Junges Pferd mit Dreieckszügeln reiten?

8 Antworten

Von Experte pony bestätigt

Die Ausbildung eines Pferdes gehört in kompetente und erfahrene Hände.

Ein unausgebildetes fast rohes und unausbalanciertes Pferd mit Dreieckszügeln zusammenzubinden ist absolut nicht pro Pferd und dazu auch noch wenig zielführend. Ein solches Pferd gehört in guten Beritt.

Warum kauft man sich ein Jungpferd, wenn man nicht die Zeit hat, sich um seine Ausbildung verantwortungsvoll und korrekt zu kümmern? Das Vorgehen der Besitzerin Deiner RB finde ich absolut indiskutabel.

Ich würde Dir abraten, diese Verantwortung einzugehen und am Ende Schuld daran zu sein, ein weiteres vermurkstes Reitpferd produziert zu haben. Dabei mache ich nicht Dir den Vorwurf - Du hast allerbeste Absichten. Doch es mangelt Dir an Erfahrung ein Jungpferd vernünftig auszubilden.

Der einzig gangbare Weg wäre wenn Du einen richtig guten und erfahrenen Trainer an Deiner Seite hättest, der Dich und das Pferd förmlich an die Hand nimmt. Doch so etwas kostet eine ganze Stange Geld. Es wäre für das Pferd sinnvoll und das Beste - aber vermutlich nichts, was Du finanziell stemmen kannst.

Doch selber irgendwie rumprobieren, das ist dem Pferd gegenüber nicht fair.


pony  04.08.2021, 13:31

für diese antwort muss ich dich knuddeln, knutschen und umarmen. DANKE; DANKE; DANKE💖💖💖

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hallo,

ich habe mir ausnahmsweise den fragetext mal nicht, bzw. teilweise durchgelesen, sondern mir genügt die überschrift.

die geschichten dazu gleichen sich sowieso wie ein braunes ei einem weissen.

keine dreiecker benutzen. nicht bei einem jungen pferd, nicht bei einem alten pferd... überhaupt nicht.

nimm dir dein physikbuch vor, such dir das prinzip der umlenkrolle heraus. es ist eine ziemlich fiese sache, den gebissring als umlenkrolle zu benutzen. die kraft deiner einwirkung potenziert sich um das etwa 10-15fache. grob gesagt: jede halbe parade donnert dem pferd mit einem halben zentner in die fresse, jede ganze parade mit einem zentner.

jedes abrutschen und dein pferd hat einen zug von 100kg auf einer auflagefläche von 2 quadratzentimetern auf der lade. das ist in etwa damit zu vergleichen, wenn sich dir ein pferd auf den fuss stellt und du hast sneaker an.

derselbe druck lastet auf dem unterkiefer. gibt der sperrriemen klein bei, hast du dem pferd den unterkiefer gebrochen.

ein fachmann kann nach 4 wochen regelmässigen dreieckergebrauchs am in der box stehenden pferd sehen, dass dieser benutzt wird.

das pferd muss nämlich gegenhalten und bildet dementsprechende muskulatur am genick aus - diese verhindert dann wiederum, dass das genick nachgeben und das pferd in sauberer anlehnung laufen kann.

also - kein dreckszügel. schlicht und ergreifend, weil es folter ist.

solche instrumente sind nur für die kurzzeitanwendung in profihänden geeignet und nicht für irgendwelche reitbeteiligungen, die ein junges pferd nicht händeln können.

die aufgabe, die du übernehmen könntest, wäre vorwärtsreiten, ohne dass das pferd auseinanderfällt, das erarbeiten der korrekten dehnungshaltung, die biegung auf grossen gebogenen linien und später dann das geraderichten.

achte auf sauberen takt und auf gleichmässige tempi.

da hast du genug zu tun.

und jetzt habe ich mir doch ein paar sätze durchgelesen

 Das heißt, entweder wird sie sehr schnell und fällt auseinander, oder sie läuft eher langsam. An die aktive Hinterhand muss man sie regelmäßig erinnern.

an die aktive hinterhand muss man JEDES pferd permanent erinnern. was du da am pferd kritisierst ist, dass du es nicht aktivierst. du musst jeden moment REITEN. mit einem dreiecker würdest du vorne festhalten und hinten treten. oder was wäre da das argument für einen dreiecker?

