Was bedeutet für euch artgerechte Pferdehaltung?


10.07.2023, 15:35

Artgerechte Pferdehaltung ist ja ein häufig umstrittenes Thema, da es jeder anders sieht. Leider gibt es immer noch viele viele Ställe, die überhaupt nicht artgerecht sind.

15 Antworten

Also für mich bedeutet eine artgerechte Haltung von Pferden,

Erstens: Boxen groß und sauber, der Stall im allgemeinen sollte sauber und hell genug sein und das die Luft frisch ist.

Zweitens: sozialkontakt sowohl auf der Weide als auch im Stall.

Drittens: mindestens jeden Tag ein paar Stunden auf die Weide wo die Pferde sich untereinander gut verstehen.

Drittens: gutes Futter ( in artgerechter Fütterung kenne ich mich nicht so gut aus).

Viertens: regelmäßige Fellpflege, zum Beispiel Putzen und das hin und wieder der Tierarzt drüber schaut.

Gild jetzt nicht unbedingt für jedes Pferd. Natürlich gibt es noch bessere Haltungsformen aber für mich sind das die Mindeststandards was eine artgerechte Haltung sein sollte.

Alle Haltungsformen, die derzeit nach dem Empfehlungen der Expertenkommission gestattet sind, sind erstmal "artgemäß", "artgerecht".

Boxenhaltung ist davon die schlechteste aller erlaubten Haltungsformen.

Nicht wesentlich besser, sind nicht zertifizierte Offenstallkonzepte.

Gute Offenstallkonzepte, nach oder über zertifizierte Konzepte, sind schon ein deutlicher Qualitätsgewinn.

Unübertroffen sind die Aktivstallformen, des Offenstalles.

In keinem Stall eine Heugabe 24/7, sondern Portionsweise mit möglichst geringen Fresspausen, jedoch kein Dauerstaubsauger.

Weidemischungen mit angepassten Saatgut, dem allgemeinen Rassebild entsprechend, was überwiegend dort versorgt wird.

Gute und umfangreiche, Weide-. und Wegepflegemaßnahmen.

Zaunbau nach allen Regeln der Kunst, in der Umgebung angepasster Form und dem Rassebild entsprechend.

Gruppen und Herdenstrukturen, mit einem maximalmaß an Stabilität. Wenig oder keinen Kontakt der Eigentümer zu den Pferden in der Herdenstruktur, dieses überwiegend durch das Stallpersonal zu gewährleisten.

Eingliederung der Neuzugänge ohne Pferdeeigner und den Warmduschern unter den Einstallern.

Gesichertes Versorgungskonzept im Stall:

  • Hufschmied
  • Tierarzt und tierärztliches Fachpersonal
  • Pferde und landwirtschaftliches Fachpersonal
  • Futter und "Rittmeister"
  • Sattler

Rund um die Uhr zeitnah verfügbar, mindestens Fachkräfte (Personen mit mindestens 6 Jahren hauptberuflicher Erfahrung in der Pferdehaltung, bei Fachbetrieben) rund um die Uhr vor Ort, bei Bedarf ergänzt durch Meister/Techniker oder andere Personen mit erweiterter Fachkompetenz.

Personal, mit mindestens tarifvertraglichen Bedingungen.

Nottötungskonzept, was innerhalb von 10 min nach Ereignis greift.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

Licht, Bewegung, durchdachtes Futterkonzept und Sozialkontakte.

Ich bin ein Freund von getrennten Herden, ich bevorzuge 24/7 Heu (gibts bei uns aktuell auch nur im Winter), mehrere verschiedene Böden, befestigte Futterplätze, Bewegungsanreize.

Für mich kommen jegliche Boxenställe nicht mehr in Frage. Zu wenig Bewegung - wenn ich sehe, wie sich meiner entwickelt hat mit Offenställen, nein, den möchte ich nicht mehr in eine Box einsperren.

