Wie haben Westdeutsche früher reagiert, wenn sie im Ausland DDR-Bürger trafen, und wie haben sie deren Herkunft und Absichten eingeschätzt?

6 Antworten

Den normalen DDR Bürger trafen die Westler nur in den Ostblockländern. In Prag ist das gang und gäbe gewesen, am Balaton in Ungarn beim Campen. Dort wurde zusammen diskutiert, Wein aus 5 Ltr. Kanister getrunken und Neuigkeiten ausgetauscht. Sie sind durch ihre Westmark gerne dort gesehen worden, denn als es in Balaton Füred eng wurde, schickten sie die Trabant weiter, für die Westler ging weiterhin die Schranke hoch. Bedenkt man, das es Freundesland der DDR gewesen ist, sehr beschämend diese Vorgänge.

Wissenschaftler usw. diese fuhren neben den Rentnern in westliche Länder und ein Bekannter von mir, hatte das Wiederkommen vergessen, so hatte der Alltag damals ausgesehen.

https://www.balatontourist.hu/de/campingplatze-unterkufte-am-balaton/fured

Dort trafen sich auch Verwandte von DDR und BRD.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Was haben die Westdeutschen früher gedacht, wenn sie im Ausland DDR-Bürger begegnet sind?

Interessant. Jetzt bekomme ich mal Informationen aus erster Hand.

Haben die Westdeutschen eher ein Gespräch mit DDR-Bürgern vermieden, da diese möglicherweise Geld oder andere Wünsche hatten oder versuchten, Informationen zu bekommen, wie sie nach Westdeutschland kommen könnten?

Nein. Beides war auch nicht der Fall. Und dass man als Wessi das Bier dann bezahlt hat, war kein großes Ding.

Hat man damals erkannt, dass jemand aus der DDR kam?

Ja, war relativ schnell klar. Kleidung, Fahrzeug, Unterkunft ...

Gab es auch früher Dialekte?

Äh, klar.

zum Beispiel in Kuba, der Türkei oder Italien?

Kuba war nur für verdiente Kader möglich. Türkei oder Italien ... Da durfte keiner hin. Wenn, dann war das Ungarn oder Bulgarien.


TomKlino 
Beitragsersteller
 23.06.2024, 08:29

Die hätten doch von dort aus weiterfliegen können oder?

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tinalisatina  23.06.2024, 08:34
@TomKlino

Nein, natürlich nicht. Das ging nicht. Die durften nur in "Bruderländer", die da sehr genau drauf geachtet haben.

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TomKlino 
Beitragsersteller
 23.06.2024, 08:35
@tinalisatina

Wie war es als DDR Bürger zu reisen? Das müsste doch sehr abnteuerreich sein.

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tinalisatina  23.06.2024, 08:40
@TomKlino

Na ja, abenteuerlich weiß ich nicht. War aber schon "etwas Besonderes". Es durfte auch nicht jeder - auch da musste man seine Zuverlässigkeit "beweisen".

Das Problem war, dass die Leute wenig Geld hatten. Selbst in den Bruderländern war die Ostmark nichts wert. Deshalb gab es strikte Einschränkungen beim Umtausch. Wer Glück hatte, also Verwandte im Westen, die ihnen D-Mark zukommen ließen, dem ging es besser. 

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tinalisatina  23.06.2024, 15:20
@Still

Ja, so ähnlich war das schon. Ich erinnere mich an Ungarn. Wenn ich die Zahlen noch richtig im Kopf habe, dann konnten DDR-ler von Ostmark nach Forint den Gegenwert von drei D-Mark am Tag tauschen. Damit kam man selbst im günstigen Ungarn nicht weit.

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Dann konntest du sicher sein, dass du einen 100 prozentigen SED-Funktionär im Urlaub gesehen hast.

Ein Kollege hat mal einen jovialen DDR-Urlauber kennen gelernt. Man hat sich gut verstanden und viel Party gemacht. Überraschung: nach der Wende stellte sich heraus, dass er von der Stasi war und Informanten in West-Deutschland generieren wollte.

Was haben die Westdeutschen früher gedacht, wenn sie im Ausland DDR-Bürger begegnet sind? 

Die DDR Bürger sind arme Leute, weil sie keine guten Sachen hatten und wenig Geld.

Haben die Westdeutschen eher ein Gespräch mit DDR-Bürgern vermieden, da diese möglicherweise Geld oder andere Wünsche hatten oder versuchten, Informationen zu bekommen, wie sie nach Westdeutschland kommen könnten? 

Nein

Hat man damals erkannt, dass jemand aus der DDR kam? 

Ich habe das erkannt, auf jeden Fall, aber ob das Jeder erkannt hat, weiß ich nicht

Gab es auch früher Dialekte? 

Na klor. Die DDR hat den Dialekt der Ostdeutschen auch unterstützt, um sich von Westdeutschland abzuheben.

Was haben sich Westdeutsche gedacht, wenn sie im Urlaub DDR-Bürger begegnet sind, zum Beispiel in Kuba, der Türkei oder Italien?

DDR Bürger durften höchstens und nach langen Genehmigungen ab und zu mal nach Ungarn, Tschecheslowakei, Bulgarien - halt in manche sozialistische Bruderstaaten.


Anastasia65  23.06.2024, 10:19

Keine guten Sachen?! Das Essen in der DDR war so viel besser als bei uns im Westen! Meine erste Soljanka war ja eine Offenbarung!

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Silicium58  23.06.2024, 11:01
@Anastasia65

Daher gibt es heute auch so viele Restaurants, die mit "Essen wie in der DDR" werben.

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Anastasia65  23.06.2024, 11:49
@Silicium58

Meine Tante hatte sie selbst gemacht, so eine Soljanka habe ich nie wieder gehabt!

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Silicium58  23.06.2024, 11:52
@Anastasia65

Ich stelle nicht in Frage, dass sie bestimmt gut zubereitet war. Mögen würde ich persönlich das Gericht dennoch nicht.

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Anastasia65  23.06.2024, 11:56
@Silicium58

Ist eventuell sogar eine genetische Frage, mein Mann isst so etwas auch nicht!

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Silicium58  23.06.2024, 12:17
@Anastasia65

Meine Genetik scheint dann so ausgeprägt, dass ich generell heikel beim Essen bin. Ich mag listenweise Gerichte nicht, gerade aus der osteuropäischen Küche.

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Ende der 70er in Bulgarien am Sonnenstrand haben sich unsere beiden Familien (wir waren mit meinem Onkel und seiner Frau zusammen verreist) mit einer Familie aus Leipzig angefreundet. In den ersten Tagen lernten wir sie am Strand kennen und seitdem waren wir jeden Tag zusammen. Ich habe mit ihrer Tochter (Antje, wir waren "so") gespielt, mein Bruder mit dem Sohn und wir alle zusammen. Die Erwachsenen haben geredet, gelacht ... Wir sind nach dem Strand zusammen ausgegangen ... Später war ich mit meinem Onkel und meiner Tante in Leipzig zu Besuch, wir haben dort übernachtet. Wir haben damals geheult, als es an die Heimreise ging (Antje und ich ...).

Ja natürlich hat man es "erkannt", an der Sprache/Dialekt, den Klamotten... aber auf die Frage: "Woher kommt ihr" kam dann auch die Antwort. Ganz normal...

Ich glaube, mehr muss ich im Grunde nicht dazu sagen. Wir Kinder sowieso, aber auch die Erwachsenen hatten keine Mauern im Kopf und haben einfach nur nach Sympathie "geurteilt". Die einzige Absicht, die diese Familie genau wie wir hatte: Einen schönen Urlaub verleben ...