Warum genau greift die Ukraine Kursk in Russland an und nicht die besetzten Gebiete?

13 Antworten

Darüber spekulieren gerade eine Menge Leute. Die Theorien bislang:

  • Entlastung der Front (scheint bedingt zu funktionieren, Russland hat Truppenteile von dort abgezogen)
  • Pure Propaganda um den westlichen Support nicht zu verlieren. Getreu dem Motto "Seht her was wir können. Stellt euch vor was wir könnten, wenn wir hätten und dürften"
  • Die Front nach Russland hinein verlängern um bei eventuellen Verhandlungen nicht mit leeren Händen dazustehen. Schließlich war es Larow, der da sagte im Rahmen möglicher Verhandlungen muss man die Realitäten am Boden anerkennen.
  • Flugplätze in Grenznähe unbrauchbar machen, die ersten wurden ja bereits "unbrauchbar" gemacht
  • Den russischen Zivilisten, die ihren Präsidenten ja so vorbehaltlos unterstützen, zeigen was "Krieg" bedeutet
  • In einem Husarenstück das Kursker AKW einnehmen um, sofern es zu einem Zwischenfall im ukrainischen AKW kommt, ebenfalls einen Zwischenfall auslösen zu können. Denn wenn das ukrainische Ding hochgeht, ist es für die Ukraine ohnehin egal. Eher unwahrscheinlich, denn dann müssten sie den ganzen Weg bis zum AKW einen Korridor offen halten. Evlt. sprengen sie es einfach gleich.
  • Die Träumer vermuten, sie möchten Richtung Moskau marschieren. Sie müssten "nur noch" 350km weit vorstoßen, dann wäre der Kreml in Reichweite der ATACMS.
  • Kriegsgefangene machen (sind ja nur Wehrpflichtige dort, die kampferprobten Einheiten gegenüberstehen) um Tauschmaterial zu haben.
  • Irgendwas anderes, an das wir alle nicht gedacht haben

Welche Pläne und Absichten die ukrainische Führung verfolgt weiß man nicht, da sie sich schlauerweise ziemlich bedeckt hält. Das fängt schon mal damit an, dass sie diese Offensive nicht wie im letzten Sommer groß angekündigt haben, sondern für alle völlig überraschen zugeschlagen haben und in 3 Tagen mehr Gelände erobert haben als die Russen in 3 Monaten.

Was man aber bisher feststellen kann:

  • es ist zweifelos eine ziemlich riskante Aktion, wobei allerdings schon viele Kriege durch riskante Husarenstücke entschieden wurden.
  • in den russichen Gebieten bricht das militärische und zivile Chaos aus
  • die Ukraine hat das Gesetz des Handelsn zurückgewonnen., Nun muss Russland auf das reagieren, was die Ukraine an Aktionen vorgibt
  • Die russischen Angriffe auf Sumy und Charkiw haben bereits stark nachgelassen
  • die Ukraine hat Putin in eine sehr schwierige Lage gebracht. Der steht als schwach und unfähiug dam der die eigene Bevölkerung nicht schützen kann. Das versucht er zwar abzuwehren, indem er gestern im fernsehen öffentlich die zuständigen Gouverneure abgekanzelt und ihnen die Schuld zugeschoben hat, aber ob das in der Bevölkerung verfängt, ist fraglich
  • sogar im russischen Staatsfernsehen wird der Kreml angesichts der neuen Lage der Lüge beschuldigt
  • die Ukraine baut bereits Befestigungen und Gräben an der neuen Frontlinie und kann damit die Russen dazu zwingen, das Gebioet unter größten Verlustenzurückzugewinnen und dabei die eigenen Städte und Siedlungen zu zerstören.
  • die sowieso ziemlich unfähigen russischen Behörden haben nun ein großes Problem mit einer landesinternen Flüchtlingswelle zu bewältigen

Grautvornix  13.08.2024, 18:04
sogar im russischen Staatsfernsehen wird der Kreml angesichts der neuen Lage der Lüge beschuldigt

Hab ich noch nicht gesehen, hast du da mal einen Link?

