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Welche Person innerhalb der AfD, die einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, ist nicht "problematisch"? So betrachtet kann es keinen kritischeren Umgang mit diesen Leuten geben, da diese nur dann als "problematisch" wahrgenommen werden, wenn sie der Partei z. B. bei Wahlen schaden könnten. Maximilian Krah etwa wurde nicht aus dem Europawahlkampf abgezogen, weil er hochproblematische Einlassungen von sich gab - die kann man von Krah seit Jahren hören - , sondern weil die AfD Gefahr lief, Stimmen zu verlieren, weil Wählerinnen und Wähler, die nicht zur Stammklientel der Partei gehören, sich durch die starke Nähe von Krah zu China und Russland abgestoßen fühlen könnten.
Da die AfD seit Jahren weiter nach rechts wandert und keine Berührungsängste mit Rechtsextremisten hat, schaden Leute wie Höcke der Partei nicht. Im Gegenteil, Leute wie Höcke bestimmen Richtung und Diskurs in der Partei und verdrängen alles, was als "gemässigt" verstanden werden könnte. Die AfD heute ist eine deutlich andere Partei als jene, die Bernd Lucke einstmals gegründet hat.
Das Interesse an den Gerichtsprozessen gegen Höcke taugen nicht dazu, die Grenzen des "sagbaren" zu verschieben. Das passiert vorher. Höcke lotet sehr genau aus, was in seinen Reden gerade noch gesagt werden kann - z. B. durch geringfügige Modifikationen strafbewährter Einlassungen - und was eben diese Grenze überschreitet. Vor Gericht kommt dann die übliche Inszenierung als Opfer. Der Geschichtslehrer Höcke behauptet, er hätte keine Ahnung davon gehabt, dass die verwendetet Parole von der SA stammt und strafbewährt ist. Parteichefin Weidelt sekundiert, dass da etwas hochgespielt würde, was die Aufregung nicht wert sei. So wird eher versucht, die Grenzen des "sagbaren" weiter zu verschieben.
Selbstverständlich sollte der Staat das Instrumentarium, dass die Verfassung dem Staat bietet, um Verfassungsfeinde zu sanktionieren, auch anwenden. Dass dies mit großer Umsicht geschehen muss, steht außer Frage. Wenn aber Personen gesichert rechtsextrem sind (Björn Höcke z. B. darf durch einen Gerichtsbeschluss als "Faschist" bezeichnet werden), könnte hier Artikel 18 des Grundgesetzes greifen und das aktive und passive Wahlrecht temporär verwehrt werden.
Man schaue sich den Zustand der großen Parteien und ihres Personals an. Wofür stehen diese Parteien noch? Welcher Politiker, welche Politikerin sind in der Lage, inhaltlich klare und verständliche Sätze zu formulieren und nicht in einem inhaltsleeren Nirwana zu mäandern? Haben die Menschen im Land wirklich das Gefühl, dass die gewählten Volksvertreter:innen genau dies tun, nämlich in ihrem Sinn gute Politik für alle zu machen? Wenn Parteien dann wegen schlechter Umfrageergebnisse auf die Idee verfallen, den Leuten zu erklären, dass sie eine Superpolitik machen, aber man diese den Menschen noch mal richtig erklären müsse, weil der Bürger oder die Bürgerin da wohl irgendwas nich nicht so richtig verstanden haben, ist Frust vorprogrammiert. Und da kommen dann populistisch auftretende Parteien ins Spiel: einfache Lösungen, klare Sprache, keine Angst vor verbalen Entgleisungen - und manche Menschen finden das viel nachvollziehbarer, als das komplizierte Gerede der Vertreter:innen der großen Parteien. Dass da auch nur mit Wasser gekocht wird, fällt erstmal nicht auf. Erst wenn z. B. der AfD-Landrat gar nicht in der Lage ist, all das was er vollmundig vor seiner Wahl versprochen hat, auch umzusetzen, dämmert dem einen oder dem anderen, wem man da nachgelaufen ist. Interessant auch, dass es für Menschen mit kleinem Portemonnaie oder schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt keinen Grund gibt, die AfD zu wählen. Für diese Menschen hat die AfD nämlich im Programm gar keine Angebote.
Der Glaubwürdigkeitsverlust der etablierten Parteien spielt den Populisten in die Hände. Die Negativschlagzeilen in den Medien werden als Beweis dafür genommen, dass hier eine aufrichtige Partei niedergemacht werden soll ("Lügenpresse"), man informiert sich lieber über Instagram, Telegram, TicToc oder Youtube, ohne die dort verbreiteten Inhalte zu hinterfragen. Das ist ein Grund dafür, warum Negativschlagzeilen nicht zwingend zu einem Zustimmungsverlust für die AfD führen.