Wie viel Watt sollte man mit den Fahrrad schaffen?
Ich bin circa 30 Minuten mit 100-130W gefahren und meine Beine waren danach schon etwas angeschlagen. Ist das normal als Anfänger?
Ich war schon mal etwas fitter, wo ich jeden Tag Fahrrad gefahren bin für ein paar Monate und das war meine beste Leistung:
Mein Fahrrad war aber auch uralt und es war nicht mehr so leicht fahren mit dem, weil der Widerstand beim Treten irgendwie höher war als bei normalen Fahrrädern. Ich finde, ich bin so unbegabt, fürs Rad fahren. Ich habe auch voll die großen Wadenmuskeln und ich glaube, das ist nicht optimal fürs Rad fahren. Was meint ihr? Ich habe jedoch Lust mir ein neues Rennrad zu kaufen. Ich bekomme jedoch leicht Nackenschmerzen, wenn man so gebückt auf dem Fahrrad sitzt wie auf einem Rennrad. Weil ich habe das gleiche Problem bei Sportmotorräder und da sitzt man ja ähnlich drauf. Könnt ihr mir ein gutes Rennrad auch empfehlen? (wo man normaler oben sitzt)
5 Antworten
Die Frage wäre, wie schwer du denn bist. Wenn du 50 kg wiegst, sind 100 W eine andere Hausnummer als wenn du 150 kg wiegst.
So als groben Anhaltspunkt kann ein unambitionierter Hobbyradfahrer ca. 1-2 W pro kg Körpergewicht über 1 h treten. Also ein 75 kg Mensch kann ca. 75-150 W über eine Stunde treten. Die ambitionierteren Radsportler schaffen auch 3-5 W je kg Körpergewicht und Profiradsportler eher 6-8 W je kg Körpergewicht über eine Stunde.
Aber: Allein schon das Wissen darüber, wie man seine Kraft überhaupt abrufen kann, bzw. wie man sich die Sporteinheit einteilt und wie man sich selbst zum Weitermachen motiviert, macht schon einen deutlichen Unterschied. Jemand, der sich auch dann noch durchkämpfen kann wenn die Muskeln schon richtig brennen, kommt deutlich weiter als jemand, der im Kopf schon aufgibt sobald er eine leichte Anstrengung verspürt.
Deshalb sind für Anfänger oft alleine durch Gewöhnungs- und Lerneffekte schon deutliche Leistungszuwächse erreichbar, ganz ohne dass der Körper fitter werden muss.
Ich finde, ich bin so unbegabt, fürs Rad fahren.
Vorsicht: Die Begabung würde auf das technische Können abzielen, also ob du z.B. den Dreh raus hast, Kurven schnell zu fahren oder vor Abzweigungen o.ä. so spät wie möglich anzubremsen, ob du ein gutes Gleichgewicht hast, ob du dich ständig verschaltest...
Auf dem Ergometer geht es eigentlich eher um Kondition, also um reine Leistungsfähigkeit.
Ich habe auch voll die großen Wadenmuskeln und ich glaube, das ist nicht optimal fürs Rad fahren.
Naja, man braucht fürs Radfahren keine großen Wadenmuskeln. Aber sie stören halt auch nicht.
Ich bekomme jedoch leicht Nackenschmerzen, wenn man so gebückt auf dem Fahrrad sitzt wie auf einem Rennrad.
Das ist ein Zusammenspiel aus Sitzposition, Gewöhnung und Training. Du bist diese Sitzposition nicht gewöhnt und wirst vermutlich auch kein Training für die Nacken - und Schultermuskulatur machen. Die Sache kann deutlich anders aussehen, wenn du das Radfahren in dieser Sitzposition gewöhnt bist und sich am Nacken auch etwas mehr Muskulatur gebildet hat.
Du musst das richtige Fahrrad haben wenn du Spaß beim Fahrradfahren haben willst. Das heißt der Rahmen und die Reifengröße müssen auf deine Körperform angepasst sein. Da musst du dich beraten lassen in einem Fachgeschäft.
Welche Leistung du in Watt auf dem Fahrrad erbringst, ist dann eigentlich zweitrangig.
Man kann auch mit normalen Fahrrädern Sport machen. Warum muss es ein Rennrad sein? Mit einem Trekking-Rad oder Hardtail MTB hättest du noch viel mehr Möglichkeiten.
Der Rest kommt dann durch Übung/Training. Talent ist so ein Unwort, was untrainierte Leute abschreckt Dinge zu tun, die halt trainierte (anscheinend talentierte) Leute so machen.
Ansonsten ist deine Watt-Zahl sehr von deinem Gewicht abhängig. Wie viel wiegst du denn?
350 Watt sind mein Richtwert .
350W halte ich ja maximal 2-3 Minuten durch auf den Liegeergometer.
Das mit den Nackenschmerzen ist eine Frage der Anpassung. Natürlich wird für ein Kurzstrecken-Zeitfahren eine ganz andere Abstimmung gefahren als für eine Langstrecke. Diese Abstimmung beginnt mit der Auswahl des Rahmens. Ein Rahmen, der für andere eine spritzige Kurzstreckenabstimmung anbietet, kann für Dich ein Endurance-Rahmen sein und umgekehrt. Generell kann man Dir einfach nur das eine Rennrad empfehlen, das Dir perfekt passt. Dem nähert man sich in Theorie und Praxis an.
Die Theorie: man kann den ganzen Körper vermessen:
- Körpergröße
- Kopfgröße
- Länge Hals
- Länge Rumpf
- Länge Oberarme
- Länge Unterarme
- Länge Oberschenkel
- Länge Unterschenkel
- Schuhgröße
Aus den Verhältnissen Kopf+Hals/Rumpf/Beine/Arme und aus den Verhältnissen Ober-/Unterschenkel und Ober-/Unterarme ergibt sich der theoretisch beste Rahmen, aus der Schuhgröße und den Beinproportionen die Kurbel. Das immer unter Berücksichtigung, was für ein Muskulaturtyp Du bist, ob Du leichter die langen Langstreckenmuskeln oder die kurzen Sprintmuskeln bildest, ob Du generell eher längere oder kürzere Bänder hast, ...
Die Theorie muss dann aber unbedingt praktisch von Deinem subjektiven Empfinden auf dem Rad bestätigt werden. Sprich, Du musst probefahren. Was anderes geht nicht.
Du wirst einen schönen trockenen Sonnentag brauchen ohne Salz auf den Straßen (kein Mensch lässt Dich beim aktuellen Salz mit einem Vorführer auf die Straße) und einen guten Händler.
Und ja, Watt sind relativ. Der Langstreckenathlet tritt meist weniger Watt als der Zeitfahrer. Rennradler rechnen Watt/kg Körpergewicht. Ein Anfänger beginnt da oft mit 1, der Profi kann über begrenzte Zeit auch mal 6 bis 7 Watt/kg liefern, wenn er es für einen Anstieg braucht. Dazu hier die FTP-Tabelle: https://www8.garmin.com/manuals/webhelp/edge520/DE-DE/GUID-1F58FA8E-09FF-4E51-B9B4-C4B83ED1D6CE.html