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Hamburger02  13.08.2024, 18:13
@Grautvornix

Das war vorgestern in der Sendung "60 Minuten" mit der Kremlpropagandistin Olga Skabejewa. Die hat festgestellt, dass laut Verteidigungsministerium nur 1000 Ukrainer eingedrungen sind und man habe die Lage unter Kontrolle. Aus dem Kreml hieß es, man habe bereits über 1000 eingedrungene Ukrainer getötet. Da entlarvte sie die Lüge, indem sie fragte, wer denn dann da eigentlich noch weiter vordringt?

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Russland hat sich überall in den besetzten Gebieten eingegraben; solche befestigten Stellungen anzugreifen kostet immer viele Menschenleben und Material. Und mit Menschen muss die Ukraine besser haushalten als Russland.

Russlands Kriegsstrategie ist mit Harakiriangriffen bis zu Städten vorzurücken und die erst einmal nach allen Regeln der Kunst zu zerschießen, mit Artillerie und Gleitbomben.

Die Ukraine hat jetzt das erste Mal die Front auf russisches Gebiet verlegt und in Windeseile eine Fläche erobert, für die Russland viele Monate braucht. Jetzt ist Russland gezwungen, Einheiten aus der Ukraine auf eigenes Gebiet zu verlegen. Um das eigene Gebiet zurückzuerobern müssen sie jetzt eigene Städte und Dörfer einäschern. Und sie müssen jetzt eigene Flüchtlinge unterbringen.

Bisher hat die Ukraine solche Aktionen vermieden; vielleicht gerade um zu vermeiden, dass es in der russischen Bevölkerung eine erhöhtee Bereitschaft gibt, sich für den Krieg zu melden. In einer russischen Propagandasendung sagte jemand, jetzt würden sich täglich allein in Moskau 100 Freiwillige melden. Solche Angaben sind natürlich zweifelhaft, aber es kann gut sein, dass der Angriff der Ukraine Russland hilft, Freiwilligee zu gewinnen. Andererseits wäre es dann auch nciht verkehrt, wenn Moskowiter an die Front kämen, die sind dort nämlich eine Seltenheit. Gegen die ukrainischen Stellungen rennen vorwiegend Angehörige der "Hilfsvölker", Leute aus armen Regionen und Legionäre aus anderen Ländern an; Leute aus Moskau und St. Petersburg findet man da kaum. Das sind die Städte, in denen vielleicht am ehesten was durch Proteste und Politisierung bewegt werden könnte, wenn die Leute erfahren, was in dieser "Spezialoperation" passiert.

Um siegen zu können, ist es zwingend notwendig das Kriegsgeschehen so umfangreich wie irgendmöglich auf das Territorium des Aggressors zu verlagern. Nur so besteht die Möglichkeit, die Kriegskosten des Aggressors in Höhen zu treiben, die eine Fortführung des Krieges unmöglich machen. Bisher ist der Krieg für Russland viel zu billig.

Für Putin kommt es innenpolitisch nicht besonders gut, wenn das russische Militär jetzt beginnt, russische Zivilisten in Russland zu bombardieren von russischen Dörfern und Städten nur verbrannte Erde übrig zu lassen.

Salue

Es geht darum die initiative des Handelns wieder zu gewinnen. Bisher haben die Russen bestimmt wo sie angreifen und die Ukraine mussten sich dann gegen überlegene Kräfte verteidigen.

Nun ist die Sache umgekehrt. Die Ukrainer bestimmen wo gekämpft wird und die Russen müssen Truppen anderorts abziehen und an den neuen Kriegsschauplatz verschieben. Das entlastet die Ukrainer an den bisherigen Angriffsplätzen.

Die Russen waren und sind absolut unfähig Truppen geordnet an einen neuen Platz zu verschieben. Sie blockieren sich selber durch Staus, der Nachschub klappt nicht und noch schlimmer, die Russischen Soldaten kriegen nichts zu futtern.

Im Prinzip könnten sich, wenn die Russen mal da sind, die Ukrainer wieder zurückziehen und an einem anderen Ort wieder Russischen Boden erobern. Die Russen sind dann ständig am herumrennen und schädigen damit ihr Material und noch schlimmer, die Soldaten haben keinerlei Motivation mehr.

Im Krieg gilt aber: Ohne Mampf kein Kampf!

Tellensohn