Was ist Assimilierung (von Immigranten) für euch?
Hallo!
Diese Frage richtet sich vor allem an Menschen, welche die Meinung vertreten, dass Immigranten dann okay sind, wenn sie sich assimilieren/anpassen.
Für mich als linke Person, die erstmal pro-Einwanderung ist (aufgrund von Fachkräftemangel sowie Einhaltung der Menschenrechte und Achtung der Menschenwürde), stellt sich nun die Frage, woran ihr das festmachen würdet.
Was wäre eure Regelung, damit man assimiliert genug ist? Wäre diese Regelung auch übertragbar, heißt, würde diese Regelung auch auf die meisten Deutschen zutreffen?
An welchen Punkten macht ihr Assimilerung fest? Könnte man eure Regelung klar anwenden, ohne viel Interpretationsspielraun?
7 Antworten
Erst mal: Die Sache mit dem Fachkräftemangel finde ich immer etwas fragwürdig. Wir haben genug Arbeitslose. Sollte man nicht diese Mangelberufe für Quereinsteiger erleichtern und für Neueinsteiger/ Azubis attraktiver machen? Muss man, bei hohen Arbeitslosenzahlen, Fachkräfte aus dem Ausland anwerben, während man die Inländer weiter für erfolglose Jobsuche bezahlt?
Ich unterschiede mal jetzt als Laie nicht zwischen Assimilierung und Integration.
Ziel wäre für mich, dass sich ein Einwanderer in der Öffentlichkeit an die Gesetze und gängigen Regeln hält. Also bzw. nicht im Bikini in den Supermarkt oder ins Café geht, obwohl das wohl gesetzlich nicht verboten ist.
Zu Hause würde ich auch erwarten, dass er sich an die Gesetze hält, also bspw. seine Kinder nicht schlägt, auch, wenn das in seiner Kultur oder seinem Heimatland nicht als so großes Problem wie hierzulande gesehen wird.
Ansonsten kann er aber so leben, wie er möchte. Zu Haues eben auch andere Normen, als die hierzulande üblichen, befolgen - solange dabei keiner leidet. Wer bspw. zu Hause auf dem Boden sitzend mit den Händen essen möchte, kann das tun - im Restaurant sollte er das aber nicht, wenn dort Tische stehen.
Integration oder Assimilation bedeutet mMn nicht Aufgabe des Selbst, der erlernten Normen, aber Anpassung in den Fällen, in denen seine Normen sehr stark von den hiesigen Gesetzen und Normen abweichen. Dabei gibt es immer eine Grauzone bzw. Bereiche, in denen Anpassung nicht nötig ist.
Es ist bspw. völlig egal, was du in deine Lunchbox packst, auch, wenn das stark von den hier üblichen Normen abweicht. Es ist nicht sinnvoll, hierzulande im Ramadan anderen Menschen Essen oder Trinken aus der Hand zu schlagen oder verbal deswegen auf sie loszugehen. Das mag in Ländern, in denen fast jeder im Ramadan fastet, eine gewisse Toleranz haben, hierzulande hat es das noch nicht.
Insofern wäre hier Assimilation, einfach still zu hungern und zu akzeptieren, dass es die überwiegende Mehrheit eben nicht tut und dass das für alle auch okay ist.
Wichtig wäre halt das Befolgen der Gesetze und Normen in der Öffentlichkeit, nicht unbedingt der Traditionen, da kann jeder machen, was er möchte. Das lässt mMn immer noch genug Spielraum für das Ausleben der eigenen Kultur und das eventuelle Befolgen des eigenen Glaubens (je nach Glauben und ob Teile davon mit den herrschenden Gesetzen kollidieren.)
Sag mir, dass du außerhalb von Großstädten lebst, ohne zu sagen, dass du außerhalb von Großstädten lebst.