Aber Offenstall ist auch nicht gleich Offenstall. Nicht jedes Matschloch hat den Namen verdient. Den Rest muss man individuell betrachten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Keks37  10.07.2023, 16:25

Das Beste, was man seinem Pferd bieten kann🥰

2
  • Viel, viel, viel Bewegung inkl. Bewegungsanreize, weil Pferde auch nicht extra laufen, wenn Raufutter, Wasser, Liegefläche, Spiel-Untergrund etc. alles direkt beisammen liegt. In guten Ställen laufen sie 16 bis 20 km ohne Koppelgang, in schlechten 2.
  • Fütterung verteilt über mindestens 16 Stunden, d. h. in 16 von 24 Stunden wird gekaut. Die Pausen nicht länger als 4 Stunden. Pausen müssen bei den meisten Pferden sein, weil sie von solch karger Steppe leben könnten, wie es hier nicht gibt. Aber die eben gut verteilen.
  • Pferde können selbst wählen, mit welchen anderen Pferden sie zusammenleben wollen. Dazu muss die Herde so groß sein, dass sich Familien bilden können.
  • Befestigte Böden, auf denen oberflächlich kein Wasser stehen bleibt. Unterschiedliche Böden, auch die ein oder andere Neigung. Flächen/Laufwege so, dass sie ganzjährig auch mal galoppieren können.
  • Unterstand = Dach, maximal drei Seiten geschlossen, sodass gute Durchlüftung und gute Weitsicht für die Pferde möglich. Sie sind keine Höhlenbewohner. In Höhlen jeglicher Art leiden in der Regel die Atemwege.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Artgerecht heißt für mich: "Der Art (des Tieres) gerecht werdend gehalten".

Die Art des Tieres: Pferd
Seine "Eigenarten": Dauerfresser, Bodenfresser, immer in konstanter Bewegung, groß, 4 Hufe, nicht immer die hellste Kerze auf der Torte, kann mal rennen, wälzen, springen, sozial, etc.

Diese Grundbedürfnisse erfülle ich an meinem Stall:
Platz. Nichts ist wichtiger in der Pferdehaltung, als genug Platz. Pferde wollen sich den lieben langen Tag fressend fortbewegen, langsam, genüsslich und dafür braucht es Platz. Paddocks müssen bei Mistwetter halbwegs matschfrei sein, bei Sonne brauchen die Tiere Schattenquellen. Zäune sind stabil gestaltet und erfüllen die gesetzlichen Auflagen. Die Tiere können zusammen laufen, oder jeder geht seiner Wege.

Heu. Gutes Heu ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch besseres Heu. Meinen Pferden steht 24/7 der Zugang zu bestem Bio-Heu frei. Lose, nicht aus Netzen, sie sauen nicht rum und sind nicht übergewichtig, eher das Gegenteil ist der Fall, sie fressen und nehmen nicht zu ;)
Vollblüter halt...
Mein Heu ist staubarm und gewaschen, da ich einen Asthmatiker besitze. Stroh gibt es deswegen nicht.
Ich habe drei Heuraufen/ Heustationen, sodass jedes Pferd ausweichen kann, wenn es mal Knatsch gibt.

Wasser. Frisches Wasser, dauerhaft frei zugänglich, Sommer wie Winter, ein Grundbedürfnis! Ich nutze auf der Koppel einen kleinen Bach, am Paddock stehen IBC Container und Wasserbottiche zur Verfügung, werden wöchentlich gereinigt.

Unterstand. Wind und Wetter finden auch Pferde so semi, deswegen gibt es bei mir auf der Koppel einen Waldrand, der Weg zum Paddock ist immer offen, auf dem Paddock stehen mehrere große Bäume und 3 Weidezelte, von klein bis groß. Eingestreut mit Waldboden, täglich 2x abgemistet, eines mit Lamellenvorhang. Egal ob Hitze oder Schneesturm, die Tiere können geschützt stehen oder schlafen.

Herde. Ein so hochsoziales Tier wie das Pferd darf man rein gesetzlich schon gar nicht alleine halten, deswegen Minimum 2, hier sind es aber inzwischen 4 ;)
EIn schönes, harmonisches Grüppchen zum spielen und kraulen, gemeinsam dösen und fressen.

Koppel. Der Zugang zur Koppel ist bei mir immer offen, Wiese ist das Beste im Sommer (sofern die Tiere es vertragen), spart mir auch eine Menge Heu.

Meine Pferde sind 24/7 draußen, egal welches Wetter, sie leben in einer Herde und fetzen über die Koppeln, darunter ist auch ein aktives Sportpferd und ein möglicherweise zukünftiges Sportpferd, auch die dürfen einfach Pferd sein, sich dreckig machen und ja, dann hat mal einer ein dickes Bein, dafür war das buckeln auf der Koppel aber auch einfach zu verlockend ;)

Ein paar Extras gibt es natürlich auch ;)
Habe eine Kratzstation mit div. Bürsten und Besenteilen an einen Baum gespaxt, eine Sandgrube zum Wälzen gibt es auch, tiefere Stelle im Bach ist begehbar zum Planschen, Insektenfallen für Stechmücken, Lecksteinbar...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse