ist aikido gut für die straße ist es eine gute kampfsportart?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

ja 60%
nein 40%

10 Antworten

nein

Die "Straße" hieße ja eher Schlägerei als Notwehrsituation.

Ja, Aikido hat so ganz grundsätzlich (wie Judo und Karate) den Bereich "Goshin-waza" (moderne Selbstverteidigung). Die Szenarien, die dort angenommen werden, sind auch recht ähnlich (wie Kodokan, JKA oder auch Jiu-Jitsu oder frühes Ju-Jutsu im Deutschland der 1950er und 1960er Jahre).

https://youtu.be/qVh-H47FRrM?t=2179

Kann man sich selbst ein Bild und eine Meinung machen ...

Oder anders ausgedrückt und auf die Frage bezogen: nein.

Alles, was über einen recht unbeholfenen, in seiner Koordination herausgeforderten Angreifen angeht, wird eher schwierig.

Das gilt aber auch für Selbstverteidigungssysteme:

https://www.youtube.com/watch?v=bi6xjgnKm14

ja

Ich war leider bereits dreimal in realen und sehr ernsten Selbstverteidigungssituationen - und Aikido hat mir dabei geholfen.

Allerdings mache ich da zwei große "ABER"

Erstens braucht man ziemlich lange, bis man die formalisierten Bewegungen soweit beherrscht, dass man sie auch in realen Situationen anpassen kann.

Zweitens wird genau dieses Adaptieren in den meisten Aikido-Dojo nicht gelehrt, weil es in der Regel im Widerspruch zur Philosophie des Aikido gesehen wird.

Es gibt allerdings auch moderne Lehrer wie Ryuji Shirakawa, die diesen Aspekt stärker berücksichtigen und damit auch eine neue Klientel ansprechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 40 Jahren Training des Aikido.

buntan  03.08.2024, 18:14

Aikido - da sollte jeder einige Stunden diese Techniken lernen. Ich habe es für 2 1/2 Jahre geübt - dann wieder zurück - wer eine andere Kampfsport-Art gelernt hat, sucht verzweifelt einen Aikido-ka der wirklich angreifen und sich verteidigen kann.

Aikido war ein freundschaftliches Üben, nur nicht hart den Partner angehen. Sparring war das auf keinen Fall.

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Enzylexikon  03.08.2024, 20:49
@buntan

Ich persönlich bin jetzt schon vom Charakter her niemand der sagt: "Komm, lass uns mal treffen, dann zeige ich dir, was ich kann".

Allerdings habe ich gerade in meiner Jugend durchaus manchmal den Wettbewerb mit anderen Stilen gewagt - beispielsweise weil Tritte kein Thema waren.

Jetzt, einige Jahrzehnte - und einen Messerangriff, eine Verteidigung gegen zwei Angreifer und eine Gruppe von Betrunkenen - später, sehe ich mich als praktizierender Aikidoka durchaus in der Lage, mich zu verteidigen.

Fehler: Die größten Fehler eines Aikidoka - und wahrscheinlich vieler anderen traditionellen Kampfkunst-Praktizierenden - machen den Vorteil der eigenen Fähigkeiten zunichte.

Haltung - wenn man sich auf der Straße in Bilderbuch-Stellung (Hanmi) aufstellt, weiß das Gegenüber sofort was Sache ist und kann sich darauf einstellen. Wichtiger ist es, natürlich zu stehen, oder zumindest die Haltung des Angreifers zu kopieren, um dann erst im entscheidenden Moment den Schritt zu machen.

Kleidung - wer Interesse an realistischer Selbstverteidigung hat, sollte nicht nur in Keikogi und Hakama, sondern an geeignetem Ort auch mit alltäglicher Kleidung wie Jeans, Jacke und Straßenschuhen trainieren,

Offensivtechniken - In vielen Würfen sind Ansätze für Atemi enthalten oder eröffnen die Möglichkeit, diese Einzubauen - es wird nur leider zu wenig gelehrt.

Wenn etwa die Bewegung der offenen Hand des Verteidigers in Richtung Gesicht des Angreifenden als Mittel zur "Ablenkung" oder "Gleichgewichtsbrechung" erklärt wird - dann sollte hier auch vermittelt werden, dass man genau so gut einen Fauststoß gegen die Stirn ausführen könnte.

Mehr Atemi = Mehr Potential den Angreifenden zu stoppen, oder so zu treffen, dass er keinen Widerstand gegen die Folgetechnik leisten kann.

Stiloffenheit - ich persönlich mag MMA nicht, aber man sollte zumindest freundschaftlich durchaus mal mit Praktizierenden anderer Stile trainiere und dabei lernen, wie man bislang unbekannten Angriffen begegnen kann.

Geschichtskenntnisse: Klingt paradox - ist aber so. Viele unbewaffnete Aikido-Techniken haben ihre Wurzeln in der Anwendung traditioneller Waffen und so ist z.B. eine vermeintliche "Messerabwehr" in Wahrheit etwas ganz anderes.

Wenn man etwa mit einem Tanto (jap. Kampfmesser) gerade, oder leicht von unten kommend frontal zustößt, wird jeder Messerkämpfer über diesen unrealistischen "Angriff" lachen.

Tatsächlich sollte dieser Stoß historisch zwischen die Lamellen der japanischen Samurai-Rüstung dringen und war daher gar nicht als klassischer Messerangriff konzipiert. Somit kann man Tanto-Techniken nicht als realistisches Messertraining betrachten.

Anderes Beispiel: Der Wurf "Irimi Nage"

Wer ein Video dazu sieht, denkt sich spontan so etwas wie: "Der greift das Handgelenk des Verteidigers, hält es die ganze Zeit gepackt und lässt sich werfen - wieso lässt der nicht einfach los und Haut ihm in die Fresse?"

Auch hier gibt es einen historischen Grund - Samurai griffen bei einem Angriff zu ihrem Schwert. Wenn man als Angreifer die Schwerthand des Verteidigers gepackt hält, kann dieser nicht seine Waffe ziehen. Heutzutage entbehrt diese Technik also der ursprünglichen Grundlage.

Wenn man weiß, WAS man da trainiert, WARUM die Technik so ausgeführt und WELCHEN Hintergrund sie hat, kann man sein Aikido-Training adaptieren.

So gibt es beispielsweise Formen des Irimi Nage, bei denen man selbst die Hand des Angreifers gepackt hält, oder ihn gleich zu Beginn nach unten reisst, um sein Gleichgewicht zu brechen und ihn so daran hindert, rechtzeitig loszulassen.

So, dass waren jetzt viele Worte, ich denke, meine Haltung dürfte klar geworden sein.

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buntan  04.08.2024, 08:31
@Enzylexikon

Danke. Ich fand Aikido als ein freundliches Üben von Techniken, die eigentlich eine Abwehr gegen einen Schwert -Angriff - andeuten sollten. Die Messer-Abwehr im Aikido - wenn das bei Dir erfolgreich war in einer wirklichen Angriff. Dann ...

Sei mr nicht böse. Beurteilen kann ich Aikido nur nach der Zeitspanne die ich im Aikido -Unterricht war. Daher wieder aufgehört und alles schnell vergessen.

Kampfsport ist für einfach etwas völlig anderes .

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ja

Ja, Aikido ist eine tolle Kampfsportart

Für die Straße wie 99% der KS-Arten nicht geeignet

⁹⁹

Woher ich das weiß:Hobby – Verschiedene KS-Arten von Fechten bis MMA
nein

In den meisten Fällen auf keinen Fall. Wie viele ostasiatische Kampfkünste wurde Aikido "verbastardisiert". Die meisten Kurse bringen einem nicht bei, wie man kämpft. Stattdessen lernt man Techniken auswendig, die man an einem Gegner übt, der sich nicht wehrt (wenn überhaupt). Zudem basiert Aikido oft darauf, die Angriffe des Gegners zu fangen und weiterzuleiten, was in der Praxis nur extrem selten funktioniert (vor allem, wenn man eben kein Sparring macht).

Auch wenn du stattdessen Judo machst, was ich als eine "für die Straße geeignetere" Kampfkunst sehe, sollte man definitiv auch lernen, wie man Schläge und Tritte abwehrt/benutzt – zumindest ein bisschen.

Modernes Aikido ist halt eher wie Yoga, und dies allein wird dir wahrscheinlich nicht viel bringen. Falls du schon länger Aikido machst, dann könntest du es mit einer anderen Kampfsportart kombinieren; beispielsweise um Kickboxen auszubauen, damit du auch, wenn dich jemand packt, eine Antwort hast.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit 13+ Jahren Kampfsportlerin.