Sollte man Alkohol in Deutschland ausschließlich in Alkoholfachgeschäften kaufen können?
In Deutschland ist Alkohol ein weit verbreitetes Genussmittel und kulturell tief verankert. Alkoholische Getränke wie Bier und Wein sind in nahezu jedem Supermarkt, Kiosk oder Tankstelle frei und oft zu günstigen Preisen erhältlich. Obwohl es gesetzliche Altersgrenzen und Werbebeschränkungen gibt, ist der Zugang zu Alkohol relativ einfach.
Allerdings hat der Konsum von Alkohol auch erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Jährlich werden etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland aufgrund von alkoholbedingten Erkrankungen in Krankenhäuser eingeliefert. Außerdem ist Alkohol eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle. Rund 74.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen ihres Alkoholkonsums, sei es durch Leberzirrhose, Krebs oder alkoholbedingte Unfälle (Quelle: DHS, Jahrbuch Sucht)
Diese Situation führt immer wieder zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussion über den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol. Dabei gibt es den u.A. den Vorschlag, den Verkauf alkoholischer Getränke ab einem gewissen Alkoholgehalt nur noch in speziellen Fachgeschäften zu erlauben, ähnlich wie es in anderen Ländern der Fall ist (z.B. Skandinavien, USA). Befürworter:innen argumentieren, dass eine solche Regelung den Zugang einschränken und Missbrauch verringern könnte, während Kritiker:innen befürchten, dass dies den Alkoholkonsum nicht nachhaltig reduzieren würde und den Handel negativ beeinflussen könnte.
Wie stehst du zum Thema "Alkoholfachgeschäfte"?
10 Antworten
In Deutschland ist Alkohol ein weit verbreitetes Genussmittel und kulturell tief verankert
Alkohol ist eine in Deutschland absolut weit verbreitete und gefährliche Droge, die leider viele Todesopfer fordert und von der viele abhängig sind.
Und die kulturelle Verankerung absolut kontraproduktiv und gefährlich.
Werbung finde ich da sehr kritisch. Wenn zum Beispiel bei jedem Fußballspiel im Vorfeld "Präsentiert von Krombacher" im Fernsehen kommt, ist das meiner Ansicht nach schädlich.
Auf der anderen Seite gehöre ich natürlich auch zu denen, die gerne mal einen Cocktail trinken und nicht allzu viel Geld haben.
Mein Verstand sagt also ganz klar das eine, meine Genussseite etwas anderes. Ich bin zwiegespalten. Mein Verstand würde ganz klar: JA! sagen. Meine Genussseite mag es, wenn die Flasche Havana Club gerade runtergesetzt ist beim Supermarkt...
Ja, das gleiche "Problem" habe ich auch zum Beispiel bei der Autobahn-Tempolimit-Debatte. Mein Verstand: 130 ist nicht langsam und sinnvoll. Mein Bleifuß sagt was anderes ;-).
Ich glaube, was die Debatten halt vor allem schwierig macht, ist das viele Stur an ihren Genüssen und Gewohnheiten festhalten wollen und das möglichst billig und einfach und dann sagen: das durfte ich schon immer, Verbote beschränken mich! (und ich nehme mich da keineswegs aus).
Vielleicht muss man auch nicht alles rational und vernünftig regeln in einem Staat.
Die Stimmung in der Bevölkerung hängt auch von solchen Kleinigkeiten ab.
P.S. Havana Club 👍 - guter Geschmack.
P.P.S. Ich würde mir das gefallen lassen, wenn es für jede gängige und bisher illegale Droge solche Fachgeschäfte gäbe.
Nur Alkohol raus aus den Supermärkten ist ein Verlust ohne Gegenleistung.
"Vielleicht muss man auch nicht alles rational und vernünftig regeln in einem Staat. Die Stimmung in der Bevölkerung hängt auch von solchen Kleinigkeiten ab."
