Wie lassen sich unerwünschte Abwehrmechanismen in Diskussionen vermeiden?

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe so was in der Regel immer soweit ignoriert, wie es möglich war, weil solche beratungsresistenten Kommissköppe in der Regel dann sehr seltsame und endlose Diskussionen starten, die sich im Kreise drehen und aus Belanglosigkeiten bestehen. Was so ein Großhals ist, wird dann immer aggressiver, das bringt keinem was. Ich bin aber auch ein Gemütsmensch, der so was einzuschätzen und damit umzugehen weiß, das ist vielleicht mein Glück.

Ich sage es mir dann so ... ach Gott, das ist doch nur eine Diskussion und ein Typ, der sich wichtig macht - und Wichtigtuer tun nichts Wichtiges, also belassen wir es dabei, das Leben geht weiter und morgen wird alles anders. Bisher hat sich diese Verfahrensweise bewährt :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Von Experte rotesand bestätigt

Ich habe die Ruhe weg, das heißt, ich kann mein Gegenüber zu Wort kommen und seine Meinung gelten lassen. Man ist nicht täglich in Bestform, und mit verbalen Grenzüberschreitungen muss man immer mal wieder rechnen. Das ist kein Weltuntergang. Es gibt - leider - auch GF-Teilnehmer, die die Anonymität des Internets als Dauer-Ventil für ihre aufgestauten Frustrationen nutzen, ein überdurchschnittlich hohes Maß an Inspirationsresistenz (= ich unterscheide zur Beratungsresistenz) ist diesen Teilnehmern nicht abzusprechen. Man kann inspirieren, doch die Entscheidungen fällt jeder für sich allein. Empathie, Großzügigkeit und parallel nicht immer auf Victory-Kurs bei GF unterwegs zu sein, das ist - zumindest in meinem Fall - eine harmonisch ausbalancierte Basis. Ob sich jemand dadurch inspiriert fühlt, das lasse ich jetzt mal so stehen, denn diejenigen, die mit ähnlicher Ausgeglichenheit bei GF unterwegs sind, die brauchen sich von mir nicht inspiriert zu fühlen. Sie sind es bereits aus sich selbst heraus.


amormutuus  20.09.2023, 14:23

Sehr gute Einstellung!
Erinnert mich an akzeptieren und loslassen / geschehen-lassen.

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SerenSaethu  20.09.2023, 14:37
@amormutuus

Ja, Amormutuus, das, was Du sagst, das ist es. Wir können immer wieder inspirieren, wir können ermutigen - erzwingen lässt sich gar nichts. Und dann lässt man eben los.

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Es hilft, sich immer mal wieder in den anderen hineinzuversetzen und eine gewisse psychische Unsicherheit vorauszusetzen. Es ist ja nicht ganz grundlos, dass man sich hier herumtreibt und ein Internetforum der Kommunikation mit echten Menschen zumindest zeitweise vorzieht. Das heißt: die allermeisten hier : a) haben zuviel Zeit bzw. prokrastinieren, b) haben ein starkes Mitteilungsbedürfnis und c) sind nicht uneingeschränkt fähig, mit Menschen im realen Leben zu kommunizieren.

Hilfreich ist, wenn man in einem etwas hochgeschaukelten Austausch auch mal einen Schritt zurück tritt. Das löst in dem Gesprächspartner, sofern er über entsprechende Empathie verfügt, ebenfalls die Bereitschaft aus, die Position des Gegenüber gelassener wahrzunehmen und anzuerkennen, dass der andere auch valide Argumente oder eine zumindest zu akzeptierende Sichtweite hat.

Diskussionen und kommunikativer Austausch sind ein "Tanz": Es gibt Regeln, sie gelegentlich zu überschreiten, kann kreativ sein - oder zum Abbruch des Tanzes führen. Es ist ein Unterschied, ob ich eine ungeplante Pirouette einlege oder meinem Partner ständig auf die Füße latsche....

Wenn dein Ziel ist, beim Gegenüber Verständnis für deine Position zu bekommen, kann es helfen, die Ursache für die Abwehrmechanismen zu verstehen und vermeiden.

Eine der häufigsten ist die sogenannte kognitive Dissonanz, die meistens aus einem Widerspruch der Einstellung des Gegenübers und dem eigenen Handeln ausgelöst wird (z.B. "ich bin ein verantwortungsvoller Mensch!" vs. "ich schade mir täglich durch rauchen"), die man mit einem Argument ("Studien haben gezeigt, dass rauchen ...") in den Vordergrund holt. Das führt zu diesen Abwehrmaßnahmen, weil diese Dissonanz unerträglich ist. Oft sind das Angriffe aufs Gegenüber oder schein-logische Gegenargumente.

D.h., es wäre nicht gut, Widersprüche aufzuzeigen und mit reiner Logik vorzugehen, vor allem dann nicht, wenn das Gegenüber keinen "Ausweg" kennt, also keine attraktive Alternative.

