Wieso muss sich heute immer wieder einer bei der Masse entschuldigen?
Ja. Es geht um Thomas Gottschalk - aber auch um viele andere, die Opfer der Cancel-Culture wurden. Bei dieser ganzen Sache, die seit ein paar Jahren abgeht, frage ich mich aber:
- Was ist mit einem Gericht und fairen Prozess?
- "Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig."
- So viel ich weiß, hat nie jemand Anzeige gegen ihn erstattet.
Aber vor allem interessiert mich Eines:
Wer ist die anklagende Masse überhaupt? Richter? Die vermeintlichen Opfer? - Oftmals ja gar nicht. Wer selbst moralisierend auftritt sollte Folgendes beachten:
- „Der von euch, der ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ D.h. Erst einmal selber schauen, ob man selbst heilig ist. Wir alle haben bestimmt mal im Leben Mist gebaut.
- Die Zeiten ändern sich, und was damals Leute nicht schockierte, wirkt jetzt vielleicht befremdlich. Doch sollen wir unsere ganze Menschheitsgeschichte canceln??
- Ist heutzutage wirklich alles (moralisch) besser? Wenn ich Kommentare unter Reels lese, finde ich, dass Menschen auch heute ziemlich ekelhaft sein können.
Ach ... noch ein Punkt. Bei wem eigentlich entschuldigen? Bei der Shitstorm-Masse? Von den "Opfern" kam das (im Fall oben) ja gar nicht.
Kannst Du erklären, was Du überhaupt wissen möchtest oder um was es geht?
Warum Leute, die nichts damit zu tun haben eine Entschuldigung zu verlangen Sind neuerdings alle Richter?
9 Antworten
Naja, jetzt entfernen wir mal alle ideologisierten Schlagwörter und schauen uns das nochmal ganz neutral an:
Was ist passiert? Ein Mann, der aufgrund von wiederholt sexistischem Verhalten (aber auch negativem Verhalten gegenüber anderen Gruppen, die von Diskriminierung betroffen sind) negativ aufgefallen ist und an der Öffentlichkeit steht wird heute von der Öffentlichkeit stark kritisiert dafür. Seine Reaktion darauf sieht so aus, dass er die Kritik komplett von sich weist und munter weiter macht. Als Reaktion darauf boykottiert ein großer Teil der Öffentlichkeit seine Shows, woraufhin er seine "Karriere" an den Nagel hängt.
Wo ist da jetzt das Problem? Das war seit je her so in der Entertainment Branche und ist auch heute noch so. Die Öffentlichkeit bestimmt, ob man ankommt oder nicht. In einem gewissen Sinne steckt da sogar ein großes demokratisches Momentum drin, da hier die Masse tatsächlich direkt etwas erreichen kann. Wo ist da jetzt der Unterschied dazu, dass ich z.B. beim Einkaufen Nestle Produkte verweigere, weil ich dieses wirtschaftliche Verbrechen an der Menschheit nicht unterstützen möchte?
Gehen wir genauer auf deine Punkte ein:
- Gerichte spielen hier keine Rolle, es geht um keine Straftaten. Und es geht auch um kein Urteil, welches dem Mann die Freiheit entziehen könnte oder Ähnliches. Ist hier also Fehl am Platz.
- Die Unschuldsvermutung ist ja schon vorbei, denn er hat seine Äußerungen ja bereits getätigt, die sind auch wunderbar als Beweismittel im Internet einsehbar. Es ist ja nicht so als würden Menschen seine Shows nicht schauen, weil sie "vermuten", dass er sexistische Dinge sagen könnte oder auf sexistische Weise handeln könnte. Das ist alles schwarz auf weiß vorhanden und belegt.
