Findet ihr das Abtreibungsverbot in den USA gut oder schlecht?

Das Ergebnis basiert auf 37 Abstimmungen

Schlecht 86%
Gut 14%

9 Antworten

Es gibt kein generelles Abtreibungsverbot in den USA.

Der Supreme Court hat die Grundsatzentscheidung Roe vs. Wade aufgehoben, was den Bundesstaaten erlaubt, selbst schärfere Gesetze zur Abtreibung zu verabschieden.

Konkret ging es um das Gesetz des Staates Mississippi, das Abtreibungen ab der 15. Woche bis auf wenige Ausnahmen verbietet (was, nur am Rande bemerkt, immer noch liberaler war als die deutsche Regelung).

Das führt aber natürlich dazu, dass einige Staaten schon von ihrem Recht Gebrauch gemacht haben, den Schwangerschaftsabbruch wieder zu kriminalisieren.

Was in den USA damit nicht mehr überall legal sein wird: eine ungewollte Schwangerschaft beenden, bevor der Embryo Nerven, geschweige denn ein Gehirn entwickelt hat.

Was wahrscheinlich legal bleibt: eine Waffe und Munition kaufen, entsichert neben das Baby legen und warten, dass sich das Problem von selbst löst.

Muss man wahrscheinlich nicht verstehen.

Und ja, letzteres ist schon vorgekommen, manche Kinder haben sogar versehentlich ihre Eltern erschossen.

Ich persönlich halte ganz grundsätzlich ein Abtreibungsverbot für nicht zielführend.

Nur weil Abtreibungen verboten sind, heißt das ja nicht, dass es keine gibt. Es gibt sie halt dann im Ausland oder unter medizinisch, bzw. hygienisch fragwürdigen Umständen. Als der stern 1971 seine berühmte "wir haben abgetrieben"-Titelstory veröffentlichte, haben ja immerhin 374 Frauen öffentlich zugegeben, abgetrieben zu haben, obwohl es damals in Deutschland noch komplett illegal war. (Ja, okay, 373 - Alice Schwarzer zählt nicht, die hat gelogen, ich weiß).

Davon mal abgesehen, da du schon die USA ansprichst:

Es gibt zB Untersuchungen, dass in Bundesstaaten mit strikten Abtreibungsgesetzen die Säuglingssterblichkeit am höchsten ist. (https://www.latimes.com/business/hiltzik/la-fi-hiltzik-anti-abortion-infant-mortality-20190515-story.html)

"States with the largest number of abortion restrictions tended to have high infant mortality rates of 7.0 or above; abortion-friendly states had much lower rates.(CDC)"

Die USA haben zum Beispiel auch die höchste Müttersterblichkeitsrate aller Industrienationen. https://www.npr.org/2017/05/12/528098789/u-s-has-the-worst-rate-of-maternal-deaths-in-the-developed-world?t=1630566638030&t=1630833144494

"Indeed, the reported rate of maternal deaths in Texas soared from 72 deaths per 100,000 live births in 2010 to 148 deaths per 100,000 live births in 2012"

(Zum Vergleich: in Deutschland liegen wir bei 7 verstorbenen Frauen auf 100.000 Lebendgeburten)

Ganz offensichtlich tut man weder Gutes für Säuglinge noch für Gebärende, wenn man Abtreibungen stark restriktiv behandelt.

Abtreibungsverbot? Andersrum wird ein Schuh draus.

Im Grundsatzurteil "Roe versus Wade" entschied der Oberste Gerichtshof der USA 1973, dass staatliche Gesetze, die Abtreibungen verbieten, gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten verstoßen. Seither waren in den meisten US-Bundesstaaten Abtreibungen nahezu uneingeschränkt möglich, bevor ein Fötus lebensfähig ist (etwa bis zu 24. SSW).

Eine deutliche konservative Mehrheit am Supreme Court (bedingt durch die Neubesetzung von 3 Richterposten von Donald Trump) hat dieses Recht 2022 gekippt.

