Sollte man die Zeitrechnung reformieren?
Der Gregorianische Kalender (oder Weltkalender) ist international gültig und teilt das Jahr in nach dem Lauf der Sonne in 365 Tage auf und 12 Monate nach dem Lauf des Monds. Diese astronomische Orientierung ist objektiv und allgemein gültig.
Die Zeitrechnung an sich steht allerdings noch immer in Abhängigkeit zu Kultur und Religion.
• Am geläufigsten ist vermutlich die westliche/christliche Zeitrechnung. Ausgehend vom "angenommenen" Geburtsjahr Jesus Christus rechnen wir in BC (Before Christ) oder AC (Ante Christum) und AD (Anno Domini), bzw. vor und nach Christus. Das Christentum kennt auch kein Jahr 0, sondern rechnet ab dem 1. Jahr des Herrn.
Hierbei gibt es bereits auch eine neutralere Variation mit BCE (Before Common Era) und CE (Common Era).
• Nach dem islamischen Kalender richtet sich alles nach dem Lauf des Mondes. Ein Mondjahr ist 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr nach Gregorianischem Kalender. Beginn der Zeitrechnung ist die Auswanderung des Propheten Mohammad von Mekka nach Medina (622 n. Chr.)
• Nach jüdischem Kalender hat das Jahr 354 Tage und die Zeitrechnung beginnt mit der Schöpfung der Erde durch Gott vor ~6000 Jahren.
• Nach buddhistischem Kalender hat eine Woche 8 Tage und die Zeitrechnung beginnt mit dem Tod von Buddha Siddharta Gautama, 543 v. Chr. Ein Jahr kann unterschiedlich viele Tage haben.
• Nach hinduistischem Kalender beginnt die Zeitrechnung im Jahr 78 n. Chr. als Brahmane Shalewahin König von Zentralasien geworden sein soll.
• Nach chinesischem Kalender hat das Jahr 24 "Stationen" und die Zeitrechnung beginnt 2636 v. Chr. als Kaiser Huang Di den Kalender eingeführt haben soll.
Jede Kultur/Religion hat einen unterschiedlichen Jahresbeginn.
Zeitangaben mit "vor und nach Christus" müssten in vielen anderen Teilen der Welt ohne jede Bedeutung sein.
Wäre es nicht besser eine objektive, international-einheitliche Jahreszählung zu etablieren und wie könnte diese aussehen?
8 Antworten
"Unser" Kalender ist eigentlich ein römischer. Beim Übergang vom julianischen zum gregorianischen wurde die Regelung der Schaltjahre angepasst und wurden 10 Tage entfernt, die sich inzwischen angesammelt hatten. Witzigerweise wurde aber kein Wochentag geändert, was zeigt, wie wichtig die Wocheneinteiliung schon damals war.
Noch früher wurde der Jahresanfang um 2 Monate vorverlegt, sodass unser Semptember, wörtlich der siebte, nun der neunte Monat ist, und so weiter, bis zum Dezember, wörtlich der zehnte.
Die orthodoxen Kirchen habe die gregorianische Reform nie nachvollzogen, sodass die Russen vom 24. Dezember bis zum Старый Новый год , dem alten neuen Jahr, Mitte Januar durchfeiern können, in Zeiten wie diesen durchaus wichtig. Wie übrgens auch, Wikipedia sei Dank, manche Eingeborene im Appenzeller Land.
Was sich anböte wäre eine objektive Zeitrechnung, Sekunden ab Urknall, SAUK, oder neudeutsch SABB, aber die scheitert an der genauen Bestimmung, da sind noch einige millionen Jahre unscharf. Und bis zur Schärfung ist "unser" Kalender nicht der schlechteste, hält sehr lange und wird nur gelegentlich durch Schaltsekunden korrigiert.
Das ist wie mit Esperanto - künstliche Konstrukte setzen sich nicht durch, weil niemand es mag, wenn andere kommen und seine Welt ändern. https://de.wikipedia.org/wiki/Weltkalender
Gute Idee, schmeißen wir ein etabliertes ganz gut brauchbares System weg und nehmen stattdessen eines, zu dessen harmlosesten Auswirkungen gehöhrt, dass die Frage "Wissen Sie welches Jahr wir gerade haben?" öfter gestellt würde als am Hauptbahnhof für Zeitreisende...
Was hast du gegen Kulturen?
Warum muss weltweit alles gleich normiert sein?
Ein Jahreslauf mit +/- 365 Tagen führt dazu, dass bestimmte Tage und die Jahreszeiten synchron sind. In den vielen Bauernregeln sind Termine für Ereignisse in der Natur und der Landwirtschaft mit dem katholischen Heiligenkalender verbunden. Dieser wich aber immer mehr vom früher im Christentum gebräuchlichen Julianischen Kalender ab, weshalb Papst Gregor eine Reform durchführte und den heute gültigen Gregorianischen Kalender einführte. Dieser ist mit der Kolonalisierung in viele Teile der Welt transportiert worden.
Aber ähnlich wie bei der Uhrzeit ist es eben erforderlich immer mit anzugeben, nach welchem dieser Kalender ein Datum gemeint ist. Auch bei der Uhrzeit gibt es verschiedene Normierungen. In der Nato wird z.B. in Zuluzeit gemessen und Uhrzeiten in dieser Version angegeben und nicht in Lokalzeit. Wenn du an elektronischen Geräten deine Zeitzone angibst ist das genauso. Man hat sich darauf verständigt, dass der 0-Meridian, der durch Greenwich in Großbritanien verläuft den Maßstab bildet und von dort wird Uhrzeit mit 0 - 12 h plus oder 0-12 h minus die lokale Zeit angegeben.
Theoretisch ist das auch im Kalender möglich, aber es hat zur Folge, das religiöse Feiertage, die heute durch das Jahr wandern und mal früher und mal später stattfinden dann immer gleich zur gleichen Jahreszeit stattfinden. Und da alles andere als die 365 +/- Lösung unsinnig wäre würde wieder der christliche Westen der ganzen Welt seine Sichtweise der Dinge überstülpen.
Genauso wie bei der Uhrzeit die Greenwich-Time nur in wenigen Ausnahmen (Flugverkehr z.B.) sinnvoll ist, so ist auch der Weltkalender kaum erforderlich. Und die Angabe der Jahreszahl mit "im Jahre des Herrn" - das bedeutet nämlich das AD - ist heute nicht gebräuchlich. Für die meisten Menschen ist der Bezug zu einem angenommenen Geburtsjahr Christi heute absolut ohne Bedeutung.
Warum muss weltweit alles gleich normiert sein?
Bspw. bei der Datierung historischer Daten, die ja weltweit allgemeingültige Fakten sein sollten.
Die Berliner Mauer ist am 09.11.1989 gefallen.
Nach Islam aber am 09.04.1410.
Nach Judentum am 11.02.5750.
Die christliche Jahreszeitrechnung ist zwar die dominante, wie du schon geschrieben hattest, aber trotzdem theoretisch nicht unanfechtbar. Es könnte ja auch eine Lösung ohne Kulturkampf geben? :)
Sie dürfte nicht von einer bestimmten Kultur abhängen.
Dieses Ziel hatte man ja auch beispielsweise bei der Einführung der Längeneinheit Meter, und dort bekam man es mit viel Aufwand unter Bezugnahme auf den Erdumfang hin.
Bei der Jahreszählung wäre das allerdings schwierig. Denn wo soll man damit beginnen? Kennst du irgendeinen von der Natur vorgegebenen, exakt bestimmbaren Zeitpunkt, der sich dafür eignen würde?
Einführung der Längeneinheit Meter
in den gesamten USA denkt bis heute kaum jemand im metrischen System.
Dennoch war es das Ziel, eine langlebige und von einer bestimmten Kultur unabhängige Maßeinheit zu schaffen. Das gelang tatsächlich und war ein großer Fortschritt - z.B. für internationalen Handel, Wissenschaft und Technik.
Zumindest in der Wissenschaft benutzen mittlerweile sogar die Amerikaner das SI-Einheitensystem.
Ja, die haben ja auch alle eine kleine Schraube locker in diesem Bezug ;) :P
Wenn es um internationale Zusammenarbeit geht (z.B. NASA), dann schon. 🚀😘
Eher im Hinblick auf die Jahreszeitrechnung, dachte ich an so ein Konzept wie bei Star Trek mit der "Sternzeit" ;) oder etwas vergleichbares.
Es ist nur die Frage, ab welchem objektiven Zeitpunkt man diese Zeitrechnung beginnt, sodass sie für alle gleich gültig sein kann. Möglicherweise bleibt das immer eine "Gefühlsfrage" ;)