Also bzw. nicht im Bikini in den Supermarkt oder ins Café geht, obwohl das wohl gesetzlich nicht verboten ist.
xD
Doch, denn es gibt multiple Vermittlungshemnisse. Nicht alle Langzeitarbeotslosen sind Ungelernte.
Darüber habe ich keinen Überblick.
Aber Firmen stellen nunmal keine überschuldeten Alkoholiker ohne Führerschein ein, egal wie gut die fachlich sein mögen.
Danke für die aufschlussreiche, detaillierte Antwort!
Wir haben genug Arbeitslose. Sollte man nicht diese Mangelberufe für Quereinsteiger erleichtern und für Neueinsteiger/ Azubis attraktiver machen?
Problem ist, dass die meisten aktuell Arbeitslosen entweder arbeitsunfähig sind, oder keine Arbeitserlaubnis haben. 5,5 Millionen Menschen sind Bürgergeldempfänger, davon 3,9 Millionen erwerbsfähig. Es gab 2023 226.000 Bürgergeldkürzungen, rund 85% aufgrund von Versäumnis der Meldepflicht. Totalverweigerer gab es 2023 in Deutschland 15.774. Wenn man diese Zahl nun durch die 3,9 Millionen erwerbsfähigen Bürgergeldempfänger kommt, hat man einen Prozentsatz von 0,44%. Heißt, nur 0,44% arbeiten, weil sie nicht wollen, die anderen können oder dürfen nicht.
Ansonsten kann er aber so leben, wie er möchte. Zu Haues eben auch andere Normen, als die hierzulande üblichen, befolgen - solange dabei keiner leidet. Wer bspw. zu Hause auf dem Boden sitzend mit den Händen essen möchte, kann das tun - im Restaurant sollte er das aber nicht, wenn dort Tische stehen.
Hierbei stimme ich zu 100% zu, das sind machbare Forderungen, an die man sich einfach gewöhnen kann.
Zwei Punkte sind da ganz wichtig: Sie heiraten Deutsche, haben mit ihnen Kinder und erziehen diese zumindest teilweise auf Deutsch. Gegen Zweisprachigkeit ist nichts einzuwenden, aber auch zuhause soll Deutsch gesprochen werden, wenn auch nicht ausschließlich.
Und bei muslimischen Migranten geht es nicht im Nikab durch die Stadt zu laufen. Wir sind hier nun einmal nicht in Teheran.
Die einzig bedeutsamen Assimilationsregeln sind die des Gesetzgebers.
Assimilation an Gruppen ist fast immer vorhanden, da es Vertrauen schafft. Das gilt nicht nur für Ausländer in Deutschland, sondern für jeden, der in eine größere Gruppe kommt. Man passt sich z.B. an die Kultur des Unternehmens an, in dem man arbeitet. Wenn man in eine neue Freundesgruppe kommt, passt man sich dieser meist an. Auch in Vereinen muss man sich in der Regel anpassen. Das sind ganz normale Vorgänge.
Für Ausländer würde ich folgende Dinge vorschlagen. Das würde die Akzeptanz stark erhöhen.
1. Sprache
2. Akzeptieren des Grundgesetzes und anderer Gesetze
3. Job oder Ausbildung haben
4. Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben z.B. zu Festen gehen, Teilnahme an Vereinen
5. Mehrheitlich deutsches soziales Umfeld haben
6 Traditionen annehmen. Sowohl regionale als auch Landesweite.
7. Verhaltensweisen annehmen
Je mehr von diesen Dingen umgesetzt werden, desto eher ist man assimiliert.
Man sieht auch bei Deutschen, die diese Dinge nicht machen, dass sie von der Gesellschaft ausgegrenzt werden.
Danke für die gute und respektvolle Antwort! Ich denke dass deine Stichpunkte definitiv zur Assimilierung beitragen, und gut umsetzbar sind!
Um konfliktarm zusammenleben zu können, braucht man ein paar Regeln.
Fachkräfte wären halt nicht arbeitslos....!