Warum gibt es in Deutschland keine Frührente für Nachtschichtarbeiter?
Ich arbeite in einem großen DAX-Konzern und leiste regelmäßig wie jetzt Nachtschichten.
Ohne meinen Beitrag würde die deutsche Wirtschaft auch nachts stillstehen. Da Nachtarbeit oft gesundheitliche Belastungen mit sich bringt und wir Nachtschichtler möglicherweise eine kürzere Lebenserwartung haben, frage ich mich, warum es keine Regelung für eine frühere Rente für uns gibt. Sollte der Staat nicht eine besondere Verantwortung für die Gesundheit von Nachtschichtarbeitern übernehmen?
8 Antworten
Es gibt die Erwerbsmindrungsrente für alle, deren Restleistungevermögen unter 6 Std. (Teilrente) bzw. unter 3 Std. täglich (Vollrente) liegt.
Dabei kommt es nicht darauf an, ob man in Schichten gearbeitet hat, als Maurer oder Bürokraft - allein entscheidend ist der Gesundheitszustand.
Wer in Nachtschichten arbeitet, hat sich dafür entschieden und bekommt auch eine zusätzliche Vergütung. Es gibt zahlreiche andere Tätigkeiten, in denen man auch ohne Nachtschicht überdurchschnittlich belastet wird.
Wie willst du begründen, dass du eine frühere Rente nur von den Nachtschichten abhängig machst und wie willst du den früheren Einstieg berechnen, wenn jemand nur zeitweilig Nachtschichten macht?
Dein Vorschlag ist völlig unsinnig.
Hallo,
ich bin Wechselschichtarbeiter und das ist noch viel schwerer für den Körper durchzuhalten. Die Nachtschicht- und Wechselschichtzulagen führen dazu, dass ich jetzt gut über die Runden komme, doch die zählen nicht für die Rente. Das wird bei dir ebenso sein. Das empfinde ich als noch viel schlimmer und Privatvorsorge funktioniert nicht, wie erwartet. Alle vier Rentenversicherungsträger waren mindestens einmal Insolvent und die Bedingungen hatten sich danach verschlechtert. Eine fünfte hat wegen untragbarer Leistungen sogar einfach den Vertrag gekündigt (zum Glück die Versicherung mit dem geringsten Geld) und will nun einen kleinen Beitrag davon einfach auszahlen.
Ich merke, dass ich nun an den Grenzen meiner Arbeitsleistung geraten bin und habe mich beim BfA beraten lassen. Mir fehlen Arbeitsjahre für eine Frühberentung. Die habe ich zum 1. April erreicht. Dann werde ich mit 7% Abzügen in Rente gehen. Ich bin dann schon 65 Jahre alt und schaffe körperlich und psychisch die Aufgaben kaum noch. Da sollte tatsächlich etwas geregelt werden, vor allem weil Freunde die als Beamte sogar jünger sind schon in den Ruhestand ohne Abzüge gehen durfen und deren Job ist definitiv nicht schwerer als meiner gewesen.
Genau private Vorsorge ist reines Glücksspiel, daher hatte ich vier damals große private Rentenversicherungsträger gewählt. 30 Jahre in die Zukunft ist eben eine lange Zeit. Meine 30 Jahre, immer in der gleichen Firma hatte ich letztes Jahr, doch um das Minus auszugleichen muss ich immer noch arbeiten. Die fünfte Vorsorge war vom Arbeitgeben, nachdem die Änderung kam, dass privat vorgesorgt werden muss und dazu der Arbeitgeber seinen Teil beiträgt. Das ging wie gesagt ganz nach hinten los. Private Versicherungen wollen in erster Linie Gewinn machen und wenn die Boomer in Rente gehen, dann ist es mit den Gewinn vorbei. Das scheint dementsprechend ganz schlecht zu funktionieren.
Da hast du aber wirklich Pech gehabt.
Ich bin bereits im Ruhestand, bekomme nach 47 Arbeitsjahren die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte. Meine Direktversicherung hat sich richtig gelohnt, weil ich sie noch steuerfrei raus bekam. Außerdem lebe ich im eigenen Haus und habe noch andere Einnahmequellen. Allein mit der gesetzlichen Rente könnte ich meinen Lebensstandard nicht halten.
Gegenfrage: Warum sollten Nachschichtarbeiter einen Vorteil gegenüber anderen arbeitenden Menschen in Form einer Frührente bekommen?
Ich sehe da keinen Grund, der dafür spricht.
- wird niemand gezwungen, Nachtschicht zu arbeiten bzw. jeder hat das Recht, sich einen anderen Job zu suchen
- gibt es viele andere Arbeitszeitmodelle, die noch schädlicher sind als Nachtschichten... beispielsweise Wechselschichten im 3-Schicht-System. Natürlich sind Nachtschichten entgegen des normalen Rhythmusses - im 3-Schicht-System hat der Körper zudem aber noch mit einem ständig wechselnden Tagesablauf zu tun, während er bei einer festen Schicht die Möglichkeit hat, sich zu gewöhnen
- wird die Schichtarbeit - und gerade die Nachtschichtarbeit, entsprechend mit Zuschlägen "belohnt", um eben solche Nachteile auszugleichen. Wer Nachtschicht arbeitet, der tut das also in erster Linie des Geldes wegen und nicht, weil er das Land voranbrigen möchte.
- hat die Schichtarbeit auch Vorteile: Man macht in der Regel keine Übestunden, weil die nächste Schicht übernimmt. Dem entgegen gibt es beispielsweise Bürojobs, bei denen man die Hälfte der eigentlichen Arbeitszeit nochmal obendrauf arbeitet. Und nicht immer wird das durch Freizeit oder Gehalt ausgeglichen... vor allem nicht in Führungspositionen. Oder schau Dir Selbstständige, insbesondere Landwirte an: Die arbeiten quasi 24/7/365 und würden sich über 60 Stunden-Wochen freuen.
- Andere Beufe erforden extreme köperliche Anstrengungen, verursachen extremen physischen oder psychischen Stress oder bringen potenziell große Gefahren mit sich (Sprengmeister, Feuerwehrleute, ...). Oder schau Dir Asphaltkolonnen im Sommer an: Körperliche Arbeit bei 40°C von oben und 200 °C von unten...
Ergo: Jeder Beruf bietet sowohl Vor- als auch Nachteile, die berücksichtigt werden müssten. Da jetzt irgendwem Vorteile vor anderen zu gewähren, ist nicht sinnvoll.
Sollte der Staat nicht eine besondere Verantwortung für die Gesundheit von Nachtschichtarbeitern übernehmen?
Nein, sollte er nicht. Wenn, dann sollte der jeweilige Arbeitgeber diese Verantwortung übernehmen, denn der verdient schließlich auch daran.
Typische Ausreden. Genug Geld da für sinnlose Aktionen, aber den Menschen seine Frührente nicht geben wollen - echt nicht fair. Was bringt das "Mehrgeld" wenn man mit 60 stirbt? Also seine einbezahlten Rentenbeiträge kann er garnicht in Anspruch nehmen - und das soll fair sein?
Nö. Keine Ausreden. Nur die Wahrheit...
Was bringt das "Mehrgeld" wenn man mit 60 stirbt? Also seine einbezahlten Rentenbeiträge kann er garnicht in Anspruch nehmen - und das soll fair sein?
Es wid niemand gezwungen, sein Leben lang im Schichtdienst zu arbeiten! Diejenigen, die das tun, die tun dies, weil sie es wollen. Weil sie das Geld mit den Zuschlägen gene nehmen, weil es ihnen familiär gut passt oder warum auch immer.
Und ja: Auch ich habe einige Jahre lang im 3-Schicht-System gearbeitet - und mich am Ende des Monats über das Geld auf dem Konto gefreut. Und habe es beendet als ich der Meinung war, dass es Zeit dafür wäre. Heute arbeite ich von 8 bis 17 Uhr - ohne Zuschläge. Denn wie Du gesagt hast: Was bringt Dir das "Mehrgeld", wenn Du mit 60 ins Gras beist? Richtig: Nichts. Und deshalb habe ich eben nach ein paar "fetten Jahren" die Schichtarbeit beendet.
Ich würde aber niemals erwarten, dafür früher in Rente gehen zu dürfen. Lieber gehe ich normal in Rente und lebe etwas länger...
Warum gibt es in Deutschland keine Frührente für Nachtschichtarbeiter?
Warum bekommen Menschen mit besonders viel Haarwuchs keine Subvention auf den Kauf von Rasieren? Das ist wohl ein sehr spezifisches Problem... Ja es gibt staatlich Bonbons für teilweise absurde Fälle, aber diese gehören abgeschafft und nicht noch ausgebaut. Warum jetzt gerade bei deinem speziellen Problem kein an euch gedacht hat, wird dir hier wohl niemand sagen können.
Sollte der Staat nicht eine besondere Verantwortung für die Gesundheit von Nachtschichtarbeitern übernehmen?
Soll Papastaat dich auch noch füttern und dir erzählen, wann du in Bett zu gehen hast? Du solltest Verantwortung für deine Gesundheit übernehmen. Wenn du der Meinung bist, deine Gesundheit gegen Nachtzuschläge zu tauschen, dann ist das dein gutes Recht. Da sollte der Staat weder intervenieren, noch der artiges Verhalten subventionieren.
Du kannst dich ja für dich selber entscheiden, dein zusätzlich verdientes Geld zu investieren, um dir damit eine frühere Rente zu ermöglichen.
Ich gebe dir da Recht.
Solange es leute gibt die Nachtschichten finanziell lukrativ machen wird weiter geschuftet.
Die Folgen hast du dann je nach Typ ab 50 aufwärts und meist ist es zu spät bemerkbar.
Kurzum: Ja sollte es
Du hast demnach bis jetzt noch nicht einmal 35 Arbeitsjahre geschafft. Andernfalls hättest du die Altersente für langjährig Versicherte schon mit 63 Jahren in Anspruch nehmen können und nicht erst mit 65 Jahren. Nun fehlen dir diese Jahre bei der Wartezeit.
Bei der privaten Vorsorge hast du zudem leider auf die falschen Pferde gesetzt. Mit „Rentenversicherungsträger“ meinst du sicher private Versicherungen.