Was oder wer bin ich?

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Hi justonefreak! Wie viele schon vermutet haben, können deine Erlebnisse auch mit der Pubertät zusammenhängen. Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie alt du bist, aber vor allem zu Beginn der Pubertät sind wir alle in der Selbstfindungsphase und auch wie wir unseren Körper empfinden kann uns dann ziemlich verwirren. Mein Tipp ist, dass du dich nicht zu sehr in Labels verlierst. Klar, die können ungemein helfen! Aber vielleicht ist es für dich noch zu früh, oder gar nicht hilfreich.

Ob du dich als Junge identifizierst oder eher non-binary fühlst, kannst natürlich nur du alleine wissen. Fühl dafür mal in dich hinein. Was genau lehnst du an dem Mädchensein ab: Deinen Körper? Die Kleidung, die du tragen sollst? Die Klischees? Typische "Mädchensachen"? Oder wie andere dich behandeln?

Und was für eine Reaktion hast du, wenn jemand dich als Mädchen bezeichnet?

  • Ich bin kein Mädchen, ich bin ein Junge!
  • Warum eigl. immer Mädchen und Junge, warum immer so binär? Es gibt doch auch ein Dazwischen!
  • Ich bin nicht so wie andere Mädchen! Ich hasse pink und Kleider, also bin ich kein Mädchen!

Würdest du in einem solchen Szenario lieber als Junge bezeichnet werden, oder ist das genauso unangenehm? Vielleicht liefert das einen Hinweis, ob du dich eher binär oder nonbinary fühlst :)

Um dem weiter auf den Grund zu gehen, taste dich doch mal vor. Vielleicht fragst du mal Freund*innen oder Menschen, denen du vertraust, dich mit einem Jungennamen oder männlichen Pronomen anzusprechen? Oder auch mit nonbinary-Pronomen, also z.B. they/them?

Du hast auch das Schminken erwähnt. Was genau gefällt dir denn am Schminken, wenn du Lust drauf hast? Dass du dich hübscher fühlst, dass du dich weiblicher fühlst, oder was ganz anderes? Am allerwichtigsten ist sowieso: Mach und trage, womit du dich wohlfühlst. Unsere zwanghafte Genderbinärität ist Bullshit und du kannst dich auch als Junge identifizieren und dich gleichzeitig gerne schminken :).

Ich zum Beispiel war mir eine Zeit lang auch überhaupt nicht sicher. Mir ging es genau wie dir (außer dass ich am Schminken kein Interesse hatte 😅). Ich war immer schon ein Tomboy gewesen, hab Fußball gespielt, mochte Piraten, konnte mit Barbies nichts anfangen etc. Mit 12 etwa hat sich das dann zugespitzt. Ich hab meinen Körper und meine "Weiblichkeit" extrem abgelehnt. Etwas später hat sich das dann langsam verflüchtigt und inzwischen schminke ich mich sogar manchmal und identifiziere mich als cis. Jetzt im Nachhinein weiß ich, warum ich mich trans gefühlt habe: Damals habe ich Weiblichkeit extrem mit Schwäche, Hysterie und Oberflächlichkeit verbunden. All das wollte ich nicht sein, ich wollte stark sein, nicht mehr gesagt bekommen, dass ich "für ein Mädchen ja ganz gut Fußball spiele". Deshalb dachte ich, ich müsste ein Junge sein. Später habe ich meine Einstellung zu Mädchen und Weiblichkeit zum Glück überdacht und mich damit auch wohler als Mädchen gefühlt.

Das war meine Geschichte. Deine ist vielleicht ganz anders! Hör einfach in dich hinein und überlege, was dir guttut, womit du dich wohlfühlst. Binder sind nicht optimal, aber wenn du dich so viel besser mit ihnen fühlst: go for it! Sprich am besten mit deiner Mutter darüber, wie unwohl du dich ohne fühlst. Sie hat bestimmt gesundheitliche Sorgen. Sag ihr dann, dass die ewige Fehlhaltung, die du einnimmst, um deine Oberweite zu verbergen, kein bisschen gesünder ist. Oder sucht ansonsten nach anderen Wegen, wie du dich wohler fühlst mit deinem Aussehen.

