Meinung des Tages: Lob & Kritik zum 70. Geburtstag Angela Merkels - wie blickt Ihr auf die Ära Merkel zurück?
Am gestrigen Mittwoch feierte Ex-Kanzlerin Angela Merkel ihren 70. Geburtstag. Während ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft hatte Sie einige Krisen zu meistern, so z.B. Finanz-, Flüchtlings- oder Corona-Krise. Zum Geburtstag gibt es seitens der Politik viel Lob, aber auch Kritik…
Zwischen Ost und West
Angela Merkel wurde 1954 als Tochter eines Pastors und einer Lehrerin in der ehemaligen DDR geboren und arbeitete als promovierte Physikerin zunächst in ihrem Beruf. In die Politik zog es Merkel erst mit dem Ende der DDR; hier allerdings legte sie eine recht steile politische Karriere hin. Im Kabinett von Ex-Kanzler Helmut Kohl war sie u.a. als Familien- und Umweltministerin tätig. Im späteren Verlauf konnte sie sich innerhalb der CDU gegen zahlreiche männliche Konkurrenten durchsetzen und übernahm den Posten der CDU-Generalsekretärin und den CDU-Vorsitz.
Zwischen 2005 und 2021 war Angela Merkel deutsche Kanzlerin. Vor allem international genoss sie inmitten einer von Männern dominierten politischen Welt großes Ansehen und wurde zudem vom Forbes-Magazin mehrfach zur mächtigsten Frau der Welt gekürt.
Seit dem Ende ihrer Amtszeit hat sich die ehemalige Kanzlerin weitgehend aus der Politik & Öffentlichkeit zurückgezogen. Das Verhältnis zur eigenen Partei gilt seit Jahren als distanziert; so hat Merkel beispielsweise keine der letzten CDU-Parteitage besucht. Weiterhin zog sie sich jüngst aus der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung zurück.
Merkels Krisen
Während der stolzen Amtszeit von 16 Jahren sah sich die Bundeskanzlerin mit einigen schweren innen- sowie außenpolitischen Krisen konfrontiert: So führte die Finanz- und Bankenkrise von 2008 weltweit zu massiven wirtschaftlichen Turbulenzen. Merkels Regierung ergiff damals Notfallmaßnahmen, um die deutschen Banken sowie die Wirtschaft zu stabilisieren. Eine entscheidende Rolle spielte Merkel ferner bei der Bewältigung der Eurokrise von 2009, die vor allem Länder wie Griechenland, Spanien und Portugal schwer traf. Ebenfalls in Ihre Regierungsphase fiel die Corona-Krise, die ab Beginn des Jahres 2020 hierzulande intensiver wurde.
Die für Merkel wohl bedeutendste und schwerwiegendste Krise allerdings dürfte die Flüchtlingskrise von 2015 darstellen, die zu teilweise erheblichen innen- und außenpolitischen Spannungen führte. Die Flüchtlingskrise führte zur Ankunft von Hunderttausenden Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, wo die Menschen vor Bürgerkrieg, dem IS und (politischer) Unterdrückung und Folter flohen. Merkel entschied damals, die Grenzen für Geflüchtete offen zu halten. Während viele die Geste als humanitären Akt lobten, stieß die Entscheidung bei vielen anderen auf massive Kritik.
Würdigung und Kritik
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder lobte Merkel für ihre Lebensleistung und bezeichnete sie als "bedeutendste lebende politische Persönlichkeit in Deutschland".
Beglückwünscht wurde Merkel auch vom Bundespräsidenten Frank-Walter-Steinmeier, der die Kanzler-Wahl im Jahr 2009 gegen Merkel verloren hatte. Für Steinmeier sei Merkel ein "Vorbild und ein Markenzeichen unserer Demokratie". Ferner attestierte Steinmeier Merkel, den Weg des vereinten Deutschlands als Kanzlerin entscheidend geprägt zu haben.
Allerdings gab es bzgl. der ehemaligen Bundeskanzlerin durchaus auch kritische Töne zu vernehmen. Insbesondere Vertreter von SPD, Grünen und FDP waren - trotz viel Lob - der Meinung, dass Merkels Regierungszeit von Stagnation und dem Vorsatz, den Deutschen möglichst wenig zutrauen zu wollen, geprägt gewesen sei. Der heutige stellvertretende Fraktionschef der CDU, Jens Spahn, fand viele Worte des Lobs, nannte jedoch drei große Fehler, die Merkel seiner Meinung nach gemacht hätte.
So bemängelte Spahn Merkels Flüchtlingspolitik, den - aus heutiger Sicht - zu frühen Ausstieg aus der Kernenergie und dass man spätestens 2014 Russland gegenüber vehementer hätte auftreten müssen.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie bewertet Ihr die Regierungszeit der Ära Angela Merkel?