- Warum sollte man das? Bisher hat er meines Wissens noch nichts so fatales gemacht, dass eine Anzeige gerechtfertigt wäre. Und entsprechend geht die Öffentlichkeit ja auch damit um. Niemand will, dass er Harvey Weinstein - mäßig für immer im Gefängnis landet. Nur hat er seine Wirkung an der Öffentlichkeit eben verloren, weil er aus einer anderen Zeit kommt und sich durch und durch weigert, sich der neuen Gegenwart gegenüber zu öffnen. Das ist seine freie Entscheidung. Es gibt genügend positiv Beispiele, wo sich Menschen sehr sensibel damit auseinandergesetzt haben, dass die Welt früher eine andere war und man da häufig ohne böse Absicht aber dennoch massiv diskriminierende Narrative und Verhaltensweisen reproduziert hat.
Eine Entschuldigung gebietet meiner Meinung nach die Höflichkeit, nämlich gegenüber all jenen Menschen, deren Grenzen er nicht respektiert hat, die er stereotypisiert hat, die er sexualisiert hat, etc...
Aber auch hier: er wird nicht das Gefängnis von innen betrachten müssen wenn er sich nicht entschuldigt. Er läuft lediglich Gefahr, dann eben dauerhaft als A*loch abgestempelt zu werden.
bei allen Betroffenen. Es ist nicht so, als wäre das was völlig Neuartiges. Es gab genügend Leute, die es vorgelebt haben. Man könnte beispielsweise über Social Media einen Entschuldigungspost verfassen, man könnte eine Pressemitteilung machen, man könnte es im Rahmen eines Interviews machen, ein Buch schreiben, und und und, also es ist wirklich nicht so, als wäre das im Jahr 2023 als prominente Person ein Problem...
Ich mache mal ein Beispiel, wie sowas aussehen kann, nur damit klar wird, dass man sich wirklich kein Bein heraus reißen muss:
"Nach vielen Gesprächen und einer langen Phase von Nachdenken habe ich gemerkt, dass ich mich mit meinem Verhalten in der Vergangenheit häufig aus einer privilegierten Perspektive über andere gestellt habe und deren legitime Sorgen und Probleme nicht ernst genommen habe. Dafür möchte ich mich bei allen, die ich mit meinen Worten oder meinem Verhalten in der Vergangenheit und Gegenwart verletzt habe entschuldigen. Reue allein bringt keine Veränderung, daher möchte ich versuchen, mich für jene Menschen und Meinungen zu öffnen, die ich bisher nicht ernst genommen habe und möchte daher auch darum bitten, mir diese Chance zu geben."
Nur mal ein ganz plakativer Beispieltext. Bringt aber natürlich alles nichts, wenn man sein Fehlverhalten erst gar nicht einsieht, wie das eben bei Gottschalk der Fall ist.
wird heute von der Öffentlichkeit stark kritisiert dafür.
Wer ist denn "die" Öffentlichkeit? Wenn in den Medien Begrifflichkeiten wie "die Öffentlichkeit", "die öffentliche Meinung", "die Bürger" oder dergleichen verwendet werden, soll suggeriert werden, dass eine relevante Masse in der Bevölkerung eine Meinung hierzu geäußert hat. In Wahrheit sind das Vermutungen bzw. manipulative Behauptungen. Zum einen soll die Thematik aufgebauscht werden und/oder eine Meinung durch angebliche Masse als Norm standardisiert werden. In Wahrheit ist das Thema auf Boulevardniveau, dass kaum Resonanz erfährt.
Naja, würde es keine Öffentlichkeit diesbezüglich geben könnten Gottschalk und co. ja weiterhin ihre Privilegien völlig ungebremst öffentlich im TV ausleben und Frauen belästigen oder sich über diskriminierte Minderheiten lustig machen.
