Meinung des Tages: Wie bewertet Ihr die Pläne des Verteidigungsministers zum neuen Wehrpflichtmodell?

60 Antworten

Ich finde die Lösung ein bisschen halbherzig, praxisfern und irgendwie wieder so richtig typisch Ampel.

Junge Männer waren früher verpflichtet sich von einem Amtsarzt bei der Bundeswehr untersuchen zu lassen, ziemlich gründlich sogar. Und danach blieb nur die Wahl zwischen Armee oder Zivildienst, für viele zu einem echt ungünstigen Zeitpunkt und auch deutlich länger als sechs Monate.

Ich finde es wäre jungen Männern und Frauen zumindest zuzumuten, dass sie an einem richtigen Gespräch bei der Bundeswehr teilnehmen und nicht nur einem Fragebogen ausfüllen müssen. Vor allem besteht so auch die Möglichkeit das selber Rückfragen gestellt werden können und auch Personen erreicht werden, die vielleicht aufgrund von Vorurteilen oder auch falscher Selbsteinschätzung gar kein Interesse für das Militär gezeigt hätten.


cypher203  20.06.2024, 22:37

Was wurde da eigentlich so gründlich untersucht. Ein bisschen Hör- und Sehtest, Hodenkontrollgriff und Urin abgeben. Ich habe aber nie irgendwelche Ergebnisse erhalten. Ich musste später noch ein zweites Mal eine Urinprobe abgeben. Aber auch da: nie wieder etwas gehört 🤒.

Diabetes? Depressionen? Bluthochdruck? An was ich auch denke, ich wüsste nicht, was es gewesen sein könnte.

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Es ist ein guter Kompromiss. Zurück zu alten Wehrpflicht würde es eh nicht schnell geben. Keine Musterungsämter mehr da, kein Personal und es würde auch gar nicht die Jobs für die vielen jungen Männer (und Frauen) geben.

Es finden sich auch zu wenige, die freiwillig zum Bund gehen. Verständlich, denn nicht gut bezahlt, viele Skandale, schlechte Ausrüstung, keine Anerkennung.

Diese Modell ist ein leichter Einstieg für junge Leute und es gibt keine Pflicht. Das ist in meinen Augen zentral. Denn zur richtigen Pflicht sollte man auch nicht zurückwollen.


Biermaus4711  16.06.2024, 17:01

Entweder richtig oder garnicht. Alles andere nennt man Geld rausschmeisden. Wir haben genug Geld rausgeschmissen, es reicht.

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Die Fragebogenaktion des Bundesverteidigungsminsters kann ich nicht ernst nehmen. Nur zur Erinnerung: die Wehrpflicht wurde 2011 u. a. deswegen ausgesetzt, weil es keine "Wehrgerechtigkeit" mehr gab. Längst nicht alle jungen Männer wurden trotz einer für den Wehrdienst postiven Musterung eingezogen. Wer Glück hatte, musste nicht zur Bundeswehr. Genau die gleiche Situation entstünde nun, wenn aufgrund eines Fragebogens entschieden wird, wer gemustert und eingezogen werden soll.

Der Grundwehrdienst betrug zuletzt ab Januar 2011 noch sechs Monate. Das ist für eine Ausbildung eine sehr kurze Zeit und die Verantwortlichen bei der Bundeswehr haben damals schon moniert, dass sie mit einigen der eingezogenen Wehrpflichtigen kaum was anfangen können. Es werden längst gut ausgebildete und spezialisierte Kräfte benötigt, um die modernen Waffensysteme bedienen zu können. Mit Wehrpflichtigen ist das nicht zu leisten.

Wir brauchen keine Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die Hintertür, sondern es wäre an der Zeit, die Wehrpflicht endlich abzuschaffen. Wenn der Personalbedarf der Bundeswehr nicht mehr über Freiwillige gedeckt werden kann, muss auch über Alternativen wie Einführung einer Berufsarmee zumindest nachgedacht werden.

Bevor noch mehr Geld in die Bundeswehr investiert wird, müsste sehr genau hingeschaut werden, wofür die bisherigen Zahlungen ausgegeben wurden. Natürlich sind marode Waffen oder baufällige Gebäude genauso inakzeptabel wie bsplsw. nicht ausreichende Bekleidung für die Soldat:innen. Natürlich wäre es längst notwendig gewesen, eine europäische Verteidigungsstrategie zu etablieren und zu finanzieren, jenseits der Abhängigkeiten von Staaten wie den USA. Diese Möglichkeit ist bislang versäumt worden und wir erleben innerhalb Europas ein erstarken von rechtsnationalen Kräften, die kaum zur Einigkeit in Europa beitragen oder ein europäisches Sicherheitskonzept befördern werden.

Muss die Bundeswehr "attraktiver" werden? Vielleicht würde es schon helfen, den "Arbeitsplatz Bundeswehr" normaler zu gestalten. Dass die Bundeswehr hierarchisch organisiert ist, steht einem vernünftigen Umgangston oder einem professionellen Umgang miteinander nicht entgegen. Rückzugsmöglichkeiten und ein mehr an Privatsphäre wären sicher gleichfalls hilfreich.

Eine grundgesetzlich verankerte Wehrpflicht für Frauen sehe ich kritisch. Das würde nur bedeuten, dass in Zukunft gleiches Unrecht für alle gelten würden. Das Ziel muss nicht mehr Wehrpflicht für alle, sondern keine Wehrpflicht für niemanden sein.

Zu einer allgemeinen Wehrpflicht wird es nicht kommen, denn für die Masse an Dienstverweigerer hätte der Staat zu wenig Ressourcen, um diese Pflicht durchzusetzen.

Ganz ähnlich sehe ich die Situation mit der Verpflichtung, wie sie mit diesem Ansatz vorgeschlagen wird. Man möchte die Musterung effizienter Gestalten und im Vorfeld aussortieren, wer sich weigert oder Ausmustern lässt.

Zudem halte ich den Einsatz der Bundeswehr für die Verteidigung nicht sinnvoll. Der Schwerpunkt sollte auf den Einsatz bei Umweltkatastrophen und für den Erhalt von Naturschutzgebieten liegen.

Sollte der Bundeswehr bzw. deren Reformierung in den kommenden Jahren wesentlich mehr Geld zur Verfügung gestellt werden?

Ja. Wir müssen mehr in den Katastrophenschutz und nationaler Kriesenvorsorge investieren.

Wie könnte die Bundeswehr bei jungen Männern und auch Frauen an Attraktivität gewinnen?

Zum Wehrdienst soll man sich Berufen fühlen. Es ist freiwillig und ehrenhaft. Mehr als eine Aufwandsentschädigung sollte es nicht geben.

Sollte das Grundgesetz bzgl. der Regelung für Frauen geändert werden?

Ich denke nicht. Ein Verbot wäre für Frauen sehr einschneidend und würde für unnötigen Frust für Betroffene sorgen. Im GG geht es allerdings um eine Verpflichtung. Ein freiwilliger Einsatz wäre nach meinem Verständnis auch ohne Änderung möglich.


matmatmat  16.06.2024, 08:07
Der Schwerpunkt sollte auf den Einsatz bei Umweltkatastrophen und für den Erhalt von Naturschutzgebieten liegen.

Was kann die Bundeswehr - außer Manpower - was Feuerwehr und THW nicht können? Wenns darum geht brauchen wir keine Wehrpflicht sondern eine Förderung des Zivil- und Katastropenschutzes. Da hat man ja seit den 90ern quasi alles abgebaut was es je gab (und ist u.a. bei Corona damit auf die Nase gefallen).

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Benedikt581  16.06.2024, 08:52
@matmatmat

Bundeswehr hat die Wehrpflicht. Natürlich sollte es für Feuerwehr und THW auch eine Wehrpflicht geben, das war aber nicht die Frage.

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matmatmat  16.06.2024, 09:01
@Benedikt581

Ja, als "Ersatzdienst" konnte man das früher auch machen... aber warum die Bundeswehr besser ausstatten für den Katastrophenschutz, wenn es andere Leute gibt die darauf spezialisiert sind? Die muß man fördern (und vielleicht die Bundeswehr auf ihre Kernkompetenz Landesverteidigung einnorden und fit machen).

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Benedikt581  16.06.2024, 19:56
@matmatmat

weil das sonst zu sehr von der ursprünglichen Frage abweicht. Verteidigung halte ich für unwichtig

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  • Wie bewertet Ihr die Pläne des Verteidigungsministers zur aktualisierten Wehrpflicht?

Guter Ansatz, auf TikTok etc. wird aber schon dagegen gehetzt, es würden im Oktober alle bis 65 Jahre angeschrieben, man würde in die Ukraine geschickt etc., schlimm dieses geschwurbel. Man muss sich einigen auf einen Weg und ehrlich und offen das vertreten und nicht wieder umwerfen etc., das darf kein geplanter Versuchsballon sein, der nicht umgesetzt werden soll oder vornherein unmöglich ist.

  • Sollte die Wehrpflicht mit Blick auf die aktuelle Lage in Europa wieder für alle jungen Männer verpflichtend eingeführt werden?

Ich wäre für Berufssoldaten, ich war beim Bund Ende der 80er und es war von der Kameradschaft sehr gut, aber einige wurden von oben gemobbt, wenn sie „anders“ waren, homo etc., die Vorgesetzten waren sehr einfältig, viele wurden da zu Zettis Zeitsoldaten wegen dem Geld und der Absicherung, ich fand alle als unfähig, aber das unfähige System konnten sie ja auch nicht ändern. Einige haben auch Selbstmord begangen, Drogen etc. , weil sie nicht damit zurecht kamen.

Es war verpönt ein Buch zu lesen🤣🙄, wurde schikaniert, d.h. man versuchte es, mir war’s egal und die hatten keine Macht für mich/trupp.

  • Sollte der Bundeswehr bzw. deren Reformierung in den kommenden Jahren wesentlich mehr Geld zur Verfügung gestellt werden?

Natürlich, möchte nicht sagen was Ende der 80er alles defekt war, dazu gab es genügend Testergebnisse, die Politik investierte nichts mehr.

viele sind damals wegen Geld, Absicherung, Ausbildung LKW Fahrer, Versorgung danach etc. Zeitsoldaten geworden oder wollten unbedingt Ober oder Hauptgefreiter werden, dafür muss man aber der Typ sein.

  • Wie könnte die Bundeswehr bei jungen Männern und auch Frauen an Attraktivität gewinnen?

Anpassung von Geld, Absicherung, Ausbildung Führerscheine etc., Versorgung als Zeitsoldat danach, jedoch sollte auch psychische berücksichtigt werden, damit man nachher gefrustet ist, keiner kann einfach Soldat sein, Buchhalter, Friseur oder Pfleger, Arzt etc.

  • Sollte das Grundgesetz bzgl. der Regelung für Frauen geändert werden?

tja, vielleicht:Für Frauen besteht auch die Möglichkeit und können, auf Wunsch, auch verpflichtet werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung