Warum erfindet Tacitus Grausamkeiten?

Einleitung

In seinen Annalen, welche wohl einige Jahre vor seinem Tod ihm Jahr 120 entstanden sind, behandelt der römische Geschichtsschreiber und Senator P. Cornelius Tacitus die Regierungszeiten der römischen Kaiser, wahrscheinlich bis zum Suizid des Nero. Obwohl Tacitus in enger Verbindung mit dem Kaiserhaus stand [Sonnabend: Antike Biographie, 2002, S. 173f. und Hertzberger: Geschichte, 1880, S. 351.] polemisiert er teils aufs Heftigste gegen den Prinzipat und die Kaiser. Für Augustus behauptet er etwa, dieser hätte sich bei seinem Griff nach der Macht zweifelhaften Methoden bedient.

Hauptteil der Frage

Als Beispiele führt der Autor die massive Bestechung des Volkes durch Getreidespenden und die Umgarnung der Soldaten mit materiellen Zugeständnissen an, ubi militem donis, populum annona, cunctos dulcedine otii pellexit (Tac. ann. 1,2,1). Nur damit sei es ihm möglich gewesen, alle Macht im Staate dauerhaft auf sich zu vereinen. Interessant ist an dieser Behauptung, dass sie nicht wahr ist [Willrich: Augustus bei Tacitus, S. 62.]. Besonders interessant ist jedoch, dass Tacitus den Kritikern, die er beim Totengericht sprechen lässt, die Behauptung in den Mund legt, Octavian sei hinter der Ermordung des Hirtius und Pabsa gestanden (Tac. ann. 1,10,2). Beide starben jedoch an Verletzungen, welche sie in der Schlacht von Mutina (43 v.Chr.) erlitten hatten. Tacitus fährt fort mit der Behauptung, Octavian hätte seine Schwester lediglich als Köder für Marc Anton verwendet, um einen Vorwand für dessen Tötung zu kreieren, sed Lepidum specie amicitiae deceptos; post Antonium, Tarentino Brundisinoque foedere et nuptiis sororis inlectum, subdolae adfinitatis poenas morte exsolvisse (Tac. ann. 1,10,3). Dabei ignoriert er, dass die Ehe ein strategisches Bündnis zwischen den beiden Triumvirn zementieren sollte und es Mark Anton selbst war, der die Ehe mit der ihm angetrauten Ehefrau Octavia auf Wunsch seiner Mätresse und Königin von Ägypten, Kleopatra, hatte auflösen lassen [Willrich, Augustus bei Tacitus, 1927, S. 60f. und Eck, Augustus, 2014, S. 34.]. Reale, von Octavian/Augustus begangene Grausamkeiten lassen sich in der Schilderung kaum finden, was mich zu der Frage bringt, weswegen Tacitus Bluttaten erlügt/erfindet, anstelle realer Grausamkeiten, etwa die eher beiläufig erwähnte Proskription von 43 v.Chr. in besonderem Maße hervorzuheben [Zur Proskription vgl. Fuhrmann: Proscriptio, RE XXIII,2, 1959, 2440—2444.].

Quelle

Tacitus: Annalen/Annales. Lateinisch-deutsch, Sammlung Tusculum, 6. Aufl. hrsg. v. Erich Heller Mannheim 2010.

Literatur

Eck, Werner: Augustus und seine Zeit, 6. Auf., München 2014.

Fuhrmann, Manfred: Proscriptio. In: RE XXIII,2, Stuttgart 1959, 2440—2444. 

Hertzberger, Friedrich: Geschichte des römischen Kaiserreichs, Berlin 1880.

Sonnabend, Holger: Geschichte der antiken Biographie. Von Isokrates bis zur Historia Augusta, Stuttgart; Weimar 2002.

Willrich, Hugo: Augustus bei Tacitus. In: Hermes, 62. Bd., H. 1 (1927), S. 54—78.

Antike, Caesar, Kaiser, Latein, Römer, römische Geschichte, römisches Reich, Rom, Augustus, römische Antike, Tacitus
Übersetzung?

