Wann brauche ich das „a“ im Spanischen?
Guten Morgen,
leider habe ich noch ein wenig Schwierigkeiten dabei, zu verstehen, wann genau ich das kleine Wörtchen „a“ benötige.
- Wieso benötige ich hier das kleine Wörtchen „a“?
- Und wieso benötige ich hier nicht das kleine Wörtchen „a“?
- Wo genau ist der Unterschied bei den beiden Beispielen (siehe Fotos)?
- Gibt es eine Regel, wie ich erkennen kann, wann genau ich ein „a“ benötige?
Ich freue mich über eure ausführlichen Erklärungen.
2 Antworten
Das sind zwei unterschiedliche Konstellationen.
Beim 1. Satz ist mi hermano pequeño bzw. le das complemento indirecto (Dativobjekt bzw. Dativpronomen). Das Subjekt, auf das das Verb konjugiert ist, ist las patatas. Um den Dativ zu markieren würde bereits le ausreichen. Wenn das Dativobjekt zusätzlich genannt wird, muss ein a davorstehen: a mi hermano pequeño. Ebenso bei Akkusativobjekten (complemento directo), wenn es sich um Personen oder Personifiziertes handelt: veo una silla, veo a una mujer.
Übrigens: Wenn du le gusta mit ihm gefällt übersetzt kommt es näher an die spanische Verwendung des Dativs hin. Er mag ist anders, da im Deutschen Akkusativ.
Beim 2. Satz ist mi hermano das Subjekt, auf welches das Verb gebeugt ist. Präpositionen leiten Objekte ein. Vor dem Subjekt steht folglich keine Präposition, denn a würde es als Objekt kennzeichnen: mi hermano (Subjekt) ve una silla (Akkusativobjekt), mi hermano (Subjekt) ve a una mujer (Akkusativobjekt, jedoch Person). A mi hermano (Dativobjekt, Zusatz) le (Dativpronomen, Pflichtbestandteil) gusta la silla/mujer (jeweils Subjekt, also keinesfalls mit Präposition).
Hey, schau dir sehr gerne meine neueste Frage an: https://www.gutefrage.net/sprache-literatur-raetsel/fremdsprache-uebersetzung/spanisch/frage/was-bedeutet-das-hier-bei-den-spanischen-vokabeln
Liebe Grüße
maennlich2002
Im ersten Beispiel ist es ein Objekt: Wem gefallen (schmecken) Pommes Frites und Pizza? Daher braucht man im Spanischen ein "a". Subjekt sind die Kartoffeln und die Pizza. Daher steht das Prädikat auch im Plural "gustan".
Das gilt bei Personen auch für den Akkusativ.
Vergleiche: Veo un coche. / Veo a Juana.
Im zweiten Beispiel ist der Bruder das Subjekt und dann braucht man kein "a".
Das Subjekt hat eine direkte Beziehung zum Prädikat (Verb). Objekte sind das Ziel der Handlung.
Im Normalfall helfen die Fragen:
Subjekt: Wer oder was?
Akkusativobjekt: Wen oder was?
Dativobjekt: Wem (oder was)?
Im ersten Beispiel sind die Pommes Frites und die Pizza das Subjekt: Wer oder was schmeckt meinem Bruder?
Im zweiten Beispiel ist "Mi hermano" das Subjekt: Wer oder was lernt für eine Englischprüfung?
Im ersten Beispiel ist der Bruder das Dativobjekt: Wem schmecken nur Pommes Frites und Pizza?
Akkusativ und Dativ verhalten sich im Spanischen oft anders. Die Probe mit wen oder wem ist deshalb nicht ratsam, auch wenn sie unter Umständen zutrifft. Wem schmecken Pommes? Wer mag Pommes? Im Spanischen ist beides ¿A quién le gustan las patatas fritas?
Ich weiß, was du meinst, aber die Unterschiede zwischen Akkusativ bzw. Dativ und complemento directo bzw. complemento indirecto sind gering. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nur 9 Verben, bei denen es eine Abweichung gibt, z.B. das Verb helfen. Der Akkusativ ist nichts anderes als ein direktes Objekt mit entsprechender Deklination, der Dativ ist ein indirektes Objekt mit entsprechend anderer Deklination. Ich habe in beide Richtungen unterrichtet (Deutsche lernen Spanisch, Spanier lernen Deutsch) und es war im Elementarbereich immer von großem Vorteil, wenn man nur die wenigen Ausnahmen lernte und sich den Rest über die Muttersprache herleiten konnte - vorausgesetzt, man lernt die passende Übersetzung. Wenn man "gustar" nur mit "mögen" übersetzt, wird es natürlich schwierig. Daher habe ich z.B. dieses Verb immer über den Dativ bzw. über das complemento indirecto eingeführt und erst später auf weitere Übersetzungsmöglichkeiten hingewiesen.
Ich habe auch beidseitig unterrichtet: Spanisch-Fremdsprachler und spanische Muttersprachler der Sekundarstufe (ESO) und denke, dass das ist nicht zu empfehlen ist. Außer, um ganz am Anfang das Konzept aufzuzeigen, was das complemento directo und indirecto bzw. Akkusativ und Dativ überhaupt sind. Die Unterschiede sind jedoch viel zu groß und ohne korrekt zwischen complemento directo und indirecto zu unterscheiden, gelangen Schüler schnell in eine Sackgasse.
Wann kommt es im Spanischen zum complemento indirecto: Wenn ein Verb zwei Objekte verlangt (egal ob beide genannt werden oder nicht) oder wenn es sich um ein verbo emocional wie gustar, encantar etc. handelt. Ansonsten nicht.
Im Deutschen gibt es Verben durch alle Klassen und Bedeutungen, die Dativ fordern. Natürlich wird auch dort neben dem Akkusativ Dativ gefordert, wenn es zwei Objekte gibt, aber der große Unterschied sind die Präpositionen (mit ihm, ohne ihn), inkl. Wechselpräpositionen (im Raum, in den Raum) und dass Emotionsverben meist gar kein Dativ verlangen: le pone nervioso/triste (er/sie macht ihn nervös/traurig), le enfade (er/sie macht ihn wütend), le alegra (es freut ihn/sie), le vuelve loco (es macht ihn/sie verrückt), le da asco (es ekelt ihn/sie an), le da rabia (es macht ihn/sie wütend), le hace reír (es bringt ihn/sie zum Lachen) etc.
Und die Reihe der Verben, die im Deutschen Dativ erzwingen stimmt teilweise auch nicht mit dem Spanischen überein: ihm/ihr helfen (lo/la ayudo), ihm/ir ähneln/ähnlich sein (se parece a ... ist koppulativ im Spanischen), ihm/ihr begegnen (toparse con ... ist reflexiv; encontrarse
Ich finde, es ist einfach nicht nachhaltig, den deutschen generalisiert mit dem complemento indirecto zu vergleichen. Für eine erste Erklärung ist es ganz OK, solange die mit Warnhinweis erfolgt. Ansonsten sollte besser angegeben werden, was etwas genau zum complemento indirecto macht.
Zwei drei kleine Fehlerchen bzw. die Unvollständigkeit nach encontrarse bitte ich zu entschuldigen. Ich hatte den Text noch umgestellt und die Zeit lief ab und konnte nicht mehr korrekturlesen. Es geht aber um die Sache an sich.
Alles gut. Jeder kann und soll unterrichten, wie er es für richtig hält. Ich habe wenig Interesse daran, mit einem Kollegen eine Diskussion über die methodische Vermittlung zu führen.
Als Linguist, der ich in erster Linie bin, möchte ich aber noch darauf hinweisen, dass du mit Präpositionen und reflexiven Verben neue Klassen eröffnest, die nichts mit meiner ersten Erklärung zu tun haben, auf die du reagiert hast. Ich habe mich komplett auf die verbale Rektion beschränkt, um die es dem FS ging. An der Uni hatte ich 5 Spanischprofessoren, die es alle einheitlich vermittelt haben und auch in den Grammatikbüchern werden bei der verbalen Rektion nur ein paar wenige Verben aufgeführt.
Das hat nichts mit der präpositionalen Rektion / den Präpositionalergänzungen zu tun und auch nichts mit den Besonderheiten, die für reflexive Verben gelten. Noch weniger hat es etwas mit Wechselpräpositionen oder generell den einfachen Präpositionen zu tun.
Ich hoffe, wir können das so stehen lassen. :))
Kollegiale Grüße und einen guten Wochenstart!
Wie genau kann ich am besten erkennen, ob es sich um ein Subjekt oder ein Objekt handelt?