Übertragungs- und Gegenübertragungsliebe mit meinem Psychotherapeuten? Erfahrungen, Tipps und/oder Ratschläge? (Vielleicht von Psychologen selbst)?

Hallo liebe Community,

ich beschäftige mich nun schon seit längerer Zeit mit dem Thema "Übertragung" und "Gegenübertragung", weshalb ich für das Mitteilen eurer Erfahrungen und Ratschläge bezüglich des Umgangs mit solchen "Gefühlen" sehr dankbar wäre.

Zunächst eine knappe Beschreibung zu meiner Person: Damals war ich dreizehn Jahre alt, als ich mich aufgrund einer Essstörung und Depressionen in ambulanter Therapie bei einem niedergelassenen Psychiater befand. Nach wenigen Therapiestunden stellte ich fest, sehr intensive Gefühle für ihn entwickelt zu haben. Das führe ich darauf zurück, dass es mir zu der Zeit nicht gut ging, da mein Vater kurz zuvor verstorben war und die Beziehung zu meiner Mutter ziemlich schwierig und distanziert war. Der Psychiater betonte immer wieder, mich sehr gerne zu mögen und mich "eigentlich" sehr attraktiv zu finden, bis auf mein Untergewicht und überzog teilweise die Therapiestunden. Obwohl es mir so schlecht ging, brachte er mich immer wieder zum Lachen und wir tauschten oft intensive Blicke aus. Er begann mir Dinge aus seinem Privatleben preiszugeben und seine Schweigepflicht zu brechen, indem er über die Therapiestunden und Therapieinhalte meines Bruders berichtete, die meinen Vater in ein sehr schlechtes Licht stellten. Bis heute weiß ich nicht, warum er das tat. Ich fühlte mich von ihm verstanden und sogar ein wenig "geliebt", was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass meine "emotionalen Bedürfnisse" vaterseits bis dato unerfüllt waren/sind und das eine komplett neue Erfahrung für mich war. All dies führte dazu, dass ich mich von ihm "besonders" gemocht fühlte und dachte, er könnte meine Gefühle eventuell erwidern. Nach mehreren Klinikaufenthalten und einem geringen Therapieerfolg, wechselte ich zu einer Frau, da er auch keine Zeit mehr für mich hatte.

Heute bin ich siebzehn Jahre alt und inzwischen stabil. Die Gefühle für ihn haben sich, anstatt "nachzulassen", sogar noch verstärkt. Ich verspüre eine große Sehnsucht nach ihm und wünsche mir sogar Sex. Ich bin total verwirrt, da ich nicht ganz einordnen kann, ob es sich jetzt um eine "Übertragungsliebe" handelt oder um wahre Liebe. Ich finde wir würden so gut zusammenpassen, er ist wirklich ein herzensguter Mensch. Leider weiß ich auch, dass seine Abstinenz im Weg steht und er vermutlich nichts für mich empfindet. Der große Altersunterschied macht eine Beziehung noch unrealistischer. Allerdings frage ich mich bis heute, weshalb er so viel von sich preisgegeben hat. Damit verletzt er ja eigentlich auch schon seine Abstinenz.

Meine Frage an euch; Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Glaubt ihr daran, dass er sich eventuell auch in mich verliebt hat und was würdet ihr mir raten? Wie kann ich mich davon lösen? Haltet ihr es für eine gute Idee ihm meine Gefühle zu gestehen? Vielleicht mit einer E-Mail?

Vielen lieben Dank im Voraus

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