Ist es schwierig in ein anderes Land zu ziehen?

5 Antworten

Ich sage gerne: Es gibt diesbezüglich genau zwei Arten von Menschen; die einen stellen sich Auswandern viel zu schwierig vor und die anderen stellen es sich viel zu einfach vor. Es ist etwas dazwischen…

Bist du denn schon einmal umgezogen? Damit kann man es dann ganz gut vergleichen und erklären. Etwas plakativ formuliert:

  • Wenn man innerhalb derselben Stadt umzieht, muss man sich meistens bei einem Bürgeramt ab- und beim anderen anmelden. Außerdem muss man erstmal herausfinden, wo der nächste Bäcker und Friseur sind und man muss sich daran gewöhnen, dass der Bus da zu anderen Zeiten fährt als da, wo man bisher wohnte.
  • Wenn man in ein andere Stadt zieht, kommt zu dem obigen hinzu, dass man erstmal gar nicht weiß, wo das neue Bürgeramt überhaupt ist und die Tarifstruktur des Busses, der da hinfährt, ist eine ganz andere. Alte Freunde kann man nicht mehr „mal schnell kurz“ besuchen fahren, sondern muss Besuche etwas planen und Zeit und Geld dafür investieren.
  • Wenn man in ein anderes Bundesland zieht, kommt zu dem obigen hinzu, dass die Gesetze bezüglich Anmeldung des Wohnsitzes ein bisschen anders sind als da, wo man herkommt, und der Sachbearbeiter im Bürgeramt spricht einen komischen Dialekt, der schwer zu verstehen ist. Beim Bäcker heißen einige Backwaren anders.
  • Wenn man in ein anderes deutschsprachiges Land zieht, kommt zu allem obigen hinzu, dass alle verwirrt sind, die man fragt, wo das Bürgeramt ist, denn das Bürgeramt heißt dort einfach nicht „Bürgeramt“. Außerdem muss man sich um die Sozialversicherungen kümmern, weil die in anderen Ländern nun einmal komplett anders geregelt sind. Also zusätzlich zum Termin beim „Bürgeramt“, kommt auch noch mindestens ein Telefonat und/oder Schriftverkehr mit Krankenversicherung und Rentenversicherung im alten und im neuen Land. Bäcker und Friseur haben vollkommen andere Preise und man kann nicht beurteilen, ob die „günstig“ oder „teuer“ sind.
  • Wenn man in ein nicht-deutschsprachiges EU-Land zieht, kommt zu allem obigen hinzu, dass alle Leute, die man fragt und mit denen man gezwungen ist zu tun zu haben, eine Fremdsprache sprechen. Selbst die Dokumente, die man ausfüllen muss, sind in dieser Sprache. Das „Bürgeramt“ funktioniert komplett anders, als man es bisher kennt.
  • Wenn man in ein Nicht-EU-Land zieht, kommt zu allem obigen hinzu, dass man eine Aufenthalts-/Arbeitserlaubnis beantragen muss und dass man das Geld, das man bisher angespart hatte, nicht mehr so ohne weiteres benutzen kann, weil es eine andere Währung gibt. Der Bäcker kennt kein „Schwarzbrot“ mehr (auch nicht übersetzt) und der Friseur versteht unter einer „modernen, luftigen Sommerfrisur“ etwas ganz anderes. Busfahren ist deutlich komplizierter und Treffen mit Freunden werden sehr zeit- und kostenintensiv und finden eher nur noch einmal im Jahr als einmal im Monat statt.
  • Wenn man in die ISS umzieht, kommt zu allem obigen hinzu, dass es weder „Bürgeramt“ noch Bäcker noch Friseur noch Bus mehr gibt und der bloße Weg dorthin so körperlich anspruchsvoll ist, dass man einige Monate davor trainieren muss, um das zu überstehen.

Wie du siehst, sind es bei jedem Schritt jeweils nur ein paar Sachen, die man zusätzlich machen oder akzeptieren muss. Wer die jeweils vorherige Stufe geschafft hat, hat sehr gute Chancen, auch die nächste zu schaffen. Machbar ist alles und gemacht haben es schon sehr, sehr viele Leute vor einem. Es ist aber auch keine Schande, an irgendeiner Stufe zu sagen „So, das reicht mir, mehr will und kann ich jetzt nicht mehr“.

Und deshalb rate ich ganz besonders jungen Menschen mit Auswanderungsambitionen immer: lerne erst einmal, in Deutschland zurecht zu kommen und dich um dich selbst zu kümmern, denn letztendlich ist das die Übung und Voraussetzung für das Auswandern später. Denn eines ist klar: leichter als im eigenen Land hat man es im Ausland jedenfalls nicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Das kommt ganz auf das Land an.

Innerhalb der EU ist es einfacher, weil das Thema Arbeitsvisum und Aufenthaltserlaubnis kein Problem ist, das kann in anderen Ländern schon alles zum scheitern bringen.

Ansonsten musst du die finanziellen Rücklagen haben, optimaler schon vorher die Sprache lernen, das macht die Jobsuche nämlich deutlich einfacher.

Und du musst damit klar kommen dir dort alles neu aufzubauen, in einer fremden Kultur und keine Familie oder Freunde um dich zu haben, die gerade mögliche Rückschlage am Anfang abfangen könnten.

Gerade Personen die sich nicht gut vorbereitet haben, die Sprache nicht können oder nur schlecht und z.B. schüchterner sind und daher schlecht integrieren (oder zu extrovertiert in einer eher zurückhaltenden Kultur und daher schlecht ankommen), haben oft mit Einsamkeit und Zweifeln zu kämpfen. Läuft es dann mit der Jobsuche und anderen Dingen auch schlecht, sind manche uzrück bevor sie überhaupt hätten Fuß fassen können.

Es gibt ja schon genug Personen, die Probleme haben sich in einer anderen deutschen Stadt alleine zurecht zu finden und etwas aufzubauen. Kommen dann noch fremde Sprache, fremde Kultur und fremde Gesetze und Regeln dazu, wird es vielen zu viel.

Oder welche, die in ein Land ziehen weil sie es als Tourist so toll fanden und nie über Dinge wie z.B. Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen dort informiert haben, die sie zum Auswandern dann aber betreffen, das ist natürlich auch fahrlässig.

Daher: Gute Vorbereitung ist wichtig, zudem sollte man selber mit sich Dinge klären und regeln können und auch die Motivation haben durchzuhalten, falls nicht direkt alles wie erhofft läuft. Wenn man sich gut informiert, kann man manche Probleme schon im Vorfeld klären.

In der EU herrscht das Recht auf Freizügigkeit. Du kannst in der EU wohnen und arbeiten, wo du möchtest.

Komplizierter wird es erst außerhalb der EU.

Ich habe es gemacht :)

Je nach persönlichen Voraussetzungen ist es machbar oder unmöglich. Manche können es nicht.

Nein, innerhalb der EU ist es absolut einfach..

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 2006 nach AT, 2010 nach IT