Selbstverteidigung – Welche dieser Kampfsportarten ist am "effektivsten“ im realen Leben (Straße, etc)/am meisten darauf ausgerichtet?
25 Stimmen
10 Antworten
Vorab sei gesagt dass "Kampf" nur ein Aspekt der Selbstverteidigung ist und aus vielen Gründen nicht deine erste Wahl sein sollte.
Im besten Fall trainierst du ein Allkampfsystem, das im Vollkontakt trainiert wird. Sehr gut eignen sich hierfür Sambo, Sanda oder MMA.
Weitere gut geeignete Kampfstile sind unter anderem Judo, Muay Thai, Kickboxen, Karate (vollkontakt), Brazilian Jiu Jitsu, Ringen, Boxen oder ähnliche. Es gibt auch einige gute SV Lehrer, die sind aber leider super selten.
Also man kann es im Prinzip so ranken:
- Allkampfsysteme (MMA, Combat Sambo, Kudo, Sanda)
- Grapplingsysteme mit ausgeprägtem Standkampf (Ringen, Judo, Ju-Jutsu)
- Striking Stile und Grappling mit Boden Fokus (Muay Thai, Kickboxen, Brazilian Jiu Jitsu, Luta Livre)
- Sonderkategorie Boxen. Zwar unterliegt ein Boxer im direkten Vergleich fast immer gegen alle die ich bisher genannt habe, allerdings kannst du keine andere Kampftechnik so schnell anwenden und damit der Kampf gegen einen untrainierten schnell vorbei ist, können ein paar gezielte Schläge schon ausreichen.
- Wettkampfsysteme die sehr stark einschränken oder Vollkontaktsysteme die durch fehlenden Wettkampf keiner Qualitätskontrolle unterliegen (Karate, Teakwon Do, Krav Maga, Leichtkontakt Kickboxen, Silat, viele phillipinische Stile, einige Kung Fu Stile, traditionelles Jiu-Jitsu)
- Prozessorientierte Kampfkünste bei denen es ehr um die Entwicklung geht als darum tatsächliche Kampftechniken zu erlernen (Aikido, einige Kung Fu Stile, Tai Chi)
Das ist ausdrücklich KEINE Wertung was besser als das andere ist. Jede dieser Disziplinen hat ihre Daseinsberechtigung. Wenn du aber fragst was in einem echten Kampf überliegt gibt es sehr wohl einige Kampfkünste die anderen überlegen sind.
Zum Schluss nochmal in Bezug auf einige Fehlaussagen die zu dem Thema immer wieder gerne zum Besten gegeben werden:
Weglaufen ist das sicherste
Nein, weglaufen ist nur in wenigen Fällen möglich und eine gescheiterte Flucht macht die Lage wesentlich gefährlicher.
Kampfsport nützt dir nix weil der andere eine Schusswaffe haben könnte
Nein, gewaltsame Übergriffe in Deutschland finden (je nachdem wie man die Dunkelziffer einschätzt) zu 97-+99% ohne den Einsatz von Schusswaffen statt und wie wirkungsvoll Kampfsportliche Fähigkeiten gegen unbewaffnete oder kurze Nahkampfwaffen sind, kann man in zig Videoaufnahmen im Internet sehen.
Am besten lernst du Zielschießen oder irgendwas anderes mit Schusswaffen
Nein, die wahrscheinlichkeit dass du als deutscher Zivilist eine Schusswaffe zur Hand hast wenn du attackiert wirst ist so gering, dass man dir auch gleich einen handzahmen T-Rex als Wachhund empfehlen kann.
Kampfsport bringt nix weil Regeln, mach lieber ein SV System
SV Systeme haben sich zu solch einer beliebten Marke entwickelt, dass jeder unfähige Trottel sowas mittlerweile anbietet und Leute die nicht mal ein kleinwenig Ahnung haben wovon sie reden sind leider die Regel.
Wenn du angegriffen wirst hast du schon ganz viel falsch gemacht
Nein, der Täter und nur der Täter ist verantwortlich für sein Handeln. Victim Blaming ist hier völlig unangebracht.
