Wie kann man das vertrauen von einem ängstlichen Jungpferd gewinnen?

4 Antworten

ein fohlen möchte mit gleichaltrigen artgenossen seine grosse weide entdecken und geniessen.

bespassung ist bei einem so jungen tier schädlich. und dann noch eine pflegebeteiligung zu vergeben ist schlichtweg völlig verantwortungslos.

du kannst das tier auf der weide beim spielen, fressen, schlafen, sozialverhalten beobachten und hübsche fotos machen. das wars aber auch schon.

pferde sind nämlich entgegen der landläufigen meinung beobachtungstiere. wie hamster oder kaninchen oder meerlis etwa.

es ist übrigens tierschutzwidrig, mit einem so jungen tier schon zu arbeiten. und spazieren gehen ist arbeiten. jegliches sonstige beschäftigen ist arbeiten. bereits jetzt ist das tier verhaltensauffällig!!!

besorg vom gärtner vom obstbaumschnitt ein paar schöne äste und zweige als knabberholz. daran wird er mit den andern zusammen freude haben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Baroque  14.02.2021, 12:23

In vielen wildlebenden Herden gibt es mehrere Familien, aber nicht in allen. Manche sind so klein, dass nur eine Stute im Jahr trägt. Deren Fohlen wachsen nie mit gleichaltrigen auf. Aber sie lernen im ersten Jahr alles, was sie wissen müssen um zu überleben.

Es wäre eine Schande, wenn es tierschutzwidrig wäre, genau das mit Fohlen in menschlicher Aufzucht zu machen und Vorgabe wäre, sie naturwidrig in eine dieser Fohlenherden zu stecken, wo sie nur gleichaltrige Pferde um sich haben, bis zum Alter von drei Jahren dann weder halfterführig sind noch sonstwas.

Keine Naturherde wirft alle Jungtiere mit knapp einem halben Jahr Alter raus und lässt sie ab wenigen Monaten unter sich alleine. Deshalb käme eine dieser komischen Junpferdeweidehaltungen für mich auf keinen Fall infrage, würde ich mir ein Jungtier ziehen oder kaufen. Es hätte definitiv eine normale gemischtaltrige und gemischtgeschlechtliche Herde um sich wie in der Natur auch. Und selbtverständlich würde ich den Grundstein für Gesundheit legen, indem ich es regelmäßig meiner Huforthopädin vorstellen würde und ihm klar machen, dass man für diese Zeit anständig steht und die Füße hergibt. Die Grundsätze des Umgangs mit dem Menschen (man ist halfterführig, man geht den Menschen nicht an, man lässt sich anfassen, man lässt sich Medikamente eingeben ...) würde es definitiv lernen. Von klein auf.

Ich sehe zu viele Pferde aus der Jungpferdeaufzucht, die auch noch dreimal die Herde wechseln mussten in jungen Jahren, weil erst sind sie in eine geboren, dann wurden sie auf eine Fohlenweide gebracht und dann noch auf die Jährlingskoppel mit wieder anderen Pferden und dann kommen sie zum Menschen und fallen aus allen Wolken, dass die Welt aus mehr besteht als aus gleichaltrigen Rabauken - und das, wo sie schon wissen, wie man kämpft und wieviel Kraft man hat. Ich hab zu viel Mist gesehen, was die mitbringen. Das ist nicht nur für den Menschen gefährlich, sondern auch für die Pferde und der Kontrast zwischen dem, was sie glaubten, das sei Leben und dem, was dann mit ihnen passiert ist kaum zu bewältigen. Die leiden dann wirklich und stoßen auch noch auf Probleme mit ihren Menschen, die nicht wissen, warum das Tierchen steigt, tritt und beißt.

