Was muss man für ein eigenes Pferd können?

5 Antworten

Man muss die Zeit entbehren können. Das gesunde Pferd kann man so unterbringen, dass es einen fast nicht braucht. Wenn es Licht, Luft, rund um die Uhr freie Bewegung mit genug Bewegungsanreizen, andere Pferde, Futter und Wasser hat, sind die Bedingungen dafür schon gegeben. Aber wenn es krank ist, kann man Medikamentengaben, stundenlanges Führen auf harten Böden, Verbände wechseln oder ähnliches, nicht einfach auf andere abwälzen. Auch Dienstleister müssen erst mal die Kapazitäten dafür haben.

Man muss das Geld wirklich entbehren können. Wie geht es Deinen Eltern damit, monatlich für das gesunde Pferd um die 1.000 Euro abdrücken zu müssen und wenn es krank ist, vielleicht mehrmals pro Woche 150 Euro, bis der Tierarzt überhaupt am Stall ankommt PLUS noch alle Behandlungskosten? Wie geht es ihnen damit, das Geld nicht für Abbezahlen von Haus oder Wohnung verwenden zu können, das Geld nicht für die Altersvorsorge ansparen zu können, nicht für Urlaube oder sonst für irgendwas verwenden zu können, was für die ganze Familie und nicht nur für eine Person aus der Familie interessant wäre?

Man muss großes Wissen haben in Haltung und Fütterung, denn das erste, was man entscheidet, ist, in welchen Stall man das Pferd stellt. Kommt man dort an, wird man gefragt, was gefüttert werden soll. Zack. Nächste Entscheidung, die Wissen verlangt. In unserer Vollkaskomentalität bzw. mit unserem Rechtsschutzgehabe, wo immer andere schuld sind, wenn irgendwas nicht stimmt, lehnen sich viele Stallbetreiber nicht mehr aus dem Fenster, etwas zu raten, sondern denken sich ihren Teil und füttern genau so, wie es der Mensch möchte. Rat bekommt man nur noch dort, wo man sich über juristisch genau ausgeknobelte Verträge halbwegs Sicherheit geben lässt.

Man muss wissen, wie man ein Pferd hinsichtlich Umgang ausbildet. Wer das nicht kann, kann es in der Regel nicht erhalten, kauft sich ein "braves" Pferd und wundert sich, wenn es an der Hand steigt, wenn man es zum Putzplatz führt, nur weil man nie gelernt hat, dem Pferd die nötige Sicherheit zu geben. Erhalten ist zwar etwas leichter als Herstellen der Sicherheit, aber lieber hat man in seinen Kenntnissen etwas Puffer als irgendwann einen Unfall - eventuell sogar einen, an dem Dritte beteiligt sind.

Man muss Dienstleister beurteilen können, dafür eben fundierte Kennnisse in der Anpassung von Ausrüstung, in der Beurteilung von Hufen und der Arbeit der Hufbearbeiter haben, auch so weitreichende reiterliche Kenntnisse, dass man die Entscheidung für den richtigen Trainer treffen kann, braucht man.

Ich hatte in der Jugend und auch später im Erwachsenenleben wirklich viele und gute Möglichkeiten, mich teilweise alleinverantwortlich um Pferde zu kümmern. Es begann, als ich 6 Jahre alt war mit erster Hinführung, dann ab 8 Jahren Reitunterricht, wobei ein großes Augenmerk auf auch "krankengymnastische" Arbeit gelegt wurde. Wenn unser Schulpferd unpässlich war, fiel unser Unterricht nicht aus, sondern wir lernten, mit der Unpässlichkeit umzugehen, vom Tierarzt angeordnete Behandlungen durchzuführen und dem Pferd gymnastisch zu helfen, schneller wieder aus der Situation zu kommen.

Mit 33 Jahren, nach 27 Jahren sehr guter Ausbildung kaufte ich erstmals ein eigenes Pferd - und merkte direkt, was ich alles zu diesem Zeitpunkt nicht konnte. Zum Beispiel "verbrauchte" ich 2,5 Jahre lang viele Hufschmiede (insbesondere auch die Ausbilder der Hufschmiede, die hier die Lehre halten, also durchaus ein bisschen was können sollten), vergoss viele Tränen, weil mir spätestens 2 bis 3 Wochen nach jedem einzelnen Huftermin zum Einschläfern geraten wurde von Tierärzten und Hufschmieden, weil das Pferd sich die Eisen samt Hufwand runter riss und jeder meinte, so kann man es nicht lassen, also wurde wieder Horn hin modelliert und in Verbände gepackt, wenn wieder genug hin modelliert war, wieder beschlagen ... dann lernte ich eine Huforthopädin kennen (gleiche Ausbildung wie Punkgirl512 hier): eine einzige Bearbeitung von ihr und der gute Tipp, bitte jeden einzelnen Tag zusätzlich zum Leben auf viel Betonpflaster noch eine Stunde auf Asphalt zu gehen, damit der Abrieb das Wachstum ankurbelt und der Wallach lebte noch 11 Jahre ohne jemals wieder auch nur den Hauch eines Hufproblems zu haben. Ich wusste es nicht besser. Die Tierärzte wussten es auch nicht besser, so viel kommt in deren Ausbildung nicht vor. Ich konnte nicht anders entscheiden, bevor mir die Lösung bekannt war. Aber es quält einen. Und so kann es mit ganz vielem gehen. Auch dafür muss man stabil sein, sich in der größten Sorge noch weiterzubilden. Neben dem ganz normalen Alltag.

