Ewige Wiederkunft nach Nietzsche widerlegbar?

5 Antworten

Nein, da der Ansatz schon falsch ist, den in Quantensystemen wo die Planckzahlen gelten gibt es keine Zeit. Zudem weisen Makrosysteme, wie das "unseres" Universums eine - allein nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik - irreversible Zeitstruktur auf, quasi als ein "Zeitfeld" oder "Entropie- Feld" mit einer "Vorzugsrichtung".


Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.09.2024, 17:00

Ich habe leider keine Ahnung von Physik, daher die Frage: Gilt das auch alles, falls es statt einem Big Freeze einen Big Bounce gibt bzw. das Universum zyklisch ist?

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Wenn man mal die ganzen schon gebrachten Einwände beiseite lässt, ist in deiner Argumentation ein grundsätzlicher Fehler.

Du schließt von Nietzsches Schluss, dass es früher oder später "zu einer Anordnung kommen [muss], die schon einmal da war", eine Überlegung, die aufgrund seiner Annahmen ja gar nicht so dumm ist, auf eine "sich [zwingend] unendlich wiederholende Reinkarnation jedes Lebewesens".

Diese Folgerung (deine, nicht Nietzsches) ist aber nicht zwingendermaßen gültig, denn es ist ja nicht gesagt, dass die Schleife, in der das Weltall deinem Verständnis nach irgendwann landet, Lebewesen (geschweige denn jedes Lebewesen) beinhaltet.
Überhaupt muss es auch überhaupt nicht zu einer Schleife kommen.
Nietzsche redet, falls du ihn richtig wiedergibst, ja lediglich von einer Anordnung, die es so schon einmal gab. Das heißt aber nicht, dass sich die Anordnungen in der immer selben Weise wiederholen.

Zusätzlich bringt der Begriff "Reikarnation" noch ein metaphysisches / übernatürliches Element ins Spiel, der in einer Betrachtung im Themenbereich "Physik" nichts zu suchen hat.

alle kombinatorisch möglichen Anordnungen dieser Atome durchgespielt

da das keine abzählbare Menge ist, funktioniert das schon nicht. Außerdem ignoriert Nietzsche damit die Unschärferelation und kosmische Horizonte (was er natürlich beides nicht kannte, das sei ihm verziehen).

Solche Überlegungen können einfach wiederlegt werden, indem Du unbestimmte Wörter wie ,,irgendwann" durch konkrete Zahlen ersetzt. Dann wirst Du sehen, dass die Wiederholung einer bestimmten Anordnung von Atomen erst nach 10^100 Jahren (oder eine ähnlich großen Zahl) stattfinden muss. Weil das Weltall ,,nur" 13*(10^9) (dreizehn milliarden) Jahren alt ist, dauert es noch eine Weile, bis die von Nietsche befürchtete Wiederholung stattfinden muss.

Die von mir erwähnten Zahlen sind nur Beispiele. Mit einer Recherche und den dabei gefundenen, belegten Zahlen wirst Du ähnliches herausfinden.


Dokkalfar 
Beitragsersteller
 04.09.2024, 10:07

Danke für die Antwort. Aber heißt das nicht, wass die Wiederholung durchaus eintreten wird u. es nur eine Frage der Zeit ist?

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ulrich1919  04.09.2024, 10:11
@Dokkalfar

nein, weil die Voraussetzungen für ,,Leben" in diesen riesigen Zeitabschnitten vollständig anders werden. Ausserdem haben die anderen Antwortgeber noch zusätzliche Gründe angegeben, warum diese Hypothese von Nietsche nicht zutrifft.

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Herfried1973  04.09.2024, 10:43
@Dokkalfar

Nein, weil das Weltall eine Entwicklung hat, und ab einem gewissen Alter eine solche Kombination nicht mehr eintreten kann.

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Nietzsches Annahmen sind aus heutiger Sicht naiv und stark vereinfacht und er hatte zu wenig naturwissenschaftliches Verständnis, als dass aus solcher Philosophierei was werden konnte.

Erst einmal gibt es so viele Atome, dass eine Wiederholung selbst in seinem Modell extrem spät eintreten würde (Billionen von Jahren).

Entscheidendes Gegenargument ist aber, dass die Entropie der Welt nur steigen kann und daher auch in seinem Modell irgendwann ein Zustand eintreten würde, der unveränderlich ist. Dann gibt es zwar Wiederholungen, aber eben ohne Leben, ohne Veränderungen in irgendeiner Sinne. Konstanz als Lösung seines kombinatorischen Problems hat er nicht erkannt.

Eine Reinkarnation lässt sich durch so ein Modell jedenfalls nicht glaubhaft machen.