Ein Fohlen ist offen für alles. Wenn das gleich lernt, ach, so dreht sich die Welt, ist das für das Tier selbstverständlich und nicht beängstigend. Würde ich eines ziehen, würde ich die Mutter es selbst absetzen lassen, wie das eben in der Natur auch ist. Aber ich würde gleich, so lange es noch offen ist für die Welt und neugierig erkundet, üben, dass ein vorübergehendes Entfernen von der Mutter kein Weltuntergang ist. So, wie es der Trakehnerzüchter in meiner Nachbarschaft immer gemacht hat, dessen vierjährige immer mutig, offen und wohlerzogen verkauft wurden, sofern er sie nicht selbst behalten hat.

Und natürlich würde ich das nicht jemandem anvertrauen, der hier keine Erfahrung hat, denn was man in den ersten drei Jahren falsch macht, ist schwer auszubügeln.

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pony  14.02.2021, 12:51
@Baroque

das stutfohlen darf bei der gruppe bleiben, das hengstfohlen hat der familienhengst unter kontrolle. sobald er testosteron erschnuppert, fliegt der kleine raus. meist ist das etwa im alter von einem jahr bis 18 monaten der fall.

diese hengstfohlen streifen dann erst mal in der nähe der gruppe umher - allein, bis sie auf eine hengstgruppe stossen. diese hengstgruppe besteht aus tieren ab einem jahr, bis ende offen. den grossteil machen hengste zwischen 1 und 4 jahren. auch "abgesetzte" ehemalige gruppenführer sind dabei. die jungtiere profitieren von deren erfahrung, verbringen aber tatsächlich bei genügendem futterangebot einen grossteil der zeit damit, zu rennen und zu spielen (übung für den ernsthaften kampf).

das mal zum thema pferde in der freien natur.

bei einer stute wäre das natürlich was anderes. die bleibt in der gruppe, bis sie etwa 3 jahre alt ist und sich entweder von einem fremden hengst "entführen" lässt oder der gruppenführer wird irgendwann entthront.

inzucht ist unter wildlebenden pferden selten, kommt aber vor.

bis ein pferd etwa 2 1/2 ist, muss es das fohlen abc können. sonst nichts.

bekannte von mir halten ihre absetzer und hengstfohlen bis sie etwa drei jahre alt sind in hengstgruppen mit einem althengst zusammen. der übernimmt sehr artgerecht die erziehung und sozialisation. ein pferd, das gelernt hat, sich wie ein pferd zu verhalten, ist später im umgang mit menschen (sie haben natürlich die ganze zeit menschenkontakt...) sehr viel einfacher zu händeln.

ergebnis dieser haltungsform ist unter anderem ein ponyhengst gewesen, der weltreservesieger war, und dessen wesen bei der körung und mehrfach bei schauen mit der note 10 bewertet wurde.

hengstaufzucht gehört in profihand. und die tiere brauchen gleichaltrige für ein gesundes sozialverhalten und eine gesunde psyche.

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Kein Spiel, keine Beschäftigung oder sonstwas hilft, sondern nur, mit ihm umgehen wie mit einem Pferd: klar, ruhig und konsequent. Pferde haben Vertrauen, wenn man berechenbar ist, wenn man ihnen, sollten sie Sorge haben, zeigt, dass man von ihrer Sorge weiß, dass man diese Sorge ernst nimmt und die Lösung für das Problem kennt, nämlich entweder vorbei gehen und heil heim kommen oder die Situation auf Veranlassung des Menschen, nicht des Pferdes (!) meiden. Dabei immer selbst entspannt sein, Ruhe ausstrahlen und ganz eindeutig agieren - dann darf man auch in die Ohren fassen und bekommt sie überall hin.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

verreisterNutzer  14.02.2021, 02:20

Die einzig richtige Lösung!

Ich würde gern noch anmerken, dass man das bitte unter Anleitung eines fähigen Trainers macht, wenn man es nicht kann.

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Es bekommt Vertrauen, wenn ihr es altersgerecht behandelt - und bei seiner Herde laßt. Man läuft mit so einem Fohlen nicht allein spazieren.

Das Pferd ist praktisch noch ein Fohlen. Damit spielt man nicht. Das Fohlen ABC wird es kennen, das reicht. Das Pferdchen soll auf der Weide mit der Herde laufen und nicht von Menschen mit Spielen belästigt werden.