Erst einige objektive Informationen, dann noch meine persönliche Erfahrung...
Objektiv
Escitalopram ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen zugelassen ist. Wie jedes Antidepressivum so muss auch Escitalopram täglich eingenommen werden und kann vor allem zu Beginn der Behandlung gewisse Nebenwirkungen verursachen. Eine antidepressive Wirkung ergibt sich nach ca. 2-4 Wochen, eine angstlösende nach etwa 3-5 Wochen und eine zwangslösende nach ca. 6-8 Wochen... sofern man auf das Medikament anspricht.
Lorazepam ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine welches primär als angstlösendes Beruhigungsmittel Anwendung findet. Benzodiazepine sind die einzigen Medikamente welche auf die Schnelle (nach ca. 20 Minuten) angstlösend wirken. Sie sind hoch effektiv, können einfach bei Bedarf eingenommen werden und haben nahe zu keine Nebenwirkungen (ausg. Müdigkeit). Das Problem ist jedoch, dass sämtliche Benzodiazepine bei zu häufiger Anwendung (nach ca. 4-8 Wochen) schwer abhängig machen.
Daraus ergibt sich für die Praxis, dass bei Angstzuständen in der Regel eine Behandlung mit einem SSRI oder SNRI Antidepressivum (wie Escitalopram) begonnen wird. Da diese Medikamente jedoch erst nach 3-5 Wochen angstlösend wirken werden in der Zwischenzeit Benzodiazepine (wie Lorazepam) als Notfallmedikamente eingesetzt. Sie sollten allerdings nur punktuell (also bei Bedarf bzw. in Situationen in welchen die Angstzustände unerträglich sind) und in möglichst niedrigen Dosen (in der Regel 1mg Lorazepam) eingenommen werden und dies nur so lange, bis ein anderes nicht suchterzeugendes Arzneimittel wirkt.
Das Problem ist, dass sowohl Depressionen als auch Angststörungen sehr häufig rezidivierend (also in immer wiederkehrenden Schüben) oder gar chronisch verlaufen. Medikamente wie Escitalopram unterdrücken im Idealfall nicht nur die akuten Symptome sondern dienen auch als Rezidivprophylaxe (Rückfallverhütung). Man nimmt diese Medikamente also präventiv dauerhaft ein um den Symptomen vorzubeugen. Setzt man sie ab ist es häufig leider nur eine Frage der Zeit bis sich die Krankheitsbeschwerden erneut bemerkbar machen.
Persönliche Erfahrung
Ich persönlich leide seit ich 17 bin unter schweren Panikattacken und Depressionen. In der Akutphase nahm ich bei Bedarf Lorazepam ein. Das Medikament wirkt extrem zuverlässig angstlösend. Ohne Lorazepam wäre ich bildlich gesprochen wohl durchgedreht. Aufgrund meiner Zurückhaltung was den Konsum angeht (ich nahm es nur in Situationen welche ich ohne Medikament unmöglich handhaben konnte) wurde ich auch nicht abhängig. Gleichzeitig wurde mir Sertralin verschrieben. Sertralin ist wie Escitalopram ein SSRI-Antidepressivum. Zu Beginn hatte ich einige unangenehme aber nicht gefährliche Nebenwirkungen zu beklagen welche allerdings nach einigen Wochen wieder verschwanden. Als Sertralin nach ca. 4 Wochen begann angstlösend zu wirken diente mir Lorazepam nur noch als Back-Up-Medikament welches ich faktisch nicht mehr einnahm. Als ich 4 Jahre lang völlig stabil war und es mir gut ging versuchte ich Sertralin das erste Mal abzusetzen. Ca. 2 Monate lief es gut, dann der Rückfall. Nach weiteren 4 Jahren völliger Stabilität der nächste Versuch. Diesmal ging es 3 Monate gut, dann erneut der Rückfall. Heute habe ich mich damit abgefunden, dass ich wohl für lange Zeit eine minimale Dosis Sertralin (25mg, entspricht etwa 5mg Escitalopram) nehmen muss.