Latein: Mercurius Aeneam vidit gerere pulchram vestem Punicam, quam

Dido ei libenter donaverat. Itaque nuntius Iovis ad Aeneam celeri-

ter accessit: „Audi, Aeneas! Iuppiter me misit, te monet: Quid hic

facis? Cur eo loco te tam improbe geris? Cogita de fato tuo! Hic

iucunde vivere tibi non licet. Relinque Carthaginem; nam Italiam

petere debes. Posteris tuis illic novam patriam para!“

Verba Mercuri Aeneam vehementer terruerunt. Itaque vir pius, qui

imperio Iovis semper paruerat, consilium cepit fugam petere et

regiones Punicas relinquere. Statim comites ad litus vocavit, eos

classem et arma parare iussit.

At Dido, quae consilia Aeneae iam animadverterat, eum verbis

flectere temptavit et dixit: „Cur me tam turpiter fallis? Cur fugere

properas, cur tam crudelis es? Nunc dolum tuum perspexi!“

Postquam Dido diu tacuit, tristi voce adiecit: „Tibi nimis credidi;

nam te amavi.“

Aeneas autem, quem Mercurius de fato monuerat, graviter

gemuit: „Numquam tibi conubium promisi. Cogita deos vitam

meam regere! Iuppiter, pater deorum hominumque, me novam

patriam quaerere iussit. Etiam Troiam non mea sponte reliqui.

Anchises pater in somno me in Italiam ire monuit. Desine me

teque querelis tuis vexare: Italiam non mea sponte peto.“

Deutsch: Merkur sah Aeneas das schöne punische Gewand tragen , das Dido ihm gern geschenkt hatte. Deshalb trat der Bote Jupiters schnell an Aeneas heran: „Höre, Aeneas! Jupiter hat mich geschickt , er ermahnt dich: Was tust du hier? Warum verhältst du dich an diesem Ort so unanständig ? Hier angenehm zu leben ist dir nicht erlaubt. Verlasse Karthago; denn du musst Italien aufsuchen. Verschaffe dort deinen Nachkommen eine neue Heimat!” Merkurs Worte erschreckten Aeneas heftig.Deshalb fasste der pflichtbewusste Mann, der Jupiters Befehl immer gehorcht hatte, den Entschluss , die Flucht zu ergreifen und die punischen Gebiete zu verlassen. Sofort rief er die Gefährten an die Küste, befahl ihnen (diesen), die Flotte und die Waffen vorzubereiten. Aber Dido, welche die Pläne des Aeneas schon bemerkt hatte, versuchte ihn (diesen) mit Worten umzustimmen und sagte: „Warum hintergehst du mich so schändlich? Warum beeilst du dich zu fliehen, warum bist du so grausam? Nun habe ich deine Hinterlist durchschaut!“ Nachdem Dido lange geschwiegen hatte, fügte sie mit trauriger Stimme hinzu: „Ich habe dir allzu sehr vertraut ; denn ich habe dich geliebt.“ Aeneas aber, den Merkur an die Schicksalsbestimmung erinnert hatte, seufzte schwer: „Niemals habe ich dir die Ehe versprochen. Bedenke, dass Götter mein Leben leiten! Jupiter, der Vater der Götter und Menschen, befiehlt, dass ich eine neue Heimat suche. Auch Troia habe ich nicht aus eigenem Willen verlassen. Mein Vater Anchises hat mich im Schlaf ermahnt, nach Italien zu gehen. Hör auf, mich und dich mit deinen Klagen zu quälen. Italien suche ich nicht aus eigenem Willen auf.“

Noch Anmerkungen?

Englisch, Schule, Sprache, Übersetzung, Grammatik, Latein
Lehramt für Französisch und Latein-keine Berufschancen?

Hi,

ich mache im nächsten Jahr mein Abitur und möchte danach Lehrerin werden.

Da ich Sprachen liebe und sehr sprachbegabt bin, möchte ich auf jeden Fall 2 Sprachen unterrichten, darunter meine Lieblingssprache Französisch. Als Zweitfach könnte ich mir Latein sehr gut vorstellen, da ich diese Sprache ebenfalls sehr mag.

Studieren und arbeiten möchte ich gerne in Berlin (oder Brandenburg), allerdings ist in diesen beiden Bundesländern die 2. Fremdsprache an den Schulen keine Pflicht mehr, weshalb ich Angst habe, mit meiner Traumfächerkombination keinen Job zu bekommen. Die wenigen Lateinlehrer ab meiner Schule unterrichten auch fast ausschließlich in ihrem Zweitfach.

Wenn Latein zu riskant ist, könnte ich mir als Zweitfach auch Deutsch sehr gut vorstellen. Allerdings raten mir viele (Deutsch-)Lehrer aufgrund des hohen Arbeits- und Korrekturaufwands davon ab, dieses Fach gerade in Kombination mit dem (auch korrekturaufwändigen) Fach Französisch zu wählen. Wie schätzt ihr die Situation ein? Ist die Kombination Deutsch/Französisch machbar und wie sehen die Berufschancen hier aus? Wäre es sinnvoller, als Zweitfach eine Naturwissenschaft zu unterrichten oder sind die Berufschancen für Deutschlehrer gut?

Zudem wäre es für mich auch denkbar, 3 Fächer (also De, Fr, La) zu unterrichten. Kann man 3 Fächer studieren, und wenn ja wo in Berlin?

Vielen Dank für eure Antworten und eure Erfahrungen mit dem Beruf/Studium/den Fächerkombinationen.

LG Licorne123

Beruf, Deutsch, Studium, Schule, Zukunft, Sprache, Französisch, Entscheidung, Latein, Lehramt, Lehrer, Lehrerin, Ausbildung und Studium, Beruf und Büro
Altgriechisch aufholen so schnell möglich?

Guten Morgen!

Da ich mein Graecum bereits mit dem Abitur erworben habe, muss ich als Lateinstudentin in der Uni Kurse aus den Nachbarphilologien besuchen. Ich habe - leider erst gestern - erfahren, dass ein Altgriechisch-Kurs für Studienanfänger angeboten wird. In diesen würde ich mich sehr gern reinsetzen, mit dem Dozenten habe ich auch bereits Rücksprache gehalten und er meinte, ich sei super dafür geeignet bzw. der Kurs wäre für mich als Wiederholung ideal.

Nun liegt mein Graecum leider schon zweieinhalb Jahre zurück. Von der guten Note auf meinem Zeugnis ist nicht mehr viel zu sehen; ich habe quasi alles verlernt. Ich habe nun mal meine Schulsachen (die ich glücklicherweise aufgehoben habe) gesichtet und gehe die einzelnen Lektionen gerade durch. Die Grundgrammatik kriege ich tatsächlich noch sehr gut hin, aber die Vokabeln kann ich wirklich überhaupt nicht mehr, ich muss jedes Wort gefühlt nachschlagen und ich habe Sorge, dass ich bei der etwas komplexeren Grammatik Probleme bekomme.

Ich kann nun überhaupt nicht einschätzen, ob ich es schaffe, den Rückstand aufzuholen. Die Leute, die diesen Kurs besuchen, sind Studienanfänger, d.h. sie kommen i.d.R. frisch aus der Schule, haben also gerade erst ihr Graecum bekommen und haben die ganzen Sachen deshalb noch sehr präsent. Ich habe Sorge, da komplett unterzugehen - es wird vor allem um den Beginn von Platons Politeia gehen und ich mag Platon zugegeben nicht besonders, auch in der Schule lag mir Platon nicht wirklich.

Einerseits denke ich, dass der Kurs für mich super ist, um die ganzen verborgenen Griechischsachen wieder ans Tageslicht zu holen und Übung zu bekommen, andererseits halte ich mich für zu schlecht aufgrund meiner langen Altgriechisch-Abstinenz. Ich wollte das schon lange wieder aufgeholt haben, aber ich hatte die letzten Semester überhaupt keine Zeit dafür. Meint ihr, ich könnte es schaffen, den Rückstand gut genug aufzuholen? Ich habe dafür noch fünfeinhalb Wochen Zeit, dann beginnt die Uni wieder. Und machen muss ich es irgendwann so oder so, im Semester darauf passt es halt zeitlich nicht und ich will es nicht noch weiter aufschieben. Der Dozent stellt auch Material zur Vorbereitung online, also an Material mangelt es gewiss nicht.

Danke für eure Einschätzungen!

LG

Lernen, Studium, Schule, Sprache, Altgriechisch, Latein, Ausbildung und Studium

Meistgelesene Beiträge zum Thema Latein