Weitere Fallen können sein: Eine Position vertreten, die das Gegenüber als Person kritisiert (auch implizit, also die sie blöd dastehen lässt), aufzeigen von inkonsistentem Verhalten. Auch schwierig ist es, Argumente zu vertreten, die von bestimmten Gruppen vertreten werden, weil das Gegenüber dann sagen kann, dass man zu dieser Gruppe gehört und nur deswegen argumentiert. Und natürlich jede Art von Angriff und Beleidigung.

Besser funktioniert es oft, wenn du zunächst einfach nur das Anliegen deines Gegenübers erfragst und die Gründe für eine Position und diese auch benennst, z.B. "Ah, du rauchst, weil du so unter Stress stehst und dir das Rauchen ein Gefühl von Auszeit vom Stress vermittelt" und das Gegenüber dann auch selbst auf die Suche nach Alternativen schickst, z.B. "hast du schon nach anderen Methoden zur Stressreduktion gesucht oder sogar ausprobiert?" und wenn dein Gegenüber dann z.B. in Erklärungsnot gerät, kann es sogar dankbar sein für Vorschläge: "Wir hatten bei uns in der Kampfkunstschule jemanden, dem hat das Training soo unglaublich gut getan, der hat seinen ganzen Stress abgebaut und wir haben ihn dann unterstützt, als er mit Rauchen aufhören wollte, hast du mal über sowas nachgedacht?" - War jetzt nur mal ein Beispiel aufs Rauchen bezogen, evtl. verstehst du meinen generellen Punkt dahinter.

Und ganz wichtig ist auch, dass so gut wie niemand sagt: "Oh ja, du hast Recht, ich ändere sofort meine Meinung!!!", sondern oft gibt es, um das Gesicht zu wahren, irgendeine Abwehr wie "Jaja, bekomm du mal deine Süßigkeitensucht in den Griff, wir haben doch alle unsere Laster", allerdings arbeitet in den Wochen und Monaten danach deine Argumentation weiter. Also der letzte Tipp: Probier nicht, bis zum Schluss Überzeugungsarbeit zu leisten, sondern lass das Ganze dann stehen und vor sich hin arbeiten.

Zuerst einmal möchte ich erwähnen, dass es schon sehr viele verschiedene Abwehrmechanismen gibt, wie etwa:

Abwertung, Fixierung, Aggression, Introjektion, Rationalisierung, Idealisierung, Verdrängung .... und viele mehr ....

Eine wirksame Möglichkeit auf alle wäre höchstens Verständnis / Liebe / Empathie.
Ansonsten muss man jeweils verschieden damit umgehen / darauf eingehen.

Die Abwehrmechanismen kommen von Einzelnen aufgrund verschiedener Erfahrungen, Prägungen und Ängste.
Wenn du mit deiner Antwort / Aussage / Ansicht (unbewusst) genau einen Trigger erwischt, wird dein Gegenüber mit irgendeiner Abwehrmöglichkeit reagieren, weil er Angst hat.
Man müsste ihm also seine Angst nehmen, und zwar, bevor er es mit seiner Angst zu tun bekommt, denn wenn er einmal Angst hat, ist er wohl erstmal nicht mehr zu bremsen.
Dazu müsstest du ihn sehr gut kennen und / oder einschätzen.
Von einer anderen Seite her betrachtet ist es aber wohl unmöglich zu vermeiden, dass das Gegenüber Angst vor gewissen Themen, Situationen, Ansichten ... hat.
Wir alle haben so unsere Prägungen und Ängste.
Selbst sollten wir uns ihnen freiwillig und bewusst stellen, aber das ist ein anderes Thema.
Wenn Abwehrler das nicht selbst tun, wird es wohl dabei bleiben.

Menschen wollen sich nicht schlecht fühlen oder gar ausgegrenzt werden.
Menschen wollen gut dastehen, bedrohlich Erscheinendes vermeiden, um sich möglichst oft gut fühlen zu können, ob das dann eine Illusion ist oder nicht, spielt dabei schon wieder eine untergeordnete Rolle.
Dafür setzen sie verschiedene Methoden zur Abwehr ein.

Menschlichkeit ist Hass und Abwehr gegen Dürftigkeit und Gemeinheit, ist Liebe zum Schönen, Wahren und Ewigen und Wille zum Wesentlichen.

Erich Mühsam

Aber jeder versteht darunter Anderes!

Wer will, sucht Wege, wer nicht will, sucht Gründe.

Wenn Männer zu Frauen sagen: "Ich würde alles für dich tun" dann meinen sie meistens Pistolenkugeln abwehren und gegen Drachen kämpfen und nicht Windeln von Baby's wechseln und Staubsaugen.

Manche stecken eben ihre Blondinen in den Sturm, weil diese Manndeckung gewohnt sind,
setzen Leprakranke im Mittelfeld ein, weil diese besonders gut faulen,
und Schwule in die Abwehr, weil die gut Druck von hinten machen können,
und Nonnen im Tor, weil diese nichts und niemanden reinlässt.
Das muss man akzeptieren, wie es Seren beschreibt.

Und wer weiß, wie wir selbst aufgestellt sind. ;-)))))))