Nein, du wünschst dir absolut nicht zu viel!
Das fühlt sich widersprüchlich an und als würde ich meinem Partner nicht gerecht werden.
Ich finde, es ist eher umgekehrt: Dein Partner wird dir nicht gerecht. Zum einen weiß er (oder müsste wissen), wie viel es dir bedeutet, wenn er dir Blumen schenkt. Das heißt natürlich nicht sofort, dass er "verpflichtet" ist, dir welche zu schenken und es gäbe durchaus auch valide Gründe dagegen (zB wenn er das nötige Geld dafür nicht über hätte). Aber sein genannter Grund (wenn er denn auch wirklich der wahre Grund ist), ist totaler Quatsch, denn man kann das ganze Jahr über Blumen im Blumenladen bekommen. Ich frage mich also, warum er dir diesen sehr simplen und leicht zu erfüllenden Wunsch zu eurem Jubiläum ganz bewusst nicht erfüllt. Vielleicht kannst du ja nochmal nachhaken, was wirklich der Grund war. Vielleicht war es ihm, warum auch immer, unangenehm, den wahren Grund zuzugeben. Oder er hat einfach immer noch nicht richtig verstanden, wie wichtig dir die Sache ist/war. Wenn ihm selber solche Geschenke nicht wichtig sind, fehlt ihm vielleicht die Empathie, um nachvollziehen zu können, wie viel dir diese Art der Liebesbezeugung bedeutet.
Zum anderen kommt ja in diesem Falle auch noch hinzu, dass er sogar vorher fest versprochen hat, dass du welche bekämst. Da du durch diese Ankündigung ja nun Blumen erwartet hast, ist es total verständlich, dass dich das nochmal stärker runterzieht, weil du dich wahrscheinlich schon drauf gefreut hattest.
Hast du schonmal von den verschiedenen "love languages" gehört? Über diese hat ein Paartherapeut ein ganzes Buch geschrieben und darin die Behauptung aufgestellt, dass es 5 dieser Beziehungssprachen gäbe, die grob gesagt beschreiben, wie ein Mensch seine Liebe ausdrückt. Und eine davon ist "gifts", also "Geschenke machen". Anhand deiner Beschreibungen würde ich sagen, dass das definitiv eine deiner love languages ist und du auf diese Weise auszudrücken versuchst, dass du an deinen Partner gedacht hast, dir Gedanken gemacht hast, womit du ihm eine Freude machen könntest und zuletzt auch Mühe und Zeit investiert hast, um dieses Geschenk zu beschaffen oder sogar zu basteln.
Und auch wenn du das nicht direkt tust, um auch was zurückgeschenkt zu bekommen, kann es auf Dauer trotzdem frustrierend sein, wenn sowas allzu einseitig abläuft und dadurch zu merken, dass man nicht "die gleiche Sprache spricht". Der Partner sich also umgekehrt diese Gedanken und Mühen nicht zu machen scheint, woraus schnell mal der Schluss gefolgert wird, der Partner könne einen dann ja nicht so sehr lieben, wie man selber den Partner liebt, wenn er so selten nur mal was schenkt. Diese Schlussfolgerung ist aber nicht unbedingt richtig, denn da du ja auch schon sagtest, dass ihm Geschenke nicht so wichtig sind, ist es wahrscheinlicher, dass das einfach nicht seine love language ist.
Zeigt er dir denn auf andere Weise, dass er dich liebt? zB durch regelmäßige Komplimente oder Lob (das wäre die love language "words of affirmation") oder körperliche Zärtlichkeit wie Umarmungen oder Streicheleinheiten (love language: "physical touch")? Wenn ja, solltest du dir mal ernsthaft die Frage stellen, ob du mit seiner Art, seine Liebe zu dir auszudrücken, klarkommst, ob sie dir auf lange Sicht ausreicht und ob du akzeptieren & zufrieden damit sein kannst, dass er höchstwahrscheinlich niemals dieselbe love language mit dir teilen wird. So wie du es formulierst, klingt es nämlich eher so, als würdest du dir einen Partner wünschen, der auch gern durch Geschenke seine Liebe zeigt und das trifft eben leider nicht auf deinen jetzigen Partner zu und kann auch nicht erzwungen werden.
Wenn du glaubst, dass du es nicht erträgst, auf ewig darum "betteln" zu müssen, auch mal Geschenke von ihm zu bekommen, ist das meiner Meinung nach ein total legitimer Grund die Beziehung nicht mehr weiterzuführen. Es geht dabei ja nicht um die Geschenke an sich bzw. deren materiellen Wert, sondern darum, was sie für dich repräsentieren und dir für Freude bereiten, und wenn der Partner einem diese emotionalen Bedürfnisse nicht erfüllen kann oder will, dann kann das im schlimmsten Fall dazu führen, dass man das Gefühl nicht abgeschüttelt kriegt, es würde einem etwas essentielles in der Beziehung fehlen. Andererseits wäre aber auch möglich, dass du es schaffst, dich soweit auf seine love language einzustellen, dass du sie genauso wertschätzen kannst wie deine eigene und dadurch deine "unerfüllten" Wünsche nach Geschenken nicht mehr so schlimm erscheinen, solange er dir auf andere Art seine Liebe zeigt.
Falls er aber auch nicht auf andere Weise regelmäßig seine Liebe ausdrückt, stellt sich die Frage, warum das so ist. Es ist theoretisch zwar möglich, dass er das nicht tut, weil er dich schlicht nicht liebt, aber erfahrungsgemäß sind meist andere Gründe wahrscheinlicher. Ist er vielleicht ein emotional eher verschlossener Mensch, sodass er generell Hemmungen hat, seine Gefühle auszudrücken und sich nur schwer dazu überwinden kann? Besonders Scheidungskinder, die schon jung miterlebt haben, wie die Eltern sich gestritten haben, statt von ihnen vorbildmäßig zu lernen, wie man dem Partner seine Gefühle kommuniziert und eine gesunde Beziehung führt, haben das Problem. Oder hat er vielleicht die Einstellung, dass man sich nur zu Anfang Mühe geben müsse, um die Partnerin einmalig zu einer Beziehung zu überzeugen, und diese Mühe nicht mehr nötig sei, sobald diese einem "sicher" ist. Das wäre natürlich nicht so schön, da du diesbzgl. ja auch eine sehr gegensätzliche Einstellung vetrittst.
So oder so: mach dir einfach mal etwas tiefergehende Gedanken zu dem Thema und suche dann das Gespräch mit ihm. Sofern ihr offen miteinander reden könnt, ist das durchaus etwas, was sich klären lässt und woran man gemeinsam arbeiten kann, um die Beziehung für beide weiter funktionieren zu lassen. Ich hoffe, er hört sich deine Wünsche diesmal etwas genauer an und kann eine ehrliche, selbstreflektierte Antwort auf die Frage geben, warum er dir diese nicht, oder nur selten, erfüllen mag/kann. Versuch dabei, vor allem gegenseitiges Verständnis füreinenader zu erreichen, und behalte dabei im Hinterkopf, dass deine Bedürfnisse genauso wichtig sind wie seine und es überhaupt nichts mit "überreagieren" zu tun hat, wenn du traurig reagierst, wenn diese (wiederholt) nicht erfüllt werden.