Aber der Begriff ist meines Erachtens relativ eindeutig: in der Öffentlichkeit heißt, dass es eben nicht daheim allein im Kämmerchen geschieht, sondern im Rahmen öffentlicher Medien oder Strukturen diskutiert wird. Da ist keinerlei Info darüber drin, wie groß der Rahmen der Diskussion ist oder sonstiges, es heißt lediglich es ist der Öffentlichkeit zugänglich. Und die Diskussion um Gottschalk ist definitiv öffentlich geführt und zugänglich. Wobei er selbst ja nur ein exemplarisches Beispiel für die große Diskussion um Privilegien und privilegierte Menschengruppen ist. Es geht ja gar nicht um seinen Fall allein, es geht auch darum, was dahinter steckt. Er ist ja auch nur ein Rädchen im großen Getriebe der sozialen Ungerechtigkeit, nur ist er eben ein Rädchen, welches sich dagegen entschieden hat, diese strukturellen Probleme ernst zu nehmen und zu bekämpfen, sondern stattdessen regelrecht in seinen Privilegien zu baden.
Thomas Gottschalk war weitestgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Scheinbar kann er damit nicht gut umgehen. Außerdem hat ein Buch veröffentlicht, dass er promoten möchte.
Daher haut er ein paar möglichst unpassende Sätze raus, um wieder Aufmerksamkeit zu generieren. Aus meiner Sicht ist es nicht mehr und nicht weniger. Man sollte ihn nicht überbewerten, sondern einfach ignorieren.
Kenne zwar die Story nicht, aber meistens sind es Menschen, welche eben nicht im Zeitalter von Social Media aufgewachsen sind. Gottschalk wurde 1950 geboren.
Die Zeit hat sich halt geändert.
Gottschalk hat immer schon (!) fragwürdigen Sch..ß von sich gegeben, ABER..., früher (!!) gab nicht zig Social Media-Plattformen, sondern da kam Kritik, wenn überhaupt, Tage später erst über Tageszeitungen und/oder Magazine an die "Öffentlichkeit", während Du heute, kaum haste auf "Senden" getippt, dir die Sch..ße um die Ohren fliegt, wenn Du mit 'nem F.ck-Spruch um die Ecke kommst! Das sollte sogar der Opi Gottschalk gerafft haben! Er ist ein, wenn nicht "DAS" Paradebeispiel für "Groß die Fr.ss. aufreißen, aber nichts einstecken können" und das war immer schon so bei ihm!
Wenn meinen deinen Beitrag liest - hat men den Eindruck, dass es gar nicht um diese Vorwürfe geht. Es geht Dir eher darum, dass dich ein alter reicher Mann nervt …
Ist der denn reich? Man hat eher den Eindruck, er muss jeden noch so doofen Job annehmen, weil er keine Rente kriegt...
Gut gesagt, sehe ich auch so.
Die heutige Gesellschaft ist so kaputt und krank wie keine andere jemals zuvor. Völlig degeneriert. Ein Abgrund aus Verdorbenheit und Verkommenheit. Davor werden gerne die Augen verschlossen. Hat man aber einen Blick dafür entwickelt, ist es offensichtlich. Nun wollen aber Menschen sich gerne für gut halten, und von anderen für gut gehalten werden. Ein Weg und Mittel dazu ist der sogenannte Hypermoralismus, der alles und jeden anklagt und verdammt. Aber nur nicht sich selber. Man lügt sich was vor, um sich für moralisch gut halten zu können, und zwar um jeden Preis. Wird aber genau dadurch nur noch schlechter. Die eigenen Verfehlungen werden zugeschüttet unter der Oberfläche der moralischen Perfektion, indem man andere für ihre angeblichen Fehler tadelt. Es ist eine einzige große Lüge.
Ja gut eine Entschuldigung. Doch bei wem? Bei wem soll er sich denn bitte schön entschuldigen? Bei Dir? Bei Jesus? Es waren ja nicht die Frauen aus der Sendung, die mit den Vorwürfen kamen. Bei wem soll er sich denn entschuldigen, wenn sich die „Opfer“ nicht gemeldet haben? Beim Volk, beim Christus? Das ist hier der Punkt. Bei wem denn??