Welche Gruppe an Menschen in der deutschen Gesellschaft bekommt aktuell nicht die Beachtung und Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte und braucht?

7 Antworten

Chronisch Kranke, psychisch Kranke und Invaliden - und da stehe ich auch zu. Anstatt ihnen zu helfen, werden ihnen Steine in den Weg gelegt und Vorurteile geschürt, die ihnen das Leben noch schwerer machen und die der deutsche Michel in der Regel glaubt.

Aus meiner Sicht dubiose Presseerzeugnisse wie die unsägliche "Apotheken Umschau" - da wird einem mit jedem Satz eines Berichts, der über psychische Erkrankungen "informieren" soll, subtil vermittelt, ein psychisch Erkrankter sei minderwertig, schwach, gefährlich für die Allgemeinheit und gehöre weggesperrt. Und so was glauben Hinz und Kunz umso mehr dort, wo man meist nicht sehr gebildet ist und/oder hinter den sieben Bergen lebt (meist beides). Als denkender Leser boykottiert man so was, aber als denkender Leser liest man dieses Magazin ehrlich gesagt auch nicht - ich bitte um Entschuldigung für diese sehr klaren Worte, aber es ist für mich ein Reizthema, weil ich oft mitbekam, wie respektlos in meiner Heimat mit psychisch Erkrankten umgegangen wurde und sicher heute noch umgegangen wird.

Es ist zwar schade und tragisch, dass das noch immer so ist und man soll es eigentlich im ach so toleranten Deutschland nicht für möglich halten, aber ich kann leider aus eigenem Erleben aus der Zuschauerperspektive heraus jeden psychisch erkrankten Menschen verstehen, der auf dem Land keinerlei Hilfe annehmen möchte.

In einer typischen "ländlichen Idylle" gilt man immer noch als bekloppt und gemeingefährlich, wenn man sich "outet" zum Psychologen zu gehen oder depressiv zu sein oder was-auch-immer. Man soll es nicht für möglich halten, aber ich kenne solche Situationen zuhauf aus meiner Heimat. Dass die erwähnte "Apotheken Umschau" ausgerechnet in einem solchen Milieu als Maß aller Dinge gilt und in sicherlich drei Viertel der ländlichen Haushalte aus Geiz die Fernsehzeitung ersetzt (ist ja kostenlos), trägt zu dem Thema bei, denn da finden sich wie gesagt absolut entsetzliche Berichte zu dem Thema, die jede psychische Erkrankung subtil als Geistesschwäche und Idiotie vermarkten. Es ist grauenvoll. Im Grunde müsste alles dergleichen vom Presserat gerügt werden.

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Ich befasse mich schon lang mit dem Thema, früher auch ehrenamtlich, sehe das an einigen Betreuungsfällen und auch an meinem Cousin, der chronisch krank ist und objektiv keine Lobby hat. Verbände, die für diese Leute eigentlich "zuständig" sind damit Werbung machen wie der VdK sind zu politisch und betreiben bestenfalls Lobbyarbeit in eigener Sache, helfen tun die im Ernstfall auch nicht wirklich - das ist auch ein Postengeschacher noch und nöcher. Was die Ortsverbände aus Idealismus an guten Projekten machen, wird auf Landes- und Bundesebene zerstört. Auch Kirchen und sonstige Institutionen tun zwar schön und bieten auf dem Papier Hilfe an, aber am Ende herrscht auch hier der Tenor vor, dass man mit diesen Leuten nix zu tun haben will - so was erfährt man aber erst, wenn Redakteure wieder weg sind und Kameras eingepackt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

annabg777  29.06.2024, 14:09

Heute lesen die Leute doch kaum Magazine, was du schreibst stimmt bestimmt aber heute informieren sich doch die meisten online.

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Besonders würde ich da Kranke nennen. Die sind eine Randgruppe fast ohne Rechte . Oft wird denen sogar eine sichere! Heilung anderswo verwehrt. Und das finde ich ehrlich am heftigsten.

