Waren Römer, Griechen tatsächlich entwickelter von Technologischen wissen wie Deutschland, Frankreich im 13-16 Jahrhundert.?

5 Antworten

476 wird als der Untergang des Weströmischen Reiches gesehen, also liegen da gut 1000 Jahre zwischen deinem Angegebenen Zeitraum. Also haben sich die Menschen natürlich weiterentwickelt.

Es wird gerne so dargestellt als wäre das ganze Wissen der "überentwickelten" Antiken Welt im "dunklen" Mittelalter verloren gegangen, aber das kann man so nicht sagen. Ich weiß auch nicht woher der recht geläufige Gedanke kommt das viel Wissen verloren gegangen ist. Als ob die Menschen das was ihr Tageswerk ist von jetzt auf gleich vergessen. Schon gar nicht wenn man Bedenkt das der "Untergang" Roms nach moderner Forschung viel mehr eine Umwandlungsprozess war. Und z.B. die Brille, der Räderpflug und Mühlen sind nur wenige Erfindungen des Mittelalters die die Antike in der Form nicht kennt.


Miniaturwelt  19.05.2024, 21:50
Ich weiß auch nicht woher der recht geläufige Gedanke kommt das viel Wissen verloren gegangen ist.

Das ist oft so - z.B. beim Wechsel von Schriftformen. Papyrus zu Pergament.

Dabei findet immer eine Auswahl von Schriften statt, die überliefert werden(in das neue Medium übertragen). Aber grundsätzlich gilt - wichtige Dinge werden auch übertragen. Uninteressante oder alltägliche Dinge halt nicht.

Und z.B. die Brille, der Räderpflug und Mühlen sind nur wenige Erfindungen des Mittelalters die die Antike in der Form nicht kennt.

Man kann auch das Gesellschaftssystem als Verbesserung gegenüber der zentralisierteren Antike ansehen. Aber du hast ja schon einige Punkte genannt.

Ich denke, dass man beide Epochen differenziert betrachten sollte.
Die römischen Villen ("Villa rustica") hatten vor allem Großgrundbesitzer, es gab aber auch - gerade in der Landwirtschaft - viele Sklaven, und auch Kleinbauern, die wohl nicht denselben Lebensstandard hatten wie der Gutsherr.

Klar, diese Villen waren oft gut ausgestattet, mit Fußbodenheizung und verschiedenen Bädern (von kalt bis warm), mit Porticus und vielen anderen schicken Dingen. Die einfachen Gebäude aus der Römerzeit gibt es nicht mehr, das waren oft Bauten aus Holz. Auch bei den "Mietskasernen" in Rom selber wurde Holz benutzt.

"Die insulae waren leicht gebaut. Ihre mit Mörtel verputzten Außenmauern bestanden aus Holz, die Innenwände aus Geflecht oder dem üblichen Gemisch aus Stroh und Lehm. Aufgrund dieser Bauweise gingen die Bauten schnell in Flammen auf und stürzten leicht ein. Diese Eigenschaften erklären die Feuersbrunst des Jahres 64 n. Chr., der ganze Stadtviertel zum Opfer fielen."

Natürlich brach z.B. in Süddeutschland die römische Verwaltung beim Zusammenbruch des Imperiums ab, die germanischen Völker mussten zum Teil von vorne beginnen. Auch wenn ein Teil des römischen Know-Hows aufgrund dieser Zäsur "vergessen" wurde, das Mittelalter holte im Verlauf von 1000 - 1500 n.Chr. deutlich auf.

Ich nenne ja gerne Visby als Beispiel aus dem Mittelalter, diese Stadt (heute Schweden) war im 13. Jahrhundert eine der wichtigsten Städte des Ostseeraums. Sie war gut ausgestattet, auch mit richtigen Toiletten mit Wasserspülung und unterirdisch verlaufender Kanalisation. Nicht nur Schweden und Deutsche waren hier (als Handelsleute), sondern auch Russen und viele andere.

Natürlich lebten nicht alle Menschen so wie die reichen Handelsleute, auf dem Land - außerhalb der Stadt - sah es sicher anders aus. Man hatte Stadtmauern, um zu kontrollieren, wer in die Stadt hineinkam und wer sie wieder verließ. Nicht nur in Visby, sondern auch z.B. in Rothenburg ob der Tauber. Die Städter waren damals gerne unter sich. Dennoch betrieb man viel Handel.

Von Experte ArnoldBentheim bestätigt

Herzlich willkommen in der spannenden Welt des Mittelalters, eine sehr lange und vielseitige Epoche und die Zeit, welche heute am meisten durch den Dreck gezogen wird. Du stellst eine spannende Frage, weil sie vor allem von dem Bild geprägt ist, welches über das Mittelalter verbreitet wird und nicht vom Mittelalter selbst.

