Schlechter Programmierer, Ausbildung bald vorbei – was tun?

Hey Leute,

bald ist meine Ausbildung als Fachinformatiker in Anwendungsentwicklung zu Ende. Es stehen nur noch das Fachgespräch und die Präsentation an, aber ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl dabei.

Kurz gesagt: Ich bin nicht gut im Programmieren. In meinem Ausbildungsbetrieb hatte ich von Anfang an keinen richtigen Ausbilder. Ich habe nie konkrete Aufgaben zum Programmieren bekommen und mich theoretisch nur auf mein Abschlussprojekt konzentriert. Jetzt am Ende habe ich ein paar fixe Arbeitstickets erhalten, aber niemand hat sich wirklich verantwortlich gefühlt. Deshalb habe ich fast ausschließlich im Selbststudium gelernt.

Mein Code in meiner Projektarbeit entspricht weder Clean Code noch sonst irgendwelchen Standards. In privaten Projekten schaffe ich es jedoch mit GPT, recht gute Anwendungsskripte zu schreiben.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich in den drei Jahren kaum etwas gelernt habe. Ich bin zwar erst 19, aber eine weitere Ausbildung reizt mich wenig, weshalb ich hoffe, zu bestehen.

Obwohl ich in zwei Wochen fertig bin, habe ich weder eine Übernahme noch irgendeine Rückmeldung erhalten, ob ich bleiben darf. Der dafür zuständige Chef ist seit Wochen im Urlaub.

Ich bereue es, nicht mehr gelernt zu haben.

Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Wie stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, falls ich nicht bestehen sollte?

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Factfulness (Rosling) Kritik - Meinung?

Guten Tag,

mich interessiert eure Einschätzung zum Buch "Factfulness" von  H. Rosling (†), A. Rosling Rönnlund, und O.Rosling. Es wird in Rezensionen, Medien, Bewertungen von Kunden und von Barack Obama und Bill Gates hoch gelobt.

Ich halte das Buch auf vielen Ebenen für eine Katastrophe. Mich interessiert eure Einschätzung zu dem Buch und zu der Bedeutung der drei Autoren im Allgemeinen. H. Rosling war Medizinprofessor, sein Sohn hat mit Tredalyzer ein statistisches Visualisierungsprogramm entwickelt und bei Google gearbeitet. Alle drei gelten als "Statistiker." Von den beiden Letztgenannten konnte ich keine relevanten Publikationen finden, die von H. Rosling sind von den Methoden auf geringen Niveau. Wie schätzt ihr die Bedeutung der drei in der Wissenschaft ein?

Endlich zum Buch:
Kernthema des Buches ist es, dass wir von den Entwicklungen auf der Welt (z.B. der Zahl der Hungerleidenden), insbesondere in ärmeren Ländern haben, ein falsches Bild haben. Anhand von 10 Quizfragen (Wie hat sich der Anteil der Armut leidenden entwickelt?, Wie viel Prozent der Mädchen in den ärmsten Ländern genießen ein gewisses Maß an Schulbildung?) und der Auswertung der Antworten von Studienpersonen zeigt er, dass selbst Professoren und Politiker denken, dass sich in der Welt vieles zum schlechten verändert hat, obwohl ja das Gegenteil der Fall ist. Die Autoren wollen dann eine faktenbasierte Sicht auf die Welt zu vermitteln und anhand von Grafiken verdeutlichen, dass es in den letzten Jahrzehnten mehr positive als negative Entwicklungen gab. Das ist so weit ja auch richtig, Kennzahlen wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung und Lebensmittelversorgung haben sich auch in den ärmsten Ländern verbessert. Der Punkt, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen diese Entwicklungen falsch einschätzt, und zum Beispiel davon überzeugt ist, dass die Armut zu, statt abgenommen hat, ist tatsächlich ein guter Punkt.

Mich stört aber die Grundeinstellung des "New Optimism", erkenne ich doch nicht, wie das dabei helfen kann, die gravierenden Probleme zu bekämpfen". Mich stört weiter die massiv faktenorientierte Weltsicht, die die Möglichkeit ausblendet, dass je nach Standpunkt aus den gleichen Fakten unterschiedliche Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Darauf will ich aber nicht länger eingehen, da ich das Vorhaben respektiere, die unterschiedlichen Deutungen zu ignorieren und sich auf eine gewinnbringende Darstellung der verzerrten Weltwahrnemung zu konzentrieren. Aber auch das gelingt den Autoren nicht!

  1. Die Darstellung und Besprechung der Statistiken ist auf einem sehr einfachen Niveau, auch für populärwissenschaftliche Bücher. Viele Grafiken sind nur qualitative Skizzen, an Landkarten, die doch gut geeignet werden, um auf einen direkten Blick Unterschiede in der Welt darzustellen, fehlt es total.
  2. Die Analyse, warum wir Entwicklungen verzerrt wahrnehmen, fällt spärlich aus. Es gibt nur Allgemeinplätze wie: "Medien berichten seltener über Gutes"" Dabei gibt es doch viel Forschung, die man für den Leser zusammen fassen kann um aufzuzeigen, was man aus soziologischer und psychologischer Sicht tatsächlich über solche Verzerrungen weiß.
  3. Die Handlungsempfehlungen für eine realistischere Wahrnehmung erinnern eher an Kalendersprüche "[Denkt daran, dass es auch ein dazwischen gibt]". Hier hätte ich es spannender gefunden, Beispiele aufzuzeigen, wo tatsächlicher Optimismus bezogen auf vergangene und zukünftige Entwicklungen positive Entwicklungen tatsächlich beschleunigt hat.
  4. Die Autoren gehen in Teilen entweder manipulativ vor, oder sie wissen es trotz ihrer zugeschriebenen Expertise tatsächlich nicht anders. Achsen- und Skalen von Grafiken sind unglücklich gewählt,. Und das, obwohl die Autoren in Teilen auf diese Verzerrungen selbst hinweisen. Insbesondere arbeiten sie viel mit Durchschnittsdaten und der Auswahl von Positivbeispielen. Es klingt gut, wenn das Bevölkerungswachstum im globalen Schnitt und sogar in Bangladesch langsam sinkt. Das ändert nichts, dass Staaten wie Äthiopien mit einer enormen Explosion bis Mitte des Jahrhunderts zu kämpfen haben werden.
  5. Es fehlt an jeglicher wissenschaftlicher Grundlage bei der Aufbereitung und Erklärung der Daten und Zusammenhänge. Kennzahlen wie der GINI-Koeffizient oder der HDI fehlen komplett (man kann davon halten was man will, aber das sind von vielen Instituten und Institutionen häufig benutzte Größen), bei Themen wie der demografischen Entwicklungen fehlt die wichtige explizite Nennung von Begriffen wie "Demografischer Übergang. Dies soll keine wissenschaftlicher Aufsatz oder Schulbuch sein soll, aber etwas Tiefe wäre angebracht gewesen.
  6. Es ist voll von persönlicher Beweihräucherung und infantilen Beispielen (Episoden aus seiner Schulzeit und der Dutzende Male wiederholten Trivialität, selbst Affen hätten die anfangs angesprochenen Quizfragen besser beantwortet)
Mathematik, Wirtschaft, Psychologie, Informatik, Soziologie, Statistik, Ungleichheit, Data Science

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