Gibt sicher auch andere Sachen, aber für MICH persönlich ist das das heftigste. Bin gerade knapp am Rollstuhl vorbeigeschrammt. Ich WUSSTE, daß die Diagnostik und Therapie in der Nähe meines Wohnortes DAS LETZTE war, hatte aber lange keine Möglichkeit wohin zu kommen, wo mir geholfen worden wäre. Konnte keinen Krankenwagen buchen und war anders nicht transportfähig. Es ist geradezu ein Wunder, daß ich nach über 2 1/2 Monaten doch noch in ein Krankenhaus kam , wo dann letztendlich eine noch immer Not-OP veranlaßt wurde. Und ich kann sogar wieder selbstständig laufen- auch wenn mit gewissen Einschränkungen.

Wäre es nach dem hiesigen Krankenhaus gegangen, von dem ich einfach nicht weg kam (für kein Geld der Welt)- ich wußte, daß da was gewaltig nicht stimmte, im Argen war-, säße ich mittlerweile bestenfalls! im Rollstuhl und würde nie wieder laufen können, schlimmstenfalls wäre ich dauerhaft bettlägrig geworden. Es wurde sogar erwogen mich statt Therapie in einem Pflegeheim unterzubringen.

Ich habe nach der ganzen Geschichte einen Pflegegrad bekommen, nutze den aber mittlerweile nur noch für besondere Anläße und ! den Hausnotruf!, der sogar eigentlich vor dem Unfall sinnvoll gewesen wäre. Ich lebe alleine, bei einem Sturz mit heftiger Verletzung würde mich u.U. nie jemand hören(IM Haus sogar absolut audgeschlossen, hinterm Haus sehr unwarscheinlich), Nachbarn sind entfernt, was ja sonst ganz nett ist, außer man liegt verletzt irgendwo rum und kann nicht mehr aufstehen)-:

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

annabg777  29.06.2024, 14:14

Warum ist das Krankenhaus in deinem Umfeld so schlecht?

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Silo123  29.06.2024, 14:29
@annabg777

Es scheint so, als , ob ihnen die Menschen/Patienten echt total egal sind. Meine zunehmenden neurologischen Ausfallserscheinungen waren komplett! egal!!! Das es mir jede Woche nach meinem Unfall Schlechter ging, EGAL!!!!

Die haben im besten Fall alles einfach ignorieret, den schlimmsten Fall (und Gründe)kann ich nich nachweisen.

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annabg777  29.06.2024, 14:50
@Silo123

Schlimm, manchmal bewegen die sich erst wenn man kurz vorm abkratzen steht, aber selbst dann ist das nicht immer 100% so

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Vollzeit-Studenten, die keinerlei Anspruch auf Bürgergeld haben, GEZ und Krankenversicherung zahlen müssen, selbst wenn sie kein Einkommen haben.

Einzelhändler. Single-Vollzeit-Verkäufer. Seit 10 Jahren im Job nach der Ausbildung, kann mir ne 1 Zimmerwohnung leisten, ohne Partner wirds zur Rente bitter, weils Geld nicht reicht. Hab irgendwo gelesen dass es nicht normal ist, dass man 50% des Gehalts für Miete zahlt und dass man mit 1500 Netto Geringverdiener ist. Ich hab das Gefühl dass man als Single Mensch mit Ausbildung einfach verkackt hat. Die Zukunft sieht für uns einfach Mist aus.

Ich möchte gerne Alternativen zur "Zwangs"Heirat sehen, irgendwelche Unterstützung.

Ich schätze dass Leute vielleicht Leute mit "einfachen Jobs" anders sehen würden und vielleicht freundlicher werden und sie nicht mehr so von den Firmen ausgenutzt werden.

Hallo,

da gibt es viele Leute die im Moment nicht viel Aufmerksamkeit bekommen.

  • Menschen mit Behinderungen
  • Menschen die sich mit HIV infiziert haben oder Aids bekommen haben
  • Menschen die sich als Nonbinär definieren
  • Jugendliche mit Problemen
  • usw

orangade 
Beitragsersteller
 28.06.2024, 19:21
Menschen die sich als Nonbinär definieren

Warum sind die wichtig?

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Schauspieler691  28.06.2024, 19:23
@orangade

Weil sie sich gesehen und ernst genommen werden wollen. Man sollte darüber informieren, damit es keine Vorurteile gibt. Sie gehören zur Gesellschaft genau so dazu wie alle anderen Menschen

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annabg777  29.06.2024, 14:42
@orangade

Die Luxus Probleme übersättigter westlicher Kids (non binär) kann man nicht mit einer unheilbaren Immunschwäche Erkrankung wie HIV, im schlimmsten Fall aids vergleichen

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