leben in einer Gegend mit explodierten Mieten und haben dann womöglich tatsächlich kaum Optionen.


cminor7  04.04.2024, 08:23

Und wieder ein Beitrag über die Gewinnexplosion bei den Landwirten, der die Verteilung dieses Gewinns auf Groß- und Kleinbetriebe außer Acht lässt.

Die Bauernsubventionen - auch auf EU Ebene - waren schon seit langem auf Expansion und damit auf Großbetriebe ausgelegt und der kleine Familienbetrieb kommt kaum zurecht.

xubjan  04.04.2024, 08:28
@cminor7
Und wieder ein Beitrag über die Gewinnexplosion bei den Landwirten, der die Verteilung dieses Gewinns auf Groß- und Kleinbetriebe außer Acht lässt.

Ich lasse gar nichts außer Acht. Es waren genau jene Großbetriebe, die hier Radau gemacht haben. Die Kleinbetriebe kriegen beim Bauernverband "so nen Hals".

Aber auch das ändert nichts daran, dass an den explodierenden Lebensmittelpreisen nicht die Regierung oder sonst wer daneben Schuld hat. Das war in erster Linie eine Spekulation von Landwirten und Händlern.

cminor7  04.04.2024, 08:30
@xubjan

Nein. Das waren Belastungen und Vorschriften, die die Preise vorerst getrieben haben. Sei es ein Pestizidverbot oder ein Stallumbau, auch Bauern legen das auf die Preise um.

xubjan  04.04.2024, 08:32
@cminor7

Beweise mal: Welche "Belastungen" gab es denn, die das gerechtfertigt haben? Welche Vorschriften gab es?

Sei es ein Pestizidverbot oder ein Stallumbau, auch Bauern legen das auf die Preise um.

Beweise mal, was exakt da verändert wurde. Und vor allem: Wieso sind die gewinne explodiert? Das ergibt keinen Sinn, was du schreibst, denn dann müssten die Gewinne ja gleichgeblieben sein, wenn es nur Kosten waren, die umgelegt wurden.

cminor7  04.04.2024, 08:44
@xubjan

Nimm doch mal die GuV eines Landwirtschsftsbetriebs und erarbeite anhand dieser, die Kostensteigerungen und die Gewinnsteigerungen - dann kommst du zum selben Ergebnis.

Bruno2308  04.04.2024, 08:47
@xubjan

Das Angebot hat sich aus verschiedenen Gründen verringert, ehernes Marktgesetz: Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Achte auf Sonderangebote, z.B. Hähnchenschenkel mit Schulterstück 2 kg € 6,-, Butter 250 gr € 1,45, Gemüse ist teurer, weil in Spanien das Wasser knapp wird und in D der Mindestlohn angehoben wurde. Landwirte haben kam Möglichkeiten, durch Spekulation Einfluss auf die Verbraucherpreise zu nehmen.

xubjan  04.04.2024, 08:50
@cminor7

Ich kann gerne auf den Jahresbericht des deutschen Bauernverbandes verweisen, wo er als Ursache für die Gewinnsteigerung die deutlich höheren Preise benennt und wo mit keinem Wort deutlich gestiegene Kosten als Ursache der Preissteigerungen benannt werden.

Aber womöglich lügen die Bauern sich das nur zusammen.

xubjan  04.04.2024, 08:51
@Bruno2308
Landwirte haben kam Möglichkeiten, durch Spekulation Einfluss auf die Verbraucherpreise zu nehmen.

Im Jahresbericht des deutschen Bauernverbandes steht das etwas anderes drin.

Aber macht ihr mal. Ihr wisst es offenbar besser als der Bauernverband.

Schönes Leben noch.

cminor7  04.04.2024, 08:53
@xubjan

Auch die Inflation hat eine Rolle gespielt, aber die trifft sowohl die Ausgaben (Löhne, Material, etc.) wie die Einnahmen. Und nochmal, wenn du diesen einen Jahresbericht nimmst, lässt du die Verteilung des Gewinns außer Acht.

xubjan  04.04.2024, 09:42
@cminor7
Auch die Inflation hat eine Rolle gespielt, 

Sie wurde durch zwei Faktoren ausgelöst: A) Die Lebensmittelpreise und B) Die Energiepreise. Wobei A ein Zirkelschluss ist, denn die Lebensmittelpreise als Ursache für die Steigerung der Lebensmittelpreise auszumachen ist ja eher unsinnig.

aber die trifft sowohl die Ausgaben

Was an Lohnkosten und Materialkosten hat sich denn gesteigert?

Und nochmal, wenn du diesen einen Jahresbericht nimmst, lässt du die Verteilung des Gewinns außer Acht.

Ich lasse gar nichts. Es ist der deutsche Bauernverband, der das behauptet und schreibt. Ich habe den Jahresbericht nicht verfasst.

Ich gebe nur wieder, was genau dieser Bauernverband schreibt.

Nun verstanden? So oder so: Nachdem die Bauern diese Gewinne eingefahren haben, hätten sie auch gegenüber Verbrauchern anders auftreten müssen, statt wegen nicht mal einer Milliarde Stimmung gegen die Politik zu machen und sogar teilweise strafrechtlich relevante Aktionen durchzuführen.

Im übrigen habe ich hier vor Ort mit mehreren kleineren Bauern gesprochen. Die kommen durchaus problemlos über die Runden mit lokalem Direktverkauf ohne Großhändler oder mit Direktverkauf ohne zwischengeschalteten Großhändlern. Die haben sich auch nicht an dem Wegfall der Dieselsubventionen gestört, die ohnehin bei ihnen nur einen Bruchteil der Kosten ausmachen und kaum auf einzelne Waren umzurechnen sind.

