Meinung des Tages: 1.000€ als Prämie für Langzeitarbeitslose - was haltet Ihr von der Sonderprämie beim Bürgergeld?
Laut Bundesregierung sollen Langzeitarbeitslose, die für ein Jahr einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen, eine Prämie erhalten. Doch für die Pläne gibt es selbst innerhalb der Ampel viel Kritik...
Anschubfinanzierung für Langzeitarbeitslose
In der vergangenen Woche wurden die Regeln für Bürgergeldempfänger angepasst: So müssen Arbeitssuchende, die Jobangebote häufiger ablehnen, künftig mit höheren Strafen / Einbußen rechnen.
Daneben einigte man sich zudem auf eine "Anschubfinanzierung", die in erster Linie an Langzeitarbeitslose gerichtet ist. Die einmalige Prämie von 1.000€ sollen laut Plänen der Bundesregierung Menschen erhalten, die - nach längerer Arbeitslosigkeit - mehr als zwölf Monate einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgehen.
Die Idee für den Vorschlag stammt ursprünglich vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.
Kritik an der 1.000€-Prämie
Die für den 1. Januar 2025 geplante Prämie stößt allerdings auf allerlei Kritik; so verweist der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Frank Bsirske, darauf, dass Menschen im Bürgergeld ohnehin Jobs annehmen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu bekämen. Der FDP-Haushaltspolitiker Frank Schäffler hofft indes darauf, dass die Prämie im Bundestag gestoppt wird und beklagt die bereits explodierenden Kosten.
CSU-Generalsekretär Martin Huber bezeichnet die 1.000€-Prämie als "blanken Hohn für diejenigen, die seit Jahren ihren Job machen" würden. Darüber hinaus sagte er, die Ampel würde dadurch "den sozialen Frieden [gefährden] und [ . ] damit noch mehr Öl ins Feuer" gießen.
Bundeswirtschaftsminister Habeck hingegen verteidigt das Vorhaben. Innerhalb des Wirtschaftsministeriums erachtet man die Prämie als adäquaten Anreiz zur Suche nach einer existenzsichernden Beschäftigung. Ferner verwies man seitens des Ministeriums darauf, dass es ausschließlich um reguläre, nicht geförderte Arbeitsverhältnisse gehen würde.
Unsere Fragen an Euch:
- Ist diese Prämie Eurer Meinung nach geeignet, um Langzeitarbeitslose für eine geregelte Beschäftigung zu motivieren?
- Denkt Ihr, dass eine solche Prämie unter regulär tätigen Arbeitnehmern zu Neid / Missgunst führen könnte?
- Welche (Förder-)Maßnahmen sind Eurer Meinung nach geeignet, um Langzeitarbeitslose wieder dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren?
- Welche Konsequenzen sollte es Eurer Meinung nach für Bürgergeldempfänger geben, die Jobangebote permanent ablehnen und wenig Motivation mitbringen?
Wir freuen uns auf Eure Meinungen.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
121 Stimmen
54 Antworten
Ich bin Sprachlos darüber das so etwas überhaupt eingeführt werden soll
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung: mit Anfang 40 arbeitslos geworden, erfolglos über 400 Bewerbungen geschrieben, einige "Jobfindungsmaßnahmen" des Arbeitsamtes mitgemacht, durch Glück einen 1-Euro-Job gefunden und da nach einiger Zeit in unbefristeter Maßnahme des Jobcenters bis zur Rente gearbeitet. Da ich in einer sozialen Einrichtung (ähnlich der Tafel) gearbeitet habe, hatte ich täglich mit Langzeitarbeitslosen als Kollegen und Kunden zu tun.
Ist diese Prämie Eurer Meinung nach geeignet, um Langzeitarbeitslose für eine geregelte Beschäftigung zu motivieren?
Nein, warum auch? Wer nach langer Arbeitslosigkeit (und das zählt schon nach 6 Monaten) wieder in Arbeit kommt, dem ist diese Prämie erst mal egal. Der freut sich über Kollegen, regelmäßiges Gehalt und seinen Arbeitplatz.
Denkt Ihr, dass eine solche Prämie unter regulär tätigen Arbeitnehmern zu Neid / Missgunst führen könnte?
Wenn es diese Prämie nicht ist, ist es irgendwas anderes. Die Leute gönnen einander nichts.
Welche (Förder-)Maßnahmen sind Eurer Meinung nach geeignet, um Langzeitarbeitslose wieder dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren?
Ich glaube nicht an Fördermaßnahmen. Zu viele Unternehmen sind einfach nicht bereit, gering qualifizierte oder ältere (ab 40 Jahre) Arbeitnehmer einzustellen.