Ich wünsche dir alles, alles Gute! <3

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Katehund  02.12.2022, 17:09

Die Person meinte nur, dass sie biologisch ein Mädchen ist und man darf ja auch sagen, dass man ein „Junge“ sein will oder zumindest die körperlichen Merkmale etc…

Hey :) Versuch dich selber nicht immer in eine Schublade zu stecken bzw. für alles einen Begriff oder so etwas zu finden, mir ging es auch eine Zeit so, aber der Versuch mich mit einem Begriff/ einer Gruppe zu identifizieren hat mehr Schaden angerichtet als gutes Erbracht. Lass dir Zeit dabei herauszufinden wer du bist und dich zu entwickeln und lass dich nicht in die schnelle Entdeckung drängen

Großartig, dass du dir die Zeit nimmst, dich selbst besser zu verstehen – das ist ein mutiger und wichtiger Schritt. Deine Gefühle und dein Wunsch, herauszufinden, wer du bist, sind vollkommen gültig. Hier sind einige Wege aufzeigt , wie du herausfinden kannst, was sich für dich richtig anfühlt.

Transgender : Wenn du dich nicht mit dem Geschlecht identifizierst, das dir bei der Geburt zugewiesen wurde (in deinem Fall weiblich), könntest du trans sein. Viele trans Männer (biologisch weiblich, fühlen sich aber männlich) erleben ähnliche Gefühle wie du.

Nichtbinär: Wenn du dich weder vollständig männlich noch weiblich fühlst, sondern irgendwo dazwischen oder ganz außerhalb der binären Geschlechter.

Genderfluid: Wenn dein Gefühl für dein Geschlecht wechselt – z. B. fühlst du dich manchmal männlich, manchmal weiblich oder vielleicht etwas dazwischen.

Genderqueer: Ein Sammelbegriff für alle, die die traditionelle Geschlechterordnung hinter sich haben

Es ist wichtig, dass du dich in deinem Körper und mit deiner Identität wohlfühlst. Es klingt, als ob du gerade auf einer Reise bist, herauszufinden, wer du bist – und das ist völlig in Ordnung.

Ich finde es ist verständlich, dass deine Mutter vielleicht Zeit braucht, um deine Gefühle zu verstehen. Du könntest ihr helfen, indem du ruhig und ehrlich erklärst, was du empfindest.

Man kann als alternative zum Binder vielleicht auch enge Sport-BHs nehmen.

so gut es geht männlich zu kleiden

Ein Tomboy ist biologisch eine Frau und sieht sich auch als Frau (ist also nicht transgender). Verhält sich aber gerne männlich und/oder kleidet sich männlich (bzw erfüllt männliche Stereotypen).

Als Tomboy werden Menschen bezeichnet, welche sich als Frauen bzw. Mädchen identifizieren, aber einen maskulinen Geschlechtsausdruck haben bzw. männlich-assozierte Verhaltensweisen zeigen. Sie gehören also zur Gruppe der Nicht-Geschlechtskonformen.
Tomboys können Gender-Questioning sein, welche mit einer männlichem Geschlechtsidentität experimentieren, dies ist aber nicht zwingend.

https://lgbt.fandom.com/de/wiki/Tomboy

hasse es wirklich wenn man mich Mädchen oder Frau nennt

Vielleicht nonbinary.

Man ist nonbinary, wenn man sich nicht eindeutig männlich oder weiblich fühlt:

 Menschen, welche sich nicht nur oder immer als Mann (männlich (♂)) beziehungsweise Frau (weiblich (♀)) identifizieren, also nicht den binären Gendern zugehörig sind.

https://lgbt.fandom.com/de/wiki/Non-Binary

Nonbinary ist auch ein Überbegriff bzw Sammelbegriff. Darunter fallen demigender, pangender, genderfluid, bigender, agender, demigirl, ...

Mehr Info zu nonbinary (auf deutsch):

https://www.nonbinary.ch/was-ist-non-binaer/

Auch transgender ist ein Sammelbegriff bzw Überbegriff. Darunter fällt nonbinary, Transfrau, Transmann und oft auch Intersex:

Transgender, often shortened as trans, is also an umbrella term; in addition to including people whose gender identity is the opposite of their assigned sex (trans men and trans women), it may also include people who are non-binary or genderqueer.

https://en.wikipedia.org/wiki/Transgender

Informier dich über die Themen Transgender, Nonbinary etc. Vielleicht hilft dir das :) Man muss sich nicht labeln wenn man sich nicht sicher ist. Tu das was du für richtig hälst. Trans-Menschen machen meistens Geschlechtsangleichung und Namensänderung, was Aufwand (und Geld) kostet. Und den Binder darf man nicht allzulange tragen weil das gesundheitsgefährdend sein kann. Bin zwar selbst nicht trans, kannte/kenne aber Leute, die es sind. :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung