Das wird jetzt wohl ein längerer Text...
Also, ich habe bisher sehr selten Cannabis geraucht, mal im Holland-Urlaub oder wenn mal wer was hatte. Ich habe am 1.4. selbst begonnen mit Eigenanbau, jedoch eher als botanische Herausforderung, ob das wirklich so schwierig bzw. komplex ist. Das ist aus meiner Sicht der entscheidende Part in der neuen rechtlichen Umgebung. Einmal die Beschaffung zu vereinfachen, zum anderen den Schwarzmarkt in diesem Bereich auszublenden. Man kann mit nur etwas gärtnerischem Geschick gute Erfolge erzielen, es gibt sehr viele Sorten für alle möglichen Anbausituationen etc. Natürlich verkenne ich nicht, dass in Haushalten mit Kindern (man muss ja im Bereich der eigenen Wohnung anbauen) oder Kleingärten etc. der Anbau in rechtlicher Auslegung nicht einfach ist, auch der zunehmende Geruch der Pflanze(n) kann Nachbarn zu Beschwerden bringen. Ist also auch nicht ganz so einfach, wo man gut anbauen kann.
Die Anbauvereinigungen sehe ich sehr kritisch. Hab da auch viel dazu gelesen und angesehen. Es ist schon bezeichnend, dass manche CSC von den gleichen tätowierten Typen gegründet werden, die vorher schon versucht haben, überteuertes CBD-Zeugs in Green Stores zu verticken. Hier gibt es einen CSC, der von einem einschlägig verurteilten ehemaligen Drogendealer geleitet wird. Warum nur...
Bei einem Preis von etwa 6-8 € pro Gramm bewegt man sich sicher am unteren Rand des Schwarzmarktes und steht in Konkurrenz zu diesem, allerdings mit deutlich besserer Qualität. Hier sind Gewinne zu erwarten, die weit im wirtschaftlichen Interesse der Gewinnmaximierung stehen, aber auch weit über den Erfordernissen der wirtschaftlichen Existenzsicherung eines Vereins. Wo sollen die Gewinne hin? Wie verhindert man hier den Reibach einzelner?
Ein CSC aus dem Norden hat fundiert die Kostenstruktur ausgerechnet. Man kam hierbei auf Produktionskosten (Containeranbau, ohne Verluste durch Schimmel oder Schädlinge) von durchschnittlich etwa 90 Cent pro Gramm. Man würde die Abgabe dann für um die 2 € pro Gramm im Club berechnen. Für je 60 neue Mitglieder brauche man jeweils einen Container mehr. Hängt natürlich auch davon ab, wo die Container stehen oder ob man die nur mietet etc.
Damit ist zwar (jetzt nicht lachen) der primäre Schwarzmarkt (ab 7-8 € pro Gramm, richtig gutes kostet aber auch das Doppelte) quasi raus. Man hat einen fairen Preis, keiner macht übermäßige Gewinne, der Verein ist gesichert. Für Rücklagen und weitere Investitionen reicht es allemal. Aber es bildet sich bei bis zu 50 g pro Monat pro Mitglied ein sekundärer Schwarzmarkt (wenn auch nur eingeschränkt und nicht bei jedem). Denn ich bekomme das Gramm für 2 € und verkaufe es bspw. für 5 € weiter. Ist illegal, daher Schwarzmarkt, aber ich bekomme es bestimmt gut los, weil deutlich unter dem eigentlichen Schwarzmarkt. Das ließe sich wiederum kaum kontrollieren, und schon gar nicht im Bereich Kinder- und Jugendschutz.
Das nächste Thema. Ich gebe hier zu bedenken, dass der Kinder- und Jugendschutz sicher in der Verantwortung der Erwachsenen liegen muss, weil die Reife und Einsichtsfähigkeit viel mehr gegeben ist. Bzw. sein sollte. Müsste. Aber effektiv nicht ist! Kinder und Jugendliche trinken und rauchen und wissen, wie man da ran kommt. Die Vorbild- und Kontrollfunktion Erwachsener ist meist nur reine Theorie. Alkohol ist zudem deutlich verheerender auf Dauer als THC. Aber es gibt keinen Suchtbeauftragten an jedem Stammtisch, in jeder Disko oder Volksfesten. Aber im CSC muss einer sein. Klar ist die psychoaktive Wirkung bei THC vorhanden, teils stark, und je nach Sorte verschieden. Die abbauende Wirkung kann man auch schwierig vorhersagen in Dauer und Intensität.
Wenn man den Kinder- und Jugendschutz hier ernsthaft umsetzen will, dann anders und restriktiver. Und dann auch bei Alkohol und Nikotin.
Ich sehe hier wie viele andere die massive Aufklärung im Vordergrund. Reine Verbote führen bekanntermaßen zum Naschen. Am Ende geht es um die Einsicht des Individuums, für sich eine Entscheidung zu treffen. Dafür braucht man Fakten, Zahlen, Vergleiche und Beispiele. Und die Offenheit, sich damit auseinander zu setzen.
Gibt bestimmt noch mehr zu diskutieren, wieso zum Beispiel erfolgt die Freigabe größerer Mengen und Konsumerlaubnis, dann aber zunächst ohne legale Beschaffung bitte. Wer ab 1.4. konsumierte, hat das Gras illegal beschafft. Erste Ernten sind ab Herbst zu erwarten. Dann kann man die Marktentwicklung nur beobachten. Also wurde Cannabis nicht entkriminalisiert, sondern wieder nur Teile der Kette.
Im Übrigen war ich vier Jahre im Ordnungsamt-Außendienst einer Großstadt, habe vielen u18-Jugendlichen die Kippen abgenommen, im Sinne des JuSchG. Die Polizei hat das nie gemacht. Und regen sich jetzt über die kommende Mehrarbeit auf? Das wirkt ehrlich gesagt lächerlich. Unabhängig davon braucht die Polizei ausreichend Personal, Geld und Technik, aber die Märkte und Wege der Drogenindustrie sind schon lange Aufgabe der Polizei. Da verschieben sich meiner Auffassung nach nur die Schwerpunkte.
Reicht erstmal, ich gehe erstmal nach meiner Pflanze schauen... ;-) Entspannte Woche allen!