Haben wir ein neues Zeitalter der "Empfindsamkeit"?
"Nach Auffassung der Empfindsamkeit ist das überschwängliche Gefühl kein Makel für denjenigen, der es hat, sondern zeichnet ihn als sittlichen Menschen aus." (Wikipedia)
Oder eher eine Zeit der Jämmerlichkeit, weil Jammern zu einem zentralen Kulturmerkmal geworden ist??
7 Antworten
Interessante Frage! Gutmenschentum und blindwütige Gesinnungsethik könnte man durchaus als eine "neue Empfindsamkeit" interpretieren.
Allerdings sehe ich auch die Gegenbewegung: denen genau das gewaltig auf den Zeiger geht.
Die sind nicht empfindsam, die sind neben der Spur! Verrückte gab es zu allen Zeiten. Aber früher hätte man sie laut ausgelacht, heutzutage hofiert man sie und bestärkt sie noch in ihrer Verrücktheit. Damit erweist man ihnen (und auch der Gesellschaft) einen Bärendienst.
In der Literatur gab es im 18. Jahrhundert eine Zeit der Empfindsamkeit, die als nötige Ergänzung und als Ausgleich zu Vernunft und Rationalität dienen sollte.
Wenn die Arbeitswelt, Politik, das Weltgeschehen, Weltanschauungen, das eigene Weltbild zu hart, verbohrt, einsam, ungünstig, einschränkend, einseitig, fordernd, rational, von Unterdrückung geprägt .... wird, entgegnen manche empfindsame Menschen gerne ausgleichend und gegensätzlich, wenn sie Raum dazu haben.
Diese anfängliche Empfindsamkeit schwenkt bei manchen eher ausartend und unerhört in fragwürdiges Jammern um, das mehr Schaden als Nutzen für Betroffene bringt.
Empfindsamkeit findet häufig Platz bei einsamen Menschen, wovon wir womöglich immer mehr haben. Von dem her könnte das neue Zeitalter dafür durchaus möglich sein.
Männliche Empfindsamkeit findet vermutlich immer noch sehr oder sogar zu wenig Aufmerksamkeit. Vielleicht wird daraus (leider) zu oft Jammern oder gar ein Jammerlappen.
Empfindsamkeit für kleine Dinge und Gleichgültigkeit für große wäre auch mal was .... was anderes zur Abwechslung. ;-)
Neues Zeitalter der Empfindsamkeit für alte bzw immer wiederkehrende Themen. ;-)
Ich komme etwas später, aber immerhin = ich bin dabei. 🖐😉👍🍀 Die weinerlichen Geschmacksentgleisungen begegnen mir im RL - ehrlich gesagt - nicht so häufig wie hier bei GF. Es ist doch das ganz normale Leben, das sich - so kommt es zumindest bei mir an - einige hier bei GF faltenfrei wünschen, als gäbe es eine neue Botox-Rezeptur, um das Leben (ohne eigenes Zutun und mega-bequem) mal eben attraktiv aufspritzen zu lassen, wobei ich diese faltenfreie Botox-Starre überhaupt nicht attraktiv finde. "Entfaltung" schaut nun mal anders aus. Und "Empfindsamkeit" hat gar nichts mit diesem anhaltenden selbstbemitleidenden Rumgejammere zu tun, das zumeist doch nur auf Langeweile basiert und aus völlig überzogenen (verwöhnten) Wunschvorstellungen resultiert.
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Du sprichst mir aus der Seele
Ich stehe auch 1000% auf Natürlichkeit 🙏🙏🙏👍👍👍👍
Dito, starten wir mal wieder in harmonischer Übereinstimmung ins Wochenende, dir alles Liebe 🤗.
Die "faltenfreie Botox-Starre" ist eine wirklich gelungene Metapher für ein Leben ohne Höhen und vor allem (!) Tiefen 🙇🏻♀️, dabei gilt m. E. doch die "Binsenweisheit": leben und lieben lernt nur, wer sich um den Schmerz nicht drückt.
Hab ein sonniges Wochenende, liebe Grüße aus Saarbrücken 🥰.
Gefühle können nicht denken, interessieren sich nicht für Moral oder Sittlichkeit und kennen weder Gesetze noch Gott.
Ja, glaubwürdiger als jeder inexistente "Gott" aus der großen Zahl der "Götterchen".
Wir sind in einem Zeitalter wo die Menschen zwar lernen sich selbst besser zu "fühlen", dabei aber vergessen das sie nicht die Einzigen sind um deren Wohlergehen es geht. Dass man um zusammenleben zu können auch respektieren muss, dass der Andere a) nicht alles wissen kann was einem weh tut und b) eigene Gefühle hat und ebenfalls Punkt a unterliegt.
Was man heutzutage nicht mehr zu können scheint ist sich über Probleme "wirklich" zu unterhalten weil alles rosagewaschen werden muss. Und auszuhalten, dass Andere anders leben, denken und handeln wollen. Das aber nicht unbedingt was mit uns zu tun hat. Es im Großen und Ganzen jedermanns eigene Verantwortung ist für sein eigenes seelisches Wohlergehen zu sorgen UND für das seelische Wohlergehen seiner eigenen Umgebung.
Ich dachte beim Schreiben an die Jammerkinder hier - all die Gemobbten, all die Vereinsamten, alle die nicht wissen, wie sie wichsen sollen... etc.