Ist Muttermilch vegan?
Rein theoretische Frage
Es handelt sich zwar um ein tierisches Produkt, aber eben durch einen Menschen produziert. Der Mensch ist letzlich auch ein Tier.
35 Stimmen
6 Antworten
Kommt drauf an, welche Muttermilch du meinst. Kuhmilch ist ja auch Muttermilch. Milch produziert eine Kuh ja nicht einfach so, sondern um ihr Kalb, also ihr Baby zu ernähren. So wie Menschen Milch produzieren, um ihr Baby zu ernähren.
„In der Landwirtschaft werden sie deshalb nach Eintritt der Geschlechtsreife mit etwa 15 Monaten zum ersten Mal besamt. Die Kuh ist dann neun Monate trächtig und muss fortan etwa jedes Jahr ein Kälbchen bekommen, damit sie ständig Milch liefert.“
( https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/tiere-in-der-landwirtschaft/rinder/milchkuehe )
Zum Thema, ob es vegan ist, wenn ein menschliches Baby die Muttermilch der Mutter trinkt: Ja, das ist natürlich vegan.
Vegan Definition:
„Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht – so weit, wie es praktisch durchführbar ist – alle Formen von Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; und die in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.“
( https://www.vegan.at/inhalt/definition-von-veganismus )
Hier noch Beiträge zum Thema „Ist Muttermilch vegan?“:
Es ist vom Säugetier, aber es ist keine Tierausbeutung. Die Mutter gibt die Milch freiwillig her. Die Milch übrigens, die auch für das Kind produziert ist.
Veganismus ist nämlich mehr wie eine Ernährungsweise!
Das stimmt zwar. Aber vegan lebensmittel müssen dennoch in erster linie pflanzlich sein. Das andere ist dann zusätzlich, oder eben die Motivation der pflanzlichen Ernährung ist unterschiedlich.
Das ist eine spannende Frage, da sie eine philosophische Grundsatzdiskussion berührt: Ist der Mensch ein Tier?
Mit Sicherheit ist es schonmal nicht karnivor, da es sich nicht um Fleisch handelt.
Milch ist zunächst ein vegetarisches Produkt und da der Mensch biologische Merkmale eines Säugetieres aufweist, könnte man auch Muttermilch als vegetarisch aufweisen.
Jedoch haben wir einen Begriff dafür, wenn Menschen menschliches essen - nämlich Kannibalismus. Wenn man den Wortsinn streng folgt, ist es im Grunde Kannibalismus, wenn man Muttermilch zu sich nimmt.
Das wäre jetzt sehr spannend tiefergehend dazu zu recherchieren. Da ich ja bei der Einnahme von Muttermilch menschliche Teile verzehre, bin ich auf jeden Fall schonmal sehr nah am Kannibalismus dran.
Wie auch immer. Mir persönlich fällt es schwer, den Verzehr von Muttermilch als vegetarisch zu bezeichnen. Es würde bedeuten, dass man den Menschen gänzlich als Tier begreift, was letztlich nur eine naturalistische Haltung und nur eine Blickrichtung ist. Das wäre mir zu einfach.
Aber den Menschen nicht als Tier zu betrachten, ist speziesistisch.
Bist du ein Kannibale, wenn du beim Blow Job das Sperma des Partners schluckst oder beim Küssen dessen Speichel?
Eher nicht.
Und Muttermilch ist exakt dafür gemacht, von einem Baby geschluckt zu werden.
Das mit der Nahrung ist ein gutes Argument. Die Funktion der Muttermilch besteht in der Bereitstellung als Nahrungsquelle für den Säugling. Insofern wäre im Falle des Säuglings wäre es keinesfalls Kannibalismus. Im Falle von Erwachsenen könnte man wieder diskutieren, da es dann eine Kulturpraxis wäre. Aber lassen wir es dabei.
Zum Speziesismus:
Speziesismus meint, dass andere Arten aufgrund ihrer Andersartigkeit diskriminiert und schlechter behandelt werden. Speziesismus geht immer mit einer moralischen Hierarchisierung von Lebewesen einher.
Eine rein beschreibende Unterscheidung ist nicht speziesistisch. Ich behaupte, dass der Mensch nicht dem Tierreich zuzuordnen ist, was nicht bedeutet, dass ich sage, dass der Mensch mehr wert sei und das ist möglich: Ich würde auch behaupten, dass wir zwei verschieden sind. Keiner von uns ist aber besser als der andere, wir sind einfach verschieden, nicht-identisch, oder einfach gesagt "anders". Genauso sind Reptilien anders als Insekten usw. Und in diesem Sinne meine ich Andersheit und das hat nichts mit Speziesismus zu tun.
(Achtung, lange Antwort)
*Biologisch betrachtet* ist der Mensch ein Säugetier. Die Biologie hat aber nicht das letzte Wort. Sie befragt die Welt aus einer biologischen Perspektive und trifft entsprechende Aussagen.
*Physikalisch betrachtet* ähnelt der Mensch in gewisser Hinsicht einer Maschine. Er hat ein Skelett mit verschiedenen Gelenken, Dreh- und Schwerpunkten und richtet sich nach physikalischen Gesetzen, bspw. der Schwerkraft.
*Chemisch betrachtet* ist der Mensch ein Zusammenspiel aus verschiedenen Atomen. Er besteht aus Wasser (H2O), Metallen, Kalzium usw.
Wie du sehen kannst, haben wir immer ein anderes Bild vom Menschen, abhängig davon, welche Perspektive wir einnehmen. Alle Perspektiven sind berechtigt und müssen beachtet werden. Es reicht allerdings nicht aus, *nur* eine biologische Perspektive einzunehmen und daraus zu schließen, dass der Mensch ein Tier ist, nur weil er sich auf einer biologischen Ebene den Säugetieren zuordnen lässt.
Um auf deine Frage einzugehen:
Ein fundamentales Merkmal, das höchstwahrscheinlich nur auf den Menschen zutrifft, ist - um es mit den Worten Helmut Plessners zu sagen - die "ex-zentrische Positionalität" des Menschen. Das weist auf den Doppelaspekt von Körper sein und Körper haben des Menschen hin. Der Mensch ist einerseits Körper, also organisches Wesen, einen Körper zu haben meint, dass man sich als Körper wahrnehmen kann. Ich habe einen Körper, einen Arm usw. Aber wer ist es, der diesen Körper hat?
Man kann aus sich herausgehen und sich selbst beobachten, selbst befragen, sich selbst zum Objekt machen. Menschen können nicht nur denken, sondern über ihre Gedanken nach-denken.
Tiere hingegen haben eine "zentrische Positionalität". Sie sind immer im Hier und Jetzt. Tiere bilden keine hypothetische Welten, in denen sie gedanklich Möglichkeiten erwägen, sie fragen sich nicht, was sie machen oder lassen sollen, was ihnen Spaß macht etc. Tiere machen. Tiere haben auch keine Schuld, also keine Moral und damit keine Verantwortung. Wenn eine Katze eine Maus fängt und mit der halbtoten Maus noch spielt, dann ist das nicht böse, grausam oder schlimm. Es ist das, was Katzen machen. Wenn ein Wolf ein Huhn reißt, dann ist das nicht grausam, sondern das, was ein Wolf macht. Wenn ein Mensch das machen würde, was er auch tut, dann ist das grausame Tierquälerei.
Es scheint also eine Art "Bruch" zu geben, der den Menschen aus der Natürlichkeit geworfen hat. Wie es zu diesem Bruch kommt, dafür gibt es sehr viele Antwortvorschläge, aber keine Endgültige Antwort. Es ist eine Frage, die wir uns mindestens seit der Antike und damit den Beginn der Wissenschaft stellen und sie ist nach wie vor top aktuell.
Und dieser oben nur kurz skizzierte Bruch ist der Grund, der mich dazu veranlasst, den Menschen nicht als Tier anzusehen. Und wie gesagt, nur weil ich den Menschen nicht den Tieren zuordne, meine ich nicht, dass der Mensch das wertvollste oder schlauste Geschöpf. Ihm kommt lediglich eine Eigenschaft zu, die ihm fundamental von anderen Lebewesen unterscheidet.
Hier geht es um den Aspekt der Freiwiliigkeit. Es wird keine Frau dafür ausgebeutet.
Es ist ein tierisches lebensmittel. Ein produkt des homo sapiens. Es ist nicht pflanzlich. Aber klimaneutral ist es wohl, solange man sie nicht bestellt.
Vegetarier konsumieren Milch, also ja.
Vegan ist sie nicht.
Bis zum Kannibalismus finde ich die Antwort gut.
Allerdings bezieht sich Kannibalismus explizit auf den Verzehr von Menschenfleisch, bzw. in der Zoologie auf das Aufessen von Artgenossen.