Pferd spiegelt Emotionen? Ursache für Angst und schreckhaftigkeit?

Pineapplepen17  09.03.2021, 07:58

du hast ein jungpferd, das fast ein jahr alt ist und so wie es geschrieben wurde klingt es, dass du schon auf ihm geritten bist? Geht das ab dem alter denn über haupt schon?

verreisterNutzer 
Beitragsersteller
 09.03.2021, 08:08

Oh, nein, ich habe mich falsch ausgedrückt, ich habe sie mittlerweile fast 1 Jahr, sie ist 5 :)

pony  09.03.2021, 11:59

was genau ist jetzt die frage?

du hast einen ellenlangen text geschrieben und keine frage formuliert.

verreisterNutzer 
Beitragsersteller
 09.03.2021, 12:06

"Kann das wirklich die Ursache sein, dass sich ihr Verhalten so extrem ändert? Also dass sie auf einmal keine Angst usw. Mehr hat, weil ich ..." Die Stelle hier

7 Antworten

Von Experte pony bestätigt

Ein Pferd will nur eines: unversehrt mit anderen Pferden zusammen sein, mit seiner Herde. Der Mensch holt es weg. Wann lässt es das mit sich machen? Wenn es den Eindruck hat, es kommt auf alle Fälle sicher wieder zurück. Wenn nicht, will es selbst entscheiden, was es tun muss, um sicher wieder heim zu kommen.

Das heißt, was immer man tut, man muss mit jedem Atemzug, mit jeder noch so kleinen Geste, mit der Entspanntheit seiner Muskulatur ausstrahlen, man weiß, was man tut und das Pferd kann davon ausgehen, dass man es sicher wieder heim bringt. Dazu gehört auch, dass man ihm "sagt" "ja, ich weiß, dass du hier Bedenken hast, aber ich weiß auch, dass das nicht schlimm ist". So viele sagen, man würde sich vor dem Pferd um seine Kompetenz bringen, wenn man mal absitzt. Gar nicht. Man kann absolut dem Pferd anbieten, dass man es führt, wenn es ihm hilft. Man muss nur ruhig und entspannt bleiben und wenn man das im Sattel nicht kann, gehört man sogar runter. Dann lässt man dem Pferd Zeit, sich mit der Situation zu beschäftigen und irgendwann ist das alles kein Thema mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

pony  09.03.2021, 12:12

das gilt doppelt für ein kutschpferd - denn das muss sogar vorneweg laufen und hat als sicherheit nur die weiche zügelhand

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Erstmal mußt Du Dir dessen bewußt werden, warum der Unfall passiert ist. Unfälle passieren meist durch Unachtsamkeit des Menschen, falsche Reaktionen, kein Vorrausschauendes Handeln usw. Also so ziemlich nie beim Pferd selbst. Übe Kritik an Dir selbst und finde den Grund raus und vermeide ihn in Zukunft! Dann wird meist klar, es war kein Vertrauensbruch vom Pferd seiner Seite, sondern eher hast Du das Vertrauen gebrochen. Das wiederum gibt einen dem Pferd gegenüber doch wieder besseres Gefühl, aber man darf nicht vergessen Du mußt dem Pferd erstmal klar machen das es sich sicher bei Dir fühlen kann.

Das dauert seeeeehr lange und ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Es heißt jetzt viele Schritte erstmal zurück gehen und wenn es so ist wie Du das schilderst, kannst Du fast bei Null anfangen und viel Geduld mitbringen!! Fakt ist, irgendwas wurde verbockt und das hat das Pferd geprägt.

Ich kann nur empfehlen, Bodenarbeit, Bodenarbeit und nochmals Bodenarbeit. Wenn weites spazieren nicht möglich ist, auch nicht so schlimm. Dann geht man eben nur so weit wie es okay für das Pferd ist. Irgendwann kann man das langsam steigern. Nicht warten bis etwas eskaliert, sondern auf Mimiken, Verhalten extrem genau beobachten und deuten. Sofort deuten ohne Bestrafung. Ängste kann man rechtzeitig erkennen, wenn man weis wie, das Pferd versteht.

Es wird öfters mal Situationen geben wo man gewisse Dinge abbrechen sollte um wieder einen Ruhezustand zu erreichen. Aber ist auch nicht schlimm, aber große Stresssituationen sind unbedingt zu vermeiden. Kämpfe mit dem Pferd dringend vermeiden! Denn so kann nicht gearbeitet werden da sich das Pferd nicht mehr auf Dich konzentriert (was Sinn der Sache sein sollte) sondern auf das was den Stress auslöst und das kann sehr gefährlich für Pferd und Mensch werden. Daher "ganz easy" und gehe positiv, motiviert mit Feingefühl und mit lächeln zu dem Pferd. Ängste und Verzweiflung übertragen sich auf das Pferd was gar nicht gut ist und alles nur erschwert.

Bist Du Ängstlich und bekommst das nicht in den Griff, ist dringend ein Trainer notwendig der Dich unterstützt. Aber experimentiere nicht selbst viel rum, wenn Du nicht weist wie Du damit umgehen sollst ebenfalls dringend ein Trainer erforderlich bevor noch mehr zerstört wird. Jeder Fehler bringt euch ein Stück zurück das muß Dir bewusst sein.