Noch dazu pubertiert sie grade und testet gern mal kurz, ob sie sich denn wirklich noch an alle Regeln halten muss.

pferde pubertieren mit 2 jahren. da ist sie schon durch. und natürlich versucht sie zu relaxen, oder sich zu entziehen, wenn sie überfordert ist, wenn du dann mal gerade ein wenig unaufmerksam bist.

ich könnte vermutlich deinen ganzen text so auseinandernehmen und dir grund für grund für grund aufzeigen, warum es NICHT am pferd liegt.

pferde bekommen häufig mit 5 übrigens wolfszähne. und sie schieben die äusseren zangen. ich kenne KEIN einziges pferd in dem alter, das keine probleme mit widersetzlichkeit oder gangunlus zeigt oder plötzlich aufdreht und sich versucht, dem gebiss zu entziehen.

bei einem wallach käme noch das wachstum der hengstzähne und die sich komplett verändernde lade hinzu - bei einer stute verändert sich die lade etwas weniger, aber mit dem schieben der zangen formt sie sich um.

versuche also das pferd nicht für etwas zu bestrafen, wofür es nicht kann.

zm aktivieren der hinterhand, wenn du das am bein und am sitz nicht leisten kannst, besorge dir eine 1,40m lange bodenarbeitsgerte. damit kannst du nämlich weit genug hinten aktivieren.

und sag ganz offen, dass du kündigst, wenn du das pferd malträtieren sollst - und ja - im zweifelsfall heisst das, dass du die RB los bist, aber zumindest bist DU nicht schuld, wenn das pferd in einem halben jahr sauer und verritten ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Ich würde das Pferd nur mit Unterricht reiten, und da genau das machen, was Reitlehrer und Besitzer besprochen haben. Alleine reiten würde ich es erst mal nur im Schritt am langen Zügel, denn da kann man ja wirklich nicht viel falsch machen.

Du solltest nicht meinen, mehr davon zu verstehen als Besitzer und Reitlehrer. Ein Pferd läuft in freier Wildbahn 20 - 40 km am Tag. Selbst auf weitläufigen Koppeln Tag und Nacht draußen spaziert es vielleicht nur 5 km. „Jeder Gang hält schlank“.
Es ist kaum zu erwarten, dass das Pferd von dem, was DU mit ihm machst, Muskelkater bekommt. Ein Pferd, das an der Longe und unter guten Reitern ordentlich läuft, wird nicht zu Schaden kommen, wenn du da ein oder zwei mal mit Dreieckern drauf sitzt. Wenn es sich einrollt, wird dir der erst mal Reitlehrer beibringen, es hochzureiten, und so einzustellen, wie er es haben will. Dann werden sich die Hilfszügel relativ bald erübrigen.
Wie das Training gestaltet wird, ist nicht deine Entscheidung, du bist „ausführendes Organ“. Wenn du kein Vertrauen hast zum Fachpersonal, lass es besser ganz. Aber dann reitest du dort auch besser überhaupt nicht mehr.

Ich an Deiner Stelle würde mich darauf einlassen. Aber ohne „wenn und aber“, denn was das Pferd am wenigsten braucht ist ein Reiter, der zweifelt.

Also: wirf Deine Zweifel über Bord oder lass es ganz bleiben.


Staratmidnight 
Beitragsersteller
 04.08.2021, 09:47

Ja, schon klar, das sind meine Optionen - entweder ich mache es so, wie die Besitzerin es mir empfiehlt, oder gar nicht.

Aktuell tendiere ich zu letzterem, da mir das alles zu wenig durchdacht scheint

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Urlewas  04.08.2021, 10:07
@Staratmidnight

Wenn das der Grund ist, dann tu das. Niemand braucht einen Besserwisser auf seinem Pferd.

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MaryLynn87  04.08.2021, 10:24
@Urlewas

Ja, keiner wünscht sich einen Besserwissen in dieser Situation.

Aber viel wichtiger hier finde ich, selbst wenn das Konzept nicht komplett durchdacht ist, ist es garantiert NICHT hilfreich wenn noch drei andere Konzepte dazu kommen und jeder der auf das sowieso schon verwirrte Jungpferd steigt auch noch seine eigenen Ideen mitbringt. Daher kann auch ein "schlechtes" Konzept das kleinere Übel sein als drei Konzepte nur halt ausgeführt.

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Staratmidnight 
Beitragsersteller
 04.08.2021, 10:27
@Urlewas

Niemand braucht aber auch einen Reiter, der zwar ausführt, was ihm gesagt wird, es aber nicht versteht. Ist denk ich für beide Seiten das beste

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MaryLynn87  04.08.2021, 10:59
@Staratmidnight

wenn du es nicht verstehst, wirst du es auch nicht korrekt ausführen können.

Daher solltest du die Finger davon lassen.

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Urlewas  04.08.2021, 12:51
@Staratmidnight

Richtig. Daher nehme ich an, du hast die Frage eigentlich gestellt, um Bestätigung zu finden, dass du besser die Finger von dem Pferd lassen solltest. Und den Gefallen können wir dir somit gerne tun. Es ist (leide) wohl wirklich besser für alle Beteiligten, wenn du das freundliche Angebot dankend ablehnst.

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pony  04.08.2021, 13:29
@MaryLynn87
Daher kann auch ein "schlechtes" Konzept das kleinere Übel sein als drei Konzepte nur halt ausgeführt.

im fall dieser hilfszügelei leider nicht, weil das pferd die genickmuskeln umbildet und sich bestimmte bänder verkürzen, die normalerweise dafür sorgen, dass das pferd im genick weich werden und nachgeben kann.

das funktioniert dann hinterher beim pferd wie eine festgerostete handbremse beim auto.

ausserdem sollte man das pferd nicht dafür bestrafen, dass es zangen schiebt und die lade sich umbildet.

sprich:

die arme kreatur hat mit dem ziepen im maul schon genug zu tun, wenn es sein heu frisst und kein gebiss im maul und keinen reiter auf dem rücken hat.

in dieser phase wurde meine RB gar nicht geritten. auch wenn der besitzer ein oller knurrhahn ist - aber das konnte man ihm plausibel machen. und danach kamen dann die wolfszähne raus und alles durfte in ruhe 4 wochen abheilen.

nützt doch nichts, wenn das pferd so angewidert ist, dass man das gebiss mit gewalt reindrücken muss und so mit seinen schmerzen beschäftigt ist, dass es sich nicht konzentrieren kann.

wenn später aus irgendeinem grund ein profi mal eine woche mit schlaufi, dreiecker oder einer gogue korrigiert, ist das kein grosses problem.

aber das - wie es in der frage steht - rumprobieren mit verschiedenen hilfszügeln ist grob fahrlässig.

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Du bist zu unsicher, daher: FINGER WEG.

WENN du diese Pferd reitest, dann unter Aufsicht eines Verantwortungsträgers. Also entweder die Besitzerin selbst oder eine gute Reitlehrerin die ein Auge für Jungpferde hat.

Welches Material verwendet wird und wie oft bewegt wird, entscheiden auch die Besitzer. Wenn du dich damit nicht wohl fühlst, dann zieh dich eben zurück.

Ja, man kann ein Jungpferd schnell überfordern. Aber es ist auch eine Tatsache, dass sich Muskeln eben nicht beim rumstehen bilden und ein Pferd kann sehr wohl TÄGLICH gearbeitet werden. Auch zweimal täglich solange man auf Abwechslung achtet und das Pferd dabei nicht bis zur Erschöpfung (sowohl körperliche als auch mentale Erschöpfung) ausreizt.

Du bist aber kein Bereiter (den so ein Pferd notwendig hätte). Daher würde ich an deiner Stelle da überhaupt gar nicht aufsteigen!


Staratmidnight 
Beitragsersteller
 04.08.2021, 09:06

Ich denke da halt an den Kraftsport, den ich selbst mache: wenn ich ohne Pause zweimal am Tag dieselben Muskelgruppen trainieren würde, und das vermutlich noch mit Muskelkater, dann baut man doch auch keine Muskeln auf, oder? Und hat dann irgendwie keinen Bock mehr...

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MaryLynn87  04.08.2021, 09:08
@Staratmidnight

Daher hab ich ja auch gesagt: NICHT BIS ZUR ERSCHÖPFUNG, sowie abwechslungsreich. Dann gibts auch keinen Muskelkater. Vorallem nicht bei einem jungen, gesundem Pferd.

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Bitte Hände weg von "Hilfs"zügeln aller Art bei einem jungen Pferd, wenn man nicht ganz genau weiß, was man da tut. Da geht es oft um Nuancen, die der Reiter spüren muss um im richtigen Moment nach zu geben, aufzunehmen,... Nicht umsonst gibt es die Ausbildungsskala u. ein junges Pferd, welches seiner Balance unter dem Reiter im wahrsten Sinne des Wortes noch nachläuft mit Dreieckern "runter" bekommen zu wollen ist in meinen Augen der falsche Weg. Und warum das Martingal nutzen solltest - hm.

Wenn das Tier jetzt schon bereits zum Einrollen neigt, ist das Kind uU noch nicht vollkommen in den Brunnen gefallen, aber lehnt sich eindeutig zu weit über den Rand.

Bewegungstechnisch ist 2x/Tag schon ok, wenn es nicht stupides Abspulen ist u. das Pferd nicht überfordert ist. Gerade das Longieren kann man abwechslungsreich gestalten mit Stangen, Pylonen, etc. Zudem Seitengänge an der Hand erarbeiten, das hilft jungen Pferden sehr, Gefühl u. Muskulatur für das "sich selbst tragen" zu entwickeln.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin