Kann eurer Meinung nach eine Legasthenie (Lese- und Rechtschreibschwäche) einfach weggehen? Was tun wenn das auch noch im Zeugnis steht?

Bei mir wurde in meiner Kindheit eine Lese- und Rechtsschreibschwäche diagnostiziert. Blöderweise wird das im Zeugnis vermerkt und kann im Berufsleben zu sehr großen Schwierigkeiten führen. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich nach dem Schulabschluss überall abgelehnt wurde und bis dato noch keine Ausbildung bekommen habe.

Probleme beim Schreiben und Lesen hatte ich aber wirklich. In der 7. Klasse habe ich noch wie ein Zweitklässler vorgelesen und hatte in jedem Diktat 100 bis 200 Fehler. Mit der Zeit habe ich mich dann aber gebessert, sodass ich in der 9. Klasse bei jedem Diktat eine Note 3 oder 4 gehabt hätte.

Nichtsdestotrotz wurde im Zeugnis vermerkt, dass ich eine Legasthenie habe.

Ich kam zu dem Entschluss, dass ich in der Schule nichts gelernt habe was mich wirklich weiterbringt. Die Rechtschreibung musste ich mir selber beibringen. Es gibt immer noch Wörter die ich nicht richtig schreibe, aber das was andere in 9 Jahren gelernt haben, habe ich in nur 2 Minuten gelernt.

Ich wusste z.B. bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht, dass man Nomen immer groß schreibt und dass man Adjektive groß schreibt wenn ein Artikel oder versteckter Artikel davor steht. Das habe ich in 9 Jahren nicht gelernt. Erst als ich es im Internet gelesen habe, wusste ich innerhalb von 2 Minuten wie die Klein- und Großschreibung funktioniert. Das mit der Groß- und Kleinschreibung war eigentlich mein Hauptproblem.

Mein andres Problem war, dass ich in Mathematik Textaufgaben nie verstanden habe und noch in der 9. Klasse komplett falsch bearbeitete. Das hätte ich eigentlich auch im Griff, nur leider bringt es mir nichts mehr.

Bin mittlerweile 21 und habe noch nie gearbeitet. Mittlerweile habe ich schon wieder viel verlernt, da mein Schulabschluss schon 5 Jahre zurückliegt und ich in der Zwischenzeit nichts neues dazugelernt habe. Weiß jemand Rat?

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Wenn ich bloß 3000 Wörter einer Sprache kenne (Englisch, Spanisch oder Deutsch), wird es möglich sein, vollständig Unterhaltungen zu verstehen, oder?

In den letzten Tagen überkam mir ein gewisses Interesse, gegenüber Sprachen. Und rein zufällig liegt neben mir ein Wörterbuch, welches einen englischen grundwortschatz von 1000 Wörtern anbietet. Das habe ich mir vor Jahren gekauft und nie benutzt. Nun ja, als ich mir nochmals diese Zahl ansah, stellte ich mir die Frage „wie viele Wörter sind wohl nötig, damit ich mich mit einer Person unterhalten kann, geschweige sie verstehen kann?“. Also suchte ich nach zahlen und Statistiken und ich kam nun mehrmals zu dem Ergebnis „3000 Wörter würden theoretisch ausreichen, um 90-95% an alltäglicher Unterhaltung verstehen zu können. Die restlichen 5-10% kann man sich anhand des Kontext erschließen“. Und ich denke, diese Zahlen haben einen gewissen Aussagewert. Beispielsweise musste ich in meiner mündlichen Prüfung, in englisch, einen gewissen Text wiedergeben und auf Fragen antworten. Mein Englisch ist nicht gut (Ich denke so auf b1 Niveau) und viele Wörter kannte ich nicht, aber die meisten waren mir bekannt. Dadurch habe ich mir recht viel, bis eigentlich alles, vom Kontext heraus schließen können.

Bald muss ich noch eine Fremdsprache lernen (eventuell französisch). Nun stelle ich mir die Frage „soll ich wirklich einfach alle vorgegebenen Vokabeln lernen, auch wenn ich viele davon so gut wie nie nutzen werde, oder sollte ich erst mal die am häufigsten genutzten Wörter lernen und der Rest kommt dann automatisch vom lesen, unterhalten oder was anderes?“.

Und was ist für euch der Unterschied, zwischen dem grundwortschatz und den am häufigsten genutzten Wörter? Ist doch eigentlich das selbe, oder etwa nicht?

Hier wäre noch ein Link, was ungefähr das beschreibt: https://talkreal.org/blog/wie-viele-woerter-muss-ich-lernen-um-eine-sprache-fliessend-zu-sprechen/

Ich würde aber gerne die Meinung und den Rat von mehreren Leuten lesen, die sich mit sprachen beschäftigen oder es zumindest mal intensiv getan haben.

ps es handelt sich dabei um wortfamilien. Als Beispiel : schreibst und liest wird nicht nochmal gezählt, sondern nur die Grundform von schreiben und lesen

Englisch, Deutsch, Schule, Sprache, Französisch, Germanistik, Latein, Vokabeln
Hab ich das Gedicht richtig interpretiert/verstanden?

Irrtum (Ulla Hahn, 1988)

Und mit der Liebe sprach er ists

wie mit dem Schnee: fällt weich

mitunter und auf alle

aber bleibt nicht liegen.

Und sie darauf die Liebe ist

ein Feuer das wärmt im Herd

verzehrt wenn’s dich ergreift

muß ausgetreten werden.

So sprachen sie und so griff

er nach ihr sie schlug nicht aus

und blieb auch bei ihm liegen.

Er schmolz sie ward verzehrt

sie glaubten bis zuletzt an keine Liebe

die bis zum Tode währt.

Also das Gedicht ist ein Sonett und besteht aus 2 Quartetten, gefolgt von 2 Terzetten. Der Mann vergleicht die Liebe mit dem Schnee und sagt, sie würde nicht für immer bleiben. Die Liebe ist also vergänglich. Die Frau vergleicht die Liebe mit dem Feuer und sagt, die Liebe ist bedrohlich, da sie zu Identitätsverlust führen kann. Wenn die Liebe nämlich zu stark ist, hat man keinen Freiraum mehr und wird sozusagen von der Liebe erstickt. Man verliert sich sozusagen selbst (, was ja auch in vielen anderen Gedichten von Ulla Hahn angesprochen wurde). Beide sagen also, es gibt nicht die große Liebe. Doch auch, als der Mann „bedrohlich“ oder „besitzergreifend“ wurde, verlässt die Frau den Mann nicht. Sie lässt das einfach über sich ergehen. Am Ende schmolz der Mann, nicht der Schnee, weil er sie so liebte und sie wurde vom Mann als Eigentum benutzt, was sie aber nicht schlimm fand. Obwohl beide nicht an die Liebe glaubten und fürchteten, dass die Liebe vergänglich und bedrohlich sei, blieben sie zusammen, was den Titel „Irrtum“ erklärt.

Deutsch, Psychologie, Gedicht, Germanistik, Liebe und Beziehung, Lyrik

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