Werden die Grünen demnächst ihr großes Thema "Klimaschutz" verlieren?
In ihrem Wahlwerbesport vor der letzten Bundestagswahl behauptete Frau Baerbock, dass die nächste Regierung, also die jetzige Regierung, die letzte Regierung sein wird, die noch was gegen die "Klimakrise" unternehmen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=9TMLv9TvPhI
Falls Frau Baerbock nicht gelogen hat, dürfte "Klimaschutz" für die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl demnach kein Thema mehr sein. Denkt Ihr, dass das so sein wird?
1 Antwort
Das Video ist vom August 2021 und trägt die Überschrift:
"Klimakrise ist jetzt. Hören wir auf, nur zu reden."
Auf dem Titelbild des Videos steht:
" "Ich möchte nicht mehr über Klimaschutz reden. "
Der vollständige Text, den Frau Baerbock in diesem Video spricht, lautet:
- "Ich möchte nicht mehr über Klimaschutz reden." [Die Bedeutung dieses Satzes hängt, wie so oft, von der Betonung ab. Sie betont das Wort reden, nicht das Wort Klimaschutz. Sie sagt hier also, übereinstimmend mit der Überschrift, dass sie über Klimaschutz nicht mehr nur reden möchte.]
- "Wir müssen endlich damit anfangen."
- "Ihre Stimme entscheidet über die letzte Regierung, die aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen kann."
- "Bevor es zu spät ist."
- "Mein Name ist Annalena Baerbock.
- Und ich bin Ihre Kanzlerkandidatin für die Veränderung, die unser Land jetzt braucht."
Und der Begleittext zu dem Video lautet:
"Die nächste Bundesregierung wird die letzte sein, die die Klimakrise noch eindämmen kann. Wir wollen nicht mehr über Klimaschutz reden. Wir müssen endlich damit anfangen, bevor es zu spät ist. Und genau dafür treten wir, tritt unsere Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock an: "Ich will das Klima retten und die Menschen schützen. Ich trete an für die Veränderung, die unser Land jetzt braucht."
Deshalb: GRÜN wählen am 26. September oder schon heute per Briefwahl."
Frau Baerbock [behauptet], dass die nächste Regierung, also die jetzige Regierung, die letzte Regierung sein wird, die noch was gegen die "Klimakrise" unternehmen kann.
Frau Baerbock spricht von "aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen" und im Begleittext wird das durch "die Klimakrise noch eindämmen" präzisiert. Das ist nicht dasselbe wie dein "noch was gegen die 'Klimakrise' unternehmen". (Wobei du die Gänsefüßchen um das Wort "Klimakrise" getrost weglassen kannst: Der Begriff beschreibt angemessen die Situation, in der sich Mensch & Natur derzeit befinden.)
Falls Frau Baerbock nicht gelogen hat ...
Lügen bedeutet absichtlich die Unwahrheit sagen. Falls Frau Baerbock nicht gelogen hat, kann also einer der beiden folgenden Fälle vorliegen:
- Alle ihre 6 oben genannten Sätze sind wahr.
- Mindestens einer ihrer o. g. 6 Sätze ist unwahr, aber das wusste sie nicht.
Nun behauptest du aber:
Falls Frau Baerbock nicht gelogen hat, dürfte "Klimaschutz" für die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl demnach kein Thema mehr sein.
Für den Fall, dass Frau Baerbock sich irrte, läuft deine Behauptung ins Leere. Betrachten wir also den Fall, dass ihre 6 Sätze wahr sind. Warum darf Klimaschutz dann bei der nächsten BTW für die Grünen kein Thema mehr sein?
Deine Behauptung wäre genau dann gültig, wenn aus mindestens einer der 6 Sätze Baerbocks dein Schluss folgen würde, dass Klimaschutz bei der nächsten BTW kein Thema der Grünen sein darf. Schauen wir mal:
Satz 1: "Ich möchte nicht mehr über Klimaschutz reden."
Wenn dieser Satz 1 wahr ist, darf dann Klimaschutz bei der nächsten BTW wirklich kein Thema der Grünen mehr sein? Doch! Ich behaupte, es gäbe mindestens 2 Möglichkeiten für die Grünen, trotz Satz 1 Klimaschutz als Thema zu haben:
- Frau Baerbock mochte 2021 nicht mehr über Klimaschutz reden, tut es aber 2025 doch, weil es dann wieder Thema der Grünen ist. Trotzdem hat sie 2021 nicht gelogen, sie wollte damals wirklich nicht mehr drüber reden, oder nur noch, wenn wir endlich mit dem Klimaschutz anfangen.
- Frau Baerbock hat 2021 nicht gelogen, sondern sich geirrt: Sie mochte nicht mehr über Klimaschutz nur reden, wenn wir nicht endlich damit anfangen. Sie tut es aber 2025 doch, weil es dann wieder Thema der Grünen ist, obwohl bzw. weil wir immer noch nicht ernsthaft damit angefangen haben.
Auch aus keinem der Sätze 2, 3 & 4 folgt, das Klimaschutz bei der nächsten BTW kein Thema der Grünen sein darf. Satz 5 hat nichts damit zu tun, was bei der BTW 2025 Thema der Grünen ist. Satz 6 bezieht sich nur auf die BTW 2021 und hat daher ebenfalls keinen Einfluss auf die Themen der Grünen bei der BTW 2025.
Frau Baerbock spricht von "aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen" und im Begleittext wird das durch "die Klimakrise noch eindämmen" präzisiert. Das ist nicht dasselbe wie dein "noch was gegen die 'Klimakrise' unternehmen".
Ich habe Frau Baerbock also nur missverstanden? Tatsächlich kann ich mir unter "aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen" in etwa so viel vorstellen, als wenn Scholz davon spricht, "kein aktives Erinnerungsvermögen zu besitzen". Gibt's denn auch ein "passives Erinnerungsvermögen" bzw. kann man auch "passiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen"?
Auch auf die unwahrscheinliche Gefahr hin, diesen beiden Politikern Unrecht zu tun, verbuche ich derartige Aussagen daher als gequirlte Sch....
Wir müssen endlich damit anfangen
Diese Aussage war sogar schon zum Zeitpunkt ihres Wahlwerbespots eine Lüge, da sie impliziert, wir hätten mit sog. "Klimaschutz" noch gar nicht angefangen. Dabei standen zum Zeitpunkt dieses Videos bereits ca. 35.000 Windräder auf deutschem Boden und wurden bis dato bereits ca. 500 Milliarden Euro von den Deutschen bezahlt für sog. "Klimaschutz".