Warum akzeptieren (manche) Menschen die Wissenschaft nicht?
Ich rede jetzt hier nicht von kontroversen Themen sondern von Sachen auf die sich viele Menschen einigen können.
Also wenn es eindeutig viele gute Studien gibt etc.
Beispiele: Flacherdler, Corona, Klimawandel und mein neuestes Thema Lerntypen
Und was davon betrachtest du als nicht kontroverse Wissenschaft?
Whoaaa, das die Erde rund ist haben schon die Griechen rausgefunden...
Außerdem meine ich mit kontrovers hier logisch anfechtbar
9 Antworten
Menschen neigen dazu, etwas zu leugnen, wenn es nicht in ihr vorheriges Weltbild gepasst hat, auch wenn es logisch klingt. Das würde nämlich bedeuten, dass sie nicht recht hätten.
Wissenschaft ist außerdem kompliziert - eine einfachere Lösung ist viel schöner und besser zu verstehen.
Beispiel ist eine Flache Erde
Eine Flache Erde ist im Kopf mit der Schwerkraft viel logischer und besser zu verstehen als eine Kugel die schweben kann und ein kompliziertes Magnetfeld und ein Schwerkraftspunkt hat
Außerdem versuchen sie Probleme wie den Klimawandel zu leugnen, damit sie sich darum nicht kümmern müssen
Kein Klimawandel = Problem gelöst
Es gibt noch viele viele andere Gründe, aber diese sind oft der Fall.
Die Studie an sich ist keine Wissenschaft. Es gibt Studien, die jeglichen unsinn behaupten, bestimmt gibt es eben auch eine Studie, die belegt, dass die Erde flach ist. Studien haben aus sich selbst gar keinen Wert. Darüber hinaus ist eine Studie nicht automatisch eine Studie, wenn der Begriff Studie auf dem Dokument steht.
Weiterhin haben Studien nicht immer die Wissenschaft, einen Mehrwert für das Gemeinwohl im Blick. Es gibt auch zahlreiche Studien, die Produktbezogen sind. Diese Studien sind profit- bzw. absatzbezogen. Es hat einfach keinen Mehrwert für die Allgemeinheit, wenn der eine Zahnpastahersteller für eines seiner tausend Produkte eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass es die beste Zahnpasta ist.
Eine Flache Erde ist im Kopf mit der Schwerkraft viel logischer und besser zu verstehen
Aber nur für Menschen, deren Verständnis von Gravitation auf Vorschulniveau dümpelt.
Ist doch bei den meisten der Fall.😂 Ihr größtes Argument ist oft, dass man bei einer runden Erde runter fallen würde
Da hast du aber ganz verschiedene Themen zusammengefasst, die nicht zusammen gehören. Außerdem gab es auch mal für die "Erfindung" der Lobotomie einen Nobelpreis, weil es damals Konsens unter den Psychiatern war, dass sich damit psychische Krankheiten heilen lassen.
Flache Erde: Die meisten Flacherdler glauben das nicht wirklich, sondern behaupten das nur humorig, um mit dem Gegenüber eine humoreske Diskussion führen zu können. Es ist ein Spiel.
Corona: Naja, ich hatte im Jan./Feb. 2020 die alpha-Variante, damals über 60 Jahre alt, über 120 kg schwer, seit Jahren kein Sport (außer etwas Gartenarbeit), dem Alkohol nicht abgeneigt. Ich habe es trotzdem ohne Medikamente und ärztliche Hilfe überstanden. Aber war eine Nacht nicht schön - muss ich eingestehen. Nur sollte man bei einer Viruserkrankung mit 0,02% Mortalität keine solche Welle machen, wie es der Staat gemacht hat.
Lerntypen: Habe ich keine Ahnung von, schreibe ich nichts dazu.
Klimawandel: Es sprechen sich immer mehr Klimaexperten - mutig in der Öffentlichkeit - gegen das CO2-Bashing aus, mittlerweile drei Nobelpreisträger in Physik (John Clauser, Ivar Giaever, Robert Laughlin). Es liegt schlicht nicht an den anthropogenen CO2-Emissionen. Siehe z.B.
Werner Kirstein: Klimawandel; Realität, Irrtum oder Lüge?"
https://www.amazon.de/Klimawandel-Realit%C3%A4t-Menschen-zwischen-Glauben/dp/3947397224
Oder z.B.
Stefan Uhlig: Der natürliche Klimawandel; Fakten aus geologischer, archäologischer und astrophysikalischer Sicht".
Oder dieses Lehrbuch, ausleihbar in der Hamburger Unibibliothek
https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/frontdoor.php?source_opus=105313&la=de
Besonders interessant eine Tabelle aus dem Buch
Wer ist denn nun der Wissenschaftsverweigerer und Klimaleugner, du oder deine Gegner, oder beide ein bisschen und mal so, mal so?
Das mit den Studien ist ein schlechtes Beispiel. Studien dienen aktuell deutlich weniger dem Transfer von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Studien werden Primär zur Bewertung von Personen und Institutionen herangezogen. Dabei zählt die Qualität so gut wie gar nicht und es wird zumeist nur auf die Quantität der Veröffentlichungen geschaut.
Daran sind zahlreiche hochkarätige wissenschaftliche Karrieren und öffentliche Gelder für zahlreiche wissenschaftlichen Institutionen und Bildungsstätten gekoppelt. Es gibt internationale Universitätsrankings, die sich durch minderwertig veröffentliche wissenschaftliche Studien manipulieren lassen. Es wird schlichtweg auf die Anzahl der Veröffentlichungen geschaut, jedoch fehlt die Manpower noch die Kompetenz die Inhalte zu bewerten.
Wer eine Professur oder eine Promotion bei den Topuniversitäten anstrebt, muss bereits zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen im Portfolio haben. Auch hier zählt eher die Quantität als Qualität.
Weiterhin trifft das Studienergebnis lediglich auf die Testumgebung zu, in der das Experiment durchgeführt wurde. Es ist ein in der Allgemeinheit oft praktizierter Fehler, diese Ergebnisse dann auf alle Lebenslagen niederzuschlagen.
Darüber hinaus unterliegen Studienveröffentlichungen aktuell nahezu keinen Regularien. Eben weil Studien in der Öffentlichkeit wenig hinterfragt werden, können diese auch zur gewollten Streuung von bestimmten Gedankengut instrumentalisiert werden.
Dann ist da noch die vierte Gewalt (aka Presse), die dann noch falsche Schlüsse zieht, falsch zitiert, den Kontext falsch darstellt etc. pp.. Dafür haben wir in unserer Medienlandschaft ja zahlreiche Beispiele. Oft reicht ein Blick in die Quelle und man merkt schnell, dass die Berichterstattung erhebliche Probleme beim Lesen und im Textverständnis hat.
Flacherdler sind Spinner, die sich von der Gesellschaft abgrenzen möchten und gleichgesinnte suchen.
Coronaleugner waren Menschen, die sich von der Regierung gegängelt gefühlt haben und sich leicht haben beeinflussen lassen. Auch diese Menschen leben in gesellschaftlichen Randgruppen. Damit meine ich die Menschen, die Verschwörungstheorien aufgestellt haben und nicht alle, die sich nicht haben impfen lassen.
Klimawandel Leugner gibt es nur noch sehr wenige. Vielmehr wird der Klimawandel heutzutage relativiert. Was auch vertretbar ist. Je nachdem wie weit man es treibt. Weder ist der Klimawandel unser Untergang, noch existiert er nicht.
Was du mit Lerntypen meinst, weiß ich nicht.
Einige Menschen wohlen Ihren Blick nicht erweitern und suchen nur Bestätigung. Insofern spielt es für sie keine Rolle, ob etwas richtig oder falsch ist
Ich kann dir aber ja auch mal eine Frage stellen. Wie stehst du zu Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien? Befürwortest du Leopardlieferungen oder nicht? Wenn du die Entscheidungsgewalt hättest, sagst du ja, oder nein?
Es gibt nicht DIE Wissenschaft.
Bei den Meinungen, die Du am Schluss genannt hast, bin ich völlig deiner Meinung.
Doch so ein Vertrauen, wie Du sie in die Wissenschaft hast, habe ich nicht.
Beim Studium meiner Tochter zum Thema ADHS, bei der Recherchen meines Bruders über die Inka-Zeit und bei zahlreichen anderen Gelegenheiten habe ich gesehen, wie unsorgfältig Wissenschaftler arbeiten. Wie Fehler nicht nur bei einem, sondern bei mehreren weitergegeben worden sind.
Die Vorläufigkeit wissenschaftlichen Wissens ist für Außenstehende schwer zu verstehen. Viele Menschen glauben, dass wissenschaftliche Erkenntnisse „gesichert“ sind, also klare und auf Ewigkeit richtige Antworten auf Fragen geben können. Andere denken, dass wissenschaftliches Wissen beliebig und eher Zeitgeist als Erkenntnis ist. Beides ist falsch. Ich vergleiche das gerne mit den Zwischenstufen von „Wer wird Millionär?“, bei denen man sicher sein kann: Bis hierhin ist alles auf jeden Fall korrekt. So etwas gibt es bei wissenschaftlicher Erkenntnis nicht. Andererseits ist es Unsinn zu meinen, dass auch fundamentale Erkenntnisse im Handumdrehen ins Gegenteil kippen könnten. Nein, auch der asymmetrische Zerfall eines subatomaren Teilchens wird nicht verändern, dass wir uns auf die Nase legen, wenn wir stolpern.
Interessanter – und viel relevanter – sind Fehler aus Unkenntnis, Dummheit, Arroganz, Eile, mangelnder Sorgfalt, kurzum: handwerkliche Fehler. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass so etwas passiert. Das können Tippfehler sein oder auch inhaltliche Missverständnisse. Solange sie korrigiert werden, sind sie Teil der sich ständig verbessernden Wissenschaft. Wenn die Datengrundlage wächst (Big Data), die Komplexität der Analyse zunimmt (künstliche Intelligenz) und der Abstand zwischen Forschungsfront und Master-Abschluss kontinuierlich zu wachsen scheint, dann sind handwerkliche Fehler in erheblichem Maße unvermeidlich. Aber ob ein Fehler einer wissenschaftlichen Aussage zugrunde liegt oder nicht, sehen wir häufig erst nachher.
https://www.netzwerk-suedbaden.de/gastbeitrag-gute-fehler-schlechte-fehler/
Fatal ist, wenn Wissenschaftler gewollt lügen, vertuschen oder Erkenntnisse "schubladisieren".
Wissenschaftler der grössten Oelfirmen hatten wissenschaftliche Erkenntnisse, dass es den Klimawandel gibt seit Jahrzehnten und griffen trotzdem Kollegen an, die das Gegenteil behaupteten
Die Ölkonzerne nutzten ihr Wissen, um Klimapolitik zu blockierenDie nun veröffentlichte Untersuchung zum Wissen und Verhalten von Total Energies stützt sich auf Dokumente aus fünfzig Jahren. Die Autoren kommen zum Schluss: Zwischen 1968 und 2021 ging das Unternehmen von der Bewusstseinsbildung zur Leugnung, dann zum offenen Angriff auf den wissenschaftlichen Konsens und schließlich zur Ablenkung und Verzögerung des Kampfes gegen den Klimawandel über.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/klimawandel-der-oelkonzern-total-wusste-seit-1971-von-der-globalen-erwaermung-a-b31a50ef-1d28-4774-a0a3-ca70756c0b70
Wissenschaftler der grössten Oelfirmen hatten wissenschaftliche Erkenntnisse, dass es den Klimawandel gibt seit Jahrzehnten und griffen trotzdem Kollegen an, die das Gegenteil behaupteten.
Das ist nicht richtig, da man vor Jahrzehnten nicht wissen konnte, was man selbst heute noch nicht weiß. Schaut man sich z.b. die mittlerweile veröffentlichten internen Papiere von Exxon aus den 1970ern an, kann von einer Vertuschung keine Rede sein. Aus den Papieren geht hervor, dass Exxon von einer potentiellen Gefahr durch CO2-Ausstoß schreibt, was es zu erforschen gilt.
Zwar wirkt die Behauptung von der angeblichen Vertuschung durch die böse fossile Industrie, die angeblich schon vor Jahrzehnten alles wusste, überzeugend, dennoch ist diese Behauptung falsch.
Ist so ähnlich wie mit dem berühmten abgeblichen 97 % Konsens zum Klimawandel basierend auf der Cook-Studie, der auf den ersten Blick überzeugend wirkt, jedoch gar nicht existiert. Schaut man sich diese Studie nämlich genauer an, kann man feststellen, dass aufgrund der Methodik dieser Studie selbst sog. "Klimaleugner" zu diesen 97 % zählen.
Interessant. Ich habe oft das Gefühl, dass manche Menschen sich Sachen nicht vorstellen können