Wenn wir das Mittelalter mit dem Römischen Reich verglichen, sehen wir auf der einen Seite die Mamorantike, das idealisierte Bild der Antike mit Fußbodenheizungen und Kanalisation. Dabei sind das auch im alten Rom nur die Vorzeigeseiten. So wir Berlin leider nicht nur aus den Unter den Linden und der Museumsinsel besteht und Kreuzberg und Neukölln ignoriert werden.

Bild zum Beitrag

Geprägt von den Medien: düsteres Mittelalter mit dummen, primitiven und dreckigen Menschen - meist regnet es und alles ist gern blau eingefärbt. Schlecht gelaunt waren die eh immer.

Nein! Die Römer waren technisch nicht weiter entwickelt, im Gegenteil. Das Mittelalter war es.

Ja, die Römer haben wirklich großartige Dinge erschaffen, vor allem in der Architektur, den gigantischen Bauwerken, die guten Straßen und der Wasserversorgung über weite Strecken usw. Für solche großen Bauprojekte fehlten vor allem im Frühmittelalter die finanziellen Mittel der Herscher, aber auch die dafür nötige Infrastruktur und die Bürokratie. Tatsächlich fehlte aber auch der Bedarf. Es war für die sehr kleinen Städte im Mittelalter einfach keine Kanalisation notwendig. Rom hatte in der Hochzeit über eine Million Einwohner! Eine für damals unfassbar große Menge an Menschen auf engen Raum. Selbst die größten Städte des Mittelalters hatten in Mittel- und Nordeuropa vielleicht zehn- bis zwanzigtausend Einwohner.

Es mag auch etwas Wissen verloren gegangen sein, aber das Mittelalter hat so viele Erfindungen hervorgebracht und hat technische Lösungen erdacht, welche den Römern noch völlig unbekannt waren. In der Architektur ebenso wie in Technik, Landwirtschaft und Maschinenbau.

Wie ich schon sagte, fehlte einfach der Bedarf für große Bauten. Die fantastischen Thermen der Römer wären fürs Mittelalter völlig überdimensionalisiert. Zudem hatte sich die Badekultur sehr verändert. Es wurde kleiner, man kann auch gemütlicher sagen. In Nürnberg gab es für die 15.000 Einwohner mehr als 15 privatwirtschaftlich betriebene Badehäuser, unzählige Baderäume in Burgen, Klöstern und Privathäusern. Das Sitzbad verdrängte das Gemeinschaftsbecken.

Kommen wir zu den Erfindungen und Errungenschaften, über welche die Römer nicht verfügten:

  • Baustil und Technik der Gotik! Niemals waren die Römer imstande so hoch, dünnwandig und lichtdurchflutet zu bauen wie die Menschen im Mittelalter! Eine gotische Kathedrale wäre für die Römer unvorstellbar gewesen.
  • Brunnenbau, eine unterschätze Wissenschaft. Wusstest du, dass im Mittelalter Brunnen mit einer Tiefe von 100 bis 200 Metern nicht nur möglich, sondern recht häufig waren? Burgen auf Bergen, hoch über der Landschaft konnten die Römer deshalb schon nicht bauen.

Bild zum Beitrag

Unvorstellbar im alten Rom: Riesiger und hoher Innenraum einer gotischen Kathedrale

Mechanik und Maschienen

  • Unzählige Kräne, Hebevorrichtungen waren sehr komplex und typisch mittelalterlich.
  • Im Mittelalter wurde das Uhrwerk erfunden.
  • Es gab komplizierte Gerätschaften, welche die Römer noch nicht kannten.
  • Die Brille wurde erst im Mittelalter erfunden
  • Das Fernrohr auch.
  • Der Webstuhl
  • Natürlich der Buchdruck am Ende des Mittelalters!
  • Überhaupt kannten die Römer keine Bücher. Diese haben nämlich einen erheblichen Vorteil gegenüber Schriftrollen: man kann leicht vor und zurück blättern, Informationen freier und schneller zusammenfassen und erfassen. Buchbinderei also!Handels