Welche Konsequenzen sollte es Eurer Meinung nach für Bürgergeldempfänger geben, die Jobangebote permanent ablehnen und wenig Motivation mitbringen?
Keine. Wer nicht arbeiten will und mit dem bißchen Bürgergeld auskommt, den kriegt man auch nicht motiviert oder durch Zwangsmaßnahmen zur Arbeit.
Dieser Anreiz suggeriert doch, dass es eine beträchtliche Anzahl von Leuten gibt, die nicht arbeiten wollen. Die Frage sei demnach gestattet, ob dem denn so ist (?).
Hier wird m.E. an den falschen Stellschrauben gedreht. Arbeit soll sich lohnen und der Unterschied zum Bürgergeld stärker ausfallen (als ein paar hundert Euro). Ich plädiere viel eher dazu, dass den Arbeitnehmern mehr Netto vom Brutto bleibt, etwa durch weniger Lohnsteuerzahlungen.
Es wird sich ja ohnehin beklagt das die Kaufkraft so gering sei. Wieso nicht denen etwas mehr gönnen, die täglich früh aufstehen und einer Arbeit nachgehen, anstelle diese immer weiter zu schröpfen, sodass Bürgergeld für so manche tatsächlich eine lukrative Alternative darstellt.
Die Ampel-Regierung ist halt leistungsfeindlich.
Ist aber so. Dieses Jahr wurden solche Plakate in Berlin aufgestellt... vom Jobcenter.
Nein, das Bild ist bearbeitet, hier ist das Original:
Einfach mal Google Bildersuche verwenden.
Du hattest recht. Bin leider darauf reingefallen. Danke das du mich darauf aufmerksam gemacht hast (Bild folglich entfernt).
Erinnert mich an meine Grundschulzeit.
So ein richtiges kack Kind das nur scheiße gebaut hatte, nie mit gearbeitet hatte, keine Hausaufgaben und nur 6er. Wurde belohnt wenn er einmal seine Hausaufgaben hatte, während alle anderen ganz normal gearbeitet hatten und nichts bekommen hatten.
Nein der hatte sich dann nicht gebessert, immer wenn er nh Belohnung wollte hatte er halt von anderen abgeschrieben und das wars.
Und so wird es mit den ganzen faulen. Kurz arbeiten, geld abstauben und wieder weg.
Warum immer solche belohnen die es eindeutig nicht verdient haben?
Ich habe selber mal bei mir durchgerechnet: Obwohl ich eine Ausbildung+2 Jahre berufsbegleitende Fortbildung habe, hat ein Arbeitsloser im Endeffekt mehr zum Leben übrig als ich. Warum soll er denn nun auch noch eine Prämie fürs Arbeiten erhalten?
Alternativer Vorschlag:
Grundsätzlich müssen alle Arbeitslosen (Ausnahmen wie schwere Erkrankung kann es natürlich geben) jeden Morgen bei Standort x erscheinen und anschließend im Wohle der Gesellschaft arbeiten. So könnten diese beispielsweise Grundschulkinder bei dem Weg zur Schule helfen etc. Denn: Wo keine Leistung, da keine Gegenleistung. Die Arbeitslosen bleiben so in einem geregelten Tagesablauf, haben aber vielleicht auch eher den Elan, auf einen anderen Job.
Sollte es so bleiben wie bisher, so sollten die Arbeitslosen die erhaltenen Gelder (bei z.B. ab mehr als 6 Monate Arbeitslosigkeit) zurück zahlen müssen. Das schreckt dann hoffentlich endlich ab.
Was mich aber am meisten aufregt:
Zum Ruhestand hat derjenige, welcher 40 Jahre (Entschuldigung für die Formulierung!) mit dem Arsch Zuhause gesessen hat, genauso viel wie derjenige, welcher 40 Jahre ununterbrochen gearbeitet hat. Spätestens im Alter muss sich Fleiß bemerkbar machen.
Vorschlag deshalb hier:
Jeder Mitarbeiter, welcher xyz pro Monat arbeitet, erzählt Zusatzpunkte und das unabhängig vom Einkommen. Diese Punkte werden dann anschließend auf Mindestrente x draufgerechnet. Hierdurch würde keine Jobgruppe bevorzugt, aber grundsätzlich zu Fleißim Allgemeinen angeregt werden. Bei z.B. pflegenden Angehörigen könnte man sich hier dann auch noch einen bestimmten Punktezusatz überlegen.
Was haltet ihr von den Vorschlägen?
Über begründete Rückmeldungen von euch würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüße
Sasnrw (29 Jahre, w)
Bezweifle ich stark, dass das Plakat echt ist.