Warum wird eigentlich Bürgergeld für annähernd alle Probleme im Land verantwortlich gemacht?

8 Antworten

Volle Zustimmung, leider kann ich aber auch nicht begründen, warum das so ist. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass es noch deutlich weniger Bürgergeld-Empfänger gäbe, wenn wir endlich Mal unser Bildungs- / Schulsystem grundlegend reformieren würden oder auch das ganze System der staatlichen Arbeitsvermittlung. Da könnte es in der Tat einen Zusammenhang geben im Hinblick auf Ablenkung, denn wirklich keine Partei widmet sich diesen Themen. Darüber hinaus kann ich aber schon auch die zunehmende Anzahl an Geringverdienern verstehen, die den geringen Lohnabstand bei steigender Inflation beklagen. Nur müssen dann eben Dinge wie ein höherer Mindestlohn in den Fokus der Diskussion anstatt das Bürgergeld grundlegend in Frage zu stellen.


MisterParkinson  12.07.2024, 11:08

Weil es eben einfacher fällt nach unten als nach oben zu schauen. Und dahin wo man schaut, tritt man auch.

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Vogtlandrapper  14.07.2024, 08:07

Es würde schon viele Probleme lösen wenn man Zeitarbeitsfirmen verbieten würde und statt dessen diese Aufgabe das Jobcenter und die Arbeitsämter übernehmen würden.

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Das Bürgergeld-Bashing erfüllt viele Funktionen.

Es lenkt von anderen Problemen ab, wie beispielsweise den Steuertricks der Reichen oder der Diskussion um die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer.

Es ist ein prima Instrument für Populistische Hetze.

Und je niedriger die Sozialleistungen sind, desto niedriger kann man auch die Löhne im unteren Bereich halten und desto angewiesener auch auf schlechte Arbeitsplätze sind die Arbeitnehmer.

Leute mit geringen Gehältern gegen die noch Ärmeren auszuspielen funktioniert super und die Leute merken nicht einmal, dass sie sich letztendlich selbst schaden. Oder denkt jemand tatsächlich er hätte auch nur einen Cent mehr Netto vom Brutto wenn das Bürgergeld geringer wäre? Natürlich nicht, aber der Mindestlohn wäre dann eventuell niedriger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

xNevan  12.07.2024, 11:20
Es lenkt von anderen Problemen ab, wie beispielsweise den Steuertricks der Reichen oder der Diskussion um die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer.

Schon witzig, wenn man sich überlegt, dass der Großteil aller Steuereinnahmen nicht von dem Durchschnittsverdienern sondern von den "Reichen" kommt. Aber klar, die drücken sich natürlich vor allem und zahlen kaum was ein. 🤦‍♂️

Aber ist natürlich ein prima Instrument populistischen Hetze zu sagen die Reichen wären die bösen.

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vanOoijen  12.07.2024, 11:21
@xNevan
Schon witzig, wenn man sich überlegt, dass der Großteil aller Steuereinnahmen nicht von dem Durchschnittsverdienern sondern von den "Reichen" kommt.

Das bestreite ich vehement. Dafür hast Du bestimmt eine Quelle.

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xNevan  12.07.2024, 11:32
@vanOoijen

Die Steuereinnahmen 2023 beliefen sich auf rund 916 Mrd. € davon entfallen rund 235 Mrd. auf die Lohnsteuer. Damit macht die Lohnsteuer gerade mal 1/4 der Steuereinnahmen aus. Die Umsatzsteuer (die maßgeblich von den Firmen der "reichen" bezahlt wird) liegt aber bei 293 Mrd. €.

Kannst Du bequem beim Finanzministerium nachschlagen. Also vielleicht erstmal informieren bevor man in populistischen "Reichenbashing" verfällt.