Danke für den Punkt, das sehe ich persönlich ähnlich. Und das ist nicht das einzige Thema, bei dem die Stimmung in der Bevölkerung auf jeden fall mit einbezogen werden sollte, um weiteren "Spaltungen" entgegenzuwirken - z.B. durch Volksentscheide. Und das Thema "Rauschfachgeschäfte", also Läden, in denen Erwachsene auch zu bisher illegalisierte Substanzen einen regulierten Zugang hätten, ist ein weiteres spannendes Thema, das in solchen Diskussionen hier sicherlich Kontroversen entstehen lässt :-)
Ändert der Einkauf im "Fachgeschäft" (also allen die ne "Lizenz" oder sowasdafür haben/bekommen) auch nur iiiirgendetwas an "erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit"?
= da sind andere Beschränkungen (Alter, Werbung...) wesentlich wirksamer!
Eine schlechtere Verfügbarkeit könnte den Konsum reduzieren, weil man sich sagt "Dafür war ich jetzt nicht dort und dorthin". Durch die fehlende Präsenz im Supermarkt würde man auch weniger an die Droge denken, also Kinder würden damit nicht ständig konfrontiert und Gelegenheitskäufe würden entfallen.
Die Konfrontation entsteht nicht im Laden sondern in Elternhaus oder "Freundeskreis".
Schlechtere Verfügbarkeit führt nur zu Vorratshaltung. Und glaub mir (Nikotin-) Süchtige fahren sehr wohl extra noch da und da hin (steigen sogar extra ins Auto für 200m zum nächsten Automaten...) - es würde letztlich nur der Umweltschutz draufzahlen, wenn man so möchte...
Aber auch wenn ich es eher anders einschätze: ich verstehe deinen Punkt.
Wie gesagt ich verstehe deinen Punkt...
...ich sehe es nur anders (und habe es auch anders gesehen, leider, egal ob Alk oder Nikotin...)...
...es geht im Zweifel ja nicht um die Auswahl sondern die pure Menge...
Und für n dutzend Flaschen Korn oder Wodka ist immer Platz, die meisten kommen damit übers WE...
Die Liquor Stores z.B. in Canada sind fast immer in unmittelbarer Nähe eines Supermarktes. Die müssen nicht irgendwohin fahren deswegen.
Kenne ich aus Australien. Darüber hinaus ist noch alles sauteuer. Kann man machen von mir aus, ich bin eh nicht der große Trinker. Frage mich nur, ob das gesamtgesellschaftlich auf Akzeptanz stößt.
Das Alkohol zwar durchaus eine Droge und auch Gift ist , das ist allgemein Bekannt.
Dennoch bin ich GEGEN diese Alkoholfachgeschäfte. Da sind wieder die Leute auf dem Land die gelackmeierten, weil diese Geschäfte nicht überall eröffnen werden/können.
Ich würde das Problem eher anders lösen:
- Schärfere Kontrollen beim Kauf -> Pflicht der Vorlage des Ausweises bei jedem ob man 16 bei z.B. Bier oder Biermischgetränken oder eben 18 Jahre alt ist.
- Eine Meldepflicht der Alkoholsucht einführen. Das Menschen die an der Sucht leiden - auch wenn sie bereits trocken sind - keinen Alkohol mehr bekommen. Ähnlich wie bei Spielern in der Spielothek. Zu speichern auf Ausweis oder Krankenkarte.
Sowas kann die Sache eindämmen.
Denn auch bei den Alkoholfachgeschäften ist nicht gewährleistet, das Jugendliche/Süchtige nicht trotzdem an den Alkohol kommen.
Klassisches Beispiel:
Der volljährige Kumpel kauft den Alkohol und teilt ihn mit Minderjährigen.
Selbiges gilt für Co-Abhängige, die ihren Suchtkranken Angehörigen Alkohol kaufen
Wer 'Alkoholfachgeschäfte' befürwortet und damit auch das Entstehen oder den Erhalt einer potenziell schweren Abhängigkeitserkrankung, der kann - wenn er noch alle Sinne beieinander hat - die Einführung von Cannabis-Fachgeschäften nicht ablehnen.
Danke für die differenzierte Antwort! Ich kann deine Position absolut nachvollziehen. Es geht halt oft um die Gratwanderung zwischen "schützenden Rahmenbedingungen" und "Einschränkung der persönlichen" Freiheit. Ich glaube das macht diese Diskussion auch so schwierig...