Meinung des Tages: Russische Sportler zu den Sommerspielen 2024 zugelassen - wie bewertet Ihr die Entscheidung des IOC?
Das IOC hat entschieden, russische und belarussische Athleten bei den kommenden Sommerspielen in Paris wieder zuzulassen. Ukrainische Vertreter kritisieren die Entscheidung und befürchten vor allem etwaige russische Propaganda...
Voraussetzungen für russische und belarussische Sportler
Knapp zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sollen russische und belarussische Sportler bei den Olympischen Sommerspielen im nächsten Jahr in Paris antreten dürfen. Voraussetzung hierfür sei jedoch, dass die Athleten ausschließlich unter neutraler Flagge teilnehmen und Mannschaften zudem nicht zugelassen sind. Darüber hinaus wird es untersagt sein, die Nationalhymnen beider Staaten zu spielen und nationale Symbole und Fahnen zu präsentieren. Weiterhin darf keiner der partizipierenden Athleten eine Verbindung zur Armee oder den Sicherheitsbehörden aufweisen oder den Angriffskrieg in der Vergangenheit in irgendeiner Art und Weise befürwortet haben.
Als zusätzliche Auflage fordert das IOC von allen Athleten ein schriftliches Bekenntnis zur Olympischen Charta sowie dem friedvollen Charakter der olympischen Bewegung. Dass die beiden Staaten im kommenden Sommer in Paris antreten dürfen, stößt jedoch auf teils große Kritik...
Kritik an der Entscheidung des IOC
Obgleich beide Staaten seit vielen Monaten sowohl wirtschaftlich als auch politisch weitgehend isoliert sind, schrumpfte die Zustimmung innerhalb der internationalen Sportverbände in den vergangenen Monaten, die Sportler beider Länder weiterhin kategorisch von Sportveranstaltungen auszusperren.
Sowohl der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba als auch Innenministerin Nancy Faeser befürchten, dass Russland die Olympischen Spiele für Propagandazwecke missbrauchen könnte. Es sei nur schwer vorstellbar, dass die Athleten vor den Augen des internationalen Publikums tatsächlich neutral auftreten würden. Der ukrainische Schwimmer Mychailo Romantschuk mahnte an, dass bereits über 400 ukrainische Athleten im Krieg umgekommen seien. Seiner Meinung nach sei es eine Schande für die Welt des Sports, die beiden Staaten sukzessive wieder zu integrieren, während die russischen Angriffe auf Städte, Zivilisten und Sporteinrichtungen weitergingen.
Auf Seiten des Deutschen Olympischen Sportbundes begrüßt man die Entscheidung vor allem hinsichtlich der nun herrschenden Klarheit für die teilnehmenden Athleten. In Russland selbst gab es unterschiedliche Reaktionen auf die Entscheidung: Während einige Sportler den Schritt begrüßten, gingen manchen Sportfunktionären die Zugeständnisse des IOC nicht weit genug. Die Bedingungen kämen einer Diskriminierung gleich und seien nicht mit dem Grundsätzen des Sports vereinbar.
Unsere Fragen an Euch: Wie bewertet Ihr die Entscheidung des IOC? Ist es angebracht, russische Athleten wieder in internationale Sportveranstaltungen zu integrieren? Ist eine Trennung zwischen Politik und sportlichen Großereignissen überhaupt möglich? Sollten Sportler für die Handlungen ihrer Regierung bestraft werden dürfen? Und wie verlässlich können Nachweise über eine etwaige Befürwortung des Krieges oder Militär- oder Kreml-Nähe überhaupt erbracht werden?
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/sport/sommerspiele-2024-ioc-beendet-russland-bann-1.6316846
223 Stimmen
68 Antworten
Sportler haben nichts mit der politischen Situation in ihrem Land zu tun!
Erinnert ihr euch noch an Olha Charlan bei der Fecht-WM?
Im Sport ist der Respekt und würdevolle Umgang nicht nur mit den eigenen Teamkollegen, sondern auch mit den Kontrahenten, eines der höchsten Güter und Werte, die dem Sport ohnehin bisweilen aufgrund einiger schwarzer Schafe abgesprochen werden.
Wenn wir jetzt auch noch anfangen, den Sport auf Länder und deren politische Einstellung und Macht zu beschränken, können wir ihn gleich ganz abschaffen...
Ich finde den Artikel auch außerordentlich sachlich und neutral formuliert. Sehr angenehm zu lesen in der sonst so plakativ und redaktionell geprägten Medienlandschaft...
Erfrischend und informativ zugleich!
Wir hatten die Diskussionen bereits im Zusammenhang mit Theaterauftritten, Galaveranstaltungen und nun auch mit den OS 2024.
Aber gerade bei der Olympiade stellt sich diese Frage nicht. Wieso? Was war denn der Urgedanke der Spiele?
"Die kriegerischen Auseinandersetzungen beilegen und sich friedlich im Wettstreit zu messen"
und schon im Anbeginn der antiken Spiele wurde Mannschaften die sich nicht an diese oberste Regel gehalten haben ausgeschlossen. Erst wenn die Regierungen sich vertragen haben durfte wieder mitgespielt werden und genau das ist die Aufgabe der antiken Spiele gewesen.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass die Menschen die für eine bestimmte Sache leben ihren Lebensfokus verlieren, wenn diese Kunst auf einmal nichts mehr zählt (weil sich irgendwelche Leute in den Haaren haben).
Man hat immer argumentiert, dass die Künstler sich nicht ausreichend genug vom aggressiven Regime distanziert hätten. Nun, diese Brücke hat man ja elegant geschlagen. Wenn sie antreten, dann staatenlos, es wird keine russische Flagge gehisst werden und dies bleibt auch so, bis sich dieses Land wieder einreiht in den Bund der Völker.
Die Meinung: "Sport ist Sport und Politik ist Politik" möchte ich hier gar nicht erst anreissen. Diese These widerspricht bereits dem Grundgedanken des olympischen Geistes.
LG
Mit den Auflagen klingt das für mich ok. Ich bin aber weit davon entfernt, ein Experte zu sein.
diese Sportler Propaganda des Kreml sind und auch gar nicht richtig auf Doping kontrolliert werden.
Für die Taten einer Einzelperson sollte niemand anderes verurteilt werden, außer seinen Mithelfern. Die Politiker, die diese Sanktionen veranlassen, handeln emotional und nicht rational. Das Verhalten Letzterer sollte in Zukunft als Amtsmissbrauch betrachtet und mit Gefängnisstrafen versehen werden. Außerdem sollten sie nie wieder ein Amt antreten dürfen.
Danke für den interessantebn Link