- Welche Krisen hat sie gut gemeistert? Welche weniger gut?
- Hätte Merkel heutige Konflikte, wie z.B. den Ukrainekrieg, besser / anders gehandhabt?
- Würdet Ihr die ehemalige Kanzlerin heute gerne noch in der Politik sehen? Und wenn ja: In welcher Position?
- Was sind Eurer Meinung nach die Vor- und Nachteile ihres konsensorientierten Führungsstils?
- Inwieweit hat Merkels Regierungszeit Deutschlands Bild im Ausland geprägt / beeinflusst?
- Hat Merkel die Rolle der (politisch starken) Frau in der Politik verändert?
Wir freuen uns auf Eure Antworten.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.dw.com/de/angela-merkel-wird-70-sie-erntet-lob-und-kritik/a-69680451
22 Antworten
Ich möchte zu Angela Merkel nur sagen, dass sie es geschafft hat, zwischen Trump, Putin, Kim Jong Un und co. nicht in einen Krieg zu geraten und die Männer gut in Schach zu halten. Ich fand, sie war präsent. Trotz ihrer ruhigen Art war sie präsent.
Ich fand es schade, dass sie aufgrund ihres Glaubens damals die "Ehe für Alle" abgelehnt hat, auch wenn mich das Thema an sich nicht tangiert. Das ist eigentlich das Einzige, das ich mir anders gewünscht hätte.
Ansonsten...Sie fehlt mir. Mit ihr als Bundeskanzlerin habe ich mich sicher gefühlt.
Während ihrer Kanzlerschaft mochte ich sie. Aber damals war eine andere Zeit. Ich glaube, dass sie heute als Kanzlerin Waffen an die Ukraine liefern würde. Ihr Ja zu Nord Stream habe ich nicht verstanden, sie hat unsere Bündnispartner damit verärgert.
Ihre Lange Amtszeit kommt ja nicht von irgendwo.
Ich fand dass Sie bei einigen Themen, hätte mehr machen sollen, bsp. die Sozial und Bildungspolitik. Auch die Flüchtlingspolitik, war jetzt nicht.
Aber gerade als Kriesenpolitikerin, war sie sehr souverän.
Finde Sie besser wie Scholz, aber ich finde auch gut, dass sie jetzt zurück getreten ist um veränderungen möglich zu machen
Ich kann mich in die Lobhudelei bezüglich Angela Merkel absolut nicht einreihen.
Im Gegenteil war ich schon vor der Kanzlerschaft von Angela Merkel ein Gegner und blieb es bis zuletzt, genauso wie der Kabarettist Urban Priol.
Ich fand Merkel einfach nur unerträglich - von Anfang bis Ende.
Ich bin Jahrgang 1976 und habe sie beobachtet als sie noch "Kohls Mädchen" war. Dann beim zweiten Irak-Krieg flog sie zu George W. Bush um ihm zu sagen mit ihr als Kanzlerin würde natürlich auch die Bundeswehr im Irak mitkämpfen, nachdem die Schröder/Fischer-Regierung Nein gesagt hatte - wie übrigens auch Frankreich. Aber Merkel hätte unsere Jungs in den Tod geschickt.
Ihre Kanzlerschaft dann war Valium für das Volk. So unfassbar langweilig, dass es einem selbst als Politik-Nerd schwer fiel dem überhaupt zu folgen. Am dümmsten fand ich ihren Vergleich des Staates mit einer schwäbischen Hausfrau. Ihr "verdanken" wir kaputtgesparte Infrastruktur (Schulen, Straßen, Brücken, sozialer Wohnungsbau) durch die "schwarze Null" und die unselige Schuldenbremse im Grundgesetz, die die SPD niemals hätte abnicken dürfen. Die stört bis heute. Ein Staat kann sich nicht reich sparen, sondern nur reich investieren Er ist definitiv keine schwäbische Hausfrau. Diese Wirtschaftspolitik nützt kurzfristig nur den Bürgern, die bereits genug Vermögen besitzen. Für alle anderen ist das fatal und demotiverend.
Und da nützt es auch nichts unkontrolliert 1,2 Millionen Syrer ins Land zu lassen die den Wohnungsmarkt weiter verknappen und als Armutskonkurrenz auftreten. Merkel hat die CDU nach links gerückt und damit das geschaffen wovor Franz-Josef Strauß immer gewarnt hat: Eine relevante Partei rechts von CDU/CSU. Ohne Merkels Pfarrertochter-Gehabe 2015 kein solcher Aufstieg der AfD. Ihr populistischer Atomausstieg 2011 sofort nach Fukushima war diesbezüglich auch nicht hilfreich. Merkel hat auch nach aktuellen Umfrageergebnissen regiert, besser reagiert.
Diese Frau hatte weder einen klaren Kompass noch eine Vision für Deutschland. Sie steht für visionslose, schlechte technokratische Tagespolitik die viele der heutigen Probleme erst verursacht hat.
Leider wurde diese kinderlose Frau mit unsichtbarem Ehemann (wo war Professor Sauer?) von einer wohlmeinenden Journaille 16 Jahre lang zur "Mutti" hochgeschrieben - ich finde keine Bezeichnung trifft schlechter auf Merkel zu.
Zudem hat sie alle Männer in der CDU weggebissen, anstatt einen Nachfolger aufzubauen (genau wie Kohl - wie sollte sie von dem auch lernen wie man Nachfolger aufbaut?).
Das Vakuum in der CDU füllt jetzt der Wiedergänger aus den 90ern Friedrich Merz und der wird wohl auch der nächste Bundeskanzler, obwohl Merkel halbherzig versucht Hendrik Wüst zu pushen.
Ich wünsche der Dame einen angenehmen Ruhestand mit viel Kartoffelsuppe und weine Ihr keine Träne nach.
Schlimm, dass diese völlig überschätzte Frau so lange Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland war wie Konrad Adenauer.
Für mich sind es einfach 16 sträflich vertane Jahre.
Ein Teil meines Textes war übrigens nicht sendbar. Der befasste sich noch mit Gründen für den Aufstieg der AfD.
Ich konnte den Absatz (nach Abänderung) jetzt doch noch einfügen.
Eine Formulierung aktiviert hier den Filter, das wusste ich nicht.
AfD in Kombination mit 💪 geht nicht. Ich habe umformuliert, dann ging es. Da muss man erstmal drauf kommen.
Ja, die Logik von KI will durchdrungen sein. Aber Du hast es ja anscheinend durch die bewährte Methode «Versuch & Irrtum» begriffen.
Nein, durch die Beratung durch eine liebe Freundin die sich offensichtlich diesbezüglich besser mit gf auskennt als ich.
Leider liest sie das gerade gar nicht. Sie macht einen Spaziergang.
Mach schnell ein Bildschirmfoto. Oder, wenn sie auch bei gf registriert ist, schicke ihr eine Nachricht mit einem Link zu dieser Frage. Glücklicherweise kann man inzwischen Jedem eine Nachricht senden.
Ich stehe mit vielen Nutzern in engem Kontakt. Link reicht. Ich brauche keine Screenshots dafür. Außerdem weiß sie das eh. Immerhin hat sie meinen Text vor Veröffentlichung redigiert.
Die hat heute wegen Eures Algorithmus echt Mühe bereitet.
Vielleicht stellt Ihr bei FAQ mal eine Liste online mit nicht zulässigen Wortkombinationen etc.
Danke für diese treffende Antwort.
Diese Einschätzung ist Labsal für mein Gemüt.
Ich war also nicht der Einzige, der über diese Kanzlerin nur den Kopf geschüttelt hat.
🤝 Nein, neben Dir, Urban Priol und mir gibt es noch viele Andere. Vor allem die Menschen die etwas älter sind.
Ich würde in dem Zusammenhang auch Volker Pispers herausheben.
Kannst Du auch inhaltliche Kritik üben, oder reicht Dein IQ dafür nicht aus?
Angela Merkel war der schlechteste Kanzler/in der deutschen Geschichte
Da hast Du mal ausnahmsweise meine 100%ge Zustimmung in politischen Themen.
Das einzige, wofür ich wirklich Anerkennung habe, ist, dass sie trotz 2 Handicaps eine solche Karriere hinlegen konnte: Frau (in den 90/00ern noch anders als heute) und aus dem Osten.
Sicherlich war nicht alles optimal, was sie während ihrer Amtszeit geliefert hat - aber wer kann das schon von sich behaupten ?
Ich war nicht ihr "Fan" - aber im Gegensatz zu Olaf Scholz hatte sie Ausstrahlung, eine Meinung, und sie war präsent !
Scholz wirkt dagegen nichtssagend, unverbindlich grinsend, sein Fähnchen nach dem Wind ausrichtend - wirklich geleistet hat er noch nichts...
Das macht mir - ehrlich gesagt - ein wenig Angst !
Eine beachtlich treffende "Analyse" dieser Frau die dem Nichts so etwas wie eine politische Verkörperung aufzugeben verstand. Aber wie es schon Priol einmal aufzeigte - die deutschen "Eistütchen" waren mit ihr irgendwie zufrieden - bis ja bis dem Deutschen das "Fremde" zu bedrohlich wurde.