Mit einem neuen Urteil liegt die Entscheidung über ein Abtreibungsrecht nun bei den einzelnen Bundesstaaten.

Einige US-Staaten schreiben das Recht auf Abtreibung künftig in ihre Verfassungen, andere hingegen propagieren eine Verschärfung der Abtreibungsgesetze.

Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land der Welt, welches die Konvention über die Rechte des Kindes nicht ratifiziert hat, sie gehört zu den wenigen Ländern, in denen auch minderjährige Straftäter hingerichtet werden, es gibt gravierende Ungleichheiten in der amerikanischen Gesellschaft, das Gesundheitssystem ist marode…

In meinen Augen hat dieses Land keine Vorbildfunktion.

Ich bin nicht „für“ Abtreibung, sondern gegen ein Verbot, denn Verbote gefährden das Leben von Frauen.

Generell führen restriktive Gesetze nicht zu niedrigeren Abtreibungszahlen, sondern dazu, dass Abtreibungen unsachgemäss durch Nicht-Ärzte durchgeführt werden, dass Frauen sich bei Komplikationen nicht in ärztliche Behandlung zu begeben wagen und dass oft viel Zeit verstreicht, bis sie eine Abtreibungsmöglichkeit gefunden haben. Das gilt insbesondere für unbemittelte Frauen. 

Auch heute noch treiben restriktive Gesetze, Traditionen und Stigmatisierung jedes Jahr weltweit Frauen und Mädchen zu unsachgemäßen Schwangerschaftsabbrüchen. 

2017 haben Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ mehr als 22.000 Frauen und Mädchen mit Komplikatio­nen nach einem Schwangerschaftsabbruch behandelt. Rund sieben Millionen Patientinn­en werden jährlich weltweit aufgrund von Komplikationen in Krankenhäuser eingeliefert.

Leider sterben auch jedes Jahr 22.800 Frauen und Mädchen infolge eines unsachgemäßen Abbruchs.

„In einigen Krankenhäusern, in denen wir arbeiten, dürften bis zu 30 Prozent der Komplikationen in der Geburtshilfe ihre Ursache in unsach­gemäßen Schwangerschafts­abbrüchen haben“, heißt es zudem auf der Webseite des Hilfswerkes.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
Gut

Ich finde, das Anrecht auf das Leben des Ungeborenen, sollte höher gewichtet werden, als das Recht der Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper. Das Leben ist definitiv mehr wert. Und es gibt genügend Möglichkeiten zur Verhütung, um eine Schwangerschaft verhindern zu können. Viele davon kann man kombinieren. Insgesamt sind die Methoden so sicher, dass man eine Schwangerschaft gezielt verhindern kann. Passiert es trotz dessen, hat das Paar eben Pech. Und eine Alternative zur Abtreibung ist immer noch die Babyklappe, falls man es wirklich nicht will bzw sich darum kümmern kann.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die ich vertretbar finde. Zum Beispiel starke Gesundheitsrisiken für Mutter und /oder Kind (einschließlich eine Behinderung oÄ des Kindes) . Oder eine Vergewaltigung oder Inzest. Minderjährige sollten generell abtreiben dürfen.


isebise50  15.03.2023, 08:29

Würdest du auch unterschreiben, dass man rechtlich gezwungen werden kann, einem anderen z.B. eine Niere zu spenden, da das Leben des anderen höher gewichtet wird, als das Recht der Selbstbestimmung über den eigenen Körper?

Jede Frau kann während ihrer rund 35 Jahre Fruchtbarkeit in die Situation kommen, ungewollt schwanger zu werden, ob nun durch Leichtsinn, Naivität, Dummheit, Unkenntnis, Geldmangel, falsche Anwendung von Verhütungsmitteln, häusliche Gewalt, Druck/Erpressung des Partners oder einfach durch Pech.

Doch zwischen einem positiven Schwangerschaftstest und z.B. einer Adoption liegt eine Schwangerschaft mit allen möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen und eine ungewollte Geburt mit allen möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen, was gegebenenfalls auch zu familiären, lebensplanerischen, partnerschaftlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Problemen führt.

Und dann ist ein ungewolltes Kind da, dass im leiblichen Elternhaus gegebenenfalls keine Liebe und Fürsorge erfährt oder trotz Liebe und Fürsorge im Adoptivelternhaus darunter leidet, nicht „gewollt“ gewesen zu sein.

In eine Babyklappe kann ein Neugeborenes gelegt werden, dass bei einer heimlichen Alleingeburt zur Welt kam und dessen Geburt nicht z.B. durch eine Hebamme oder auch eine andere beteiligte Person (jeder Bürger in Deutschland ist gesetzlich verpflichtet, der betreffenden Behörde eine Geburt zur Kenntnis zu bringen!) binnen einer Woche angezeigt wurde.

Warum propagierst du eine heimliche Alleingeburt (auf einer öffentlichen Toilette oder mit einem Beißholz zwischen den Zähnen im Badezimmer neben dem Elternschlafzimmer?) allein und ohne jegliche Unterstützung und ohne medizinische Hilfe?

Warum hat ein Kind, welches eine Behinderung hat, durch eine Vergewaltigung oder Inzest entstanden ist oder eine junge Mutter hat, kein „Recht auf Leben“ und ist nicht schützenswert?

3
Schlecht

Ich bin kein Freund von Abtreibungen, aber ich bin auch kein Freund der Rückschritte ins Mittelalter.

In Verbindung mit der in weiten Teilen der USA herrschenden Prüderie wird es halt noch viel mehr Teenagerschwangerschaften geben.

Schlecht

Ich finde jede Frau sollte selbst entscheiden ob sie das Kind möchte oder nicht. Ich habe den Standpunkt, dass man lieber abtreiben sollte wenn man dem Kind nichts bieten kann, weder materiell noch menschlich. Lieber so als wenn das Kind leidet.


DocteurTiziano  14.03.2023, 22:52

Es gibt da die Babyklappe. Dadurch könnte es immerhin leben, auch wenn man sich das Kind nicht leisten kann.

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FlorianBln96  14.03.2023, 23:10
@DocteurTiziano

Die Frage ist, wie viele nehmen dieses "Angebot" an. Man muss sich ja im ein Kind kümmern können und ob es in Pflegefamilien gut oder schlecht ist weis man nicht.

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DocteurTiziano  14.03.2023, 23:16
@FlorianBln96

Dss ist das Risiko des Lebens. Man könnte genauso gut in eine schlechte Familie hinein geboren werden. Im Idealfall sorgt das Jugendamt gut dafür, dass es dem Kind gut geht. In der Praxis klappt das nicht immer so gut.

Aber die Möglichkeit zu leben, finde ich dennoch besser, als die Chance nicht zu haben.

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Deamonia  15.03.2023, 11:04
@DocteurTiziano

Du hast echt keine Ahnung oder? Babyklappe bedeutet das die Frau das Kind irgendwo heimlich & allein zur Welt bringen muss, ohne jede medizinische Hilfe, was für BEIDE tödlich enden kann.

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Elli113  15.03.2023, 12:05
@DocteurTiziano

Die Babyklappe ist kein "Adoptionsautomat", sondern gedacht für Babys, die bei einer unbegleiteten Alleingeburt geboren sind von Frauen, die die Schwangerschaft ihrem Umfeld verheimlichen mussten.

Eine tatsächliche Alternative wäre die vertrauliche Geburt, bei der die Frau anonym im Krankenhaus oder Geburtshaus ihr Kind bekommen kann, wo dann beide entsprechen medizinisch versorgt werden und das Baby direkt zur Adoption freigegeben werden kann.

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