Guten Abend!
Meine kleine Schwester (10) tickt größtenteils normal - sie hat Hobbys, macht Sport, hat Freunde, keine Schulprobleme, weiß sich zu benehmen und weiß der Geier was noch. Aber dann gibt es noch den Restteil, der von mir handelt bzw. mich behandelt. Mir gegenüber ist die viel zu anhänglich.
Sie will tagtäglich bzw. jede Nacht bei mir schlafen, weil sie mich nachts vermisse, nennt mich „Lieblingsmensch“, weint, wenn ich länger weg bin (z. B. Klassenfahrt). Sie lag von Freitag bis gestern im Krankenhaus, weil Not-OP. Abgesehen von den regulären Besuchszeiten konnte immer nur eine Person bei ihr bleiben. Ich musste ganze Zeit zu ihr rein, weil sie nur nach mir fragte. Selbst als meine Eltern die Idee hatten, eventuell eine ihrer Freundinnen „einzuladen“, wollte sie nur mich sehen. Sie will auch dauernd meine Meinung zu irgendetwas wissen und ändert ihre, wenn meine konträr ist. Heute habe ich von meiner Mutter erfahren, dass sie auch regelmäßig meine Eltern überredete, mich zu ihrem „Babysitter“ zu machen, wenn unsere Eltern irgendwo unterwegs waren. Andernfalls wäre sie für diese Zeit zu ihrer Cousine etc. gekommen. Sie sucht auch immer Körperkontakt wie Kuscheln. Und weiteres.
Ich kann mir auch nachvollziehbar erklären, wann das alles angefangen hat. Und im Grunde bin ich verantwortlich. Angefangen hat’s, als vor fast m drei Jahren ihre beste Freundin gestorben ist und ich in dieser Zeit mehr mit ihr zu tun hatte als vor diesem Tod. Und in einer Nacht war’s so, dass sie sehr lautstark weinte, meine Eltern anscheinend nichts hörten und ich sie letzten Endes trösten musste. Ich erinnere, dass meine Eltern sie damals therapeutisch betreuen lassen wollten, weil ihre Trauer wirklich bezeichnend war. Ab dieser Nacht hat es sich mit dem gemeinsamen Schlaf verselbstständigt. Ihre Trauer war nach einigen Wochen weg. Ich habe quasi ihre verstorbene beste Freundin ersetzt.
Nun weiß ich, wie es ihr erging, als ihre beste Freundin gestorben ist. Ich habe die Befürchtung, dass sie Gleiches erleben wird, wenn ich z. B. morgen überfahren werde. Ergo will ich nicht mehr ihr „Lieblingsmensch“ sein, sondern nur ein Familienmitglied. Ein Bruder, der maximal im Notfall angesprochen, aber sonst ignoriert wird. Wie schaffe ich das? Wohlgemerkt ohne von meinem Vater verprügelt zu werden oder im Gefängnis zu landen - sozial und legal eben. Ich möchte sie auch nicht verletzen. Ich mag sie, weiß aber, dass diese Bindung ungesund für sie ist.
Ideen?
Besten Dank!