Meinung des Tages: Erneuter Prozess gegen Björn Höcke - fehlt der AfD ein kritischerer Umgang mit eigenen problematischen Politikern?

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke muss sich ein weiteres Mal wegen der Verwendung einer Nazi-Parole vor Gericht verantworten. Bereits im Mai wurde Höcke wegen der identischen Losung verurteilt. Fehlt der AfD ein kritischerer Umgang mit problematischen Personen in der eigenen Partei?

Schleppender Prozessauftakt

Der erneute Prozess gegen eines der wohl bekanntesten Gesichter der AfD am Landgericht Halle kommt derzeit nur schleppend in Gang. Die Strafverteidiger Björn Höckes stellten noch vor Verlesung der Anklageschrift mehrere Anträge, in denen sie die Zuständigkeit des Landgerichts anzweifelten. Weiterhin bezeichneten diese den Prozess hinsichtlich des öffentlichen Interesses als mediales "Trommelfeuer", das einen fairen und objektiven Prozess kaum noch möglich mache. Die beiden Verteidiger des 52-Jährigen plädierten dafür, das Verfahren einzustellen. Nach mehreren Unterbrechungen jedoch lehnte das Gericht die Forderung der Anwälte Höckes ab.

Das wird Björn Höcke vorgeworfen

Der Anklage zufolge soll Höcke im Dezember 2023 bei einem AfD-Stammtisch in Gera die Parole "Alles für Deutschland" angestimmt haben. Nachdem er die ersten beiden Worte ausgesprochen hat, soll er das Publikum mittels einer Handbewergung dazu animiert haben, die Parole zu vervollständigen.

Bei der Parole "Alles für Deutschland" handelt es sich um eine verbotene Losung der paramilitärischen Sturmabteilung (SA) der NSDAP. Rechtlich gesehen fällt die Losung unter Paragraf 86a des Strafgesetzbuchs (StGB). Dieser stellt das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen unter Strafe.

Vor wenigen Wochen erst wurde Höcke wegen dieser SA-Parole vom Landgericht Halle verurteilt, da er die Losung im Mai 2021 auf einer AfD-Wahlkampveranstaltung in Merseburg aussprach. Das Landgericht Halle verurteilte ihn zu einer Geldstrafe; da Höckes Verteidigung Revision einlegte, ist das frühere Urteil bislang nicht rechtskräftig.

Der ehemalige Geschichtslehrer allerdings gab im Mai vor Gericht an, die Losung nicht gekannt zu haben. Das Gericht hingegen sah den Sachverhalt anders und kam zu dem Schluss, dass der Politiker um die Bedeutung des Spruchs sehr wohl wisse und bewusst seine Grenzen austeste.

Reaktionen auf den Prozess

Sowohl in Interviews als auch vor Gericht gibt sich Höcke unschuldig. Er wisse, dass er verurteilt werden würde. Seiner Meinung nach fühle es sich für ihn jedoch nicht gerecht an. Mit Blick auf den Stammtisch sagte der AfD-Politiker, dass er nicht damit rechnen konnte, dass die fehlende Passage von den Anwesenden Gästen ausgesprochen werden würde. Weiterhin gibt sich Höcke hinsichtlich der Strafbarkeit der Parole, die "Allerweltsworte" beinhalte, mehr als überrascht.

Direkte Konsequenzen für seine Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl in Thüringen hatte das Mitte Mai gesprochene Urteil nicht. Im Falle einer Verurteilung im aktuellen Verfahren droht dem vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Politiker eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Seitens der AfD-Führung hält man sich mit zu klarer Kritik zum umstrittenen AfD-Spitzenpolitiker weiterhin bedeckt. AfD-Vorsitzende Alice Weidel erwähnte kürzlich lediglich in einem N-TV Interview, dass der gesamte Prozess "ein alberner Vorgang" sei und einzig dazu diene, den "Spitzenkandidaten [...] zu diskreditieren".

Jüngste Negativschlagzeilen wie z.B. die kritischen Spitzenkandidaten bei der Europawahl, die Niederlage gegen den Verfassungsschutz oder die Einstufung als rechtsextremer Verdachtsfall zumindest haben sich nicht negativ auf die Mitgliederzahlen ausgewirkt; im Gegenteil. Bei aktuell ca. 48.000 Mitgliedern rechnet die AfD-Spitze damit, schon recht bald ihr 50.000stes Parteimitglied beglückwünschen zu können.

Unsere Fragen an Euch:

  • Fehlt der AfD Eurer Meinung nach ein kritischerer Umgang mit problematischen Personen in der eigenen Partei?
  • Schaden Personen wie Höcke oder andere als rechtsextrem eingestufte Politiker der AfD auf lange Sicht?
  • Dient das öffentliche Interesse am Prozess am Ende dazu, die Grenzen des Sagbaren (Meinungsfreiheit vs. StGB) zu verschieben?
  • Sollte der Staat Personen mit klar antidemokratischen Positionen konsequenter bekämpfen und ggf. sogar von Wahlen ausschließen?
  • Wie erklärt Ihr Euch den Zusammenhang zwischen den zahlreichen Negativschlagzahlen sowie den immer weiter steigenden Mitgliederzahlen?

Wir freuen uns auf Eure Antworten.

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Quellen:

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/hoecke-prozess-afd-ns-parole-halle-104.html

https://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsextremismus-zweiter-prozess-wegen-nazi-parole-hoecke-beteuert-unschuld-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240623-99-502734

https://www.sueddeutsche.de/politik/bjoern-hoecke-sa-parole-afd-prozess-halle-lux.PoBrfTv2KoR97pG7DBVnmo

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-mitgliederzahl-100.html

https://www.n-tv.de/der_tag/Weidel-AfD-geht-gegen-albernes-Hoecke-Urteil-in-Berufung-article24945616.html

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Welche Person innerhalb der AfD, die einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, ist nicht "problematisch"? So betrachtet kann es keinen kritischeren Umgang mit diesen Leuten geben, da diese nur dann als "problematisch" wahrgenommen werden, wenn sie der Partei z. B. bei Wahlen schaden könnten. Maximilian Krah etwa wurde nicht aus dem Europawahlkampf abgezogen, weil er hochproblematische Einlassungen von sich gab - die kann man von Krah seit Jahren hören - , sondern weil die AfD Gefahr lief, Stimmen zu verlieren, weil Wählerinnen und Wähler, die nicht zur Stammklientel der Partei gehören, sich durch die starke Nähe von Krah zu China und Russland abgestoßen fühlen könnten.

Da die AfD seit Jahren weiter nach rechts wandert und keine Berührungsängste mit Rechtsextremisten hat, schaden Leute wie Höcke der Partei nicht. Im Gegenteil, Leute wie Höcke bestimmen Richtung und Diskurs in der Partei und verdrängen alles, was als "gemässigt" verstanden werden könnte. Die AfD heute ist eine deutlich andere Partei als jene, die Bernd Lucke einstmals gegründet hat.

Das Interesse an den Gerichtsprozessen gegen Höcke taugen nicht dazu, die Grenzen des "sagbaren" zu verschieben. Das passiert vorher. Höcke lotet sehr genau aus, was in seinen Reden gerade noch gesagt werden kann - z. B. durch geringfügige Modifikationen strafbewährter Einlassungen - und was eben diese Grenze überschreitet. Vor Gericht kommt dann die übliche Inszenierung als Opfer. Der Geschichtslehrer Höcke behauptet, er hätte keine Ahnung davon gehabt, dass die verwendetet Parole von der SA stammt und strafbewährt ist. Parteichefin Weidelt sekundiert, dass da etwas hochgespielt würde, was die Aufregung nicht wert sei. So wird eher versucht, die Grenzen des "sagbaren" weiter zu verschieben.

Selbstverständlich sollte der Staat das Instrumentarium, dass die Verfassung dem Staat bietet, um Verfassungsfeinde zu sanktionieren, auch anwenden. Dass dies mit großer Umsicht geschehen muss, steht außer Frage. Wenn aber Personen gesichert rechtsextrem sind (Björn Höcke z. B. darf durch einen Gerichtsbeschluss als "Faschist" bezeichnet werden), könnte hier Artikel 18 des Grundgesetzes greifen und das aktive und passive Wahlrecht temporär verwehrt werden.

Man schaue sich den Zustand der großen Parteien und ihres Personals an. Wofür stehen diese Parteien noch? Welcher Politiker, welche Politikerin sind in der Lage, inhaltlich klare und verständliche Sätze zu formulieren und nicht in einem inhaltsleeren Nirwana zu mäandern? Haben die Menschen im Land wirklich das Gefühl, dass die gewählten Volksvertreter:innen genau dies tun, nämlich in ihrem Sinn gute Politik für alle zu machen? Wenn Parteien dann wegen schlechter Umfrageergebnisse auf die Idee verfallen, den Leuten zu erklären, dass sie eine Superpolitik machen, aber man diese den Menschen noch mal richtig erklären müsse, weil der Bürger oder die Bürgerin da wohl irgendwas nich nicht so richtig verstanden haben, ist Frust vorprogrammiert. Und da kommen dann populistisch auftretende Parteien ins Spiel: einfache Lösungen, klare Sprache, keine Angst vor verbalen Entgleisungen - und manche Menschen finden das viel nachvollziehbarer, als das komplizierte Gerede der Vertreter:innen der großen Parteien. Dass da auch nur mit Wasser gekocht wird, fällt erstmal nicht auf. Erst wenn z. B. der AfD-Landrat gar nicht in der Lage ist, all das was er vollmundig vor seiner Wahl versprochen hat, auch umzusetzen, dämmert dem einen oder dem anderen, wem man da nachgelaufen ist. Interessant auch, dass es für Menschen mit kleinem Portemonnaie oder schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt keinen Grund gibt, die AfD zu wählen. Für diese Menschen hat die AfD nämlich im Programm gar keine Angebote.

Der Glaubwürdigkeitsverlust der etablierten Parteien spielt den Populisten in die Hände. Die Negativschlagzeilen in den Medien werden als Beweis dafür genommen, dass hier eine aufrichtige Partei niedergemacht werden soll ("Lügenpresse"), man informiert sich lieber über Instagram, Telegram, TicToc oder Youtube, ohne die dort verbreiteten Inhalte zu hinterfragen. Das ist ein Grund dafür, warum Negativschlagzeilen nicht zwingend zu einem Zustimmungsverlust für die AfD führen.

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Meinung des Tages: Nach TV-Duell zwischen Trump und Biden - ist Joe Biden der ideale demokratische Kandidat?

Am gestrigen Abend kam es zum ersten TV-Duell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Donald Trump. Während sich Donald Trump gewohnt angriffslustig zeigte, wirkte Joe Biden weitgehend unkonzentriert. Ist Joe Biden weiterhin der ideale Kandidat für die Demokraten?....

Viele diskussionswürdige Themen

Beim gestrigen TV-Duell handelte es sich um das erste mediale Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten, das im Vergleich zu den vorherigen Jahrzehnten in diesem Jahr wesentlich früher stattfand. Diskutiert wurde über viele Themen, so z.B. über die amerikanische Wirtschaft sowie die Inflation. Trump behauptete, dass die US-Wirtschaft während seiner Amtszeit boomte und lediglich durch die Corona-Pandemie ausgebremst worden sei. Biden verwies darauf, dass er - in wirtschaftlicher Hinsicht - zahlreiche Probleme seines Vorgängers zunächst einmal ausbügeln musste.

Beim Thema Migration beschuldigte Trump Biden, die Verbrechens- und Tötungsrate im Land durch seine Einwanderungspolitik massiv verstärkt zu haben. Belege hierfür lieferte Trump jedoch keine. Während Biden Trumps Moral mit der eines Straßenköters verglich, bezeichnete Trump den Demokraten Biden als schlechtesten Präsidenten der US-Geschichte.

Thematisiert wurde ferner der Sturm auf das Kapitol nach der vergangenen US-Wahl: Biden kritisierte Trump hier scharf und warf ihm vor, den Sturm initiiert und nicht rechtzeitig eingeschritten zu haben. Trump, der die Wahl Bidens damals nicht anerkannte, erklärte, dass er seine Anhänger lediglich ermutigt habe, "friedlich und patriotisch" zu handeln.

Darüber hinaus waren auch Themen wie Schwangerschaftsabbrüche, der Nahostkonflikt oder die künftige Rolle der USA innerhalb der NATO Gegenstand des Duells. Während Trump der Moderation vielfach auswich und Behauptungen in den Raum warf, wirkte vor allem Joe Biden überwiegend fahrig, träge und überfordert...

Ein denkwürdiger Auftritt Bidens

Joe Biden wollte vor dem Duell möglichen Attacken auf sein Alter (81) entgegenwirken und einen fitten und vitalen Eindruck machen. Beobachter und potentielle Wähler allerdings zeigten sich nach dem Aufritt des demokratischen Kandidaten eher erschüttert: Biden schaffte es - in Kontrast zu seinem republikanischen Herausforderer - selten, die Redezeit einzuhalten, wirkte sehr fahrig, sprach leise und heiser und verlor in vielen seiner Argumentationen den Faden. Trump nutzte diesen Umstand aus und sagte, dass er nicht wisse, was Biden überhaupt gesagt hätte. Und womöglich wisse Biden das selbst nicht.

Eine Politik-Korrespondentin der Washington Post resümierte den Verlauf des Duells und sagte, dass Bidens Auftritt "schmerzhaft zum Angucken" gewesen sein. Der TV-Sender CNN und weitere Beobachter zitierten im Nachgang Stimmen der Demokraten, die sich allesamt beunruhigt äußerten. Der ehemalige Berater Obamas David Axelrod sagte, dass es spätestens jetzt Diskussionen darüber geben würde, ob Biden weitermachen sollte.

Wie geht es weiter?

Hört man sich in den USA um, sind viele Wähler weder mit Trump noch Biden zufrieden. Insbesondere der amtierende Präsident allerdings muss sich aktuell in der Öffentlichkeit besonders beweisen und Zweifel darüber zerstreuen, ob er dem Amt noch gewachsen ist. 2/3 der Amerikaner erachten Joe Biden als zu alt. Nach dem gestrigen Auftritt dürften sich die kritischen Stimmen verstärkt haben. Dessen ungeachtet deuten aktuelle Umfragen bislang auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Demokraten und dem republikanischen Herausforderer hin.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist Biden für die Demokraten noch nicht offiziell nominiert, weswegen andere potentielle Kandidaten wie Vize-Präsidentin Kamala Harris oder die Gouverneure Gavin Newsom (Kalifornien), Gretchen Whitmer (Michigan) und Josh Shapiro (Pennsylvania) stattdessen in den Wahlkampf einsteigen könnten. Auf demokratischer Seite muss man sich nach dem gestrigen Duell die Frage stellen, ob ein Kandidatenwechsel noch machbar und sinnvoll wäre.

Unsere Fragen an Euch:

  • Sollten die Demokraten weiterhin an Joe Biden als Kandidat festhalten?
  • Wäre z.B. Kamala Harris eine sinnvolle Alternative zu Joe Biden?
  • Wie bewertet Ihr die bisherige Amtszeit des US-Präsidenten?
  • Inwieweit wäre eine weitere Amtszeit Bidens sowohl für die USA als auch die europäischen Partner positiv / negativ?
  • Wäre Donald Trump der geeignetere Mann für das anstehende Präsidentenamt?
  • Welche Auswirkungen auf das transatlantische / weltpolitische Verhältnis könnte eine erneute Präsidentschaft Donald Trumps mit sich bringen?

Wir freuen uns auf Eure Antworten.

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Quellen:

https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/us-wahl-tv-duell-100.html

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/biden-patzt-bei-tv-debatte-jetzt-gehen-die-diskussionen-los,UGuAh7J

https://www.zeit.de/politik/ausland/2024-06/usa-tv-duell-joe-biden-donald-trump

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-sorge-vor-afd-parteitag-tv-duell-zwischen-trump-und-biden-praesidentenwahl-in-iran-a-6c55ca6d-5b92-405b-b23b-e01a64de2e2c

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Nein, ein anderer Kandidat wäre sinnvoller, weil...

Es war schon lange zu beobachten, dass der altersbedingte Verfall von Joe Biden zu einem echten Problem für die amerikanischen Demokraten werden könnte, ein Verfall, der mittlerweile nicht mehr zu übersehen und nicht mehr zu überhören ist. Eigentlich hätte Biden vor einem Jahr gar nicht mehr aufgestellt werden dürfen, es wäre sinnvoll gewesen, sich frühzeitig um einen Ersatz zu bemühen. Jetzt wäre ein Kandidatenwechsel nur noch möglich, wenn Biden von sich aus (bsplsw. aus gesundheitlichen Gründen) zurück träte, was dieser aber offensichtlich noch nicht mal in Erwägung zieht. Das Fernsehduell mit Trump war ein Desaster, Biden verlor mehr als einmal den Faden, er parierte inhaltlich falsche Einlassungen von Trump, auch nicht im Ansatz, seine leise Stimme wirkte defensiv, wo Biden angreifen müsste, blieb er zurückhaltend. Dem Vernehmen nach packte beobachtende Demohrat:innen die nackte Panik - völlig zu recht. Wer könnte noch eingewechselt werden? Spannend wäre Michelle Obama, die auch noch den Vorteil hätte, bekannt zu sein. Aber Michelle Obama hat bereits mehrmals abgelehnt. Naheliegend wäre Kamala Harris, aber die ist während ihrer Amtszeit als Vizepräsidentin völlig blass geblieben und hat schwache Umfragewerte. Geeignet wäre Gavin Newsom aus Kalifornien, der aber auch bisher nicht hat erkennen lassen, dass er zu einer Kandidatur bereit wäre. Jedenfalls: mit Biden hat die demokratische Partei schon verloren, mit einem anderen Kandidaten oder einer anderen Kandidatin hätten sie eventuell den Hauch einer Chance.

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Meinung des Tages: Wie bewertet Ihr die Pläne des Verteidigungsministers zum neuen Wehrpflichtmodell?

Um Deutschland wieder verteidigungsfähig zu machen und den Personalmangel innerhalb der Bundeswehr zu bekämpfen, hat Verteidigungsminister Boris Pistorius vor wenigen Tage seine neuen Pläne hierfür vorgestellt. Doch wie realistisch und nachhaltig sind diese wirklich?

Personalmangel bei der Bundeswehr

Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine herrscht innerhalb Europas wieder eine angespannte Sicherheitslage, die man hierzulande für viele Jahre kaum für möglich gehalten hätte. Vor allem mit Blick auf etwaige wachsende Bedrohungen aus Russland möchte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius die deutsche Bundeswehr umfassend reformieren.

Aktuell krankt der deutsche Verteidigungsapparat vor allem an fehlendem oder veraltetem Material sowie akuter Personalnot. Ziel des Verteidigungsministers sei es, die Bundeswehr für (junge) Männer wieder attraktiver zu machen, um stets über ein ansehnliches Kontingent an möglichen Soldaten zur Landesverteidigung zu verfügen.

Hierfür schlägt der Verteidigungsminister u.a. die folgenden Schritte vor:

Die konkreten Pläne

Ab dem kommenden Jahr soll allen Männern und Frauen im Alter von 18 Jahren ein Online-Fragebogen zugeschickt werden. Laut Pistorius werden in diesem Jahr ca. 400.000 alleine junge Männer volljährig.

Im Bogen werden sie nach ihrer grundsätzlichen Bereitschaft, Soldat werden zu wollen, befragt. Darüber hinaus sollen sich die möglichen neuen Kräfte in mehreren Fragen selbst einschätzen. Hier werden verschiedene Fragen zu Motivation oder Fitness gestellt. Ausgewählt werden am Ende diejenigen Teilnehmer, die hinsichtlich der Selbsteinschätzung am motiviertesten und fittesten erscheinen.

Das Ausfüllen des Bogens für Männer ist dabei verpflichtend, Frauen müssen diesen nicht zwangsläufig ausfüllen. Kandidaten, die für die Bundeswehr prinzipiell in Frage kommen, werden im Anschluss daran verpflichtend zur Musterung eingeladen. Die Ausgewählten sollen bei Interesse sechs Monate Grundwehrdienst leisten. Dieser kann freiwillig um bis zu 17 Monate verlängert werden.

Der Verteidigungsminister schätzt, dass mit seinem Konzept eines neuen Wehrdienstes jährlich ca. 5.000 zusätzliche Soldaten hinzugewonnen werden könnten. Zudem denkt Pistorius, dass bei ca. 25% aller Angeschriebenen ein grundsäztliches Interesse an der Bundeswehr vorhanden sein könnte.

Für eine mögliche Dienstpflicht von Frauen wäre eine Änderung des Grundgesetzes vonnöten. Artikel 12a besagt derzeit: "Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden".

Bisherige Wehrpflicht

Die Wehrpflicht wurde in Deutschland unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Jahr 2011 nach 55 Jahren ausgesetzt. Das kam einer Abschaffung sowohl von Wehr- als auch Zivildienst gleich. Lediglich im Falle einer konkreten Spannung oder im Verteidigungsfall kann die Wehrpflicht laut Wehrpflichtgesetz wieder in Kraft treten.

Unsere Fragen an Euch:

  • Wie bewertet Ihr die Pläne des Verteidigungsministers zur aktualisierten Wehrpflicht?
  • Sollte die Wehrpflicht mit Blick auf die aktuelle Lage in Europa wieder für alle jungen Männer verpflichtend eingeführt werden?
  • Sollte der Bundeswehr bzw. deren Reformierung in den kommenden Jahren wesentlich mehr Geld zur Verfügung gestellt werden?
  • Wie könnte die Bundeswehr bei jungen Männern und auch Frauen an Attraktivität gewinnen?
  • Sollte das Grundgesetz bzgl. der Regelung für Frauen geändert werden?

Wir freuen uns auf Eure Antworten.

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Quellen:

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Pistorius-stellt-neues-Wehrdienst-Modell-vor-Kritik-aus-dem-Norden,wehrpflicht194.html

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/wehrpflicht-pistorius-analyse-100.html

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/pistorius-wehrdienst-pflicht-reform-musterung-102.html

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/wehrpflicht-debatte-100.html

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Die Fragebogenaktion des Bundesverteidigungsminsters kann ich nicht ernst nehmen. Nur zur Erinnerung: die Wehrpflicht wurde 2011 u. a. deswegen ausgesetzt, weil es keine "Wehrgerechtigkeit" mehr gab. Längst nicht alle jungen Männer wurden trotz einer für den Wehrdienst postiven Musterung eingezogen. Wer Glück hatte, musste nicht zur Bundeswehr. Genau die gleiche Situation entstünde nun, wenn aufgrund eines Fragebogens entschieden wird, wer gemustert und eingezogen werden soll.

Der Grundwehrdienst betrug zuletzt ab Januar 2011 noch sechs Monate. Das ist für eine Ausbildung eine sehr kurze Zeit und die Verantwortlichen bei der Bundeswehr haben damals schon moniert, dass sie mit einigen der eingezogenen Wehrpflichtigen kaum was anfangen können. Es werden längst gut ausgebildete und spezialisierte Kräfte benötigt, um die modernen Waffensysteme bedienen zu können. Mit Wehrpflichtigen ist das nicht zu leisten.

Wir brauchen keine Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die Hintertür, sondern es wäre an der Zeit, die Wehrpflicht endlich abzuschaffen. Wenn der Personalbedarf der Bundeswehr nicht mehr über Freiwillige gedeckt werden kann, muss auch über Alternativen wie Einführung einer Berufsarmee zumindest nachgedacht werden.

Bevor noch mehr Geld in die Bundeswehr investiert wird, müsste sehr genau hingeschaut werden, wofür die bisherigen Zahlungen ausgegeben wurden. Natürlich sind marode Waffen oder baufällige Gebäude genauso inakzeptabel wie bsplsw. nicht ausreichende Bekleidung für die Soldat:innen. Natürlich wäre es längst notwendig gewesen, eine europäische Verteidigungsstrategie zu etablieren und zu finanzieren, jenseits der Abhängigkeiten von Staaten wie den USA. Diese Möglichkeit ist bislang versäumt worden und wir erleben innerhalb Europas ein erstarken von rechtsnationalen Kräften, die kaum zur Einigkeit in Europa beitragen oder ein europäisches Sicherheitskonzept befördern werden.

Muss die Bundeswehr "attraktiver" werden? Vielleicht würde es schon helfen, den "Arbeitsplatz Bundeswehr" normaler zu gestalten. Dass die Bundeswehr hierarchisch organisiert ist, steht einem vernünftigen Umgangston oder einem professionellen Umgang miteinander nicht entgegen. Rückzugsmöglichkeiten und ein mehr an Privatsphäre wären sicher gleichfalls hilfreich.

Eine grundgesetzlich verankerte Wehrpflicht für Frauen sehe ich kritisch. Das würde nur bedeuten, dass in Zukunft gleiches Unrecht für alle gelten würden. Das Ziel muss nicht mehr Wehrpflicht für alle, sondern keine Wehrpflicht für niemanden sein.

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Verklemmter

Mein Eindruck ist, dass vor allem junge Männer heute prüder, schamhafter oder tatsächlich auch verklemmter sind, als wir das waren. Viele sind peinlich darum bemüht, dass sie niemand anderes fast oder ganz nackt zu sehen bekommt. Vermutlich sind die auch zu Hause in der Familie nie unbekleidet unterwegs. In der Sportumkleide wird sich zum Umziehen ein Handtuch um die Hüfte geschlungen und wenn überhaupt noch in der Gruppendusche geduscht wird, dann in der Badehose (die manche extra zu diesem Zweck mitbringen) oder sogar in der Unterhose. Über einer Runtight wird eine möglichst weite Short drübergezogen, das gleiche gilt für eine Radhose und zum Schwimmen wird gleich eine Badeshort getragen. Es ist offensichtlich, dass es darum geht, dass niemand auch nur den Ansatz der Geschlechtsteile durch den Stoff erahnen soll. Dass man so ein unverkrampftes Verhältnis zum eigenen Körper entwickeln kann, erscheint mir zweifelhaft. Für mich wars nichts ungewöhnliches, dass man zu Hause auch mal nix anhat und durch den Schwimmverein wars für mich auch normal, mich mit anderen umzuziehen oder gemeinsam zu duschen. Sicher, in der Zeit der Pubertät habe auch ich mich erstmal zurückgezogen. Die körperliche Veränderung war irgendwie unangenehm. Die Körperform wurde männlicher, die Stimme tiefer, es wuchsen Haare, wo vorher keine waren und die Geschlechtsteile wurden größer. Mir hat es damals geholfen, dass ich mit anderen zusammen war, denen es auch so ging und dass wir trotz einer gewissen Zurückhaltung auch die anderen noch nackt sehen konnten, etwas Überwindung dabei inklusive. Diese Zeit der Entwicklung ging eher schnell vorbei und danach war alles wieder, wie vorher auch. Dass heute junge Leute wieder verklemmter unterwegs sind, liegt sicher zum Teil auch am Elternhaus und der Erziehung. Aber anscheinend besteht da auch eine Sorge, nicht „attraktiv“ genug zu sein und im Vergleich mit anderen „schlechter“ abzuschneiden. Als Maßstab werden möglicherweise zu oft perfekt gestylte Körper aus dem Internet herangezogen. Gerade da scheint es mir sinnvoll, auch mit anderen bsplsw. vor oder nach dem Sport mal nackt sein zu können – die anderen haben meistens auch keine perfekte Model-Figur. Im Schwimmverein, wo man über einen längeren Zeitraum mit fast den gleichen Jungs zusammen ist, hat man nach dem zweiten oder dritten Mal alles gesehen, was es zu sehen gibt und dann ist das völlig normal. Auch, wenn ein neuer Junge dazu kommt, ist der eben nach dem zweiten Mal auch nicht mehr neu. Was das leidige Thema „Penisgröße“ angeht: die einen haben halt etwas mehr mitbekommen, bei anderen fällt das bescheidener aus. Nur: das alles ist absolut kein Grund dafür, sich für irgendetwas zu schämen oder zu glauben, dass man den eigenen Körper verstecken muss.