Offen sind aus deren Sicht nur die "Freizeitbauern", also die kleinen Höfe im Familienbesitz ohne Angestellten. Dass der Bauernverband sich nicht um sie kümmert und nur Großbetriebe unterstützt, ist erst mal kein Problem der Politik. Dass Maßnahmen eher den Familienbetrieben schaden, das ist ein strukturelles Problem der EU, seit dem ein oder anderen Jahrzehnt. Die Bauernlobby ist extrem stark. Sieht man ja auch daran, dass 40% der Einnahmen aus Subventionen bestehen. Müsste es gar nicht haben, so sagen es mir die Kleinbauern, die ich gesprochen habe.

cminor7  04.04.2024, 09:55
@xubjan

Völlig falsch. Eine Inflation wird nicht durch hohe Preise ausgelöst. Hohe Preissteigerungen / Kaufkraftverlust sind die Folge einer Inflation.

Die Inflation wurde ausgelöst durch Corona, wo viel staatl. Hilfe in den Markt geflossen ist, aber viele Industrien teilw. gar nicht und sonst sehr viel weniger über gewisse Zeit produziert haben.

Geldmenge ist kontinuierlich gestiegen, aber die Produktion ist stark zurückgegangen. Das war der Inflationsauslöser.

Dieses Unwissen ist beängstigend.

xubjan  04.04.2024, 11:14
@cminor7
Eine Inflation wird nicht durch hohe Preise ausgelöst. 

Doch. Wird sie. Wenn die Preise gleich bleiben, gibt es auch keine Inflation. Steigen Preise, gibt es eine Inflation. Die Inflation ist die gemessene Preissteigerung und sonst nichts.

Die Inflation wurde ausgelöst durch Corona, wo viel staatl. Hilfe in den Markt geflossen ist, aber viele Industrien teilw. gar nicht und sonst sehr viel weniger über gewisse Zeit produziert haben.

Nur in Teilen.

Aber du hast in einem Punkt Recht: Ich hätte präziser formulieren müssen. Eine leichte Inflation ist in unseren Wirtschaftsmodellen als typisch und normal durchaus vorgesehen. Es geht um die deutlich höhere Inflation und die hatte nun mal besagte Auslöser.

Dieses Unwissen ist beängstigend.

Es ist schon dreist, mir Unwissen zu unterstellen, aber die um ein Vielfaches gestiegenen Energiepreise (die letztlich als Kostenfaktor dann alles beeinflussen) einfach so als irrelevant abzutun. Auslöser dieser Vervielfachung war eine absichtliche Unsicherheit und Knappheit, ausgelöst durch einerseits OPEC-Kartell und andererseits durch Putin. Beides im Sommer 2021. Das ging sogar so weit, dass Putin das über NS1 angelieferte Gas wieder über Jamals zurück pumpte.

Aber dass du das alles nicht berücksichtigst und dass du diesen Wirtschaftskrieg Putins gegenüber der EU einfach so ignorierst, ist wirklich abenteuerlich. Und dass du mir dann sogar Unwissen unterstellst ist - nun ja - oberpeinlich.

Mach ruhig. Mit der Realität steht all dein Geschreibe allerdings auf Kriegsfuß.

Tschüss.

Bruno2308  04.04.2024, 11:15
@xubjan

Infolge von Corona brach der Schweinemarkt regelrecht zusammen. Die fertig gemästeten Schweine wurden von den Schlachthöfen nicht mehr abgeholt, weil sich ein großer Teil der Belegschaft in Quarantäne befand. Der Verkaufserlös fiel, bedingt auch durch Übergewicht der Tiere auf € 0,90/kg Schlachtkörper. Schweinemäster gaben reihenweise die Mast auf. Bei den Ferkelerzeugern lief es noch krasser, die Ferkel wurden nicht mehr abgeholt. Die Sauenbestände wurden reduziert und vielfach die Betriebe aufgegeben. Auch die im Raum stehenden Umbaukosten im Tierwohlbereich verunsichern die Branche. Die guten Preise sind dieser Verknappung des Angebots geschuldet. Gemüse kommt zum großen Teil aus Spanien, dort wird das Wasser knapp, es wird weniger erzeugt. In D ist der Mindestlohn für die Erntehelfer gestiegen. Die Getreidepreise sind im Keller, auf diesem Sektor werden kaum Gewinne erzielt. Wer sich der Sonderangebote im Supermarkt bedient, kauft immer noch preisgünstig

Gut erkannt, auf Grund der Niedriglöhne ist die Kaufkraft mangelhaft.

Ja, die Binnennachfrage ist für die Wirtschaftslage viel wichtiger als der Aussenhandel. Deshalb sind Mindestlohn und Lohnerhöhungen auch sehr wichtig. Je mehr Geld für tägliche Bedürfnisse ausgegeben wird umso stabiler ist die Wirtschaft. ... aber auch die Zufriedenheit der Menschen ist höher.

Wenn es schwer ist, die Grundbedürfnisse (Wohnen, Essen, Mobilität usw.) abzudecken, löst das Streß aus, der Menschen in die Arme von Populisten treibt und zu gesellschaftlichen Verwerfungen führt. In Deutschland hat die neoliberale Politk von Kohl, Schröder und Merkel genau diese Wirkung.

Die Niedriglöhne nicht aber die Poltik.

Der Niedriglohnbereich führt zu steigenden staatlichen Ausgaben bei den Renten und Sozialausgaben, deshalb der Mindestlohn... ansonsten dürften wir da nicht so weit weg vom Durchschnitt sein - also nein, vermutlich eher nicht, auch wenn es so heißt.