Wenn der andere ein Messer zieht nützt dir kein Kampfsport der Welt was
Nein, es ist durchaus möglich sich unbewaffnet gegen einen Messerangriff zu verteidigen. Mehrfach gesehen, einmal selbst gemacht und es gibt für jeden der es nicht selbst gesehen hat auch hier genug geleaktes Überwachungsmaterial.
Ändert nicht viel an der Sache ansich. Eine Brille ist immer von Nachteil in einer SV Situation und zum Training musst du sie eh abnehmen. Die Hüften lockern sich mit dem Training.
Als Boxer sag ich natürlich Boxen, aber ich sag auch Kickboxen od. Muay Thai.
Folgender Abschnitt nur meine Meinung und meine Erlebnisse:
Ich geh seit Jahren ins Boxgym und ich habe dort alle paar Wochen jemanden aus verschiedensten Kursen da. Karate, Judo, SV und so weiter.
Jetzt nur rational Betrachtet, MMA und der ganze andere shit, also Karate, Judo Aikido usw ist alles krass keine Frage. Die würde es sonst nicht geben, ich find jede Kampfsportart oder Kampfkunst irgendwo geil.
Aber nur aus folgender Situation betrachtet, du bist in einer Situation, wo du dich selber Verteidigen musst, das heißt, du hast eigentlich einfach kein Bock auf einen langen Kampf, schnell hinter sich bringen die Situation.
Dafür gibt es nur zwei Ansätze meine Meinung nach:
- Entweder effektiv treffen mit 1-2 Schlägen, sprich KO bzw viel Schaden anrichten
- Oder einfach wegrennen, oder aus der Situation irgendwie entkommen, wenn möglich.
Judo kann dir auch helfen, nur finished er deinen Gegner nicht, außer er fällt auf KO Punkte oder so.
MMA verbindet alles aber jeder große MMA Kämpfer kommt aus einer bestimmten Kampfsportart, geht dann in verschiedene Kampfsportarten, um alle zu "perfektionieren". Also die lernen auch verschiedene und kombinieren sie.
Klar du könntest ins MMA gehen und von allem etwas lernen, ich würde empfehlen:
Erstmal zu lernen gescheite Fäuste und Kicks zu verteilen. Alleine mit gutem Footwork bist du den meisten auf der Straße überlegen.
Boxen ist soviel mehr als es aussieht, es ist nicht immer nur der klassische Jab nach vorne, oder die rechte Faust die geschlagen wird. Wenn du in der SV nur lernst wie du bestimmte Schläge abwehrst aber ein guter Boxer mit einer unorthodoxen Combo kommt, oder ein guter Kickboxer dir nen kleinen Lowkick gibt, um deine Deckung zu öffnen, dann kannst du soviel Hebeln wie du willst, wenn das Ding aufm Kinn schallert sind die Lichter aus.
Ich würde wie gesagt empfehlen, erstmal gescheit schlagen und kicken lernen.
Danach MMA bzw von allem etwas, denn jede Kampfsportart hat seine Vor und Nachteile.
Dafür gibt es nur zwei Ansätze meine Meinung nach:
Entweder effektiv treffen mit 1-2 Schlägen, sprich KO bzw viel Schaden anrichten
Oder einfach wegrennen, oder aus der Situation irgendwie entkommen, wenn möglich.
Grappling/Ringen ist für dich überhaupt kein Ansatz? Dir ist bewusst das ein Großteil der Selbstverteidigungssituationen in nähster Distanz beginnt?
Und gezielt ein K.O mit 1-2 Schlagen ist ne ganz schon optimistische Planung.
Judo kann dir auch helfen, nur finished er deinen Gegner nicht, außer er fällt auf KO Punkte oder so.
Wenn du jemand wirfst ist der Kampf beendet. Schau dir mal paar Videos von Judo oder Ringer Wettkämpfen an.
Also nicht falsch verstehen: Boxer sind ne Macht und vor allem immer Chaos/Stress erprobt dadurch das Sparring/Wettkampf so zentral in dem Sport ist.
Alleine mit gutem Footwork bist du den meisten auf der Straße überlegen.
Ich denke Timing, Distanz und es gewohnt zu sein auch was ab zu bekommen sind die Attribute die einen überlegen machen und nicht unbedingt die harten Schläge.
aber ein guter Boxer mit einer unorthodoxen Combo kommt, oder ein guter Kickboxer dir nen kleinen Lowkick gibt, um deine Deckung zu öffnen, dann kannst du soviel Hebeln wie du willst, wenn das Ding aufm Kinn schallert sind die Lichter aus.
Im MMA/Vale Tudo hat sich aber gezeigt das reine Grappler in Matches gegen reine Striker in gut 8 von 10 fällen gewinnen.
Ich wurde paar mal geworfen und da war für mich kein Kampf beendet ? Oder meinst du jetzt rein Regelwerk mäßig ? Ich meinte ja, wenn er auf KO-Punkte fällt dann ist der Kampf auch rum.
Grappling/Ringen ist natürlich geil, ich weiß auch das MMA immer davon Dominiert wird, siehe Khabib und alle die dort herkommen perfektionieren das Ringen bzw ja alle Arten von.
2 Schläge braucht es nicht mal einen KO zu hauen. Ich geh auch bei meiner Meinung von einem reinen "Pöbler" aus. Einer der einfach stress macht und Ellenlang zum Ausholt, egal wie groß oder klein. Mit dem Footwork meinte ich genau das eigentlich, ich suche mir ja meine Distanz zum Gegner, lass ihn nicht ran.
Man müsste halt so viele Situationen durchdiskutieren, 160cm 50kg Dame und muss sich gegen einen Verteidigen der keine Ahnung 180cm und 90kg schwer ist.
Ich bin eig nur der Meinung, man sollte ne gescheite gerade Hauen können, bevor man irgendwelche Tricks versucht. Deswegen sag ich, am besten ist ne Kombi von allem, sprich MMA.
Aber da bin ich der Meinung, man sollte halt etwas gescheit lernen, bevor man zum nächsten geht. Keine halben Dinger das will ich sagen.
Ich Boxe seit ü10 Jahren, fast 15, wenn einer der 1-2 Jahre MMA trainiert und gut im Grappling ist und einen Takedown schafft bei mir, ists rum. Ganz klar keine Frage.
Ich bin bei meiner These oder Theorie halt von einem "Pöbel" ausgegangen, große Fresse nichts dahinter, auf Abstand halten, guten Konter landen im besten Fall eine und gut ist. Ich hab mich obwohl ich 5 Jahre als Türsteher gearbeitet hab nicht so oft geprügelt, außer halt im Training. Der Großteil der Menschen kann ja sowieso kein Kampfsport, deswegen ist glaub jeder Kampfsport den man kann von Vorteil denk ich.
Es ist klasse, was Du schreibst: Footwork ist entscheidend. Wer sich noch nie geprügelt hat, vergisst meistens, dass es neben Fäusten ja auch noch Füße gibt. Ich habe ‚ oft mit Low Kicks gearbeitet. Wenn einer strauchelt und Du gibt ihm noch einen Front Kick oder eine Gerade dann ist die Chance groß, dass er den Boden küsst. Man muss seinen Gegner nicht gleich mit einem Schlag vor die Omme umhauen. Ihn umzutreten und -Schubsen ist genau so effektiv
Gar keine Selbstverteidigung. Zuerst reden Dialog. Wenn das nicht hilft. Ein guter Witz erzählen, damit der Aggressator lacht. Wenn das nicht hilft Jamal Musiala anrufen. Der kann Karate. Deutschland ist ein sicheres Land
Karate vereint Boxen und Thai.
Thai- bzw. Kickboxen ist eine sehr schöne Sportart mit viel Wert auf Kultur. Hauptsächlich werden schnelle und brutale Gegenangriff erlernt.
Karate ist sehr komplexer. Hier muss man wirklich Jahre trainieren, um krass zu werden.
Ich vermute, Du hast es noch nie mit MuayThai oder ThaiBoxen versucht. Karate welcher Stil ... Kyokushin-ka Karate ... aber Handttechniken zum Kopf verboten sonst voller Kontakt. Da mußte selbst ein Andy Hug - K 1 Kyokushin-Kai Karate ) sich einen Boxtrainer suchen, da er mitspielen wollte.
ich meinte natürlich Tai chi. Karate ist eine Mischform. Man hat die Tritte vom Thai und die flüssigen Bewegungen von Tai Chi. Ich hatte mich aml dazu informiert, weil ich MuayThai sehr interessant finde.
MuayThai gibt es in zwei Varianten. Einmal die Traditionelle und eine Mischformen. Die Traditionelle erkennt man anhand der Bänder der Kämpfer und wird meistens noch in Thailand ausgeübt. Die jungen Menschen dort versuchen sich im Kampfsport und somit aus der Armut zu entfliehen. hier im Westen lernt man oft nicht das traditionelle MuayThai, sondern die Mischform Kickboxen.
MuayThai zeichnet sich aus durch verschiedene Low und Highkicks sowie viele kurze Angriffe mit Ellenbogen aber auch Faustschlägen. Man kennt zum Beispiel den "Flying Dragon" einen Sprungangriff mit Knie.
In der westlichen Variante das "Kickboxen" geht es dabei mehr um starke und direkte Treffer.
Meiner Meinung nach ist MuayThai ohne Zweifel eine sehr schöne Kampfkunst. Ich wollte es auch mal selbst erlernen. Karate war im Endeffekt aber Anfängerfreundlicher und Bodenständiger.
Am meisten ausgerichtet auf reale Situationen ist Krav Maga. Ich mache aber vor allem Kickboxen und das ist schon ein Riesenvorteil, wenn man mal in eine ungute Situation gerät. Als ich 23 war hat mir mal ein 18-jähriger Dorfproll grundlos ins Gesicht geschlagen. Da blieb mir nichts anderes als mich zu verteidigen. Die gute Nachricht: Mit dem war ich schnell fertig. Und ich habe nicht mal durchgezogen.
Der Punkt ist halt: Als Kampfsportler bist Du wehrhaft, aber die Chance dass Du hinterher Ärger bekommst ist auch sehr groß. Deshalb gehen gute Kampfsportler solchen Situationen aus dem Weg. Und sie haben manchmal auch eine Aura, die auch verhindert, dass es dazu kommt. Ich würde den Schwerpunkt mal auf Prävention und Deeskalation legen. Die meisten Schlägereien sind vermeidbar. Und gut an Krav Maga ist, dass hier die Sinne geschärft werden.
Denn wenn mehrere gegen einen kämpfen, jemand von hinten kommt oder ein Messer oder eine Waffe zieht, hilft klassischer Kampfsport wenig. Aber auch Krav Maga ist da kein Allheilmittel. Es schärft nur Deine Sinne und sagt: Hey, bevor Du Dich aus einer miesen Laune heraus prügelst, sei Dir im Klaren wie böse das enden kann. Für alle Beteiligten.
Ein falscher Move und Du versaust jemandem sein Leben und Dein eigenes dazu. Wer will das?
Die beste Selbstverteidigung ist abhauen. Wer kämpft verliert immer. Verletzt du Deinen Gegner bekommst du eine Anzeige. Im schlimmsten Fall Knast. Also wofür kämpfen?
Im absoluten Notfall ein Klaps auf die Weichteile... das reicht um jeden Gegner auf die Matte zu schicken. Umdrehen und wegrennen.
Vielen Dank erst einmal für die ausführliche Info :) eine Frage: und wenn Jemand steifer in den Hüften bzw. nicht so beweglich ist und auch eine Brille trägt, welche Kampfsportart würde dann am besten passen von den oben beschriebenen?