Seefahrt

  • Der Kompass - unbekannt bei den Römern, ermöglicht eine völlig andere Navigation
  • Die Schiffe waren spätestens seit den Wikingern erheblich besser und hochseetüchtig. Die Römer fuhren sehr ungern zur See und hatten ja auch erst wegen der Punier überhaupt eine eigene Flotte. Ihre Schiffe eigneten sich fürs Mittelmeer recht gut, der Badewanne aller Meere.
  • Große Segelschiffe, die sogar gegen den Wind kreuzen konnten, gab es nicht bei den Römern. Im Mittelalter brauchte man keine Rudergaleeren.
  • Die ganze Mechanik, welche für Segelschiffe nötig ist, gab es damals auch nicht.
  • Ebenfalls kein Steuerrad! Römer nutzten das Seitenruder, oder das Heckruder
  • Die Schiffe waren im Mittelalter größer, konnten mehr Tonnen Gewicht transportieren als die antiken Vorgänger
  • Die Bausweise der Schiffe war sicherer gegenüber Stürmen und wilder See

Waffentechnik

Die Römer hatten ja eine Vielzahl an Kriegsmaschienen und doch war das Mittelalter dann auch spätestens ab dem Hochmittelalter weiter.

  • Die Armbrust war den Römern unbekannt
  • Bessere Stähle dass bald auch Vollrüstungen aus Platten möglich wurden (ab dem 14. Jahrhundert)
  • Schusswaffen und Kanonen
  • Bessere Schmiedetechniken
  • Mehrfacharmbrust mit Magazin für Bolzen
  • Der Langbogen

Landwirtschaft

Die Römer kannten noch vieles nicht, so wussten sie nicht um den Zusammenhang zwischen Bodenerosion und Landwirtschaft. Waren die Felder ausgelaugt, wurden eben neue Wälder gerodet. Eine Waldwirtschaft wie im Mittelalter gab es nicht.

  • Dünger
  • Drei-Felder-Wirtschaft - extrem wichtige Erfindung
  • Der moderne Pflug, der bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurde und heute eigentlich auch, nur motorisiert, ist eine Erfindung des Mittelalters. Er hat die Erträge erheblich vergrößert.
  • Die Windmühle, allerdings hatten die Römer Wassermühlen, die es im Mittelalter auch gab.
  • Neue Pflanzenzüchtungen

Gesellschaftliche Entwicklungen

Neben rein technischen Erfindungen spielen auch gesellschaftliche Erfindungen eine wichtige Rolle.

  • Die Versicherung ist eine Erfindung des Mittelalters
  • Bargeldloser Zahlungsverkehr kannten die Römer nicht. Da war wirklich nur Bares Wares
  • Universitäten
  • Internationale Handelsgemeinschaften wie die Hanse... undenkbar in Rom, welches den Handel ohnehin stiefmütterlich behandelte.
  • Kontorhäuser

Meine Liste ist nicht vollständig und ich habe einfach nur das wiedergegeben, was mir gerade spontan eingefallen ist. Es gibt noch viele andere Beispiele, die uns gar nicht so klar werden, weil wir diese Dinge immer noch benutzen. Knöpfe zum Beispiel kamen erst sehr spät auf.

Fazit!

Die Römer hatten eine sehr hochstehende Zivilisation und haben großes geleistet. Ihr Wissen ist auch nicht mit einem Schlag verloren gegangen, das allermeiste hat sich erhalten und weiterentwickelt. Vieles ist einfach deshalb verschwunden, weil der Bedarf nicht da war oder die strukturellen und wirtschaftlichen Mittel einfach fehlten. Oft haben neue Techniken oder schlicht Mode und Ansprüche zu anderen Verhältnissen geführt.

 - (Deutschland, Sprache, Religion)  - (Deutschland, Sprache, Religion)

ArnoldBentheim  11.05.2024, 21:03

Sternchenantwort! 👍

Tutmosis  16.05.2024, 16:49
@ArnoldBentheim

Ja, aber teilweise nicht richtig. Das römische Imperium war teilweise auf einem technologischen Stand wie "wir" um 1820! In manchen Dingen sogar weiter. Für manche Technologien war die Zeit noch nicht gekommen. Dabei muss man trennen, was sie hätten machen können, aber nicht getan haben. Wäre das Imperium Romanum nicht untergegangen, wären wir heutzutage wahrscheinlich in unserer technologischen Entwicklung ein gutes Jahrtausend weiter. Vorausgesetzt, es hätte sich kontinuierlich weiterentwickelt.

ArnoldBentheim  16.05.2024, 20:57
@Tutmosis
Ja, aber teilweise nicht richtig.

Wir sind uns ja einig, dass das Sternchen verdient ist. Wollen wir jetzt wirklich an ein paar Einzelheiten herummäkeln?

Wäre das Imperium Romanum nicht untergegangen, wären wir heutzutage wahrscheinlich in unserer technologischen Entwicklung ein gutes Jahrtausend weiter. Vorausgesetzt, es hätte sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Dieser These widerspricht, dass sich das oströmische Reich noch viele Jahrhunderte kontinuierlich entwickelt hat. Die Ergebnisse entsprachen eher den Entwicklungen im westlichen Europa.

Miniaturwelt  19.05.2024, 21:53
@Tutmosis
Wäre das Imperium Romanum nicht untergegangen, wären wir heutzutage wahrscheinlich in unserer technologischen Entwicklung ein gutes Jahrtausend weiter. Vorausgesetzt, es hätte sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Das sind grobe Falschinformationen. Weder ist das römische Reich untergegangenen, noch war es dem Mittelalter technologisch in irgendeiner für das Mittelalter relevanten Hinsicht überlegen.

Tutmosis  20.05.2024, 00:04
@Miniaturwelt

Ich bitte nur darum, die Antike fair zu behandeln. Nur ein Beispiel. Man hat aus römischer Zeit Armaturen (Absperrarmaturen) gefunden. Sogenannte Kegelhähne, mit eingeschliffenem Küken. Die Römer benützten sie um ihre Wasseranlagen in Bädern und Haushalten zu betreiben. Als sie ausgegraben wurden, dachte man an Schrott aus der beginnenden Neuzeit. Solche Armaturen waren erst mit Beginn der Renaissance wieder in Gebrauch. Die Römer stellten Wasserleitungen aus Bronze und Blei her und hatten ein ausgeklügeltes System für die Berechnung der Durchflussmengen. Sie bauten Druckleitungen um Taleinschnitte zu queren, ohne Aqädukte bauen zu müssen. Sie bauten Kolben-Wasserpumpen mit gedrehten Kolben, die auf 0,2 mm genau bearbeitet waren und einer Abdichtung mit Lederringen.

Miniaturwelt  20.05.2024, 08:26
@Tutmosis

Das liegt halt nicht an der technischen Machbarkeit, sondern an der Notwendigkeit. Rom hätte Teils 1 Millionen Einwohner. Frankfurt am Main z.B. als wichtige Messestadt knapp 20.000.

Eisenkrieger  21.05.2024, 12:35
@Tutmosis
Das römische Imperium war teilweise auf einem technologischen Stand wie "wir" um 1820!

Wie kommt man ernsthaft zu so einer unsinnigen Aussage? Das ist wirklich Quatschkram.

Die Römer und die Altgriechen waren weiter entwickelt als die Europäer im Mittelalter,


Eisenkrieger  11.05.2024, 10:17

Nein, das stimmt nicht.

ymarc  11.05.2024, 10:20
@Eisenkrieger

Sieh die Bauten und die Infrastrukturen z.B der Römer. Der Staatsapparat war auch besser entwickelt als im Mittelalter.

Tutmosis  16.05.2024, 17:39
@ymarc

Von der Nichtvergleichbarkeit beider Gesellschaftssysteme mal abgesehen, empfehle ich folgendes Buch.

https://images2.medimops.eu/product/a6d10e/M03406048722-large.jpg

Gegenüber der antiken Technologie war das Mittelalter wohl tatsächlich ein Zusammenbruch. Natürlich ging nicht das gesamte antike Wissen verloren, aber weite Teile davon und musste später wiederentwickelt werden.

Miniaturwelt  19.05.2024, 21:54
@Tutmosis

Es ging kein Wissen in größerer Menge verloren - dieses Wissen war schlichtweg unabwendbar.

In einigen Bereichen waren sie das. Viel wurde erst später wieder entdeckt.

Vor den Römern bereits die Babylonier waren sehr weit Entwickelt, aber viel antikes wissen ist verloren gegangen als die Bücherei von Alexandria gebrannt hat. Bedenke dass es damals keine Kopierer gab, also viele wissenschaftliche und philosophische texte schlicht nur einmal auf der Welt existieren. Und in der Bücherei waren 300.000 - 700.000 Schriftstücke, alle verbrannt.

Aber, zum großen Teil haben auch die Sklaven einen hohen Lebensstandard ermöglicht.


Miniaturwelt  19.05.2024, 21:58
Vor den Römern bereits die Babylonier waren sehr weit Entwickelt, aber viel antikes wissen ist verloren gegangen als die Bücherei von Alexandria gebrannt hat. 

Den Brand, den es nach heutigen historischen Kenntnisse niemals gab? Dieses angebliche verschwörungstheoretische Wissen ist so imaginär wie dein Großbrand. Nach heutigen Kenntnissen ist die Bibliothek von Alexandria mit der Zeit für Geldgeber uninteressant geworden, weil Wissen immer dezentraler gesammelt wurde (von vermögenden Privatpersonen und weltlichen Herrschern). Die Bibliothek wurde also mit der Zeit "aufgelöst" , wie das restliche römische Reich - eben weil fortschrittlichere Zeiten (eben das Mittelalter) eingeläutet haben.