Was maßen wir uns Bitte als Gesellschaft an noch über die Todesstrafe zu diskutieren?

4 Antworten

Ich gehöre zu denen, die genau das tun - ich habe in meinem eigenen Unterricht unzählige Male das Thema "Todesstrafe" behandelt und als langjährige Expertin über hundert Mal andere Schulen besucht, um darüber aufzuklären.

Warum?

  • Auch wenn ich persönlich die Todesstrafe für indiskutabel halte, tun andere Menschen das bei uns deshalb noch lange nicht.
  • Viele haben eine Meinung, ohne wirklich ausreichend informiert zu sein. Aufklärung und damit auch Auseinandersetzung mit den Argumenten ist deshalb nötig.
  • Schule soll die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, sich eine fundierte eigenen Meinung zu bilden. Stammtischparolen muss mit fundierten Fakten begegnet werden.
  • Wir leben in einer global vernetzten Welt - auch wenn Europa mit Ausnahme von Belarus die Todesstrafe abgeschafft hat, können wir nicht sagen, sie ginge uns nichts an. Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben auch heute noch in Staaten, die die Todesstrafe praktizieren - und mit denen wir z.B. Handel treiben.
  • Solange es die Todesstrafe gibt auf unserem Planeten und solange es Menschen bei uns gibt, die für die Todesstrafe sind, solange müssen sich Gegner der Todesstrafe der Auseinandersetzung stellen. Und solange sollte darüber z.B. in Schulen informiert und diskutiert werden.

Von daher: Ich finde es völlig richtig, dass die Frage der Todesstrafe an Schulen diskutiert wird. Ich habe in der Regel am Anfang und am Ende meiner Unterrichtseinheit eine Umfrage gemacht, wer für und wer gegen die Todesstrafe ist. In aller Regel waren es - ohne dass ich Druck ausgeübt habe - am Ende mehr, die gegen die Todesstrafe waren. Weil Fakten und Argumente einige überzeugt haben. Wenn das nicht zeigt, dass die Diskussion sinnvoll war...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Fakt ist, sie existiert auf dieser Welt, ob das allen gefällt oder eben nicht, sogar weltlich offene Länder wie die USA verüben die Todesstrafe und wollen nicht davon abkehren.

Es hat durchaus "Vorteile", Straftäter, deren Leben fortan bis zum letzten Atemzug im Gefängnis auf Staatskosten stattfinen wird, hinzurichten. Es ist Platz für einen neuen Insassen und der Staat spart sich Geld. Die Person kann auch niemals durch irgendeine geistige Umnachtung eines Präsidenten begnadigt werden.

Das Abschreckung nicht funktioniert, wissen wir inzwischen alle, ob man es einsieht ist da natürlich wieder eine andere Frage...

Die Nachteile überwiegen natürlich, vom Fehlurteil bis hin zur Frage, ob wir Gott spielen dürfen und Leben nehmen, etc. Klar, dann kommt wieder das Argument: Der hat doch auch wen getötet...
Ja, aber Auge um Auge und Zahn um Zahn macht n Haufen blinder und zahnloser Idioten...

Die Diskussion darüber wird aber bestehen bleiben, bis die Todesstrafe international abgeschafft und wir uns in Grund und Boden geschämt haben, für das, was wir da verzapft haben...

Woher ich das weiß:Hobby – Schon seit Kindesbeinen an politisch aktiv und interessiert

Da die Todesstrafe in einigen Ländern wie z. B. den USA nach wie vor existiert und auch vollstreckt wird, finde ich es durchaus wichtig, dass darüber diskutiert wird. Eben um sich all die guten Gründe, weshalb sie in Deutschland nicht mehr existiert, bewusst zu machen - und somit auch zukünftig nicht auf die dumme Idee zu kommen, sie wieder einführen zu wollen...

Das ist einer meiner Hauptgründe bei Plebisziten kritisch zu sein.

Obwohl das Verhältnis in Deutschland momentan wohl 70% contra und 30% pro ist.

Aber mir ist das Thema so ernst und ich bin so gefestigt darin, dass ich vor 20 Jahren tatsächlich einer Affäre von mir den Laufpass gegeben habe als sie beim Abendessen sagte sie sei für die Todesstrafe.

Das toleriere ich nicht.

Ich habe sie vor die Tür gesetzt egal wie gut sie im Bett war.

Ich habe meine Überzeugungen und Prinzipien die lebenslang feststehen. Und eine davon ist: Keine Todesstrafe!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

GabiUhl115  17.06.2024, 16:13

Vielleicht hättest du mehr verändert, wenn du einerseits Verständnis für sie aufgebracht und ihr andererseits deine anderslautende Ansicht überzeugend vorgelebt hättest.

Es gab mal ein Pro-/Contra-Forum, in dem Gegner der Todesstrafe neu ankommende Befürworter direkt runtergemacht haben, selbst wenn sie sich sachlich äußerten, statt ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Das war in meinen Augen schon taktisch mehr als unklug.

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