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ohne Unterhose (nackt)

Für mich ist es schon merkwürdig, wenn jemand beim Duschen seine Schwimmhose anbehält. Aber in der Unterhose duschen, geht gar nicht. Spätestens, wenn die dann anfangen, die Baumwolle vorne ordentlich mit Duschgel einzuschäumen, ist Schluß. Was soll sowas? In vielen Gruppenduschen gibt es einige wenige Einzelkabinen, dann sollen die, die es nun gar nicht schaffen, mit anderen gemeinsam nackt zu duschen, diese Kabinen benutzen und bitte Schwimmhosen, Unterhosen oder Boxershorts ausziehen. Allerdings könnte sich der eine oder andere vielleicht auch einfach überwinden und es in der normalen Gruppendusche ausprobieren, "ohne" zu duschen. Schon beim zweitenmal tuts bestimmt gar nicht mehr weh. Tatsächlich ist auch mir aufgefallen, dass vor allem jüngere Männer mit anderen zusammen oft nicht mehr nackt duschen.

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Wenn man sportlich schwimmt, sind Badeshorts völlig ungeeignet. Viel zu viel Stoff, viel zu viel Widerstand. Ich war im Schwimmverein und da waren "Speedos" für alle Altersgruppen ganz normal, niemand hätte da Badeshorts tragen können. Was man heute bei Schwimmern öfter mal sieht, sind enganliegende Kastenbadehosen oder Jammer, die können eine Alternative zu "Speedos" sein. Also: für Freizeit, Sonne und Abkühlung im Wasser gehen auch Badeshorts, aber fürs "richtige" Schwimmen ist es überhaupt nicht ungewöhnlich (und altersunabhängig) "Speedos" anzuziehen.

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Ich

Ich bin beschnitten. Bei mir wars der Klassiker: ich hatte eine Phimose und immer Probleme damit. Für mich war es dann ohne Vorhaut ganz klar gegenüber vorher besser und ich fühle mich damit sehr gut. Deshalb würde ich auch jedem, der mit der Vorhaut Schwierigkeiten hat, zur Beschneidung raten. Es war auch im Freundeskreis damals kein wirkliches Thema. Ich war im Schwimmverein und man kennt sich eben auch ohne Schwimmhose, aber außer vereinzelten Fragen oder Bemerkungen, die freundlich und interessiert waren, kam da nix. Ein türkischer Junge schlug mir auf die Schulter, grinste und sagte: "Na, willkommen im Club", das weiß ich noch und fand ich irgendwie nett.

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Ich zieh wirklich immer ein Unterhemd an, ganz unabhängig von der Jahreszeit. Ohne würde ich mich nicht wohlfühlen. Dass man eventuell die Konturen unter z. B. Shirts oder Hemden erkennen kann oder dass das Unterhemd unter heller Oberbekleidung durchscheint, stört mich nicht. Weder bei mir, noch bei anderen.

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Für mich ist und war Doppelrippunterwäsche ganz normal und bis auf eine relativ kurze Zeit in der Pubertät hab ich die auch immer gerne angezogen. Bei mir ist das also klar Gewohnheit. Im Freundeskreis gibt es einige, die zumindest manchmal ein Unterhemd anziehen, Doppelrippunerhosen trägt aber außer mir wirklich niemand, eher schon mal eine weiße aus Feinripp. Ich fühl mich gut damit und finde die Unterwäsche bequem und angenehm.

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