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 11:35
@xNevan

Umsatzsteuer wird am Ende des Tages vom Verbraucher (also du und ich, übrigens auch von Bürgergeldempfängern) bezahlt, für Unternehmen ist das nur ein "durchlaufender Posten"

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xNevan  12.07.2024, 11:51
@Stadewaeldchen
Umsatzsteuer wird am Ende des Tages vom Verbraucher (also du und ich, übrigens auch von Bürgergeldempfängern) bezahlt, für Unternehmen ist das nur ein "durchlaufender Posten"

Das ist schonmal grundlegend falsch, denn die Umsatzsteuer entrichten die Firmen. Und selbst wenn man annimmt der Verbraucher zahlt diese so zahlen sie auch die Reichen, und zwar zu einem höheren Teil als der Rest von uns, denn ob du es glaubst oder nicht aber eine Jacht oder ein Fetrari kostet ein bißchen mehr als das Paar Socken bei Primark.

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 12:33
@xNevan
Das ist schonmal grundlegend falsch, denn die Umsatzsteuer entrichten die Firmen.

Dann schau mal auf deine Stromrechnung oder den Kassenzettel vom Supermarkt (dort wirst du die Umsatzsteuer meist als "Mehrwertsteuer" finden, ist aber dasselbe).

Apropos Firmen: Amazon zum Beispiel macht in Deutschland gut 35 Mio. Dollar Umsatz. Steuern zahlen sie aber verhältnismäßig wenige.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/374731/umfrage/nettoumsatz-von-amazon-in-deutschland-und-weltweit/

https://t3n.de/news/amazon-steuern-studie-1378928/

denn ob du es glaubst oder nicht aber eine Jacht oder ein Fetrari kostet ein bißchen mehr als das Paar Socken bei Primark.

Nur werden solche Luxusgüter nicht unbedingt immer in Deutschland gekauft und dann kommt hier naturgemäß von der Umsatzsteuer hier nichts an.

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xNevan  12.07.2024, 12:38
@Stadewaeldchen
Steuern zahlen sie aber verhältnismäßig wenige.

Das weißt du genau woher? In den Quellen ist nicht angegeben wieviele Steuern sie in Deutschland zahlen.

Nur werden solche Luxusgüter nicht unbedingt immer in Deutschland gekauft und dann kommt hier naturgemäß von der Umsatzsteuer hier nichts an.

Achso, du meinst also, dass Reiche alles im Ausland kaufen? Dann frage ich mich wie sich die Händler solcher Luxusgüter sich in Deutschland halten können.

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 13:03
@xNevan
In den Quellen ist nicht angegeben wieviele Steuern sie in Deutschland zahlen.

Die erwähnte Studie ist in dem Artikel direkt verlinkt.

Achso, du meinst also, dass Reiche alles im Ausland kaufen? Dann frage ich mich wie sich die Händler solcher Luxusgüter sich in Deutschland halten können.

Bitte keinen Strohmann, danke. Ich weiß das einige teure Luxusprodukte von Deutschen im Ausland gekauft werden, über den Umfang kann ich dir nichts sagen.

Was ist denn deine konkrete Quelle für deine ursprüngliche Behauptung

wenn man sich überlegt, dass der Großteil aller Steuereinnahmen nicht von dem Durchschnittsverdienern sondern von den "Reichen" kommt.

sowie

Und selbst wenn man annimmt der Verbraucher zahlt diese so zahlen sie auch die Reichen, und zwar zu einem höheren Teil als der Rest von uns

und welche Summen kann man deinen Quellen entnehmen? Da wär ich ja mal gespannt.

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xNevan  12.07.2024, 13:16
@Stadewaeldchen
Bitte keinen Strohmann, danke.

Dann halt dich selbst dran und nimm nicht eine Firma als Repräsentation der gesamten Gesellschaft.

über den Umfang kann ich dir nichts sagen.

Das ist n ziemlich dürftige Grundlage für deine Aussage, die Luxusartikel würden nicht in Deutschland gekauft.

Was ist denn deine konkrete Quelle für deine ursprüngliche Behauptung

Die Angaben des Finanzministeriums z.B.

und welche Summen kann man deinen Quellen entnehmen? Da wär ich ja mal gespannt.

Einfache Mathematik. Wer mehr verbraucht (was definitiv die "Reichen" sind) zahlt auch mehr Mehrwertsteuer.

Ich kann dir z.B. aus erster Hand sagen, dass die Mehrwertsteuer die wir in der Firma mit einer Bestellung zahlen die Mehrwertsteuer die du jährlich zahlst bei weitem übersteigt. Und da sprechen wir nichtmal von Großanschaffungen sondern nur von Verbrauchsmaterialien.

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 15:05
@xNevan
Dann halt dich selbst dran und nimm nicht eine Firma als Repräsentation der gesamten Gesellschaft.

Das hat zum einen nichts mit einem Strohmannargument zu tun und zum anderen ist es nur ein Beispiel von vielen. Du kannst auch gern andere international agierende Unternehmen nehmen, die in Deutschland einen größeren Umsatz machen wie z.B. Facebook oder Google.

Die Angaben des Finanzministeriums z.B.

Welche genau? Ich kann keine Angaben finden die die Herkunft der Umsatzsteuer näher aufschlüsselt.

Ich kann dir z.B. aus erster Hand sagen, dass die Mehrwertsteuer die wir in der Firma mit einer Bestellung zahlen die Mehrwertsteuer die du jährlich zahlst bei weitem übersteigt. Und da sprechen wir nichtmal von Großanschaffungen sondern nur von Verbrauchsmaterialien.

Das scheint mir so ein "alle Inder zusammen essen mehr Frischkäse als ein dänisches Kleinkind."-Vergleich zu sein...

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xNevan  12.07.2024, 15:38
@Stadewaeldchen
Ich kann keine Angaben finden die die Herkunft der Umsatzsteuer näher aufschlüsselt.

Es bedarf keiner Aufschlüsselung der Herkunft. Einfache Mathematik reicht bereits um zu wissen, dass diese nicht vom Geringverdiener stammt. Oder glaubst du ernsthaft die 290 Mrd. Euro kommen von Personen mit Mindestlohn?

Das scheint mir so ein "alle Inder zusammen essen mehr Frischkäse als ein dänisches Kleinkind."-Vergleich zu sein...

Nein es nur schlichtweg so, dass Firmen einen weitaus höheren Bedarf an so ziemlich allem haben als der Bürger und wer mehr verbraucht (in dem Fall die Firmen) zahlt auch mehr Mehrwertsteuer.

Wenn du derart simple Prinzipien unserer Wirtschaft nicht verstehst solltest du dich nicht zu wirtschaftsfragen äußern.

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 15:47
@xNevan

Du meinst es ist nicht sinnvoll die Steuerlast ins Verhältnis zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu setzen? Dann kommen wir hier auf keinen Nenner.

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xNevan  12.07.2024, 15:50
@Stadewaeldchen

Die Steuerlast wird bereits ins Verhältnis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gesetzt. Das ist das gesamte Prinzip unseres progressiven Steuermodells. Wer viel einnimmt zahlt sowohl absolut als auch relativ zu seinem Einkommen/Umsatz mehr.

Oder glaubst du etwa eine Person mit Mindestlohn zahlt genausoviel Steuern wie ein Chefarzt?

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Stadewaeldchen  12.07.2024, 15:58
@xNevan
Oder glaubst du etwa eine Person mit Mindestlohn zahlt genausoviel Steuern wie ein Chefarzt?

Bei der von dir erwähnten Umsatzsteuer wird kein Unterschied nach Einkommen gemacht. Meines Wissens gibt es die Steuerprogression nur bei der Einkommenssteuer.

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xNevan  12.07.2024, 17:23
@Stadewaeldchen

Natürlich zahlt der Arzt mehr Umsatzsteuer als der Arbeiter mit Mindestlohn. Er kauft ja auch deutlich mehr.

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vanOoijen  12.07.2024, 17:52
@xNevan

Aber die Masse macht's.

1000 Arbeiter mit Mindestlohn kaufen mehr als 15 Ärzte. Die sparen ihr Geld vielmehr und investieren als es zum Großteil zu verkonsumieren, wie es die Arbeiter machen.

Daher ist Geld in den Händen von Reichen volkswirtschaftlich nicht so direkt spürbar wie wenn die Armen mehr Geld im Portemonnaie haben. Das fließt nämlich sofort zurück in den Kreislauf der Wirtschaft. Bei den Reichen landet es hingegen auf der hohen Kante oder in Investments wer weiß wo.

Volkswirtschaftlich ist es also viel sinnvoller die Masse liquider zu machen als die oberen 15% der Gesellschaft.

In Deutschland sieht das jedoch anders aus, da unsere Inlandsnachfrage nicht so wichtig ist, da wie eine Exportnation sind.

Deshalb bekommen Consumer in den USA auch viel einfacher Kredite als Menschen in Deutschland. Einfach weil die Binnennachfrage in den USA wichtiger für die Volkswirtschaft ist als in Deutschland.

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xNevan  13.07.2024, 15:55
@vanOoijen
1000 Arbeiter mit Mindestlohn kaufen mehr als 15 Ärzte.

Wir haben in Deutschland rund 7 Mio Persinen die Mindestlohn erhalten. Das sind rund 2200 Euro im Monat. Der Durchschnitt liegt aber bei 3800 Euro. Daran erkennt man, dass mindestens die selbe Anzahl an Personen. Mehr als 5400 Euro verdienen müssen. Deine These, dass auf 100 Mindestlohnempfänger nur 2 Personen kommen die mehr als der Durchschnitt verdienen kann also vorne und hinten nicht hinkommen.

Die sparen ihr Geld vielmehr und investieren als es zum Großteil zu verkonsumieren, wie es die Arbeiter machen.

Achja, die alte Geschichte, dass Menschen mit Geld nichts davon ausgeben.

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Weil gerne die Schuld bei denen gesucht wird, die unten stehen.
Ansonsten müssten wir uns ja mit den "Reichen" beschäftigen und das wollen viele eben nicht.

Naja es gibt Leute die das so machen, kommt halt immer drauf an ob ihnen das nutzt. Ein AG wird tendenziell eher gegen Bürgergeld sein, einer der seine Arbeitnehmer schlecht behandelt und denen die Mitarbeiter egal sind, der wird wohl eher einer sein der da wehement gegen Bürgergeld ist. Jemand aus dem linken Bereich wird das anders sehen, für den ist dann vielleicht der Kapitalismus die Haubtschuld, oder Alte-weise Männer oder Nazis. Für jemand aus dem rechten Bereich sind die Flüchlinge und Ausländer dann vielleicht das Haubtproblem, für einen Moslem oder radikalem Christen dann die Ungläubigen, für einen radikalen Atheisten sind es vielleicht die Religionen.

Zusammen sind das also 37,6 Milliarden Euro.

Genau deswegen. Weßt du wie viel insgesamt vom Bund für Bildung und Forschung ausgegeben wird? Um die 20 Milliarden. Oder für Gesundheit? Um die 15 Milliarden. Oder für Inneres (Also Bundespolizei, innere Sicherheit, etc.)? Weniger als 15 Milliarden.

Und jetzt kommst du an und meinst knapp 40 Milliarden um Bürgergeldempfänger durchzufüttern wär nicht kritisch zu betrachten? Macht mich schon etwas ratlos.

Ich finde es nämlich absolut absurd und einigermaßen krank dass man für das Durchfüttern von Bürgergeldempfängern so viel Geld ausgibt wie für Bildung, Forschung, und Gesundheit zusammen...

Es ist halt nur eine begrenzte Menge Geld da so dass man nicht alles und jeden finanzieren kann, man muss also abwägen. Und wenn ich abwäge was Priorität hat, wäre es ganz sicher nicht Bürgergeldempfängern ein halbwegs komfortables Leben auf Staatskosten zu ermöglichen sonern das Geld lieber z.B. in Bildung oder innere/äußere Sicherheit zu stecken.