Hi Stamian123, 

Ich kann deinen Wunsch nach einem eigenen Pferd/Pony sehr gut nachvollziehen, ich habe/hatte in meiner Teenagerzeit auch Pferde gehabt. Keiner hier möchte dir ein Pferd oder dein Reiterliches Können schlecht reden, aber es gibt so unglaublich viel, was du nicht bedacht hast. 

Erstmal kostet ein Pferd unglaublich viel. Und zwar IMMER viel mehr, als man glaubt. Je nachdem wo du wohnst, kostet ein gesundes Pferd je nach Stall zwischen 400 und 1000 Euro. Betonung auf Gesund. Sobald es mal hustet, sich ein Eisen abtritt, Spezialbeschlag braucht, Mauke, Strahlfäule, Einschüsse usw sich zuzieht, explodieren die Kosten. Tierarztkosten liegen schnell mal im vierstelligen Bereich. Für meine zwei bezahl ich im Monat zwischen 950 und 2100 Euro, wenn sie gesund sind. Inzwischen können sich normale Menschen kaum noch Pferde kaufen, weil man wirklich 1000 Euro im Monat übrig haben muss, zusätzlich zu Rücklagen für Tierarztbesuche. Sind deine Eltern darüber im Bilde, jährlich gut und gerne mal 20.000 Euro für dein Hobby auszugeben?

Ich bin mir sicher du Reitest gut und du scheinst auch talentiert zu sein, aber trotzdem wirst du extrem viel Unterstützung von allen Seiten brauchen. Du wirst sehr viel Unterricht benötigen bis du in der Lage bist ein Pferd selbstständig gymnastizierend zu reiten und selbst dann nimmt ein guter Reiter Unterricht. Außerdem wird dein Pferd wahrscheinlich Beritt brauchen. Beides kostet wieder extra Geld. 

Das Pferd braucht passendes Zubehör, passenden Beschlag, Einstreu, Stall, Tierarzt. Um ein Pferd bestmöglich versorgt zu haben, musst du ein unglaubliches Wissen und viel Erfahrung haben. Das ist etwas, womit viele Erwachsene Reiter schon Schwierigkeiten haben. Es ist natürlich super, dass du schon Erfahrungen sammelst, aber es wird nicht reichen.

Dein Pferd wird extrem viel Zeit brauchen. Sei froh, wenn du "nur" mal drei Stunden am Stall bist, wenn es verletzt ist, umgedeckt werden muss oder spezielle Medikamente braucht, muss man mehrfach täglich hin. In der Zeit, in der du in der Schule sitzt. 

Du bist jetzt vierzehn Jahre alt. Je nachdem wirst du noch mindestens 4 Jahre zur Schule gehen, die immer länger dauern wird und wo man immer mehr lernen muss. Es wird Zeiten geben, da nervt dich dein Pferd einfach. Du wirst irgendwann einen Freund haben, Freundesgruppen, vielleicht gehst du auf Partys oder ihr wart über Wochenenden in den Urlaub. Gerade mit Pferdeunerfahrenen Eltern eine Katastrophe. 

Ich kenne diese „Berechnungen“ zum Geld, Zeitmanagement, Pferdesuche und Einkäufen fürs Pferd von Leuten, die unbedingt ein Pferd wollen. Es wird nicht aufgehen.

Alles in allem würde ich warten. Am besten bis nach dem Studium. Mit nicht pferdeerfahrenen Eltern ist das in deinem Alter einfach ein unbezahlbares Unterfangen, denn alles wird teurer, weil du immer Hilfe brauchen wirst. Konzentriere dich auf RBs, nimm Reitunterricht, verbringe viel Zeit mit Pferden und lerne viel, dann kannst du dir in ein paar Jahren ein Pferd kaufen und dich wirklich gut um es kümmern.

Liebe Grüße calvari

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 3 Pferde im eigenen Besitz

Stamian123 
Beitragsersteller
 02.09.2024, 19:27

Hey danke das du dir die Zeit genommen hast so nett zu antworten ich werde das bedenken

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Wie du bereits gesagt hast kommt es weniger auf das reiterliche Können sondern auf das allgemeine Wissen an.

Und nein, ich denke nicht dass du schon bereit bist.

Als Pferdebesitzer ist es DEINE Verantwortung dass es dem Pferd gut geht, wie willst du das sicherstellen wenn du nicht beurteilen kannst wie ein korrekt bearbeiteter Huf aussieht, ob dein Pferd irgendwo Schmerzen hat, ob dein Pferd das richtige Futter bekommt, ob deinem Pferd die Ausrüstung richtig passt, und und und...

Mal ganz abgesehen davon dass du immer abhängig von deinen Eltern bist & selbst wenn du das nötige Wissen hättest, du deinen Eltern dann erstmal verklickern darfst dass du dein Pferd teuer in die Klinik stellen musst nur weil es ein wenig schwitzt (Beispiel). Vielleicht sehen diese nicht ein mehr als einmal (oder überhaupt) einen Sattler zu bezahlen, vielleicht sehen Sie es nicht ein einen teuren Hufbearbeiter zu bezahlen wenn es einen anderen gibt der seine Dienste günstiger anbietet.

Da würde man schon eher an eine Reitbeteiligung denken & selbst da wirst du Schwierigkeiten haben, einfach weil du noch viel zu wenig Erfahrung hast.

Woher ich das weiß:Hobby

Pflichtbewusstsein Zuverlässigkeit . Dein Pferd braucht dich 365 Tage im Jahr. Vom Geld wollen wir garnicht erst reden.