Geschichtsrevisionismus in Deutschland?
Hallo,
ich muss für ein Schulprojekt etwas über Geschichtsrevisionismus herausfinden. Also, was ist die häufigste Form von Geschichtsrevisionismus in Deutschland und warum ist er so gefährlich?
7 Antworten
Trotz der bekannten und unbestreitbaren Fakten funktionieren in Teilen der deutschen Bevölkerung noch immer Verhamlosungs- und Verdrängungsmechanismen, die zugunsten eines Schlussstriches eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ausblenden wollen. Eine Minderheit allerdings gibt sich damit nicht zufrieden, sie verharmlost nicht nur durch Aufrechnung mit anderen Verbrechen, sondern stellt den Genozid an den Juden insgesamt in Frage, ein nicht nur deutsches Problem, sondern weltweit anzutreffen.
Mitte der 90er Jahre schien der Revisionismus an einem Tiefpunkt angekommen zu sein, einige Postillen der Leugner-Szene wurden eingestellt und ein zunehmender Dissens im Kreis der Revisionisten beklagt. Zuvor hatte die Holocaust-Leugnung besonders in den 70er und 80er Jahren Konjunktur, blieb aber im kleinen Feld von Alt- und Neonazis begrenzt. Erst die Einführung des Internets verhalf den Revisionisten zu einem erneuten Erfolg, bisher unbekannte Möglichkeiten, nämlich ihre Propaganda ungehindert auch international zu verbreiten und damit ihre Thesen auch bei jungen Leuten wieder attraktiv zu machen. Diese Seiten beschäftigen sich überwiegend damit den Holocaust zu leugnen , Zahlenspiele zu betreiben und über die Nichtexistenz von Gaskammern zu berichten.
Grundsätzlich ist hier immer eine These vertreten: "Ist es schon Antisemitismus wenn man die Geschichte des Holocaust hinterfragt?" Eine typische Frage die auf Wissenschaftlichkeit hinweisen soll. Fragen werden nicht aus seriösen, allenfalls aus pseudowissenschaftlichen Gründen und immer mit der Prämisse, der Mord an den Juden habe so nicht stattgefunden, gestellt. Diese Theorien verhelfen dem Antisemitismus zu einer politischen Funktion, die an Bedeutung gewinnt, das Ressentiments speist sich aus der Weigerung, die nationalsozialistische Judenverfolgung anzuerkennen ("Schuldfrage").
Danke, vor allem im zweiten Paragraph weist du mich auf Dinge hin, an die ich womöglich nicht gedacht und wohl auch nicht im Internet gefunden hätte. Wirklich Danke!
Jede Argumentation ist hier verboten, erlaubt sind nur bestätigende Meinungen und Darstellungen. Gegenargumente und Hinweise auf Unstimmigkeiten können Einem hier 1000ende € kosten.
Man sollte Noam Chomsky gelesen haben.
Grundsätzlich ist hier immer eine These vertreten: "Ist es schon Antisemitismus wenn man die Geschichte des Holocaust hinterfragt?"
Eine typische Frage die auf Wissenschaftlichkeit hinweisen soll. Fragen werden nicht aus seriösen, allenfalls aus pseudowissenschaftlichen Gründen und immer mit der Prämisse, der Mord an den Juden habe so nicht stattgefunden, gestellt.
Woher kennst du die Prämisse mit der Leute diese obige Fragen stellen ?
Und wenn ich dir diese Berechtigte Frage stelle ,bin ich dann jetzt ein Antisemit ?
Geschichtsrevisonismus betrifft mehrere Epochen in Deutschland.
Den Zeitraum Juni bis August 1914, wo z.B behauptet wird, Deutschland sei von Frankreich am 2.8.1914 bombardiert worden oder die komplette Entente hätte die Ermordung des österreichischen Thonfolgerpaars in Sarajewo geplant.
Den Zeitraum Oktober/November 1918, wo eins zu eins die Dolchstosslegende von Hindenburg und Ludendorff übernommen wird.
Den Zeitraum Juli August 1939, wo behauptet wird, in Polen habe es vor Kriegsbeginn zahlreiche Massaker an der deutschen Bevölkerung gegeben und dass der Krieg viele Väter hätte.
Den Zeitraum von Februar bis Juni 1945, wo es um die Bombardierung Dresdens und die sogenannten Rheinwiesenlager ging.
Den Zeitraum 1948-1989 - DDR Geschichtsrevisionismus.
1. Die DDR wird permanent und überall glorifiziert, auch hier.
2. Die Menschenrechtsverbrechen sämtlicher linkspolitischer Regime werden verharmlost/geleugnet, tausendfach, täglich, überall, auch hier.
Ich kann dir nicht sagen, was letztendlich häufiger vorkommt, als das andere. Ich wüsste auch nicht, wer die Zeit hätte, um alleine nur all die Posts in öffentlichen Socialmediagruppen und in den Kommentaren auf Medienartikel auszuzählen.
Nicht selten geht Punkt 1 eh fließend in Punkt 2 über oder umgekehrt.
sorry, das ist hier mittlerweile genau so. Wir haben die Lügenfabrik Correktiv. Bei jeder noch so dreisten Lüge wird es Leute geben, die es glauben. Plausibilitätsprüfung ist Dummen verwehrt.
Der Klassiker von Geschichtsrevisionismus war die sog. Dolchstoßlegende - obgleich das Oberkommando den Ersten Weltkrieg als verloren ansah und auf Friedensverhandlungen drängte, sprachen dieselben Personen nachher von einem im Felde unbesiegten Heer, dem die Heimat in den Rücken gefallen sei.
Die häufigste Form findet sich aber in der Ausblendung, da werden Dinge aus den diktatorischen Zeiten Deutschlands (NS-Zeit, DDR) plötzlich positiv dargestellt, obgleich die während ihrer Gültigkeit klar negativ wahrgenommen wurden.
Dann waren aber diejenigen, die sich die Sache mit dem Dolchstoß nochmal vorgenommen und hinterfragt haben, die Revisionisten ihrer Zeit.
Und die differenzierte Bewertung von Diktaturen statt genereller Verteufelung ist ebenfalls eine berechtigte Revision.
Nein, die Erfindung der Dolchstoßlegende war die eigentliche Revision, weil einfach unwahr - und bei Diktaturen ist es keine berechtigte Revision, wenn schlechte Dinge gut werden, nur weil sie nicht mehr wirksam sind.
Die Gleichung "Revision = Unwahrheit" geht ebensowenig auf wie die Gleichung "Diktatur = alles schlecht".
Wir hatten das auch in der DDR, als Religion als "Opium fürs Volk" bezeichnet wurde. Im Dürer-Jahr wurde auf die realistische Malweise Albrecht Dürers hingewiesen und seine religiöse Komponente total ausgeblendet. Im Gegenteil, er wurde fast zum frühen Kommunisten ernannt, der nur wegen der Obrigkeit religiöse Themen malte. Weil ältere Maler bei religiösen Bildern oft einen goldenen Hintergrund malten, Albrecht Dürer aber realistisch wirkende Landschaften, wurde er als fast antireligiös hingestellt. Man kann jeden, der sich nicht mehr wehren kann, vor seinen ideologischen Karren spannen.
Weiterhin geht jedem Krieg ein Geschichtsrevisionimus voraus. Der Angreifer muss sich etwas einfallen lassen, um den Angriff zu rechtfertigen. Bei Putin waren es die angeblichen Nazis in der Ukraine, im Jugoslawienkrieg das heilige serbische Siedlungsgebiet im Kosovo und bei Hitler der angebliche polnische Angriff auf den Sender von Gleiwitz.
Du hast 3. vergessen:
Die Verharmlosung und Umdeutung des Versagens des deutschen Rechtsextremismus und Rechtskonservatismus rund um den 1. und 2. Weltkrieg.