Wie mit chronischer Krankheit umgehen?

4 Antworten

Hallo, ich frage mich, wie man mit CPTSD (Komplexe posttraumatische Belastungsstörung) , Depressionen, Angst und einer Essstörung umgehen soll, wenn das alles schon so lange da ist und bereits chronisch geworden ist. 

Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ich mindestens seit 30 Jahren mit einer Depression lebe, die mich mindestens seit dem lebensmüde sein lässt und zwischendurch über einige Jahre stark genug war, um mich auf einen Selbstmord vorzubereiten. Und nur weil ich direkt vor dem festgesetzten Termin, von welchem nur ich wusste, durch ein persönliches Erlebnis neue Zuversicht fand oder zumindest einen Anlass für Geduld, bin ich erstens noch am Leben und zweitens seither nur noch lebensmüde.

Aber um in dem Ausmaß, wie ich es beantworten kann, also in Hinsicht auf die jahrzehntelange Depression, ist es weniger Leben, sondern nur ein überleben, also ein emotionales dahinvegetieren.

Ich gebe wirklich bereits mein Bestes.

Gut. Das ist wirklich gut. Niemand auf der Welt kann verlangen, dass du mehr tust als das bestmögliche.

Es wäre auch okay, wenn du wenigstens ab und zu mal nur das Zweitbeste gibst. Manchmal machen Menschen auch Fehler, also richtig Schlechtes. Passe auf, dass es zumindest anderen nicht zu viel schadet (also umbringt). Ich denke, das schaffst du.

Hoffnung auf die Zukunft? Klar, das wäre schön. Manchmal erreicht man das nicht. Die Zukunft ist aber auch weit weg. Konzentriere dich auf heute. Jetzt ist die Zeit, die du beeinflussen kannst. Was morgen kommt, wirst du morgen erledigen.

Ein Drama in der Familie ist schlimm. Wenn du sie retten kannst, rette sie natürlich. Im Allgemeinen kann man das aber nicht. Es ist schwer genug sich selbst zu retten.

Mir tut es gut, von Zeit zu Zeit zu sagen: "Ja, verstehe ich. Und heute ist das euer Problem, nicht meins."

Du suchst einen Ausweg. Ich arbeite in einer Klinik und habe selbst auch schon einiges erlebt. Es gibt Fälle, in denen es keinen Ausweg gibt. In der Onkologie ist das häufig der Fall. Die Ärzte raten einem dann: "Wenn Sie jeden Tag etwas Schönes erleben, haben Sie eine Menge guter Erlebnisse vor sich." Das stimmt auch. Die Menge ist zwar begrenzt, das können auch ein paar Monate sein. Aber das Ende kommt eben nicht heute.

Die Suche nach einem Ausweg kann die Sicht auf den Weg versperren. Der Weg ist heute. Heute entscheidest du, wie du den Tag verbringst. Heute gibt es keine Heilung für dein Leiden - das wäre ja absurd zu hoffen. Aber heute gibt es viele dutzend Möglichkeiten irgendetwas Schönes zu erleben: Ein Croissant zum Frühstück, am Café am Fluss einen Kaffee trinken, nicht ans Telefon gehen, wenn Dramaturgen aus der Familie anrufen, usw.

Was kannst du heute schaffen? Es muss nicht "das beste" sein, sondern nur irgendetwas, was tendenziell angenehm ist und realistisch erreichbar?

ich habe Angst, dass mal der Tag kommt, an dem ich nicht mehr kann.

Ja, davor kann man ganz schön Angst haben. Eines Tages kommt der Tag, an dem man nicht mehr kann. Also nicht nur Schmerzen, Angst und Panik, sondern mann kann wirklich nicht mehr. Dann öffnen sich zwei neue Wege: entweder man nimmt völlig bescheuerte Tabletten - kann ja nicht schlimmer werden und manchmal helfen sie. Oder man stellt fest, dass man nicht nur nicht mehr kann, sondern auch nicht mehr muss. Trauma, Schmerzen, Erinnerungen - pfff.

Aber das ist eben nich nicht heute. Der Tag in der Zukunft kommt von alleine. Heute kümmert man sich um heute und die Aufgabe ist klar:

Irgendetwas Schönes.

Wenn das nicht klappt, zählt der Tag zu denen, an denen man es nicht geschafft hat. Morgen wird man es wieder versuchen.

Ich kann mich nur zu physischen Krankheiten äußern, aber vllt ist der eine oder andere Denkanstoß auch bei psychischen Beeinträchtigungen zu erkennen.

Mir ist es, gerade in jungen Jahren, sehr schwer gefallen meinen Diabetes zu akzeptieren, anzunehmen und in mein Leben einzubinden. Es hat knapp 15 Jahre gedauert, bis mir bewusst wurde, dass kann so nicht weitergehen. Meine Augen waren bereits Diabetesbedingt mehrfach gelasert. Mit einem Langzeitblutzucker (HBA1c) von 13,8 fand ich eine Diabetologin, die selber Diabetes hat(te). Der HBA1c senkte sich auf annehmbare Werte, doch ich sollte später feststellen, dass der Zug "Gesundheit" schon lange abgefahren war. Die Liste der diabetesbedingten Fokfesxhäden habe ich alle mitgenommen. Ich hatte im Alter von 13 Jahren die ersten Suizidgedanken, habe es aber nie konkretisiert, ob wohl es mit Diabetes so leicht wäre. Der Grund dafür war meine kleine Schwester. Wir hatten bereits unseren Vater verloren als sie etwa 5 war und wollte ich ihr nicht zusätzlich antun.

Das Umdenken kam erst mit dem Krebs nach meiner Doppeltransplantation (PTL-B).

Ich habe 2 Möglichkeiten. In der Ecke sitzen und verzweifeln oder aufstehen und den Mittelfinger Hochkurbeln und sagen "F¡ck Dich Krebs". Mit einer positiven Grundeinstellung laufen gerade medizinische Behandlungen besser und erfolgreicher. Es war nicht immer leicht. Gerade am Tag nach der Chemo lag ich fast den ganzen Tag im Bett. Aber ich denke, dass zumindest das Vorsagen "Krebs ist ein A-Loch" das ganze beschleunigt hat.

Nun komme ich zu Dir.

Setze Dir Ziele die erreichbar sind. Für DICH und nur für DICH. Kleine Erfolge werden Dich ermutigen das nächste Ziel abzugreifen und zu erreichen. Belohne Dich, gerade wenn Du länger auf ein Ziel hingearbeitet hast. Bspw erwähnst Du Angst. Wenn die Angst bspw vor Spinnen eine eher harmloser Angst ist, fange damit an und nicht direkt mit einer Sozialphobiebekampfung wo Du bereits beim Gedanken daran zitterst und Schwrißausbrüche bekommst. Hänge Dir Post Its in der Wohnung auf mit positiv bestärkenden Sorüchen "Du bist toll", "Du magst Dich", "Du bist super", "Lächele mal wieder" alles was Dir einfällt.

Vllt hilft Dir das ein wenig.

Hast du Skills? Mir helfen die, den Tag überhaupt zu überstehen (ebenfalls kPTBS), ohne die ginge es gar nicht.

Psychotherapie is auch sehr wichtig, des Weiteren wäre ein stationärer Aufenthalt in einer auf Trauma und PTBS spezialisierten Klinik angeraten.

Sehr gut hilft auch entweder DBT oder EMDR, beides muss man aber im Rahmen einer Therapie lernen und üben und sollte keinesfalls allein zu Hause begonnen werden.

Evtl gibt es auch noch ne Selbsthilfegruppe, die du besuchen kannst.

Für anonymen Austausch gibt es mehrere Internet-Foren, auch spezifisch für PTBS.

Mir persönlich hilft außerdem auch noch die Einnahme eines Antidepressivums (Fluoxetin).