Ich wünsche euch alles Gute :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reite seid über 30 Jahren, bin selbst Pferdebesitzer

verreisterNutzer  09.03.2021, 10:54

Danke erstmal für den langen Kommentar und die Zeit und Mühe! Leider scheint es so als hättest du den Text nicht genau oder nicht zuende gelesen :/ Ich habe geschrieben, dass es meine Schuld war mit dem Unfall ich habe nie die Schuld beim pferd gesucht. Des weiteren habe ich ja auch schon geschrieben, dass ich nur noch Bodenarbeit mache und von null quasi angefangen habe. Außerdem läuft es ja jetzt wieder gut, da ich wohl wieder das Vertrauen zu uns gefasst habe und sie wohl auch zu mir. Dankeschön trotzdem :)

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„Überlass das Denken dem Pferd, es hat den größeren Kopf“....? Genauso ist es, wenn du vom Pferd erwartest, dass es DIR Sicherheit gibt. In Wahrheit funktioniert es eben nur umgekehrt: genauso wenig, wie das Pferd denken kann, kann es dir Sicherheit bieten. Beides ist Deine Aufgabe. Die Zeit heilt viele Wunden. Allmählich habt beide Euch von den Schrecken des Unfalls erholt, und nun ist es deine Aufgabe, dem Pferd durch deine eigene innere Ruhe und Umsicht eine Atmosphäre zu schaffen, in der es sich wohlfühlen und ganz bei Dir sein kann. Anscheinend bist du da ja auf einem guten Weg - weiter so!

Wie alt ist denn dein Pferd?

Und ja, das Pferd spiegelt deine Emotionen wider. Es gibt einen schönen Spruch von Mark Rashid (Horsemanship): "Have a mind like still water"

Genau so trete ich meinem Pferd gegenüber und es klappt täglich besser.

Wenn du unsicher bist, merkt dein Pferd das sofort. Jede noch so kleine innerliche Zitterpartie wird bemerkt und damit wirst du als sicherer Führungsperson in Frage gestellt. Das meint dein Pferd ja auch gar nicht böse, es will einfach nur dem folgen, der am meisten Sicherheit verspricht. Als Fluchttier verlangen wir vom Pferd, seine Instinkte zu unterdrücken und uns zu vertrauen, dafür müssen wir dem Pferd aber ganz klar versichern können: "Hey, alles gut, ich pass auf dich auf, okay? Da wo wir hingehen bist du sicher, wenn du bei mir bleibst".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse
Von Experte Urlewas bestätigt

Oh ja, was du beschreibst ist genau der Teufelskreis vieler Reiter, Pferdebesitzer... der Reiter ist verunsichert, was wiederum das Pferd verunsichert, was wiederum den Reiter noch mehr verunsichert, was wiederum das Pferd noch mehr verunsichert, etc. pp.

Gerade ein junges Pferd braucht eine souveräne Führung, ihm fehlt es Anfangs aller Orten an Erfahrung und Sicherheit. Daher predige ich auch unverdrossen mein Credo vom Jungpferd nur in Profi- bzw. geübter, erfahrener Hand. Natürlich können auch mit einem älteren Pferd Unfälle, blöde Sachen, knifflige Situationen entstehen, aber wenn da mal ein guter Grundstock gelegt ist u. das Pferd keine schlechten Erfahrungen mache musste, lässt es sich auch idR nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Bzw. kann es Fehler besser verzeihen.

Gib euch beiden Zeit, mit Hilfe eurer Trainerin an eurem Verhältnis, an der Rittigkeit u. eine solide Basis zu erarbeiten. Mach nur, was du dich traust. Geh nicht über deine Grenzen, dein Pferd merkt direkt, wenn du wieder unsicher wirst u. reagiert darauf. Versuche, immer schöne Bilder im Kopf zu haben. Nicht schon beim Aufsitzen denken, oh Gott, hoffentlich begegnem wir nicht dem Hund, Traktor, xy,... das Pferd geht durch, wir müssen an der blöden Scheune lang, wo es sich bestimmt wieder erschreckt... sondern mal dir einen schönen, entspannten Ritt aus, atme tief u. gleichmäßig. Und es ist wirklich keine Schande, abzusteigen, gerade bei einem Jungpferd, u. ihm irgendwelche Spookys vom Boden aus zu zeigen. Oder auch, wenn du dich nicht sicher fühlst. Lieber führst du ein paar m u. sitzt wieder auf.

Ich denke mir zB oft auf so hibbelig durchgeknallten Korrekturpferdepulverfässern: altes, langsames, Pferd. Der kann ja gar nicht schnell. Buckeln kriegt der eh nicht zustande. Alte Mähre... mir hilft das um locker zu bleiben u. nicht zu verspannen u. manchmal entbehrt das auch nicht einer gewissen Komik, auch das entspannt die Situation.

Viel Erfolg wünsch ich dir.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin