Langsamer fahren auf der Landstraße – ist das in Ordnung?
Gestern bin ich mit meinem Freund zum See gefahren, größtenteils über Landstraßen. Da ich nicht oft fahre, fühle ich mich bei hohen Geschwindigkeiten unsicher. Deshalb bin ich bewusst etwas langsamer gefahren – statt 100 km/h eher 90 km/h, und abends, als ich sogar Rehe gesehen habe, nur 60–70 km/h. Manche Autofahrer waren schneller unterwegs, aber sie konnten ja überholen. Ist es okay, sein eigenes Tempo zu fahren, oder sorgt das für Probleme im Verkehr?
Was meint ihr?
15 Antworten
Ist es okay, sein eigenes Tempo zu fahren, oder sorgt das für Probleme im Verkehr?
Ja und nein.
Niemand ist gezwungen, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit (!) zu fahren. Im Gegenteil: Man muss seine Geschwindigkeit bzw. sein Fahrverhalten den Gegebenheiten (Straßenverhältnisse, Witterung usw.) anpassen. Allerdings darf man auch nicht grundlos den fließenden Verkehr behindern.
Letzteres ist genauso strafbar wie zu schnelles Fahren (§3 StVO).
Nur lässt sich zu langames Fahren im Gegensatz zu zu schnellem Fahren nur sehr schwer feststellen (welches Tempo ist bei leicht nasser Straße oder extrem nasser Straße angebracht?).
Denn klar ist auch: Fährst Du bei optimalen Verkehrs-, Straßen- und Witterungsverhältnissen auf einer Landstraße (max. 100 km/h) nur mit 40 oder 50 km/h, dann provozierst Du damit natürlich Überholmanöver der nachfolgenden Fahrzeuge, die immer ein gewisses Risiko beinhalten.
Teils Teils. Grundsätzlich spricht nichts dagegen langsamer als erlaubt zu fahren, solange die Geschwindigkeit den Gegebenheiten angepasst ist und du Leute nicht behinderst. 90 statt 100 zu fahren ist jetzt noch keine große Behinderung. Aber auch nicht wirklich nötig. Die 10 km/h machen keinen so großen Unterschied. 60 bis 70 km/ bei erlaubten 100 ist da schon problematischer, aber auch da, wenn es die Bedingungen rechtfertigen, z.b. weil du Wild am Straßenrand siehst, spricht da erst mal nichts dagegen. Grundsätzlich sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 99% der Strecken so gewählt, dass sie jeder sicher einhalten kann. Wenn es keinen Grund gibt, sollte man nicht langsamer als nötig fahren.
Wenn du Probleme hast, das Fahrzeug sicher zu bewegen, wäre es wohl ratsam, nochmal ein paar Fahrstunden zu nehmen.
Das wäre ein Schritt, der auch deiner eigenen Sicherheit im Straßenverkehr dient.
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
§ 3 Geschwindigkeit
(1) Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen. Beträgt die Sichtweite durch Nebel, Schneefall oder Regen weniger als 50 m, darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden, wenn nicht eine geringere Geschwindigkeit geboten ist. Es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann. Auf Fahrbahnen, die so schmal sind, dass dort entgegenkommende Fahrzeuge gefährdet werden könnten, muss jedoch so langsam gefahren werden, dass mindestens innerhalb der Hälfte der übersehbaren Strecke gehalten werden kann.
(2) Ohne triftigen Grund dürfen Kraftfahrzeuge nicht so langsam fahren, dass sie den Verkehrsfluss behindern.
Zwar gilt als allgemeine Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen 100km/h, es gibt aber viele Straßen, die das eigentlich gar nicht zulassen. Sei es durch ungenügende Straßenbreite, häufige Kurven, oder eben auch Stellen, an denen mit Wildwechsel gerechnet werden muss.
Auch vor Kuppen muss man seine Geschwindigkeit reduzieren, denn man muss immer innerhalb der zu überblickenden Strecke anhalten können. Das wird vielfach ignoriert. (Ich kenne einen Fall, da ist jemand auf ein hinter einer Kuppe stehendes Polizeifahrzeug aufgefahren. Da auch Alkohol im Spiel war, hatte das längere Abwesenheit vom Straßenverkehr zur Folge.)
Natürlich darf man andere Fahrer nicht unnötig behindern. Dennoch gibt es keine Pflicht, auf jeder Landstraße 100 zu fahren.