Vermuteter Autismus bei Freund – darauf ansprechen oder nicht?

Im Rahmen meines Berufes (Erzieherin) habe ich vor kurzem an einer Fortbildung zum Thema Autismus teilgenommen. Ich habe die Fortbildung gewählt, da ich mich zum einen nicht ausreichend informiert über das Thema fühle, zum anderen weil ich ein Kind in der Gruppe habe, das Verhaltensweisen zeigt, die in diese Richtung gehen und die ich nicht richtig deuten kann.

Im Nachhinein habe ich einer Freundin, die in der Ausbildung zur Erzieherin ist, von der Fortbildung berichtet. Anhand des Infomaterials, das ich bekommen habe, habe ich ihr quasi einen Kurzvortrag gehalten. Autismus wurde bei ihr in der Ausbildung noch nicht behandelt, deswegen war sie dankbar über die Informationen, die ich ihr geben konnte.

Als ich ihr die Merkmale des Asperger Syndroms schilderte, bekam sie auf einmal große Augen und meinte nur: „der (…)“ und nannte den Namen eines gemeinsamen Freundes. Erstmal war ich verwirrt, habe mir dann aber die Merkmale in Bezug auf ihn nochmal genauer angeschaut und muss leider sagen, dass das eins zu eins eine Beschreibung seines Charakters sein könnte…

Er hat eine äußerst auffallend pedantische Sprache, die vor Fremdwörtern nur so strotzt (als Beispiel: man darf zu Käse vom Laut her nicht „Kese“ sagen, sondern er verbessert einen zu „Käääse“/ Wir mussten des Öfteren einen Begriff nachschlagen, den er wie selbstverständlich benutzt hat). Er ist nicht in der Lage, sich in andere Menschen zu versetzen (als Beispiel: Bei der Brotzeit war ein Vegetarier am Tisch. Es gab Streichwurst, Bierschinken und Camembert. Als der Camembert zur Neige ging, konnte er nicht verstehen, dass er den nicht aufessen sollte, denn er wollte ja auch gern Camembert, weil er auf das andere keine Lust hatte). Seine Interessen sind sehr spezifisch und ausschließlich. Im grobmotorischen Bereich ist er absolut unbegabt. Er meidet größere Menschenansammlungen. Es fällt ihm schwer, Freundschaften zu pflegen (das tut er mit uns nur, da wir die Initiative geben). Veränderungen fallen ihm schwer (als Beispiel: er und seine Frau wollten sich ein Haus kaufen. Alles wurde monatelang abgewogen, auch mit der Bank war alles fix. Am Tag der endgültigen Unterschrift saß er weinend da und konnte selbst nicht erklären, warum er das nicht will).

Sein Leben lang war er ein Außenseiter. Immer waren seine Gedankengänge zu komplex, immer ist er mit seiner Art angeeckt. Vor kurzem hat er aber geheiratet. Diese Beziehung ist zuletzt auch unsere Schuld. Die Freundin, die ich eingangs erwähnte, mit der ich mich darüber unterhalten habe, ist verheiratet und deren Mann hat eine Schwester, die wiederum den Betreffenden geheiratet hat. Er ist also quasi ihr Schwippschwager. Von allein wäre er vermutlich nie auf die Idee gekommen, sich eine Freundin zu suchen oder gerade sie anzusprechen. (...)

(der Platz reicht nicht, Rest im ersten Kommentar)

Pädagogik, Psychologie, Autismus, Störung
Autismus, Fehldiagnose?

Hallo,

vor einem Jahr, ich war 15, bekam ich von einer Psychiaterin die Diagnose Autismus. Allerdings bezweifle ich, dass diese Diagnose auf mich zutrifft... Das Gespräch mit der Psychiaterin dauerte nur ca. 30 min und ich hatte auch keinen Fragebogen dazu bekommen. Meine Eltern bekamen lediglich einen Brief mit der Diagnose Autismus und noch Depression, wegen der war ich eigentlich überhaupt beim Psychiater. Mir selbst wurden meine Diagnosen gar nicht genannt, und von dem Brief haben mir meine Eltern auch erst Monate später erzählt. Mit den Symhtomen von Autismus kann ich mich auch kein bisschen identifizieren, ich hatte mich als Kind ganz normal entwickelt und irgendwelche ,,Inselbegabungen" habe ich auch nicht.

Darf die Psychiaterin überhaupt nach 30 min reden so eine heftige Diagnose stellen, ohne Hintergründe zu kennen und weitere Gespräche? Immerhin gilt Austimus ja als Behinderung. Meine Mutter meinte dazu, die Diagnose wäre vielleicht gestellt worden, weil ich bei dem Gespräch Blickkontakt und auch zuerst überhaupt das Gespräch verweigert habe. Das geschah allerdings aus purer Angst, weil ich schon schlechte Erfahrungen mit Psychiatern gemacht habe.

Ich weiß einfach nicht, mit wem ich in ,,Real Life" darüber reden soll, weil ich nicht gleich als Behinderte abgestempelt werden möchte... Denkt ihr bei der geschilderten Situation, dass die Diagnose gerechtfertigt ist?

Danke für die Antworten.

Diagnose, Autismus, Psychiater

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